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DepriMan
Hallo,

heute war die Beerdigung von meinem Stiefvater. Danach, beim Leichenschmaus, bin ich einfach - still und heimlich - abgehauen, nachdem ich kurz auf Toilette war. Ich fühlte mich sehr unwohl, hatte das Gefühl, unsichtbar zu sein, ein Alien von einer anderen Welt. Ist das hier noch jemandem bekannt?
Ich weiß, dass Depressive nicht anziehend wirken - diese negative Schwingung muss wohl nach außen strahlen. Bevor ich kurz Platz nahm in der Gaststätte, habe ich mich hin und wieder mit meinen Neffen unterhalten, auch wenn mir generell nicht so nach Konversation war.
Als ich zu Hause war, schickte ich meiner Schwester eine SMS, dass es mir für meine Mutter leid tut, abgehauen zu sein, weil ich mich unwohl fühlte, hoffe aber, dass sie dafür Verständnis hat.

12.09.2018 13:31 • 22.12.2018 x 1 #1


13 Antworten ↓


I
Hast du dich allein gelassen Gefühl oder hat niemand auf dich reagiert? Ich verstehe nicht ganz was du meinst.

12.09.2018 16:13 • #2


A


Das Gefühl, unsichtbar zu sein - wer kennt es?

x 3


DepriMan
Na, ich fühlte mich unsichtbar, als ob ich nicht da gewesen wär. Klar gab es erst mal Umarmungen von Cousinen und Co. und später Kondolenzen, aber sonst kam mich mir wie Luft vor. Mir ist natürlich klar, dass nichts zurückkommen kann, wenn man nichts sendet.

12.09.2018 17:42 • #3


Noir81
Unsichtbar.
Es gab wenige Momente in meinem Leben in denen ich wirklich sichtbar war. Ich kenne das Gefühl nur zu gut.
Mittlerweile empfinde ich auch Schutz in der Unsichtbarkeit. Es ist nicht alles schwarz-weiß. Obwohl die Einsamkeit mir auf Dauer schadet und ich um Hoffnung kämpfe.
Ist es Teil der Persönlichkeit oder erlernte Überlebensstrategie?
Haben wir als Kinder gelernt, dass unsere Bedürfnisse nicht zählen - wir stören oder gar unerwünscht sind? Behalten wir uns dieses Gefühl und strahlen es aus - weil es das ist wo wir uns gut auskennen? Wie finden wir den Weg aus diesem Teufelskreis?

Wie sind Deine Gedanken dazu?

26.11.2018 22:21 • #4


A
Ja, so ähnlich empfinde ich es auch @Noir81 Schutz, unsichtbar zu sein oder nicht auffällig zu sein. Je unauffälliger, desto besser und sicherer fühle ich mich.

27.11.2018 13:19 • x 1 #5


Entwickler
In einem anderen Forum gab es mal einen Thread dazu. Da waren viele unsichtbare Menschen, die auf der Straße dauernd angerempelt werden, wenn sie nicht ausweichen. Beim Einkaufen an der Theke nie aufgerufen oder gar ignoriert werden. Das Phänomen ist aber psychologisch noch nicht erforscht worden. Mir geht es auch oft so, dass ich gar nicht die Gelegenheit bekomme, was zu sagen. Natürlich gerade auch bei Menschen, die mich gar nicht kennen.

02.12.2018 15:15 • #6


M
Zitat von DepriMan:
Hallo,

heute war die Beerdigung von meinem Stiefvater. Danach, beim Leichenschmaus, bin ich einfach - still und heimlich - abgehauen, nachdem ich kurz auf Toilette war. Ich fühlte mich sehr unwohl, hatte das Gefühl, unsichtbar zu sein, ein Alien von einer anderen Welt. Ist das hier noch jemandem bekannt?
Ich weiß, dass Depressive nicht anziehend wirken - diese negative Schwingung muss wohl nach außen strahlen. Bevor ich kurz Platz nahm in der Gaststätte, habe ich mich hin und wieder mit meinen Neffen unterhalten, auch wenn mir generell nicht so nach Konversation war.
Als ich zu Hause war, schickte ich meiner Schwester eine SMS, dass es mir für meine Mutter leid tut, abgehauen zu sein, weil ich mich unwohl fühlte, hoffe aber, dass sie dafür Verständnis hat.

Ich kann dich sehr gut verstehen ich fühle mich egal wo ich hin gehe beobachtet meine Psychologin meint das wird wieder hmmm ich zieh mich immer weiter zurück

02.12.2018 16:13 • #7


Cortez
Zitat von Maik 84:
Ich kann dich sehr gut verstehen ich fühle mich egal wo ich hin gehe beobachtet meine Psychologin meint das wird wieder hmmm ich zieh mich immer weiter zurück


Ich fühle mich auch beobachtet. Werde auch immer wieder gefragt was denn los ist, ich soll doch mal lachen oder nicht immer so grimmig gucken (ganz tolle Ratschläge). Fühle mich auch immer Fehl am Platz und wie ein Alien

03.12.2018 01:13 • #8


M
Genau lachen würde ich echt mal wieder gern nachher wieder zum doc Rechter Arm und Finger taub jeden Tag was anderes und es versteht keiner außer meiner Psychologin

03.12.2018 08:29 • #9


Entwickler
Zitat von Cortez:

Ich fühle mich auch beobachtet. Werde auch immer wieder gefragt was denn los ist, ich soll doch mal lachen oder nicht immer so grimmig gucken (ganz tolle Ratschläge). Fühle mich auch immer Fehl am Platz und wie ein Alien

Mir wurde als Kind das Gegenteil gesagt: Ich sollte nicht so viel grinsen. Eigentlich war das Lächeln und ich fühlte mich kein wenig unwohl. Nur in einem ekelhaften, lebensablehnenden Umfeld will es eben keiner sehen, wenn man fröhlich ist. Irgendwann hatten sie dann meinen Willen gebrochen und ich sah nur noch so scheintot aus wie sie. Dieses Verhaltensmuster musste ich in jahrelanger Arbeit lernen, wieder aufzugeben.

03.12.2018 09:00 • #10


Cortez
Zitat von Entwickler:
Mir wurde als Kind das Gegenteil gesagt: Ich sollte nicht so viel grinsen. Eigentlich war das Lächeln und ich fühlte mich kein wenig unwohl. Nur in einem ekelhaften, lebensablehnenden Umfeld will es eben keiner sehen, wenn man fröhlich ist. Irgendwann hatten sie dann meinen Willen gebrochen und ich sah nur noch so scheintot aus wie sie. Dieses Verhaltensmuster musste ich in jahrelanger Arbeit lernen, wieder aufzugeben.


schrecklich

03.12.2018 14:09 • #11


DepriMan
Zitat von Entwickler:
Mir wurde als Kind das Gegenteil gesagt: Ich sollte nicht so viel grinsen. Eigentlich war das Lächeln und ich fühlte mich kein wenig unwohl. Nur in einem ekelhaften, lebensablehnenden Umfeld will es eben keiner sehen, wenn man fröhlich ist. Irgendwann hatten sie dann meinen Willen gebrochen und ich sah nur noch so scheintot aus wie sie. Dieses Verhaltensmuster musste ich in jahrelanger Arbeit lernen, wieder aufzugeben.

Wer hat dir denn gesagt, dass du nicht so viel grinsen solltest? Ich habe das Lachen irgendwann verlernt, und wenn ich mal lache, dann ist es in der Regel angepasst und nicht echt. Einmal - in einer Maßnahme vom Jobcenter - sagte mir der Dozent, dass ich bestimmt glücklich wäre, weil ich offenbar (viel?) lächelte. Ich meinte daraufhin, dass das täuscht - zu dem Zeitpunkt war mir das wohl gar nicht so bewusst, dass ich nach außen hin einen anderen Eindruck hinterließ und es in mir drin ganz anders aussah.

Ich habe in meinem Erkenntnisprozess Fortschritte gemacht und weiß, dass Fitness gut tut, weil es u. a. das Selbstbewusstsein stärkt, indem der Körper trainiert wird und dadurch eine bessere Haltung erzielt wird, die sich auch positiv nach außen richtet. Eine aufrechte Körperhaltung bewirkt auch eine stabile innere Haltung, und die ist nun mal sehr wichtig im Leben, was gerade wir psychisch Beeinträchtige vermissen bzw. benötigen.

16.12.2018 17:43 • #12


Entwickler
Zitat von DepriMan:
Wer hat dir denn gesagt, dass du nicht so viel grinsen solltest?

Nach allem, was ich heute weiß, habe ich damals zwar freundlich ausgesehen, aber viel zu wenig gesprochen. Das passte nicht zusammen und führte überall nur zu Ablehnung. Dass ich den Mund nicht aufmachte, lag daran, dass ich zwar den Gesprächen folgen konnte, aber für eine passende und schlagfertige Antwort fehlten ein paar Zehntel Sekunden von Seiten meiner Prozessortaktung. Meine Antworten kamen dann unpassend oder zu spät. Nach allem, was ich heute weiß, ist die Kunst der Konversation vor allem eine Frage der Taktung. Wie beim Ballspiel. Wer eine Zehntel Sekunde zu spät schießt, tritt meist daneben.

Als Folge wurde ich dann nicht mehr beachtet. Und um mein Ego zu schützen, erklärte ich die Anderen schlicht für bescheuert. Leider läuft der gleiche Prozess gerade bei meiner achtjährigen Tochter ab. Ich kann darüber reden, sooft ich will. Sie kommt nicht darüber hinweg, dass sie von den meisten Mitschülern ignoriert wird.

16.12.2018 18:38 • #13


DepriMan
Das Problem mit dem zu wenig sprechen hatte/habe ich auch. Smalltalk liegt mir auch nicht, ich kann das gar nicht, finde es oberflächlich und uninteressant. Vor allem mag ich es nicht, auf Biegen und Brechen gut ankommen zu wollen und sich dafür verstellen zu müssen, obwohl es innerlich ganz anders aussieht.
Ich wäre auch gern schlagfertiger und bewundere die Leute, die immer einen passenden Spruch parat haben. Das ist wohl auch mit der Grund, warum mir oft im wahrsten Sinne die Worte fehlen und ich stumm bleibe. Wie soll man jemand anderen einschätzen können, wenn er nichts von sich gibt und stumm bleibt?

22.12.2018 19:56 • x 1 #14


A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl