Pfeil rechts

N
Bei der OP des Grauen Stars wird eine künstliche Linse eingesetzt, die keine Einstellung auf Fern- und Nahsicht ermöglicht. Die Kosten für eine bessere Multifokal-Linse werden von den Krankenkassen nicht übernommen. Das ist der Grund dafür, warum wegen diesen Zusatzkosten die OP von vielen Patienten hinausgezögert wird.

Eine Verrohung, um die es ging, ist z. B. die Tatsache, dass Gymnasiasten Hauptschüler als Menschen der zweiten Klasse ansehen und diese Einstellungen ihren Gleichaltrigen gegenüber auch zum Ausdruck bringen (s. Report).

Die paar Leichen und Verblödungssendungen im Vorabendprogramm haben mit diesem Thema m. E. wenig zu tun.

Und zuletzt - es war ja hier keine Rede vom Leistungsdruck; die verlinkten Themen behandeln das Thema Soziale Ausgrenzung.

22.09.2012 10:36 • #21


R
Und übrigens: Ich komme nicht aus der Oberschicht!

22.09.2012 16:43 • #22


A


Die moderne Gesellschaft

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G
Zitat von Nyan:
Eine Verrohung, um die es ging, ist z. B. die Tatsache, dass Gymnasiasten Hauptschüler als Menschen der zweiten Klasse ansehen und diese Einstellungen ihren Gleichaltrigen gegenüber auch zum Ausdruck bringen (s. Report).
Ihr meint doch nicht etwa, dass das nicht schon immer so gewesen wäre?

Zitat:
Die paar Leichen und Verblödungssendungen im Vorabendprogramm haben mit diesem Thema m. E. wenig zu tun.
Die paar Leichen!
Das bestärkt leider meine Wahrnehmung, dass die Verrohung in der Gesellschaft leider stark vorangeschritten ist. Sich ständig gequälte und getötete Menschen in Großaufnahme anzusehen - ob im Feierabendlkrimi oder Killerspiel -, ohne dass einem graust, zeugt m.E. von erschreckend wenig Empathiefähigkeit.

22.09.2012 20:22 • #23


R
Zitat von GastB:
Ihr meint doch nicht etwa, dass das nicht schon immer so gewesen wäre?


Hmm, natürlich gab es schon immer Deklassierung und Beleidigung (geht übrigens auch in beide Richtungen, ist keine Einbahnstraße); es geht nur darum, dass dieses Phänomen momentan wieder zunimmt, breitere Kreise der bürgerlichen Schicht betrifft.

Und noch einmal: Dass es schon immer so war, ist kein Argument dafür, dass es so bleiben kann, bzw. dass nichts dagegen unternommen werden müsste!

Was steckt denn hinter der Deklassierung anderer, schon im Jugendalter? Hört man sich den Kern der Beleidigungen an, so wird dem anderen die Würde abgesprochen ('Hauptschulaffen' war ein beliebter Begriff auf der Schule, die ich besuchte - eine Realschule, kein Elitegymansium!). Die anderen seien eben wertmäßig nicht gleichgestellt, sondern irgendwie defizitär; deshalb könnten die später auch die niederste Arbeit für niedrigste Löhne leisten, weil sie ja irgendwie anders seien, nicht würdig.

Dann wird dieses Bewusstsein noch verbrämt mit der Idee, dass hier alle es schaffen könnten, wenn sie nur wollten;
und hier muss Kritik ansetzen: den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und bildung und Einkommen hast Du ja nun einmal nicht geleugnet, der ist evident; aber dennoch gibt es die Idee, dass in dieser Gesellschaft jeder jede Chance besitzt und wer unten sitzt eben sich selbst dorthin gesetzt hat, bzw. zu wenig getan hat, um nach oben zu kommen. Das hat mit der sozialen Realität sehr wenig zu tun und dient eher dem ideologischen Zweck, die bestehenden Verhältnisse zu rechtfertigen.

Zitat von GastB:
Die paar Leichen und Verblödungssendungen im Vorabendprogramm haben mit diesem Thema m. E. wenig zu tun.


Mir gefällt das Vorabendprogramm auch nicht. Schlimmer finde ich noch den Real-Voyeurismus best. anderer Medien, wo es um echte Leichen geht (wer es eben eine Nummer härter will). Das ist auch eine Form der Verrohung und Abstumpfungen (aus dem dumpfen Herz stammt das dumpfe Hirn) und hat ebenso seine sozialen Ursachen und Folgen. Können wir gern drüber reden, wenn Du Lust hast...

Aber nur, weil Nyan die Chancenungleichheit für ein wichtigeres Problem hält als die 'paar Leichen' im Vorabendprogramm, heißt das doch nicht, dass Nyan die Empathie abhanden gekommen ist (lese ich jedenfalls nicht so heraus).

Zum Begriff der Verrohung: ist halt mehrdimensional, lässt sich ausweiten - und weder ich noch Du legen den Gebrauch dieses Begriffes fest.

Schönen Sonntag wünscht...
R.

23.09.2012 13:22 • #24


Capricorn
Zitat von Raskolnikow:
GastB hat geschrieben:
Ihr meint doch nicht etwa, dass das nicht schon immer so gewesen wäre?


Hmm, natürlich gab es schon immer Deklassierung und Beleidigung ... Dass es schon immer so war, ist kein Argument dafür, dass es so bleiben kann, bzw. dass nichts dagegen unternommen werden müsste!

Ein kluger Kopf hat das schon mal auf den Punkt gebracht:

„Die Ruhe und Bereitwilligkeit,
mit der wir es alle zulassen,
dass etwas, weil es lange verkehrt gewesen ist,
niemals richtig werden soll,
ist eine der verhängnisvollsten Quellen
des Elends und Verbrechens,
worunter die Welt leidet.“


(John Ruskin
1819-1900
Schriftsteller, Maler,
Kunsthistoriker und Sozialphilosph)

23.09.2012 13:48 • #25


N
Chancenungleichheit als ein wichtigeres Problem als die 'paar Leichen' im Vorabendprogramm

Die Schaulust am nachgestellten Tod ist ein Hauptthema, durch das Medien ihre Einnahmen erzielen. Also nicht nur das Vorabendprogramm, das zieht sich durch den gesamten Medienbereich durch, TV, Filmindustrie, Presse.. Ferner profitiert von angeborenen Ängsten die gesamte Industrie anhand der Verdrängung durch Konsumzwang egal welcher Art.
Was meine Differenzierung betrifft, sie hat folgenden Hintergrund: Die Schaulust hat eine lange Tradition. Opferkult, Tierkampf-Veranstaltungen, Folter, Kriege, Morde etc. Bei letzteren Zwei kommt zwar die materielle Seite auch mit ins Spiel, jedoch genau genommen ist auch die extreme Form der Abhängigkeit und der Gier nach materiellen Gütern wieder nur ein Ausdruck der Angst vor Vergänglichkeit. Die Schaulust funktioniert auf dem Prinzip des vermeintlichen Gewinns an Macht über ein Phänomen, dem der Andere zum Opfer fällt. Ein Ich-Sieg aufgrund der Niederlage anderer. Und dieses Phänomen ist meiner Recherche nach uralt und reicht in die Zeit hinein, in der es vorerst keine nennenswerte soziale Unterschiede gegeben hat.

Im Grunde hat aber der Sachverhalt hinsichtlich des Konkurrenzkampfs in privaten Beziehungen oder zwischen einzelnen gesellschaftlichen Schichten, und auch der s. g. Psychologische Krieg gegen andersartige den gleichen Ursprung. Die Angst vor den eigenen Nachteilen oder der eigenen Vernichtung ist immer die gleiche.

23.09.2012 14:16 • #26


G
Zitat von Capricorn:
Zitat von Raskolnikow:
GastB hat geschrieben:
Ihr meint doch nicht etwa, dass das nicht schon immer so gewesen wäre?


Hmm, natürlich gab es schon immer Deklassierung und Beleidigung ... Dass es schon immer so war, ist kein Argument dafür, dass es so bleiben kann, bzw. dass nichts dagegen unternommen werden müsste!

Ein kluger Kopf hat das schon mal auf den Punkt gebracht:

„Die Ruhe und Bereitwilligkeit,
mit der wir es alle zulassen,
dass etwas, weil es lange verkehrt gewesen ist,
niemals richtig werden soll,
ist eine der verhängnisvollsten Quellen
des Elends und Verbrechens,
worunter die Welt leidet.“


(John Ruskin
1819-1900
Schriftsteller, Maler,
Kunsthistoriker und Sozialphilosph)

Darum geht es nicht.

Sondern darum: Das Wort VERrohung bezeichnet einen VORGANG, eine ENTWICKLUNG. Es enthält die Behauptung,dass etwas vorher weniger roh gewesen ist als jetzt.

Und da muss ich leider widersprechen, dass die Herablassung der höher Schulgebildeteren gegenüber den weniger Schulgebildeten früher weniger gewesen sei.

23.09.2012 20:19 • #27


Capricorn
Zitat von GastB:
Darum geht es nicht.

Sondern darum: Das Wort VERrohung ...

Ich dachte, es geht grundsätzlich um Missstände und Chancenungleichheit in der Gesellschaft. Und die sind nicht gottgewollt oder naturgegeben, sondern menschengemacht und somit veränderbar.

Was die Verrohung angeht, kann ich dir zustimmen. Sicher gab's die schon immer.

Trotzdem gibt es m.E. einen Unterschied zu früher:
1.
Die Dimensionen haben sich erweitert, v.a. durch die neuen Medien. Hat früher in einem Dorf oder Stadtteil sich einer verroht verhalten, dann wusste das nur das nähere Umfeld. Heute wird jede Rohheit (siehe Breyviks Massaker) in Bild, Ton und Reportagen jedem frei Haus geliefert. Und auch Kinder und Jugendliche werden davor nicht geschützt.

2.
Das Unrechtsbewusstsein hat sich verändert. Früher wussten wohl 90% der Verrohten, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung ist. Heutzutage (eigentl. schon seit ca. 30 Jahren; das weiß ich aus beruflicher Erfahrung) fehlt vielen das Unrechtsbewusstsein nahezu komplett.



Der scheinbar einhelligen Meinung darüber, dass mit Behinderten früher schlechter umgegangen wurde, kann ich nicht zustimmen. Behinderte gab es auch in meiner Heimatstadt und in den Dörfern rundherum, die nicht nur VOLL ! integriert waren, sondern von den allermeisten freundlich - ja freundSCHAFTlich - behandelt wurden.


Ihr habt evtl. nur die grauenhaften Bilder der NS-Zeit berücksichtigt?!? ... oder das - wohl meist großstädtische Vorgehen - solche Menschen in Heimen zu isolieren. Solange niemand gemeingefährlich war, kamen in der Provinz Behinderte nicht in ein Heim, sondern wurden von der Gemeinschaft mit getragen.

23.09.2012 21:39 • #28


N
Es sind ja inzwischen die Ergebnisse des 4. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung bekannt.

http://www.zeit.de/news/2012-09/18/gese ... r-18215019

Z. B. hier wird der Bericht zum Download angeboten

http://www.wirtschaftundgesellschaft.de/?p=5709

Und hier der aktuelle Stand der Vermögensverteilung in Deutschland

http://www.crp-infotec.de/01deu/finanze ... umfang.gif

Bezeichnend ist, dass das Vermögen der unteren Hälfte der Haushalte innerhalb von 10 Jahren auf ein Viertel geschrumpft ist, während das Gesamtvermögen in nur 5 Jahren um mehr als 10% stieg.

Zu dem Thema passt gut ein Video, das Forumskollege Misch in der Plauderecke verlinkt hat - zum Thema Vermögenszuwachs



Und eins von mir



Die Situation auf den Finanzmärkten bzw. die Umverteilung des Vermögens haben auch psychosoziale Folgen, das ist bereits seit Jahrzehnten bekannt. Innerhalb eines Systems gibt es nichts, das keiner Wechselwirkung unterliegen würde. Aber es gibt auch Lösungswege, wie man in Videos sehen kann, und es besteht jeder Zeit die Möglichkeit auf diese zurück zu greifen. So wie auch das sozial gerechte finnische Bildungssystem schon seit langer Zeit als Exportgut im Angebot steht.

Schwierig ist nur, dass man, wenn es um politische oder wirtschaftliche Fragen geht, kein Mitspracherecht hat.



Schönen Nachmittag,
Nyan

24.09.2012 16:20 • #29


R
Zitat von Nyan:
Bei letzteren Zwei kommt zwar die materielle Seite auch mit ins Spiel, jedoch genau genommen ist auch die extreme Form der Abhängigkeit und der Gier nach materiellen Gütern wieder nur ein Ausdruck der Angst vor Vergänglichkeit.


Und das glaube ich eben nicht; es existieren doch höchst reale Ängste, die sozialer Art sind: die Angst vor dem Statusverlust, die Angst vor der Austauschbarkeit in einer Welt der Funktionen, damit die Angst vor der Arbeitsloigkeit. Man kann doch nicht hinter jeder Angst Thanatos am Werk sehen, in wechselnden Maskeraden.

Jemand hat mal die Unterscheidung eingeführt zwischen Angst und Sorge; er sagte, dass die Ängste sich auf das unabänderliche Schicksal richten: also die Angst vor dem Tod, etc.; während man sich um die Sorgen eben mit eigener Kraft 'sorgen' könnte, wie um den Arbeitsplatz. Schien mir zuerst recht eingängig; doch in der Unübersichtlichkeit wirtschaftlicher Prozesse stehe ich den Entwicklungen doch ebenso ohnmächtig gegenüber, wie dem Tod: mein Arbeitsplatz hängt u.U. von Vorgängen ab, die ich überhaupt nicht beeinflusse und es ist fragwürdig, ob unter der derzeitigen Organisationsform überhaupt jemand diese Prozesse bewusst beeinflussen kann. Heute morgen habe ich gehört, dass Wertpapiere an der Börse in kleinsten Bruchteilen einer Sekunde gehandelt werden, bloße, irrationale Computerspiele sind. Da können Fehler passieren und ganze Wirtschaftszweige einbrechen und Massen der Arbeitslosigkeit überantwortet werden; das ist dann doch keine Sorge, sondern Angst.

Zitat von Nyan:
Die Schaulust funktioniert auf dem Prinzip des vermeintlichen Gewinns an Macht über ein Phänomen, dem der Andere zum Opfer fällt. Ein Ich-Sieg aufgrund der Niederlage anderer.


Vllt. auch als Kompensation der oben beschriebenen Ohnmächtigkeit gegenüber sozialen Prozessen, die ich nicht beeinflusse.

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es weniger eine Identifikation mit den Protagonisten ist, sondern eher eine Identifikation mit der Struktur hervorrufen soll: letztlich läuft das meiste im Fernsehen nach demselben Muster ab: es werden Sieger und Verlierer produziert: Quizshows, Dschungelcamps, Castinshows und die Vorabendprogramme mit dem Grauen; stets unterliegt jemand einem anderen. Und irgendwie ist alles Konkurrenz.

Die Schaulust hat dabei zwei Momente: zum Einen erkennen die Menschen ihre eigene Situation in der Realität wieder und schalten deshalb ein; zum anderen sorgt das ständige Reproduizieren dieser Strukturen für Anerkennung derselbigen. Was ich jeden Tag sehe, bin ich bereit, als Normalität zu akzeptieren.

Zitat von Nyan:
Ferner profitiert von angeborenen Ängsten die gesamte Industrie anhand der Verdrängung durch Konsumzwang egal welcher Art.


Nehmen wir die Kosmetik-Industrie: die beutet wohl beide Arten der Angst aus: die natürlich-angeborenen vor Alter, Verfall, Krankheit und Tod ('Unsere Antifaltencreme hält den körperlichen Verfall auf') sowie die Furcht vor dem sozialen Abstieg ('Unsere Creme ermöglicht den beruflichen Erfolg'). Ist halt Warenfetischismus: 'Unser Produkt bringt ihr Leben in Ordnung'. Es wird suggeriert, dass jegliches Unbehagen am Leben ein Ende hat, soweit man nur diese oder jene Suppentüte kauft. Die Unzufriedenheit steigt aber, da jede Erwartung an ein Produkt letztlich enttäuscht wird: 'Mist, da habe ich uns die Tütensuppe gemacht und hatte trotzdem Streit mit meinem Lebenspartner, meinen Kindern, meinem Umfeld.' Die gesteigerte Unzufriedenheit führt zu gesteigertem Konsum.
Es ist m.E. nicht in erster Linie und ausschließlich die Verdrängung der Todesgedanken, die den Menschen zum Konsum führt, sondern eine Unzufriedenheit an der Einrichtung ihres Lebens; fragt sich nur, wer es ihnen eingerichtet hat? Wieviel Autonomie besitzt der Mensch?

Einen gesegneten Mittwoch wünscht
R.

26.09.2012 17:22 • #30


N
Zitat von Raskolnikow:
Und das glaube ich eben nicht; es existieren doch höchst reale Ängste, die sozialer Art sind: die Angst vor dem Statusverlust, die Angst vor der Austauschbarkeit in einer Welt der Funktionen, damit die Angst vor der Arbeitsloigkeit. Man kann doch nicht hinter jeder Angst Thanatos am Werk sehen, in wechselnden Maskeraden.

Apropos - warum. Man könnte das beliebte Wissensspiel der Kinder anwenden; irgendwo am Ende der Reihe gleicht die Angst vor der Ablehnung ganz sicher einem existenziellen Problem! Genetisch bedingt ist diese Angst ein Überbleibsel aus der Zeit, in der das Überleben außerhalb der Gemeinschaft nicht möglich gewesen ist. Und soziale Ängste sind außerdem mit der Stimme des Inneren Kritikers verknüpft, der bei Kleinkindern in den ersten Lebensjahren als Resonanz auf Bedrohungen hinsichtlich ihrer existenziellen Abhängigkeit entsteht. Klar kann man Ängste sortieren, warum nicht. Wenn man sich dadurch einen besseren Überblickt verschaffen kann, ist das eine gute Sache.

Unbewusste Attributionsprozesse (Warum-Fragen), so wie ich die Unterscheidung verstehe, sind mit der Kontrollkognition verbunden.

Nehmen wir an, ein Mensch hätte keine Angst. Er würde in jeder spezifischen Situation nach seinem besten Können und Wissen spontan auf sein Umfeld und auf sein inneres Erleben reagieren. Er würde in jeder beliebigen Situation aus sich heraus frei handeln, ohne seine Handlungen mit selbst entwickelten oder übernommenen Vorgaben zu vergleichen. Er wäre sicher ein glücklicher Mensch, der anhand des Vertrauens in seine eigene Fähigkeiten und einen bestimmten Sinn, den er mit seinem Handeln in Verbindung bringt, keinen Anlass für Zweifel, Reue oder Angst sieht. Dadurch bedingt würde er an keinem inneren Konflikt leiden, der sich aus der Diskrepanz zwischen seinem Denken und Erleben ergeben kann.

Aus dem fehlenden Vertrauen heraus ergibt sich Angst vor Situationen und eigenen Reaktionen, denen man der eigenen Beurteilung nach nicht gewachsen ist. Die Angst der Unterlegenheit wird gewöhnlich dadurch kompensiert, dass Vorstellungen von einer Welt erschaffen werden, in der es keine negative Situationen gibt. Die Kluft zwischen dem realen und illusionären Erleben, und ebenso dem mehr oder weniger unbewussten Zweifel hinsichtlich eines möglichen Irrtums, sind in dem Fall die Grundlage depressiver Zustände. Und aus dieser Lage resultiert auch der Angstkreislauf, den das Streben nach Kontrolle der Welt außerhalb der eigenen Illusion und das stete Scheitern dieser Vorgabe nährt.

Zitat:
Heute morgen habe ich gehört, dass Wertpapiere an der Börse in kleinsten Bruchteilen einer Sekunde gehandelt werden, bloße, irrationale Computerspiele sind. Da können Fehler passieren und ganze Wirtschaftszweige einbrechen und Massen der Arbeitslosigkeit überantwortet werden; das ist dann doch keine Sorge, sondern Angst.

Irgendwann wird das Spiel vorbei sein, und es gibt jetzt und bereits seit einer langen Zeit alle paar Sekunden in der weiten Welt sterbende Verlierer, die dank der Sekundenbruchteile an der Börse ihre Ernährungsgrundlage für sich und ihre Kinder verlieren oder auf ein unwürdiges Maß reduziert, vorgeschrieben bekommen. Warum ängstigt sich der Europäer vor Nöten, die Andere millionenweise ertragen müssen, wobei er zu diesem Zustand durch Manipulationen des Welthandels und der Finanzmärkte entscheidend beigetragen hat bzw. für sie direkt ursächlich ist? Auch eine Möglichkeit diesen Zustand zu kommentieren wäre die Annahme, dass doch dies eine ausgleichende Gerechtigkeit wäre, die hier zu Lebzeiten durchgelitten nicht in der Gestalt einer unehrenhaften Schuldigkeit in europäischen Gräbern versickern muss.

Zitat:
Es ist m.E. nicht in erster Linie und ausschließlich die Verdrängung der Todesgedanken, die den Menschen zum Konsum führt, sondern eine Unzufriedenheit an der Einrichtung ihres Lebens; fragt sich nur, wer es ihnen eingerichtet hat? Wieviel Autonomie besitzt der Mensch?

Die Angst nicht richtig zu leben ist mit dem Wissen um den begrenzten Zeitplan identisch. Geburtstage werden ab einem bestimmten Alter eher mit einer gewissen Verlegenheit im Hintergrund gefeiert: Wieder ein Jahr älter... Die Angst des kleinen Kindes ist nur die Eine gewesen: Die Furcht in Ungnade zu fallen und die daraus resultierende existenzielle Bedrohung. Angst, die nicht überwunden werden kann, deren Vermeidung sich dem eigenen Kompetenzbereich entzieht, sucht nach Seitenwegen. Bzw. psychische Selbstschutzmechanismen sorgen anhand der Unkenntnis über alternative Wege für deren Umpolung. Sie soll überwunden werden, sie wird stellvertretend den Objekten angehängt, die man theoretisch besiegen kann. Die kleine Spinne z. B., oder man kann sich ein Leben lang mit dem Kampf gegen die eigene Angst beschäftigen, mit dem Kampf gegen sich selbst und irgendwann mal vielleicht als Held auftreten. Andererseits bietet sich der Weg der Auflösung des Minderwertigkeitsgefühl und der Angst. Angstfreiheit bedeutet das Ende der Unterlegenheit - kann man das so verstehen? Eben als Autonomie.

Schaulust. Es gibt auch eine Gute.
Allerdings nur wenn man über die dafür notwendige nervliche Verfassung verfügt... weil normalerweise der Adrenalinabbau eher durch die Beteiligung an Hilfsmaßnahmen erfolgen kann - und vielleicht kann man dann sogar noch besser verstehen.

http://www.psychology48.com/deu/d/schau ... aulust.htm

Liebe Grüße

28.09.2012 00:45 • #31


A


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