Zitat von charmest:Außerdem lernt man nur neue leute kennen, wenn man sie selbst aktiv anspricht. Auch hier wieder die Frage nach dem Thema!
Ja das ist es, die meisten Menschen lassen sich nicht gerne ansprechen von Fremden, und das erste, was einem dabei i. d. R. einfällt, ist: Was will der Mensch von mir? Da kann man sich verstellen wie man will, Clown-Kostüm anziehen, mit den Füßen in der Luft wackeln oder Coolness oder geistige Überlegenheit vorspielen, das alles ist ein verzweifeltes narzisstisches Bemühen andere dorthin zu manipulieren, wo man sie haben will, und die meisten Menschen werden sich instinktiv zurück ziehen, zum Glück. Eigentlich erlebst du das immer wieder, kannst dafür aber keine Erklärung finden. Um jemand zu sein, der auf dem Gebiet Erfolge erzielt, muss man erst mal ganz andere Fähigkeiten entwickeln, gewandt in der Psychologie sein oder natürliche wie z. B. religiöse oder altruistische Motivationen der Leute derart umzulenken, dass man selbst davon profitiert und auf ihre Kosten eigene Minderwertigkeit herunter spielen kann. Ich denke das ist bei dir überhaupt nicht der Fall, also lass doch lieber von Strategien die Finger los.
Wenn man mit Menschen nicht auf Augenhöhe kann, haut man entweder von oben drauf, oder man erniedrigt sich. So dreht sich die Spirale nach unten und bewirkt immer mehr Selbsterverachtung, die dann auf andere übertragen und durch Arroganz und fragwürdige Strategien überspielt wird. Das alles ist verschwendete Lebensenergie und bringt nur Chaos ins eigene Leben und in das Leben anderer. Wenn ich nicht auf Augenhöhe kann, dann bin ich einsam - der Kreis schließt sich an dieser Stelle, und etwas ändern kann ich nur in der Therapie. Da darf man aber nicht den Therapeut als Feind sehen oder ihn als einen Dilettanten abwerten, weil das wieder nur Symptomatik zementiert und Therapieresistenz bewirkt. In der Situation ist jeder Einwirkung von außen wichtig, und deshalb schrieb ich auch über Dankbarkeit. Wenn man in der Not ist und das erkennen und zugeben kann, kann es dabei dem Therapeuten gegenüber kaum zu einer anderen Einstellung kommen.
Man muss einsehen können, dass man in einer solchen Situation auf dem Nullpunkt gelandet ist, dass eigene Konzepte nichts taugen und nichts bringen. Das bedeutet keine Niederlage, sondern im Gegenteil, die Einsicht und auch den Anfang einer Veränderung. So lange man denkt, man wäre selbst seine Denkweisen, ist keine Selbstreflexion und keine Besserung möglich. Man klammert sich an was, das bringt ihm zwar nur Leid, aber anstatt loszulassen lügt man sich selbst an um weiter klammern zu können und Illusionen von tollem Strand hegen wenn man inmitten einer Wüste steht.
Narzisstische Tendenzen funktionieren lagebedingt bei jedem Menschen gleich, also gibt es keinen Grund dazu, simple Funktionalität für irrationale Vergleiche herzunehmen, das ist wieder ein falscher Weg. Wer wertet und seine Urteile für Realität hält, kann keine sinnvolle Veränderung herbeiführen. Das Ansprechen von Leuten - wenn einer auf der Menschenjagd ist, ´wie soll man sich denn ihm gegenüber verhalten? Deinen Berichten nach ist die Resonanz nicht gerade berauschend. Wenn man also nicht will, dass man ausgelacht und abgelehnt wird, dann sollte man eben so etwas bleiben lassen und seine Strategien ändern. Die beste Strategie ist nämlich keine Strategie, und Freundschaften ergeben sich aus Herzlichkeit und Anspruchslosigkeit heraus, sicher nicht als Folge einer geglückten Menschenjagd.
Du vermutest immer wieder, dass die hier dazu angeraten wird allein zu sein, das stimmt so gar nicht, genau im Gegenteil. Deine Strategien haben sich bis jetzt nicht bewährt und aus meiner Erfahrung kann ich bestätigen, dass es mehreren Menschen ähnlich geht wie mir - Smalltalk mit Unbekannten ist angenehm, und alles, was darüber hinaus geht zu anstrengend. Es ist nicht leicht sich auf unbekannte Leute einzustellen, und dass dir das scheinbar keine Probleme macht bringt mich auf den Gedanken, dass bei dir keine Notwendigkeit besteht auf andere einzugehen. Dass in dem Fall keine Empathiefähigkeit vorhanden ist, glaube ich dir.
Ein näherer Kontakt entwickelt sich allmählich und anhand von Gemeinsamkeiten, rund 30% Beziehungen entstehen am Arbeitsplatz und ein weiterer Großteil im Bereich der gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Wenn man also in eine Disco geht und dabei auf Menschenjagd ist, steht man dort sicher auf einem einsamen Posten. Wenn man in eine Disco um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken geht und um bei Musik more zu entspannen, ist man dort genau richtig, es entsteht statt Frustgefühl Freude und Gemeinsamkeiten mit anderen, die verbinden und nicht isolieren. Für den Fall, dass eine solche Einstellung nicht möglich ist und man sich in einer selbst erschaffenen Isolation befindet, die chronisch und pathologisch wird, gibt es ein reichhaltiges Angebot an Hilfen in der Form von diversen Therapien.
Ansonsten gibt es in jedem Menschenleben eine reichhaltige Palette von Gefühlen, und egal welches Gefühl abzulehnen ist die eigentliche Ursache einer inneren Spaltung. So ist auch das Gefühl der Einsamkeit oder Trauer ein normaler Bestandteil des Erlebens und kein Grund zur Verzweiflung oder zur Panik. Das Leben ist nun nicht mal nur schön, wobei eine solche Wertung auch wieder nur eine Frage der eigenen Einstellung ist.