Zitat von void:Zitat von Bird:Ja da habe ich ein Beispiel dazu, wenn der Therapeut dich in einen Laden schickt exakt 32,56 G Wurst zu kaufen, oder in der Berliner U-Bahn jeden Passanten einzeln und der Reihe nach grüßen, sagt er nicht du sollst dir davor die Fingernägel lackieren oder intellektuelles Wissen anhäufen.
Interessant. Da die Wurst nun als Platzhalter zu verstehen ist, kann ich sie getrost erstmal beiseite schieben.
Ich glaube mich hast du auch nicht richtig verstanden. ; ) Du hast VT erwähnt - welches Ziel verfolgt sie denn? Anhand meines Beispiels kann man gut den Unterschied zwischen einer direkten Konfrontation und einer Strategie erkennen. Bei dieser Strategie ging es um charmest's Idee Sich für andere interessant zu machen. Ein Therapeut, der dazu raten würde, sich auf das Beeindrucken anderer zu konzentrieren, wäre ein schlechter Therapeut. Das hätte als Folge andere und nicht sich selbst verändern wollen, d. h. Abhängigkeiten ausbauen anstatt Autonomie zu erreichen. Das würde auch die Steigerung des Einsamkeitsgefühls bedeuten.
Zitat von void:...aber glaubst du nicht, dass es dem Therapeuten dabei nicht um einen Lernprozess geht?
Allerdings.
Zitat:Charmest ist einsam, will es aber nicht sein. Dass ihr schreibt, er muss sich nicht einsam fühlen, bringt ihn aber nicht weiter. Fakt ist, er will nicht alleine sein, das muss man respektieren.
Ich habe das nicht geschrieben, sondern mich mit charmest - so sehe ich das zumindest - darauf geeinigt, dass eine Therapie her muss. Dass nicht sein Umfeld, sondern seine Einstellungen die eigentliche Baustelle sind.
Zitat:Es ist ihm doch nicht geholfen, wenn man ihm schreibt, was er alles nicht will. Er will es!
Du hast kein Beispiel aufgeführt, und ich kann mich momentan nicht daran erinnern, dass das jemand hier so geschrieben hat.
Zitat:Also kann er doch dafür auch den Willen haben, zu tun, was dafür nötig ist.
Nötig ist meiner Meinung nach eine Therapie.
Beispiel Gesprächsthemen.
(@charmest: Das schreibe ich jetzt auch für dich)
Die eine Sichtweise ist - durch Gesprächsthemen andere zu beeindrucken, dafür Flirttechniken einsetzen, intellektuelles Wissen einsetzen, womöglich auch am äußeren Erscheinungsbild arbeiten um die Erfüllung eigener Bedürfnisse anzustreben usw. In dem Fall suche ich einen beliebigen Menschen, der mein Wohlbefinden steigert. Komme ich zu der Überzeugung, dass er das aus mir unbekannten Gründen nicht tun will, bekomme ich womöglich Angst und Wut. Nicht wahr? Sollte sich eine Erfüllung einstellen, fühle ich mich weiterhin einsam, weil ich den Zugang zu Menschen nur über eine Illusion meines Wohlbefindens gefunden habe.
Die andere Sichtweise wäre zu erkennen, dass ich erst gar nichts ins Spiel bringen muss um etwas bei den anderen zu bewirken. Dass es nichts zu bewirken gibt und dass meine egoistische Belangen mich am eigentlichen Kontakt hindern. Dass ich eher versuchen sollte Gesprächsthemen anderer zu verstehen, auf sie einzugehen, weil sich aus diesem Zugehörigkeitsgefühl eine Integrität ergibt, die das Gefühl der Einsamkeit kappt.
Zitat:Ich kann auch unterstellen, dass man ihn mit solcherlei Argumenten verbiegen will. Plötzlich redet man ihm ein, dass er es gar nicht mehr will oder es gar nicht braucht - woher wollt ihr das eigentlich so genau wissen? Vielleicht denkt er später genauso, hat sich also in dem Moment VERÄNDERT, da er es dann nach äußerer Einflussnahme nicht mehr will.
Diese Veränderung verstehe ich nicht so ganz. Für mich würde sie einen Wandel, vom durch eigene Bedürfnisse geleitetem Aktionismus zu der Fähigkeit sich zurück zu nehmen um Integrität zu erreichen, bedeuten.
Zitat:Ich glaube er hat sich bisher keine echten Ziele gesetzt.
Das würde bedeuten ausschließlich des Lernprozesses wegen zu lernen. Nicht für andere, nicht um etwas zu erreichen. Dazu muss man fähig sein sich selbst wahrzunehmen, d. h. die Entfremdung von sich selbst, die sich auch in den Einstellungen zum sozialen Umfeld widerspiegelt, zu überwinden.
Zitat:Ihr legt ihm nun euer Wort in den Mund und er spricht es nach. Das ist aber nicht ER. Was er braucht ist Beständigkeit, dann wird er sich auch wieder Respekt verschaffen. Und dann werden sich die Leute für ihn interessieren.
Es ist doch kein Wunder, dass er nicht weiß, worüber er sprechen soll, wenn er nichtmal plausibel erklären kann, warum er tut was er tut.
Mir persönlich ging es um diese Enfremdung, anhand der zwangsläufig alle Versuche schief gehen müssen.
Zitat:Indem ihr ihm sagt, dass er all' dies nicht braucht, sagt ihr ihm nett ausgedrückt, dass er es nicht kann.
Ich sage nur - wenn ich keinen Zugang zu mir selbst finde und irgendetwas lerne um es für strategische Spiel mit meinen lieben Nächsten einzusetzen, entferne ich mich immer mehr von mir selbst und steigere meine Einsamkeit.
Zitat:Ein Beispiel: Wenn ich nun erfahren würde, das (fiktiv) Bananen schädlich wären, dann würde ich sie nicht mehr essen - Veränderung.
Deine Veränderung verstehe ich immer noch nicht... das, was du beschreibst, ist für mich nur eine Meinungsänderung.
Zitat:Der Mensch ist ein Herdentier, er hat immer in Gruppen gelebt, daher sind so viele Menschen, die mit der Einsamkeit nicht klarkommen nun krank.
Das Gefühl der Einsamkeit ist nicht davon abhängig, ob man allein oder in der Gruppe lebt. Viele, die in Gruppen leben, fühlen sich einsam, und viele, die allein leben, tun es nicht. Weil das Gefühl der Einsamkeit eine Frage der eigenen Einstellung ist. Versinke ich im Egoismus, versteife mich auf eine Geltendmachung vermeintlicher eigener eigener Ansprüche, versuche ich mein Umfeld zum Zweck meiner Bedürfnisse umzugestalten, bin ich zum Scheitern verurteilt.
Du erwähnst den Kolumbus. War ein toller Mann, sicher, wurde bewundert. Nebenbei hat er aber einen der größten Völkermorde initiiert. WArum ich das auch schreibe - warum Naturvölker im Einklang mit der Natur lebten, warum haben sie nicht gedankenlos ihre eigene Lebensgrundlage zerstört, so wie wir das nach dem Erreichen von so vielen tollen Zielen tun?
Das liegt daran, dass diese Menschen keine individuelle Geltungsbedürfnisse hatten, dass sie ihre Ängste ritualisiert haben, dass sie keine Ziele des Einzelnen verfolgt haben, sondern sich in einer Gemeinschaft und der weiten Welt wie zu hause fühlen konnten. Was machst du z. B. nach dem Aufwachen? Sich mit eigenen Gedanken und Neurosen beschäftigen, oder? Siehst du, genauso wie ich. Und die Menschen, die im Einklang mit sich selbst und mit der ganzen Welt leben konnten, gingen in der Früh auf einen Berg, und bedankten sich im Voraus für den Tag, an dem sie nicht verhungern oder *beep* herumlaufen müssen. Und das Gleiche taten sie am Abend. Sie bedankten sich bei der Mutter-Erde und bei Menschen, die sie nach der Geburt freundlich aufgenommen haben. Das nur als Beispiel, man findet in allen Religionen der Welt gute Ansätze dafür, sich in der richtigen Richtung zu verändern. Primitiv, wie wir das nennen, ist manchmal mehr als gebildet.... macht weniger egoistisch = einsam.
LG Bird