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P
Hallo zusammen,
Bin gerade toltal fertig, weil meine Tocher (27)gestern von der Polizei in die geschlossene Abteilung des Bezirksklinikums gebracht wurde. Sie hatte schon länger damit Probleme, dass ihr Freund mit ihr Schluß gemacht hatte und letzten Sommer musste ihre Katz mit 16 Jahren eingeschläfert werden, da macht sie sich auch Vorwürfe weil sie denkt sie hätte ihr noch helfen können. Auch hat sie im Juni nach dem studium einen stressigen Job angefangen und ihr Selbstbewusstsein ist auch noch nie das Beste gewesen.
Sie hat mir vergangene Woche mehrfach erzählt, dass sie jetzt mit ihrem Exfreund wieder zusammen kommen will, weil der sie eigentlich immer noch liebt aber nur Bindungsunfähig wäre. Er hat inzwischen schon eine neue Freundin, aber das ignoriert sie einfach. Sie hatte in den letzten Monaten extrem sport getrieben und viel abgenommen und in der Nacht von Donnerstag auf Freitag wollte sie mit ihrem Exfreund reden, weil sie sämtliche seiner Aussagen ins Gegenteil umgekehrt hat und behauptet hat er würde sie noch lieben und könne es ihr nur nicht zeigen und er wäre deshalb selbstmordgefährdet. Sie fuhr also zu ihm und gab ihm einen Brief wo sie ihm ihre Gefühle gestand aber er meinte er bräuchte Abstand und sie solle ihn einfach in Ruhe lassen. Da ist sie wohl ausgetickt hat ihren Bruder angerufen und wirres Zeug geredet. Sie ist dann in die Polizeistation der Kreisstadt gefahren und den netten Polizisten erzählt, dass ihr freund sich umbringen wolle. Die haben dann kontakt zu ihm aufgenommen und sind zu ihm gefahren, der war zu der Zeit mit seiner Freundin in einem Krankenhaus, weil die sich das bein gebrochen hatte.
Die Polizei merkte sehr schnell, dass der Freund überhaupt nicht s.uizidal war und das Problem meine Tochter ist. Sie brachten sie also mit Rettungssanitätern ins Bezirksklinikum. Dort bekam sie erstmal Zyprexa velotab. Diagnose: akue polymorphe psychotische Störung.Sie wurde dann von ihrem Bruder abgeholt und wieder zu uns nach Hause gebracht (sie hat im haus eine eigene Wohnung) Leider weigert sie sich die Tabletten (1x) täglich zu nehmen. Sie ist wieder so aufgedreht und erzählt wirres Zeug und vom angeblichen S.uizid ihres Freundes. Ruft ihn ständig an. Heute hat sie mir ins Lenkrad gegriffen weil mein Handy klingelte und sie dachte ihr exfreund wär dran. Sie riss mir das lenkrad nach rechts und ich fuhr auf den Bürgersteig. Ich kann von Glück sagen, dass da keine Person stand. Ich hab im Klinikum heute schon angerufen, aber da ist kein Arzt der mir Auskunft gegeben hätte. Sie ist wie der berühmte Duracell Hase. Ich weiß nicht mehr weiter. Alle sind bescheuert, nur sie kennt die Wahrheit und deshalb braucht sie keine Tabletten, sagt sie. Ich bin am Ende mit den Nerven. Seit fünf uhr früh bin ich mit ihr am Diskutieren. Sie ist nicht zum schlafen zu kriegen. Sie ist weiß wie die Wand und hat dunkle Ringe unter den Augen.
Ich weiß nicht wie ich die Zeit bis Montag rumkriegen soll. Die nette Schwester in der KLinik meinte, dass es besser wäre mit ihr am Montag zu einem Arzt für Psychiatrie zu gehen, der könne dann die Weiterbehandlung übernehmen.
Ich habe alle Autoschlüssel versteckt, damit sie nicht wieder abhaut und versucht zu ihrem ex zu kommen.
Gerade war sie wieder bei mir in der Wohnung und hat mir wieder ihren Unsinn erörtert. Von wegen sie wird sich bald mit ihrem Ex verloben und sie sei telepathisch mit ihm verbunden und wisse als Einzigste wie es wirklich in ihm aussieht und die Neue hätte er ja nur, weil die genauso eine Bindungsangst hat wie er und sie sich dadurch verbunden fühlten, dabei liebe er aber nur sie.
Ich kanns echt bald nimmer aushalten. Ich bin die Böse weil ich sie nicht verstehe und weil sie mir nicht wichtig wäre. Ich könnte nur heulen und weiss echt nimmer was ich tun soll.

05.02.2022 18:32 • 28.05.2022 x 1 #1


159 Antworten ↓


S
Ich habe es mal im Fernsehen gesehen, wenn jemand diese manische Phase hat, völlige Selbstüberschätzung usw.
Ich wünsche Euch viel Kraft …. hoffentlich ist die Phase bald vorbei …

05.02.2022 18:44 • x 2 #2


A


Akute bipolare Störung

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Cathy79
Ich kenne das leider aus erster Hand. Meine Mutter hat eine bipolare Störung und musste vorletztes Jahr in akuter Manie auch zwangseingewiesen werden.

Es wäre wichtig dass deine Tochter einen gesetzlichen Betreuer bekommt, das kannst auch du sein, der für Aufenthalt und Gesundheitsvorsorge zuständig ist. Dann kann sie nämlich zwangseingewiesen werden. Ist sie schon länger bipolar? Hat sie einen Psychiater?

05.02.2022 19:04 • x 3 #3


P
Nein das ist erst ganz frisch darum hab ich den Druck schnell zu handeln weil es heißt, wenn man sofort was unternimmt, dann bekommt man diese Störung gut in den Griff. Sie hatte das auch vorher noch nie. Ursächlich ist die allgemeine Überforderung schuld und Auslöser jetzt das Beziehungsaus, das sie ja letztes Jahr noch nicht akzeptiert hat und jetzt mit der Neuen ist ihre Hoffnung geschwunden und sie flüchtet sich jetzt in diese wirren Gedanken. Alle sind doof nur sie hat Ahnung was mit ihr los ist. Sie will ja wach bleiben weil sie sagt sie muss nachdenken. Aber ihr Körper spielt da nimmer lang mit. Mein Gott sie telefoniert wieder und nervt alle in ihrem Umfeld. Jetzt erpresst sie grad ihren Bruder, dass er den Ex zu ihr bringen soll, dann wird sie die Tablette nehmen. Ich halt noch so eine Nacht nicht durch, wo sie mir hahnebüchene Stories auftischt und mich auch nicht zur Ruhe komen lässt. Heute morgen hat sie mich um 5 uhr früh mit wildem klopfen an die schlafzimmertür aufgeweckt und seitdem dreht sie am Rad und ich mit.

05.02.2022 19:12 • x 2 #4


Cathy79
Ich würde den Rettungsdienst rufen und sie wieder ins kkh bringen lassen. Da muss man schon mal ein bisschen übertreiben. Du kannst denen erzählen sie bedroht dich oder hat Suizid angekündigt, damit sie auf jeden Fall wieder mitgenommen wird. Und dann musst du direkt Montag bei eurem zuständigen Amtsgericht bei der Betreungsstelle anrufen und dich kümmern dass sie jemanden bekommt. Habe ich bei meiner Mutter auch direkt gemacht.

Es ist leider nicht so einfach, da die manischen ja leider nicht einsehen dass sie krank sind.

05.02.2022 19:17 • x 5 #5


P
Ja das ist echt schwer. Ich warte jetzt noch ab, ob ihr Bruder auf sie positiv einwirken kann. Wenn sie endlich mal diese tablette nehmen würde. Hätte ihr Hirn und ihr Körper endlich mal die Möglichkeit zu entspannen.

Genauso verhällt sie sich gerade:

Definition:Akute polymorphe psychotische Störung
Die akute polymorphe psychotische Störung ist eine vorübergehende psychotische Störung mit akutem Beginn, bei der Halluzinationen, Wahnphänomene und Wahrnehmungsstörungen in unterschiedlicher Ausprägung vorhanden sind, die von Tag zu Tag oder sogar von Stunde zu Stunde wechseln.

Phasenweise ist sie wieder recht zugänglich und erweckt den Anschein, dass alles gut wird und sie zur Besinnung kommt und eine halbe stunde später ist sie wieder voll drauf.

05.02.2022 19:20 • x 1 #6


Cathy79
Mal dumm gefragt, es ist also nicht diagnostiziert dass sie bipolar ist? Wie kommst du dann darauf?

Aber es ist wurscht wie das ganze heisst, sie muss zwangseingewiesen werden.

05.02.2022 19:29 • x 1 #7


J
Hallo Patrizia, ich kenne solche Phasen von meiner Mutter. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass wir es zu Hause nicht hinbekommen haben, diese akuten Zustaende in den Griff zu bekommen. Jedes Mal ist sie trotz nervenaufreibender Bemuehungen in die geschlossene Psychiatrie eingeliefert worden. Schreckliche Bilder, die ich da auch noch aus meiner Kindheit im Gedaechnis habe.
Viele Gedanken und Verhaltensweisen sind so quer und man steht fassungslos daneben. Ich druecke Dir bzw. Euch fest die Daumen, dass es schnell wieder besser wird. Die Klinik ist bei uns immer eine grosse Hilfe gewesen, einfach auch um Verantwortung abzugeben und sich selbst zu schuetzen. Eine liebe Umarmung von mir!

05.02.2022 19:40 • x 3 #8


P
Es steht an anderer Stelle im Befund auch etwas von bipolarer Störung.

05.02.2022 19:52 • #9


Cathy79
Zitat von Patrizia1964:
Es steht an anderer Stelle im Befund auch etwas von bipolarer Störung.

Okay. Manien haben ja auch meistens psychotische Züge. War bei meiner Mutter auch so.

Wie gesagt ich habe nur den Rat sie wieder in die Klinik zu bringenund dafür zu sorgen dass sie dort bleibt auch gegen ihren Willen. Ich weiss das ist hart, aber aus eigener Erfahrung, ambulant wirst du da nicht weiter kommen.

05.02.2022 19:57 • x 1 #10


P
Ich möchte aber montag erst noch über den hausarzt zu einem arzt für psychiatrie und wenn das nicht hilft muss sie wieder in die klinik.

05.02.2022 20:41 • #11


Frau_Pübbels
Ich weiß nicht, inwieweit mein Beitrag hilft ,aber mein Freund wurde in der manischen Phase von seiner Mutter in die Psychiatrie eingewiesen . Da kam die Polizei und nahm ihn mit.
Er ist ebenfalls bipolar und nahm am Anfang nicht die Tabletten, mit einer Geschichte, die ihm die pfleger aufgetischt haben ( er würde andere dadurch retten und so ) nahm er sie dann .

Ich wünsche dir auf jeden Fall alles erdenklich Gute und hoffe für dich und deine Tochter nur das Beste.

05.02.2022 20:43 • #12


Cathy79
Zitat von Patrizia1964:
Ich möchte aber montag erst noch über den hausarzt zu einem arzt für psychiatrie und wenn das nicht hilft muss sie wieder in die


Wenn du Glück hast und es funktioniert, aber die Frage ist halt auch in wie weit macht deine Tochter das alles mit.
Meine Mutter wäre für nichts auf der Welt wieder zum Arzt gegangen, obwohl sie jahrelang in Behandlung war. Und dann bleibt halt nur die Zwangseinweisung.

05.02.2022 20:48 • x 1 #13


Delfin36
Hey. Auch meine Mutti hat das seit vielen Jahren und nimmt Lithium, was wohl sehr gut helfen soll bei dieser Erkrankung.
Klar ist es oft nicht leicht aber meine Mutti weiß, dass sie krank ist und auch wenn sie es in manischen Phasen nicht sieht, sieht sie es spätestens in einer "normalen" Phase wieder.
Bipolar heißt, dass sie auch depressiv ist, also viel weint und wenig Sinn im Leben sieht (so ist es bei meiner Mum). Das wechselt sehr schnell und ist wirklich eine scheußliche Krankheit aber mit Medikamenten und, wenn man weiß wie man reagieren bzw. damit umgehen muss/ sollte, ist die Krankheit gut behandelbar.
Vielleicht sollte die manische Phase erstmal abklingen bevor ihr gemeinsam mal schaut, ob ihr einen passenden Therapeuten findet, dass ihr beide damit umgehen könnt.
Ich denke das es vorher schwierig wird- die Einsicht muss kommen, auch wenn das sicher schmerzhaft wird. Lass sie nachts Wäsche waschen, kochen oder was auch immer sie möchte (solange sie niemanden gefährdet). Wenn wir meiner Mutti da rein reden, wird sie verrückt und rennt zur Tür raus- also bitte vorsichtig und behutsam mit ihr sprechen, auch wenn es unheimlich Kraft kostet.
Tut mir so leid sowas zu lesen… Ich denke aber auch dass es in den Griff zu bekommen ist. Und wenn nicht, wirst auch du da rein wachsen, versprochen! Alles Gute

05.02.2022 20:58 • #14


Cathy79
Meine Mutter bekam zuerst Lithium, hatte aber zu starke Nebenwirkungen. Heute nimmt sie Valproat und Olanzapin. Seitdem geht es ihr den Umständen entsprechend gut. Sie hatte auch keine manische Phase mehr seit 1 1/2 ,Jahren.

05.02.2022 21:01 • #15


Delfin36
Das klingt super. Vor allem ist gut, dass sie nur so wenig braucht. Meine nimmt neben Lithium noch 8 andere Medikamente um alles auszugleichen und bis auf einen starken Tremor und schwindende Gehirnzellen zeigen sich keine Nebenwirkungen. Aber sie ist auch ein harter Fall nach fast 40 Jahren mit der Erkrankung, also bitte nicht denken das es bei anderen auch so wird- an sich ist das wirklich gut (medikamentös) behandelbar️

05.02.2022 21:19 • #16


Cathy79
Meine Mutter lebt noch länger damit, schon über 50 Jahre. Sie wird 77.

Allerdings standen bei ihr auch immer die Depressionen im Vordergrund. Manische Episoden hatte sie zum Glück nur sehr wenige im Leben, vielleicht 10. Zwischen den letzten beiden jetzt lagen genau 10 Jahre.

Ich hoffe die Medis bewahren sie vor einer neuen Manie, denn auch körperlich ist das kein Spaziergang, erst recht in ihrem Alter.

05.02.2022 21:28 • #17

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Delfin36
Das tut mir leid.
Und ja davor habe ich auch Angst.
Auch das die Tabletten vielleicht zu sehr auf die Leber gehen oder noch andere körperliche Schäden verursachen. Oder das durch das Zittern mal mehr passiert als das Tassen runter fallen.
Wir können nur beten und hoffen. Alles nicht so einfach

05.02.2022 21:38 • #18


Cathy79
Meine Mutter bekam am Anfang Risperidon, da zitterte sie auch extrem und konnte kaum laufen. Dann bekam sie Akineton dazu und es wurde besser. Sie bekam dann aber Diskynesien im Gesicht vom Risperidon, d.h. ihre Gesichtsmuskeln bewegten sich unkontrolliert. Sie wurde dann auf Olanzapin umgestellt von ihrer Psychiaterin, jetzt ist es wieder ok.

05.02.2022 21:43 • #19


P
Hallo zusammen,
Ich muss das leider jetzt loswerden sonst dreh ich selber noch durch. Danke schon mal fürs lesen und kommentieren.
Ich komme gerade vom Bezirksklinikum. Wir mussten Sie wieder hinbringen, nachdem um Mitternacht der Rettungswagen da war und die Sanitäter meine Tochter überredet hatten endlich diese Tablette zu nehmen gab es tatsächlich ein paar Stunden Ruhe. Aber um 5.00 uhr hat sie mich aufgeweckt und gemeint sie hätte die Polizei angerufen und die kämen jetzt gleich um mit ihr zu ihrem Exfreund zu fahren, weil der ja vermutlich schon tot sei. Ich hab gesehen dass sie mehrmals die 110 gewählt hatte und habe dann selber bei der Polizei nachgefragt. Sie haben mir sehr freundlich gesagt, dass sie nicht kommen würden, da ja keine akute Fremd oder Eigengefährdung vorläge und ich soll selbst im Klinikum anrufen und mich anmelden und sie hinbringen.
Das haben wir dann getan und sie wird wohl eine Weile in der beschützenden Station bleiben. Es wird auch eine Schädelaufnahme gemacht um körperliche Ursachen auszuschliessen.
Sie hatte in der Nacht wieder alle möglichen Leute angerufen und ihre wirren Gedanken kundgetan und ich komme inzwischen auch auf dem Zahnfleisch daher, weil ich vollkommen übermüdet und ausgelaugt bin.
Ich versuche jetzt ein paar Stunden zu schlafen oder zumindest runter zu kommen und anschließend Wäsche zusammen zu packen und ihr die Sachen in die Klinik zu bringen. Ich werd mir morgen frei nehmen und mit dem Hausarzt die Anschluss- Behandlung zu besprechen. Vielen Dank für eure Beträge. Ich bewundere jeden der es schafft diese Situation mit Angehörigen länger auhalten zu müssen bzw. Zu können.

06.02.2022 09:28 • x 2 #20


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl