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D
Ich weiss nicht so recht warum ich in dieses Forum schreibe, mich an euch wende und was ich davon erhoffe. Vielleicht möchte ich einfach nur auf Menschen treffen, die emotional genauso fühlen und handeln wie ich. Oft verstehe ich mich jedoch selbst nicht, ich denke nicht viel darüber nach, schiebe viele Sachen vor, um mich ja nicht weiter mit mir und meiner Vergangenheit auseinandersetzen zu müssen und verschlossen zu bleiben.
Ich sollte kurz meine Vorgeschichte erläutern. An meine Kindheit kann ich mich jedoch nur an sehr wenige Sachen erinnern, es gibt stellenweise große Lücken, die sich schützend in meinem innern aushüllen. Meine Eltern ließen sich scheiden, da war ich 6 oder 7. Es kam immer oft zu Streits und verbalen Auseinandersetzungen, die ich mitbekam. Es folgte das meine Mutter meinen Vater rauswarf, der traenkte seine Sorgen im Alk.. Meine Mutter wurde psychisch instabil und wurde psychotisch. Der Schub von ihr dauerte ziemlich lange, in dieser Zeit habe ich Sachen miterleben müssen und Ängste durchgestanden, die für einen 9 jährigen mehr als untypisch sind. Ich denke ihr könnt euch vorstellen, wie es ist so jung mit dem psychotischen Gedankengut überschüttet zu werden von jemandem, den ihr über alles liebt. Abwehrmechanismen werden aufgebaut, die bis in die heutige Zeit reichen. Dazu später mehr. Es folgten etliche Umzüge, ewige neue soziale Umstellungen, etliche Schulwechsel. Leider auch weitere Psychosen meiner Mutter, die Schübe, die kamen und gingen und die Auswirkungen wurden teilweise immer schlimmer. MIt 16 habe ich erkannt, dass meine Mutter richtig krank ist und es folgte, dass ich sie in eine Klinik einwies. Ich habe immernoch das Bild in Erinnerung, wie sie von 2 stämmigen Pflegern in die geschlossene Abteilung schreiend geschleift wurde.Es folgten weitere Umzüge in Internate und zu meinem Vater. Nach der Entlassung meiner Mutter , bin ich wieder zu ihr gezogen, jedoch gab es dann einen erneuten Rückfall, da war ich 18. Bei jedem Rückfall von ihr wurde ich von immer stärker werdenden,unglaublichen Angstgefühlen heimgesucht.Man spürt in solchen Momenten wie alleine man ist, so viele Leute schauen weg.Abnormalität wird ausgeschlossen.
Es folgte eine erneute Einweisung mit hoher Medikation und behavioristischer Folgetherapie. Das als kurze Zusammenfassung.
Ich bin jetzt bald 22 Jahre, studiere Medizin und meine Mutter ist seit 2-3 Jahren Psychosefrei.Ich müsste eigentlich mit meinem Leben zufrieden sein nur bin ich oft so extrem einsam und depressiv. Ich versuche mich dann immer in meine Arbeit zu flüchten, jedoch werden die Gefühle dadurch auch nicht weniger. Ich gebe mich nach aussen hin oft kühler als es der Fall ist. In Wirklichkeit spüre ich die tiefe innere Leere die mich aufzufressen droht. Es ist so als fehlt mir die ganze Zeit etwas. Ich fluechte mich in one-Night-Stands nur danach fühle ich mich noch verletzter und schlimmer als vorher. Aber die Chance ist gering, dass sie bei mir Gefühle erzeugen. Es ist so komisch, jedesmal wenn ich Gefühle entwickel, sträubt sich etwas in mir. Eine Angst steigt auf alles koennte zerbrechen. Es kommen Gedanken, dass ich es mir nicht erlauben darf. Es sei nicht recht und ich tue alles um meinen Gegenüber zu verletzen um Abstand zu gewinnen. Dann geht sie und ich spüre jedesmal wieder die Angst und den gleichen Schmerz , den ich in meiner Kindheit ertragen musste, wenn meine Mutter mich verlassen hatte.
Ich habe noch nie eine Beziehung gehabt. Das liegt nicht daran, dass ich keine Chancen gehabt haette, es haetten sich ziemlich viele Möglichkeiten ergeben, die jedoch nur auf das sexuelle hinausliefen. Es waren so viele Frauen, mit denen ich versuchte die Innere leere auszuhüllen, aber jedesmal fühlte ich mich danach schlechter als vorher. Es gibt Tage da verliere ich die Hoffnung, ich habe Angst ich baue eine Mauer um mich herum auf, die so stark ist das niemand mehr durchkommt und das Gefühl der Einsamkeit mich irgendwann besiegen könnte. Wie kann ich dem nur etgegenwirken und Wir kann ich endlich frei sein, sind oft Fragen die mir durch den Kopf gehen.

03.02.2008 00:57 • 03.02.2008 #1


1 Antwort ↓

F
hi Poetic,
was du erlebt hast, das kann glaube ich ohne Hilfe von außen nicht verarbeitet werden.
Du hast in deiner Kindheit und Jugend heftigste emotionale Verletzungen und existentielle Ängste erlebt. Du hast keine positiven Vorbilder für sich öffnen, Liebe zulassen, gut zueinander sein - und du mußtest mit 16 schon Entscheidungen treffen, die jeden Erwachsenen an die Grenze der Belastbarkeit treiben würden - Entscheidungen in denen der Rollentausch - das Kind kümmert sich um seine Eltern statt umgekehrt - sich vollendet haben.
Dir fehlen damit zentral wichtige Erfahrungen, die dir ein Grundvertrauen in andere Menschen ermöglichen würden - ich finde es bei deiner Vorgeschichte eigentlich nicht verwunderlich, dass du niemanden an dich heranläßt. Ich finde es auch nicht verwunderlich, dass du deine Vergangenheit wegschiebst soweit das geht. Das einzige worüber ich mich wundere ist, dass du offenbar trotzdem einen ziemlich erfolgreichen Start hingelegt hast (ein Medizinstudium fällt ja nicht vom Himmel). Das ist gut - aber es kann die Fehlstellen in deiner emotionalen Entwicklung nicht ersetzen. Da musst du etwas für dich tun; du brauchst Hilfe dabei - da bin ich mir ziemlich sicher.
Hast du schon mal über Therapie nachgedacht - ich denke es geht bei dir vermutlich nicht um eigene seelische Krankheit - aber um die Traumatisierung durch die Krankheit deiner Mutter?
Ich hoffe du fühlst dich nicht bevormundet, bei dem was ich schreibe - mich hat das, was du schreibst ernst und betroffen gemacht - du hast dir nur einen Austausch mit Leuten, die ähnliches kennen gewünscht - vielleicht kommen da ja auch noch ein paar Beiträge.
Ich wollte dir nur sagen, dass man mit so etwas nicht alleine klarkommen MUSS. Ich denke du bist schon mit viel zu vielem alleine klar gekommen, oder?

grüße
flo

03.02.2008 01:20 • #2





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