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Freundinnen und Freunde der kleinen und großen Ängste und Paniken!

Mein Roman *fg*:

Schon etwas länger ist es her dass ich euch geschrieben habe. Trotzdem habe ich aber ab und zu im Forum mitgelesen. Mir geht’s derzeit sehr gut. Tunnel jetzt regelmäßig zu den Eltern meines Freundes und wieder zurück – aufgeregt bin ich zwar jedes Mal aber Angst oder Panik hab ich nie bekommen. So lässt es sich auch leben. Außerdem hat sich mein Krankheitsbild ja extrem gewandelt. Bin ja seit Oktober in Therapie (Existenzanalyse 1-2 mal/Woche) und hab 1 x die Woche Shiatsu-Massagen. Weiters hab ich mir Bücher gekauft (Ängste verstehen und überwinden von „e scho wissen “, Gefühle verstehen und überwinden von „a scho wissen“ , dann „Die neue Medizin der Emotionen. Stress, Angst, Depression: Gesund werden ohne Medikamente“ von David Servan-Schreiber und ein weiteres das ich später noch erwähne).
Des Öfteren habe ich ja schon gehört und gelesen, dass eine Kombination von zwei oder mehreren Therapieformen individuell je nach Person und Ängste am besten „wirkt“. Meine Kombi war die Existensanalyse in Therapie und die Verhaltenstherapie mit dem Buch von Doris Wolf. Hat genial geklappt. Mit der Verhaltenstherapie hab ich mich stabilisiert und in der Existensanalyse hab ich meine Leichen aus dem Keller gebuddelt – und das waren nicht wenige und da liegen noch viele *grins*. Auf alle Fälle waren sich mein Therapeut, mein Neurologe und ich uns irgendwie nie sicher was bei mir nicht stimmt. Auch wenn die Diagnose nicht sooo wichtig ist, für mich wurde sie irgendwann mal wichtig – ich wollte wissen was los ist, denn es traf NICHTS zu dass ich vermutet hätte. Mein Therapeut hat sich immer recht nobel zurückgehalten was ich ihm hoch anrechne. Er hat mich nie mit abstrusen Krankheitsbildern in Panik gebracht. Hab mit zum Beispiel fix das Boderline-Syndrom eingebildet und wäre an diesem Gedanken fast zu Grunde gegangen. Auf alle Fälle hat es halt im Oktober mit Panik begonnen, dann ist es zu Angst geworden, dann war’s ein Burnout, dann innerer Unruhe und Depression, dann Borderline u.s.w. Ich war echt am verzweifeln weil am Ende hat es dann folgendermaßen ausgeschaut: Ich habe alles gemacht was zu machen ist, meinen Tag gestaltet und gelebt wie jeder andere normale Mensch (z.B. ich stehe immer gerne in der Früh auf – freu mich dann richtig auf den Tag, mach mir ein Frühstück, geh danach außer Haus und gönn mir mit Freunden einen guten Kaffee im Kaffeehaus. Dann gehe ich lernen oder Vorlesungen oder fahr in die Therme oder Schi. Abends hopse ich fast täglich ins Fitnessstudio, am Abend bekocht mich mein Schatz, wir essen zusammen, schauen einen guten Film an, kuscheln, schmusen u.s.w. schlafen ein wachen auf und ein neuer schöner Tag beginnt…). Das ist keine Fiktion sondern Realität und trotzdem hatte ich permanent ein „Bauchgefühl“ in mir das zieht, und zieht, und zieht und an meinen Magennerven reißt. Alle 5 Woche kommt dieses Gefühl und jedes Mal begann es schwächer endete stärker. Jedes mal nachdem es vorbei war hab ich mir gesagt: “Mit dem kann ich leben, auch wenns immer schlimmer wird“.
Das letzte Mal hatte ich dann dieses Gefühl einen Tag vor meinem Geburtstag. Da war es aber so schlimm, dass ich meinem Therapeut und meiner Familie und Freunden gesagt habe dass ich dieses Gefühl nicht noch mal überleben werde. Wenn es wieder kommt nehme ich mir das Leben auch wenn ich nicht will. Aber das schaffe ich nicht noch einmal. Es war so schrecklich dass es unbeschreiblich und unfassbar ist. Mir fehlen bis heute die Worte zu diesem grauenhaften Gefühl. Es war keine Angst oder Panik oder Depression – kein hoher Puls, kein Fluchtgedanke, kein Gefühl des Durchdrehens oder des Kontrollverlustes, kein Wurschtigkeitsgefühl, keine Trauer im eigentlichen Sinn, …. einfach unbeschreiblich. Das einzige dass ich beschreiben kann: Ich habe nur geheult – hatte ein Handtuch in das ich hineingeschrien habe und geschrien und geweint zugleich und es hat nicht aufgehört dass Gefühl. Im Bauch hat es gezogen und gerissen und ich konnte das Gefühl nicht in die Gegenwart einordnen oder einer Situation oder Gedanken zuordnen. Es war da und ich konnte nicht herausfinden was es wollte. Ich hab das Gefühl gefragt und ihm alle möglichen Antworten angeboten doch es hat nichts geholfen, nichts gebracht. Hab mit meinem Schatz einen Spaziergang gemacht, sind Enten füttern gegangen, haben gekuschelt, war sogar im Fitnessstudio, konnte also alles machen aber trotzdem war dieses Gefühl da und lies nicht locker (hab übrigens auch beim Spazierengehen, Studio u.s.w. immer gehuelt!!). Am Abend bin ich dann zusammengekrümmt mit einem tränennassen Handtuch im Vorzimmer am Boden gelegen und habe nur noch geschrien und geweint und da war kein Ausweg – da war nichts. Das schrecklichste war aber dass ich egal an was ich gedacht habe das Gefühl weder schlechter noch besser geworden ist. Für mich war das phänomenal. Wenn ich ans Sterben und an den Tod gedacht habe ist das Gefühl komplett gleich geblieben (es wurde nicht schlimmer noch besser). Das gleiche bei schönen Gedanken (das Gefühl wurde nicht besser noch schlechter). Es war komplett egal was ich gedacht habe – das Gefühl blieb gleich – ein Zimmer mit vielen Wänden ohne Türen. Negative Gedanken haben es nicht schlimmer gemacht, positive Gedanken nicht besser – auch umgekehrt nicht. Es hat nix mehr funktioniert - keine Therapie kein Buch njente – finito – sense- was auch immer man dazu sagen kann. Bin dann erschöpft eingeschlafen und am nächsten morgen war das Gefühl – eh klar- noch da aber beim weinen hab ich mir schwer getan. Bin dann auf, hab Frühstück ans Bett bekommen, bin auf die Uni und am Abend hab ich dann mit Freunden Geburtstag gefeiert, Spiele-Abend, Raclette essen – alles mit meinem Bauchgefühl aber Gott sei Dank ohne weinen. Seitdem geht’s besser und besser und besser – dann kam das Buch: „Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren“ von Luise Reddemann. Mein Therapeut hat’s mir gegeben und gesagt: Lies mal und schau ob dir das hilft“. Und es hat eingeschlagen wie eine Bombe – ja das bin ich, das hilft mir – das ist es – ich rede mir das nicht ein – ich hab posttraumatische Störungen (die leider etwas verwandt zum Borderline stehen, aber das macht nix). Ich hab mir das Buch dann selber gekauft, mache die Übungen regelmäßig und fühl mich das erste Mal selbst von mir verstanden. Meine Gefühle sind nämlich immer so abgekapselt gewesen, so nicht auf das jetzt und die Realität bezogen – eben weil sie aus der „Vergangenheit“ stammen und ihren rechten Platz in meinem Leben „einfordern“, weil sie ein Teil von mir sind. Sie wollen gefühlt werden und ich kann mit diesen Übungen steuern wie lange und intensiv ich diese Gefühle leben lasse. Ich hab auch wieder zu mir gefunden und mich selbst wahr genommen und alles was zu mir dazu gehört – jedes verletzte Kind in mir wird nun fürsorglich gepflegt und geliebt und alles wird erklärt und relativiert und ich als Erwachsener kann jetzt meinen kleinen verletzten Seelen helfen und erklären warum das so ist so war u.s.w.. Ich pflege meine Gärten und Rückzugsburgen und habe mein verändertes Leben angenommen, denn aus der Angst gibt’s kein zurück sondern nur ein hindurch – aber das wisst ihr e alle.

Tja nun sind wir uns alle sicher dass es posttraumatische Störungen sind und dass ich sicher noch lange Zeit daran arbeiten muss und vielleicht noch öfter noch viel schlimmere Phasen haben werde – aber ich weiß was mir helfen kann – und falls das nicht mehr hilft dann kommt eine andere Lösung – apropos gestern hab ich erfahren dass ich bei der Schilddrüse zwei echoarme Knoten habe. Mal schaun wie das weitergeht. Derzeit beunruhigt mich gar nix mehr. Ich steh so fest im Leben dass es ein Genuss ist. Hoffe das bleibt für immer so

Danke an alle die das durchgelesen haben und ich hoffe dass ihr auch euren Weg finden werdet.

Bussal Happy

15.02.2009 15:08 • 15.02.2009 #1


1 Antwort ↓

C
Chapeau!
Ich habe mich in das gleiche Gebiet hineingeschlichen mit dem Buch über die 11 Lebensfallen, sein Leben neu erfinden.
Ich hab alles gemacht und zugelassen, aber leider nicht mit deinem Erfolg, oder sagen wir mal, mit einem anderen Ergebnis.
Ich bin im Umgang meiner Mitmenschen viiiiiiiiiel gelassener geworden, mich verletzt man nicht mehr ( so schnell) , aber meine Ängste haben dadurch nicht nachgelassen.
Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und das von Herzen
Iris

15.02.2009 15:17 • #2





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