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SonnigeSonne
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Hallo,
Ich hatte vor einiger Zeit in diesem Forum eine Frage gestellt und bekam daraufhin wirklich nette Antworten. Nun dachte ich mir, dass ich als Dankeschön auch einmal meinen Beitrag leisten könnte und euch von meinem Kampf und Sieg über die Angst berichte. Dies wird ein etwas längerer Bericht, dennoch denke ich, dass es für einige wichtig ist, dass sie vielleicht alles wissen, um vielleicht Tipps mitnehmen zu können.
Zunächst etwas zu meiner Person: Ich bin in meinen späten 20ern und habe schon so einiges in meinem Leben miterleben dürfen/müssen. Die Grundschule verlief noch recht okay, aber schlimm wurde es auf dem Gymnasium. Bereits ab der 5. Klasse bekam ich Mobbing-Attacken zu spüren. Diese kamen noch nicht von meinem näheren Umfeld, sondern vielmehr von Schülern aus den höheren Klassen. Meine Mutter schnitt mir damals immer die Haare (ich fand es okay, die aus den oberen Klassen wohl nicht). Fast jeden Tag kamen Leute zu mir und meinten, ich hätte eine perverse Frisur und extrem dünne Haare. Gut, über sowas kann man noch hinwegsehen, aber mal im Ernst: Was sind das für Oberstufenschüler, die sowas zu einem Mädchen aus der 5. Klasse sagen? Naja, der Alptraum ging dann in der 7. Klasse erst richtig los. Die Klassen wurden durchmischt und tada, ich hatte Leute erwischt, die mich wohl nicht ganz so mochten. Es lag nicht an meiner Art, denn ich war schon immer jemand, der gerne dabei sein wollte, sondern wieder mal an meinem Aussehen. Ich dürfte mir die absoluten Klassiker anhören, wie du bist hässlich, mit der Tasche würde ich mich nicht in die Stadt trauen, halts Maul, du wirst nie einen Freund abbekommen und natürlich kamen dann noch die individuellen und pseudocoolen Sprüche, wie du hast echt nichts in der Birne, wenn du nicht einmal diese Aufgabe hinbekommst oder dich würde ich mit den Haaren nicht einmal mit der Kneifzange anfassen etc..
Wie ihr seht, war es der normale Schulwahnsinn und ich muss jetzt auch nicht theatralisch auf dem Boden liegen und meinen, dass keiner so viel leiden musste wie ich. Ich dürfte genug andere Fälle kennenlernen, bei denen es weitaus schlimmer war, aber was heißt schon schlimmer? Jeder Mensch geht mit solchen Sachen ja anders um. Ein Ereignis ist mir jedoch extrem demütigend im Kopf geblieben: Es ging um eine Klassenfahrt. Der absolute Alptraum für jemanden, der eh unten durch ist. Keiner wollte mit mir auf ein Zimmer. Die Lehrer haben mir auch kein Stück geholfen, sondern mir gesagt, dass ich mir nun endlich eine Gruppe suchen solle. Am Ende haben sich dann tatsächlich Leute erbarmt (sie wurden gezwungen), mich in ihr Zimmer aufzunehmen. Eine absolute Demütigung. Es ging aber noch weiter, denn ein Lehrer, der extrem schüchtern war, aber ein recht gutes Herz hatte, fragte etwas weiter entfernt von mir die Mädchen, warum sie mich nicht leiden könnten. Die meinten dann sie ist halt doof. Wow, nicht einmal ein richtiger Grund wurde genannt. Immerhin haben sie geantwortet. Leider habe ich das als junges Mädchen auch alles mitbekommen.
Natürlich wurden meine Noten im Laufe der Zeit immer schlechter. Ich erzählte meine Eltern vom Mobbing, aber mein Vater, mit dem ich heute noch unter einem Dach lebe und mit dem ich manchmal die Fetzen fliegen lasse meinte, dass ich mich nicht so anstellen solle. Das Ende vom Lied war, dass ich sitzen blieb. Meine Eltern waren sauer, doch ich dürfte sogar die Schule wechseln. Ich kam auf ein anderen Gymnasium, aber ich war seelisch einfach total kaputt. Die Leute dort mochten mich auch nicht wirklich, wobei sie weniger lästerten und ich war zwar auch sehr einsam, aber es war insgesamt okay, denn ich konnte mein Ding durchziehen. Zwischenzeitlich hatte ich immer mal wieder Streit mit meinen Eltern.
So, nun habe ich aber genug aus der Vergangenheit geschrieben, nur noch einige wichtige Punkte in kurzer Form:
- Ich hatte ab der 7. Klasse keine Freunde mehr und habe nie jemanden nach Hause eingeladen, denn es wäre eh keiner gekommen
- Mit 13 Jahren war ich auf einer Kirchenfahrt, auf der ich von einem älteren Typen die ganze Nacht am Rücken angefasst wurde (okay, ist für einige ein Drama, ich sah es eher als nervige Sache an)
- Durch mein Sitzenbleiben hatte ich das Gefühl, dass ich der letzte Loser war
- Ich habe extrem oft geweint in meinem Bett
- Viele meinten, dass mein Traumberuf (Lehrer) nichts für mich sei und ich mich in der Ecke lieber im Büro verkriechen soll
Warum habe ich das nun alles aufgeschrieben? Richtig, weil man die Gründe kennen muss, warum es erst zu so einer Angststörung kommen konnte, denn ich war eigentlich davor immer ein Mensch, der auch in schlechten Zeiten gerne unterwegs war.
Mit 24 dann kam die Angststörung und mit ihr mein kleiner Alptraum. Ich bekam meine ersten Panikattacken im Bus. Manchmal stieg ich aus und fragte mich, warum es mir so schlecht ging. Mir wurde immer schlecht und mir war schwindelig. Ich fühlte mich extrem kraftlos. Immer wieder ereilten mich die Panikattacken und sie wurden immer schlimmer. Irgendwann wollte ich das Haus nicht mehr verlassen. Ich lag in meinem Bett und weinte immer wieder. Das Leben schien ohne mich stattzufinden. Das Schlimme an der ganzen Geschichte war, dass ich ja am Leben teilnehmen wollte, aber ich konnte nicht. Ich dachte immer, dass mein Geist ja sagt, aber mein Körper nein, dem war aber nicht so. Alles lag an meinem Geist, der durch die negativen Erinnerungen nun komplett am Ende war. Meine Eltern machten sich zwar Sorgen, aber wirklich geholfen haben sie mir auch nicht. Sie sind einfach überhaupt nicht die Menschen, die mit sowas umgehen können. Eine Tochter mit Angststörung und Depressionen? Sowas gibt es nicht und sowas gab es auch nie in der Familie.
Über ein halbes Jahr lag ich nun dort. Meine Träume waren alle zerstört. Ich hatte einen Studiengang angefangen, der gar nicht zu meinem Traumberuf führte, da ich so dumm war und tatsächlich auf das Gelaber fremder Menschen, die mich nicht mochten, gehört habe. Was nun? Ich hatte viele schlimme Gedanken, doch ich fühlte mich selbst zu schwach, um diese in die Tat umzusetzen. Die schlimmstem Momente waren immer in der Nacht, wenn ich aufwachte und die Welt sich nicht real anfühlte und mir schwindelig war und die Übelkeit immer stärker wurde. Eigentlich hätte ich zu dieser Zeit professionelle Hilfe benötigt, aber was hätte ich tun sollen? Ich hatte selbst vor dem Telefonieren Angst.
Wie bin ich nun wieder aus diesem Alptraum alleine rausgekommen? Richtig, indem ich irgendwann im Bett lag und mir dachte: Viele andere Menschen sind gerade draußen und spielen im Schnee, nur ich sitze hier. Einige gehen gerade shoppen, nur ich sitze hier und mache nichts. Wenn das so weiter geht, dann werde ich irgendwann komplett durchdrehen. Was tat ich also? Ich machte das, was nur menschlich ist: Erst einmal wieder ordentlich weinen und zwar so richtig mit Schreien und Jaulen... dann schaute ich mich im Spiegel an: Mensch Mädchen, hast du dich verändert. Wir können das aber wieder zurückdrehen. Wie wäre es, wenn wir genau das machen, was wir uns vor dem ganzen Mist hier gewünscht hatten?
Gesagt, getan. Zunächst suchte ich mir für das neue Semester einige Module heraus, die auf das Lehramt spezialisiert waren. Nun hatte ich noch vier Wochen Zeit. Jetzt musste ich üben, damit es für die Uni klappen würde. Ich ging zunächst nur in den Garten. Mir war selbst dort extrem übel. Immer wieder ging ich raus. Dies tat ich fast eine Woche. Anschließend ging es an die erste Härteprobe: Vor die Tür rausgehen. Ich tat dies, doch meine Augen brannten extrem durch das Sonnenlicht und mir war so schwindelig, dass ich wieder kurz vor dem Weinen war, aber ich hielt fünf Minuten durch. Meine ersten fünf Minuten in Freiheit. Danach fühlte ich mich wie der König der Welt. Aber das war nur ein extrem kleiner Schritt. Ich fing also an, immer wieder länger vor die Tür zu gehen. Dabei wandte ich folgende Tipps an, die ich im Internet fand und auch selbst ausprobierte:
1.) Immer feste Schuhe anziehen. Billige Schuhe haben einfach oft eine beschissene Sohle und man hat überhaupt keinen echten Halt darin. Gerade Ballarinas verstärkten bei mir nur dieses Angstgefühl. Ordentliche Stiefel hingegen halfen mir sehr. Ein kleiner Absatz (Blockabsatz) ist ebenfalls von Vorteil, da man so gerader geht und die Atmung besser wird.
2.) Ein Schlauchschal kann zu einem echten Retter werden. Ich weiß, dass einige das recht unangenehm finden, so einen Schal bei Panik um den Hals zu tragen, aber sowas kann wahre Wunder helfen. Immer, wenn ich Angst hatte zu erbrechen wusste ich, dass es niemand mitbekommen würde, da ich es ja in den Schlauchschal kotzen könnte. Außerdem kann man den Schlauchschal mit einem Duft seiner Wahl einsprühen, der beruhigend wirkt, wie zum Beispiel Lavendel oder mein Klassiker Orange.
3.) Es gibt natürliche Mittel, die helfen können. Ich habe einige Zeit Lasea verwendet, aber das empfinde ich eher als negativ, da es Magenbeschwerden bei mir verursacht hat und das eher zu noch mehr Übelkeit geführt hat. Wasser war auch nicht das Wahre, da mir davon auch eher schlecht wurde. Kaugummi und Bonbons sind jedoch das Mittel der Wahl, wobei ich eher Kaugummi genommen habe, da man durch das Kauen den Druck etwas herauslassen konnte und die Gefahr nicht bestand, bei Panik das Objekt im Hals hängen zu haben.
4.) Durch den Bauch atmen. Diese Umstellung hat extrem lange bei mir gedauert, aber meine Güte, es hilft wirklich Wunder. Alles andere führt nur wieder zu Panik.
5.) Was macht man, wenn eine Panikattacke kommt? Sie über sich ergehen lassen? Ablenkung suchen? Tja, man hat die Qual der Wahl. Meine Strategie war folgende: Einmal habe ich es zugelassen und die komplette Attacke über mich ergehen lassen. Ich brauchte einfach einmal das Gefühl zu wissen, dass mir nichts passieren kann. Anschließend habe ich mich bei jeder weiteren Attacke nur noch abgelenkt. Ich finde es einfach nicht gut, wenn man die Attacken immer wieder über sich ergehen lässt, da sowas unheimlich an den Kräften zehren kann und man am Abend einfach nur kaputt ist. Wie lenkt man sich ab? Beim Busfahren schaue ich immer aus dem Fenster. Die Natur und die Bäume sind sehr beruhigend. Solltet ihr dennoch mal Panik haben, da der Bus so voll ist und ihr euch nicht die Blöße einer Attacke geben wollt, dann schaut euch mal die Leute genauer an. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Menschen ihr entdecken werdet, die irgendwas tun, um ihre Panik zu verbergen oder zu lindern. Seien es nun Spielchen mit den Ärmeln der Jacke oder das Handy, viele Menschen haben Ängste und viele sind extrem nervös. Sowas bringt unsere heutige Zeit leider einfach mit sich.
6.) Das Problem mit dem Durchfall: Oh ja, übergeben musste ich mich noch nie irgendwie in der Öffentlichkeit, aber der Durchfall ist böse. Kurz, bevor ich losging, musste ich immer wieder auf Klo und das waren teilweise 10-12 Stuhlgänge. Wie verhindert man sowas? Naja, sobald ich gelernt hatte, mit meinen Ängsten umzugehen, wurde das weniger. Ich gehe heute immer einmal groß auf Klo, bevor ich das Haus verlasse, danach war es das aber auch. In meiner Angstzeit habe ich es vermieden, zu viele Durchfallpillen zu schlucken. Die nahm ich nur im Notfall, also vor einer Klausur. Ansonsten halfen wir stopfende Lebensmittel ganz gut. Die habe ich gerne schon am Vorabend gegessen, damit man am Morgen nicht so viel zu tun hat. Ansonsten raten viele Leute auch zu Aktivkohle, aber naja, ich finde das auch nicht so prickelnd.
7.) Panik im Geschäft: Oh ja, die Königsdisziplin der Panikbewältigung war bei mir das Einkaufen. Ich hatte das Glück oder eher Pech, dass meine Eltern immer einkaufen gingen, da sie nun auch nicht immer zu Hause TV gucken wollten. Aber es gibt ja Sachen, die man auch gerne für sich alleine kauft. Dazu gehörte bei mir vor allem Schminke: Schon auf dem Weg zu Geschäft hin hatte ich immer das Gefühl, dass ich einschlafen könnte. Einfach auf die Straße legen und einschlafen. Im Geschäft selbst dann kam nochmal ne schöne Panikattacke, weil das Licht grell ist, die Leute laut sind und man einfach nur weg will. Was sind meine Tipps? Langsam den Laden betreten. Nun kommt langsam die Angst hoch, aber anstatt mich darauf zu fokussieren, schaue ich mich im Geschäft um. Mein Blick wandert dann meistens zu kleinen Kindern, die gerade nach Süßigkeiten betteln und die Mutter kriegt wieder die Krise. Das lenkt ab und zeigt, wie menschlich jeder von uns ist. Selbst, wenn ich nun hier erbrechen müsste oder umfalle, so weiß ich doch, dass Leute dort sind, die im Zweifelsfalle helfen. Und meistens sind Mütter das besonders verständnisvoll. So weiter geht es durch das Geschäft. Generell, auch ohne Angststörung, sollte man immer vermeiden, schnell nach ganz oben zu schauen, da man durch das Licht wirklich schnell noch mehr Schwindel bekommt. Am besten ist es, sich immer zunächst auf ein Regel mittig mit dem Blick zu fokussieren und dann langsam nach oben zu schauen. Bevor ich nach Sachen gegriffen habe, habe ich immer meinen Finger und meine Hand kurz einmal angespannt und wieder gelockert, um meinen Körper darauf vorzubereiten, dass ich jetzt etwas weiter oben greifen möchte. Sehr hilfreich kann es auch sein, etwas in der Tasche zu haben, mit dem man spielen kann. Selbst ein Taschentuch reicht aus, um sich etwas abzulenken und dieses zu zerpflücken.
8.) An der Kasse stehen: Menschen stehen mit einem in einer Schlange und man möchte am liebsten schreiend aus dem Laden rennen. Wer es an der Kasse aushält, der hat echt einen großen Schritt gemeistert. Wie habe ich mich da vor Panikattacken abgelenkt? Naja, ich habe einfach meine Waren angeschaut und im Kopf errechnet, wie viel ich wohl zahlen müsse. Bei der Begrüßung der Kassiererin kam bei mir immer ein Hi heraus, da es sich schnell sagen lässt und kaum zeigt, dass ich irgendwie Angst hätte. Ich wollte einfach immer das Gefühl haben, dass andere mich als normal ansehen.
9.) Leute suchen, die ganz anders sind: Das Problem im echten Leben ist häufig, dass man sich Leute sucht, die auch eine Angststörung haben etc., da man sich austauschen möchte. Das kann natürlich positiv sein, aber mich hat das insgesamt immer eher runtergezogen. Es war so etwa wie oh, du kannst das auch nicht, naja gut, dass lasse ich es auch sein, ich stehe ja nicht alleine mit dem Problem dar. Freunde habe ich mir an der Uni in dem Sinne nicht gesucht, aber Leute, die gleiche Interessen hatten und mental extrem stark waren. Mit denen hielt ich Referate und überwand meine Ängste, da ich so gut wie sie sein wollte und sie nicht enttäuschen wollte.
Dieser komplette Prozess hat bei mir knapp ein Jahr gebraucht. Danach ging es mir so gut, dass ich zwar noch Ängste hatte, diese aber gut in den Griff bekam. Nach zwei Jahren gehe ich nun überallhin, wo ich hin muss und hin möchte. Und nein, man muss nicht zum Superman werden und nun voll viele Aktivitäten machen etc.. Ich mache jetzt auch nicht mehr, als ich es vor meiner Angststörung getan habe.
Wichtig im Leben ist, dass man ein Ziel vor Augen hat! Klar, selbstverständlich kann ich als Lehrer scheitern, aber vielleicht mache ich jetzt genau den richtigen Schritt, denn ich werde ganz bestimmt kein Mobbing auf der Schule zulassen. Ich denke, es gibt viele charakterlich richtig schlechte Lehrer, da man den schüchtern Leuten und Menschen, mit vielen Erfahrungen, einfach keine Chance gibt. Durch meine Angststörung bin ich noch sensibler für die Belange anderer Menschen geworden als vorher. Ich weiß nun, wo die Grenzen liegen, dennoch bin auch ich nicht perfekt.
Generell mag ich es nicht, wenn einige Leute mit Angststörung meinen, dass sie nun perfekt sein müssen oder das das ultimative Ziel sei. Keiner ist perfekt. Erst heute haben mein Vater und ich uns angeschrien und zwar richtig heftig und voller Wut. Nachher lachen wir wieder drüber. Schlimmer ist es, wenn solche Sachen unterdrückt werden. Ich habe mich viel zu oft in meinem Leben rumschupsen lassen. Durch meine Angststörung habe ich gelernt, die Grenzen festzulegen. Ich mache nicht mehr die leise Piepsmaus, sondern ich lasse meinen Frust auch einmal raus, wenn ich denke, dass der andere Mensch das vertragen kann. Nie wieder schlucke ich Sachen nur noch runter. Lieber verlasse ich einmal den Klassenraum für zwei Minuten und fasse mich wieder, als immer nur runterzuschlucken.
Eines habe ich noch gelernt: Ich habe gegen keinen Menschen etwas, aber ich habe etwas gegen Menschen, die meinen, dass sie auf Kosten von Menschen mit Angststörungen Geld verdienen müssen. Bei meinen Recherchen bin ich auf Internetangebote gestoßen, die mir die Schuhe ausgezogen haben. Super frech sowas! Es gibt schon eine Grund, warum Psychologen eine jahrelange Ausbildung durchlaufen müssen. Tipps sind von Betroffenen immer wertvoll, aber nicht von Menschen, die damit nur auf Geld aus sind.
Ich denke, dass jeder selbst irgendwann den richtigen Weg für sich findet. Egal, ob nun mit Psychologen oder ohne, mit Medikamenten oder ohne, am Ende ist es immer wichtig, dass man es selber will. So ein Wille kann viel Zeit benötigen, um ans Tageslicht zu kommen, aber hey, schaut euch an: Ihr lebt schon so lange auf diesem Planeten, also muss das ja irgendwo ein Wille sein .
Fühl euch alle gedrückt und ich wünsche mir von Herzen, dass jeder von euch es schaffen wird!
Ich hatte vor einiger Zeit in diesem Forum eine Frage gestellt und bekam daraufhin wirklich nette Antworten. Nun dachte ich mir, dass ich als Dankeschön auch einmal meinen Beitrag leisten könnte und euch von meinem Kampf und Sieg über die Angst berichte. Dies wird ein etwas längerer Bericht, dennoch denke ich, dass es für einige wichtig ist, dass sie vielleicht alles wissen, um vielleicht Tipps mitnehmen zu können.
Zunächst etwas zu meiner Person: Ich bin in meinen späten 20ern und habe schon so einiges in meinem Leben miterleben dürfen/müssen. Die Grundschule verlief noch recht okay, aber schlimm wurde es auf dem Gymnasium. Bereits ab der 5. Klasse bekam ich Mobbing-Attacken zu spüren. Diese kamen noch nicht von meinem näheren Umfeld, sondern vielmehr von Schülern aus den höheren Klassen. Meine Mutter schnitt mir damals immer die Haare (ich fand es okay, die aus den oberen Klassen wohl nicht). Fast jeden Tag kamen Leute zu mir und meinten, ich hätte eine perverse Frisur und extrem dünne Haare. Gut, über sowas kann man noch hinwegsehen, aber mal im Ernst: Was sind das für Oberstufenschüler, die sowas zu einem Mädchen aus der 5. Klasse sagen? Naja, der Alptraum ging dann in der 7. Klasse erst richtig los. Die Klassen wurden durchmischt und tada, ich hatte Leute erwischt, die mich wohl nicht ganz so mochten. Es lag nicht an meiner Art, denn ich war schon immer jemand, der gerne dabei sein wollte, sondern wieder mal an meinem Aussehen. Ich dürfte mir die absoluten Klassiker anhören, wie du bist hässlich, mit der Tasche würde ich mich nicht in die Stadt trauen, halts Maul, du wirst nie einen Freund abbekommen und natürlich kamen dann noch die individuellen und pseudocoolen Sprüche, wie du hast echt nichts in der Birne, wenn du nicht einmal diese Aufgabe hinbekommst oder dich würde ich mit den Haaren nicht einmal mit der Kneifzange anfassen etc..
Wie ihr seht, war es der normale Schulwahnsinn und ich muss jetzt auch nicht theatralisch auf dem Boden liegen und meinen, dass keiner so viel leiden musste wie ich. Ich dürfte genug andere Fälle kennenlernen, bei denen es weitaus schlimmer war, aber was heißt schon schlimmer? Jeder Mensch geht mit solchen Sachen ja anders um. Ein Ereignis ist mir jedoch extrem demütigend im Kopf geblieben: Es ging um eine Klassenfahrt. Der absolute Alptraum für jemanden, der eh unten durch ist. Keiner wollte mit mir auf ein Zimmer. Die Lehrer haben mir auch kein Stück geholfen, sondern mir gesagt, dass ich mir nun endlich eine Gruppe suchen solle. Am Ende haben sich dann tatsächlich Leute erbarmt (sie wurden gezwungen), mich in ihr Zimmer aufzunehmen. Eine absolute Demütigung. Es ging aber noch weiter, denn ein Lehrer, der extrem schüchtern war, aber ein recht gutes Herz hatte, fragte etwas weiter entfernt von mir die Mädchen, warum sie mich nicht leiden könnten. Die meinten dann sie ist halt doof. Wow, nicht einmal ein richtiger Grund wurde genannt. Immerhin haben sie geantwortet. Leider habe ich das als junges Mädchen auch alles mitbekommen.
Natürlich wurden meine Noten im Laufe der Zeit immer schlechter. Ich erzählte meine Eltern vom Mobbing, aber mein Vater, mit dem ich heute noch unter einem Dach lebe und mit dem ich manchmal die Fetzen fliegen lasse meinte, dass ich mich nicht so anstellen solle. Das Ende vom Lied war, dass ich sitzen blieb. Meine Eltern waren sauer, doch ich dürfte sogar die Schule wechseln. Ich kam auf ein anderen Gymnasium, aber ich war seelisch einfach total kaputt. Die Leute dort mochten mich auch nicht wirklich, wobei sie weniger lästerten und ich war zwar auch sehr einsam, aber es war insgesamt okay, denn ich konnte mein Ding durchziehen. Zwischenzeitlich hatte ich immer mal wieder Streit mit meinen Eltern.
So, nun habe ich aber genug aus der Vergangenheit geschrieben, nur noch einige wichtige Punkte in kurzer Form:
- Ich hatte ab der 7. Klasse keine Freunde mehr und habe nie jemanden nach Hause eingeladen, denn es wäre eh keiner gekommen
- Mit 13 Jahren war ich auf einer Kirchenfahrt, auf der ich von einem älteren Typen die ganze Nacht am Rücken angefasst wurde (okay, ist für einige ein Drama, ich sah es eher als nervige Sache an)
- Durch mein Sitzenbleiben hatte ich das Gefühl, dass ich der letzte Loser war
- Ich habe extrem oft geweint in meinem Bett
- Viele meinten, dass mein Traumberuf (Lehrer) nichts für mich sei und ich mich in der Ecke lieber im Büro verkriechen soll
Warum habe ich das nun alles aufgeschrieben? Richtig, weil man die Gründe kennen muss, warum es erst zu so einer Angststörung kommen konnte, denn ich war eigentlich davor immer ein Mensch, der auch in schlechten Zeiten gerne unterwegs war.
Mit 24 dann kam die Angststörung und mit ihr mein kleiner Alptraum. Ich bekam meine ersten Panikattacken im Bus. Manchmal stieg ich aus und fragte mich, warum es mir so schlecht ging. Mir wurde immer schlecht und mir war schwindelig. Ich fühlte mich extrem kraftlos. Immer wieder ereilten mich die Panikattacken und sie wurden immer schlimmer. Irgendwann wollte ich das Haus nicht mehr verlassen. Ich lag in meinem Bett und weinte immer wieder. Das Leben schien ohne mich stattzufinden. Das Schlimme an der ganzen Geschichte war, dass ich ja am Leben teilnehmen wollte, aber ich konnte nicht. Ich dachte immer, dass mein Geist ja sagt, aber mein Körper nein, dem war aber nicht so. Alles lag an meinem Geist, der durch die negativen Erinnerungen nun komplett am Ende war. Meine Eltern machten sich zwar Sorgen, aber wirklich geholfen haben sie mir auch nicht. Sie sind einfach überhaupt nicht die Menschen, die mit sowas umgehen können. Eine Tochter mit Angststörung und Depressionen? Sowas gibt es nicht und sowas gab es auch nie in der Familie.
Über ein halbes Jahr lag ich nun dort. Meine Träume waren alle zerstört. Ich hatte einen Studiengang angefangen, der gar nicht zu meinem Traumberuf führte, da ich so dumm war und tatsächlich auf das Gelaber fremder Menschen, die mich nicht mochten, gehört habe. Was nun? Ich hatte viele schlimme Gedanken, doch ich fühlte mich selbst zu schwach, um diese in die Tat umzusetzen. Die schlimmstem Momente waren immer in der Nacht, wenn ich aufwachte und die Welt sich nicht real anfühlte und mir schwindelig war und die Übelkeit immer stärker wurde. Eigentlich hätte ich zu dieser Zeit professionelle Hilfe benötigt, aber was hätte ich tun sollen? Ich hatte selbst vor dem Telefonieren Angst.
Wie bin ich nun wieder aus diesem Alptraum alleine rausgekommen? Richtig, indem ich irgendwann im Bett lag und mir dachte: Viele andere Menschen sind gerade draußen und spielen im Schnee, nur ich sitze hier. Einige gehen gerade shoppen, nur ich sitze hier und mache nichts. Wenn das so weiter geht, dann werde ich irgendwann komplett durchdrehen. Was tat ich also? Ich machte das, was nur menschlich ist: Erst einmal wieder ordentlich weinen und zwar so richtig mit Schreien und Jaulen... dann schaute ich mich im Spiegel an: Mensch Mädchen, hast du dich verändert. Wir können das aber wieder zurückdrehen. Wie wäre es, wenn wir genau das machen, was wir uns vor dem ganzen Mist hier gewünscht hatten?
Gesagt, getan. Zunächst suchte ich mir für das neue Semester einige Module heraus, die auf das Lehramt spezialisiert waren. Nun hatte ich noch vier Wochen Zeit. Jetzt musste ich üben, damit es für die Uni klappen würde. Ich ging zunächst nur in den Garten. Mir war selbst dort extrem übel. Immer wieder ging ich raus. Dies tat ich fast eine Woche. Anschließend ging es an die erste Härteprobe: Vor die Tür rausgehen. Ich tat dies, doch meine Augen brannten extrem durch das Sonnenlicht und mir war so schwindelig, dass ich wieder kurz vor dem Weinen war, aber ich hielt fünf Minuten durch. Meine ersten fünf Minuten in Freiheit. Danach fühlte ich mich wie der König der Welt. Aber das war nur ein extrem kleiner Schritt. Ich fing also an, immer wieder länger vor die Tür zu gehen. Dabei wandte ich folgende Tipps an, die ich im Internet fand und auch selbst ausprobierte:
1.) Immer feste Schuhe anziehen. Billige Schuhe haben einfach oft eine beschissene Sohle und man hat überhaupt keinen echten Halt darin. Gerade Ballarinas verstärkten bei mir nur dieses Angstgefühl. Ordentliche Stiefel hingegen halfen mir sehr. Ein kleiner Absatz (Blockabsatz) ist ebenfalls von Vorteil, da man so gerader geht und die Atmung besser wird.
2.) Ein Schlauchschal kann zu einem echten Retter werden. Ich weiß, dass einige das recht unangenehm finden, so einen Schal bei Panik um den Hals zu tragen, aber sowas kann wahre Wunder helfen. Immer, wenn ich Angst hatte zu erbrechen wusste ich, dass es niemand mitbekommen würde, da ich es ja in den Schlauchschal kotzen könnte. Außerdem kann man den Schlauchschal mit einem Duft seiner Wahl einsprühen, der beruhigend wirkt, wie zum Beispiel Lavendel oder mein Klassiker Orange.
3.) Es gibt natürliche Mittel, die helfen können. Ich habe einige Zeit Lasea verwendet, aber das empfinde ich eher als negativ, da es Magenbeschwerden bei mir verursacht hat und das eher zu noch mehr Übelkeit geführt hat. Wasser war auch nicht das Wahre, da mir davon auch eher schlecht wurde. Kaugummi und Bonbons sind jedoch das Mittel der Wahl, wobei ich eher Kaugummi genommen habe, da man durch das Kauen den Druck etwas herauslassen konnte und die Gefahr nicht bestand, bei Panik das Objekt im Hals hängen zu haben.
4.) Durch den Bauch atmen. Diese Umstellung hat extrem lange bei mir gedauert, aber meine Güte, es hilft wirklich Wunder. Alles andere führt nur wieder zu Panik.
5.) Was macht man, wenn eine Panikattacke kommt? Sie über sich ergehen lassen? Ablenkung suchen? Tja, man hat die Qual der Wahl. Meine Strategie war folgende: Einmal habe ich es zugelassen und die komplette Attacke über mich ergehen lassen. Ich brauchte einfach einmal das Gefühl zu wissen, dass mir nichts passieren kann. Anschließend habe ich mich bei jeder weiteren Attacke nur noch abgelenkt. Ich finde es einfach nicht gut, wenn man die Attacken immer wieder über sich ergehen lässt, da sowas unheimlich an den Kräften zehren kann und man am Abend einfach nur kaputt ist. Wie lenkt man sich ab? Beim Busfahren schaue ich immer aus dem Fenster. Die Natur und die Bäume sind sehr beruhigend. Solltet ihr dennoch mal Panik haben, da der Bus so voll ist und ihr euch nicht die Blöße einer Attacke geben wollt, dann schaut euch mal die Leute genauer an. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Menschen ihr entdecken werdet, die irgendwas tun, um ihre Panik zu verbergen oder zu lindern. Seien es nun Spielchen mit den Ärmeln der Jacke oder das Handy, viele Menschen haben Ängste und viele sind extrem nervös. Sowas bringt unsere heutige Zeit leider einfach mit sich.
6.) Das Problem mit dem Durchfall: Oh ja, übergeben musste ich mich noch nie irgendwie in der Öffentlichkeit, aber der Durchfall ist böse. Kurz, bevor ich losging, musste ich immer wieder auf Klo und das waren teilweise 10-12 Stuhlgänge. Wie verhindert man sowas? Naja, sobald ich gelernt hatte, mit meinen Ängsten umzugehen, wurde das weniger. Ich gehe heute immer einmal groß auf Klo, bevor ich das Haus verlasse, danach war es das aber auch. In meiner Angstzeit habe ich es vermieden, zu viele Durchfallpillen zu schlucken. Die nahm ich nur im Notfall, also vor einer Klausur. Ansonsten halfen wir stopfende Lebensmittel ganz gut. Die habe ich gerne schon am Vorabend gegessen, damit man am Morgen nicht so viel zu tun hat. Ansonsten raten viele Leute auch zu Aktivkohle, aber naja, ich finde das auch nicht so prickelnd.
7.) Panik im Geschäft: Oh ja, die Königsdisziplin der Panikbewältigung war bei mir das Einkaufen. Ich hatte das Glück oder eher Pech, dass meine Eltern immer einkaufen gingen, da sie nun auch nicht immer zu Hause TV gucken wollten. Aber es gibt ja Sachen, die man auch gerne für sich alleine kauft. Dazu gehörte bei mir vor allem Schminke: Schon auf dem Weg zu Geschäft hin hatte ich immer das Gefühl, dass ich einschlafen könnte. Einfach auf die Straße legen und einschlafen. Im Geschäft selbst dann kam nochmal ne schöne Panikattacke, weil das Licht grell ist, die Leute laut sind und man einfach nur weg will. Was sind meine Tipps? Langsam den Laden betreten. Nun kommt langsam die Angst hoch, aber anstatt mich darauf zu fokussieren, schaue ich mich im Geschäft um. Mein Blick wandert dann meistens zu kleinen Kindern, die gerade nach Süßigkeiten betteln und die Mutter kriegt wieder die Krise. Das lenkt ab und zeigt, wie menschlich jeder von uns ist. Selbst, wenn ich nun hier erbrechen müsste oder umfalle, so weiß ich doch, dass Leute dort sind, die im Zweifelsfalle helfen. Und meistens sind Mütter das besonders verständnisvoll. So weiter geht es durch das Geschäft. Generell, auch ohne Angststörung, sollte man immer vermeiden, schnell nach ganz oben zu schauen, da man durch das Licht wirklich schnell noch mehr Schwindel bekommt. Am besten ist es, sich immer zunächst auf ein Regel mittig mit dem Blick zu fokussieren und dann langsam nach oben zu schauen. Bevor ich nach Sachen gegriffen habe, habe ich immer meinen Finger und meine Hand kurz einmal angespannt und wieder gelockert, um meinen Körper darauf vorzubereiten, dass ich jetzt etwas weiter oben greifen möchte. Sehr hilfreich kann es auch sein, etwas in der Tasche zu haben, mit dem man spielen kann. Selbst ein Taschentuch reicht aus, um sich etwas abzulenken und dieses zu zerpflücken.
8.) An der Kasse stehen: Menschen stehen mit einem in einer Schlange und man möchte am liebsten schreiend aus dem Laden rennen. Wer es an der Kasse aushält, der hat echt einen großen Schritt gemeistert. Wie habe ich mich da vor Panikattacken abgelenkt? Naja, ich habe einfach meine Waren angeschaut und im Kopf errechnet, wie viel ich wohl zahlen müsse. Bei der Begrüßung der Kassiererin kam bei mir immer ein Hi heraus, da es sich schnell sagen lässt und kaum zeigt, dass ich irgendwie Angst hätte. Ich wollte einfach immer das Gefühl haben, dass andere mich als normal ansehen.
9.) Leute suchen, die ganz anders sind: Das Problem im echten Leben ist häufig, dass man sich Leute sucht, die auch eine Angststörung haben etc., da man sich austauschen möchte. Das kann natürlich positiv sein, aber mich hat das insgesamt immer eher runtergezogen. Es war so etwa wie oh, du kannst das auch nicht, naja gut, dass lasse ich es auch sein, ich stehe ja nicht alleine mit dem Problem dar. Freunde habe ich mir an der Uni in dem Sinne nicht gesucht, aber Leute, die gleiche Interessen hatten und mental extrem stark waren. Mit denen hielt ich Referate und überwand meine Ängste, da ich so gut wie sie sein wollte und sie nicht enttäuschen wollte.
Dieser komplette Prozess hat bei mir knapp ein Jahr gebraucht. Danach ging es mir so gut, dass ich zwar noch Ängste hatte, diese aber gut in den Griff bekam. Nach zwei Jahren gehe ich nun überallhin, wo ich hin muss und hin möchte. Und nein, man muss nicht zum Superman werden und nun voll viele Aktivitäten machen etc.. Ich mache jetzt auch nicht mehr, als ich es vor meiner Angststörung getan habe.
Wichtig im Leben ist, dass man ein Ziel vor Augen hat! Klar, selbstverständlich kann ich als Lehrer scheitern, aber vielleicht mache ich jetzt genau den richtigen Schritt, denn ich werde ganz bestimmt kein Mobbing auf der Schule zulassen. Ich denke, es gibt viele charakterlich richtig schlechte Lehrer, da man den schüchtern Leuten und Menschen, mit vielen Erfahrungen, einfach keine Chance gibt. Durch meine Angststörung bin ich noch sensibler für die Belange anderer Menschen geworden als vorher. Ich weiß nun, wo die Grenzen liegen, dennoch bin auch ich nicht perfekt.
Generell mag ich es nicht, wenn einige Leute mit Angststörung meinen, dass sie nun perfekt sein müssen oder das das ultimative Ziel sei. Keiner ist perfekt. Erst heute haben mein Vater und ich uns angeschrien und zwar richtig heftig und voller Wut. Nachher lachen wir wieder drüber. Schlimmer ist es, wenn solche Sachen unterdrückt werden. Ich habe mich viel zu oft in meinem Leben rumschupsen lassen. Durch meine Angststörung habe ich gelernt, die Grenzen festzulegen. Ich mache nicht mehr die leise Piepsmaus, sondern ich lasse meinen Frust auch einmal raus, wenn ich denke, dass der andere Mensch das vertragen kann. Nie wieder schlucke ich Sachen nur noch runter. Lieber verlasse ich einmal den Klassenraum für zwei Minuten und fasse mich wieder, als immer nur runterzuschlucken.
Eines habe ich noch gelernt: Ich habe gegen keinen Menschen etwas, aber ich habe etwas gegen Menschen, die meinen, dass sie auf Kosten von Menschen mit Angststörungen Geld verdienen müssen. Bei meinen Recherchen bin ich auf Internetangebote gestoßen, die mir die Schuhe ausgezogen haben. Super frech sowas! Es gibt schon eine Grund, warum Psychologen eine jahrelange Ausbildung durchlaufen müssen. Tipps sind von Betroffenen immer wertvoll, aber nicht von Menschen, die damit nur auf Geld aus sind.
Ich denke, dass jeder selbst irgendwann den richtigen Weg für sich findet. Egal, ob nun mit Psychologen oder ohne, mit Medikamenten oder ohne, am Ende ist es immer wichtig, dass man es selber will. So ein Wille kann viel Zeit benötigen, um ans Tageslicht zu kommen, aber hey, schaut euch an: Ihr lebt schon so lange auf diesem Planeten, also muss das ja irgendwo ein Wille sein .
Fühl euch alle gedrückt und ich wünsche mir von Herzen, dass jeder von euch es schaffen wird!
24.08.2015 12:36 • • 25.08.2015 x 2 #1
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