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Hallo ihr Lieben,

und zwar doktoren wir nun seit mehr als 2 Jahren an der Diagnosenfindung rum. Sicher ist, dass ich emotional instabil bin.
Mein Psychiater sagt aber, ich leide unter einer bipolaren Störung während mein Psychotherapeut ganz klar von Borderline ausgeht. Mich stresst das ganze sehr, denn ich hätte gern eine Diagnose, an der ich arbeiten kann.

Der Psychotherapeut hat mit mir einen Fragebogen gemacht, der Psychiater stellt die Diagnose aus Erfahrungswerten raus, bspw. durch: Wenn Sie Borderline hätten, würde Ihnen das Escitalopram nicht so helfen.
Fakt ist, dass meine gesichterten Diagnosen Rezidiverende Depressionen, generalisierte Angststörung, Zwangsstörung und Migräne sind.

Ich würde mir ein paar Erfahrungswerte wünschen.
Gab es unter euch auch Leute, die ewig lange im Verdacht dieser 2 Diagnosen hingen?
Was hat letztendlich den Ausschlag zu einer Diagnose gegeben?

Ich identifiziere mich eher mit der Borderline Störung, da ich auch sehr instabile zwischenmenschliche Beziehungen führe mit Wut - und Traueranfällen. Eigentlich dachte ich auch, diese Diagnose sei gesichert, aber die Aussage des Psychologen verunsichert mich und ich befinde mich wieder in dem Strudel, den ich seit Jahren habe, nämlich keine gesichterte Diagnose, weil die Meinungen auseinander gehen.

11.04.2023 13:55 • 12.04.2023 #1


38 Antworten ↓


Diagnosen sind nicht in Stein gemeißelt, sondern fließend. Du solltest Dich nicht zu sehr an einer Diagnose orientieren, sondern an Dir und den Menschen, der Liebe und dem Leben. Die Diagnosen braucht die Krankenkasse für ihre Bürokratie.

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Diagnosenfindung Borderline oder bipolare Störung

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Das Problem ist, dass ich mittlerweile 5 Therapien hinter mir habe, erfolglos. Nach 1 - 2 Monaten verfalle ich sofort in alte Muster zurück, egal wie sehr ich mich anstrenge. Ich möchte endlich eine Therapie haben, die mir helfen kann und die Art ist nun mal abhängig von der Diagnose. Ich möchte wenigstens einen Anhaltspunkt haben. Mich nervt dieses im Dunkeln stochern, aber keine Erfolge zu erzielen. Daher ist mir die Diagnose wichtig.

Wenn Du nicht mehr schreibst, vor allem beschreibst, kann man da nix dazu sagen.....

Wie sieht das denn aus mit den Tiefs und Hochs. Bei bipolar müsstest Du richtige tiefe depressive Schlaglöcher und auch Manien haben und das über längere Zeiträume verteilt. Bei Borderline wechselt die Stimmung sehr schnell rauf und runter, das kann innerhalb von Minuten bis Stunden umschwingen. Bei bipolar dauern diese Wechsel viel länger.

Ich denke, der Psychotherapeut ist näher dran und sieht es vielleicht besser. Die Erklärung des Psychiaters..... Erfahrungswerte? Na ja...

Was waren das für Therapien? Und was haben die gesagt?

Rausbekommen, was es wirklich ist, kannst Du das am ehesten, wenn Du bei einer guten Klinik die Diagnose stellen lässt. Aber das hat natürlich dann auch einen gewissen Aufwand nötig.

Borderline und bipolar kann man eigentlich gut abgrenzen und die Behandlung und medikamentöse Therapie sind auch relativ unterschiedlich. Und das ist auch stukturell und im Inneren des Menschen grundlegend verschieden.

Vielleicht kannst Du mal mehr erzählen und vielleicht kann man dann was dazu sagen?

Ich habe extrem schnelle Stimmungsschwankungen, aber genauso auch extrem langsame.
Ich kann durchaus 3 Monate schwer depressiv sein, gleichzeitig aber auch stunden- oder minutenweise extreme Hochs haben wie Das Leben ist das Beste, ich bin das Beste, niemand kann mir was etc.. Diese Phasen halten aber meistens nur kurzfristig an, sorgen in diesen Phasen trotzdem für Risikoverhalten wie schnelles Autofahren etc.

Selbstverletzung gibt es bei mir in akuten Stress Situationen, aus denen ich nicht raus kann. Da brauche ich den Schmerz als Form der Selbstbestrafung nach dem Motto: Du schaffst das alles eh nicht, du bist es nicht wert etc.. Falls das nicht ausreicht, werde ich apathisch bis dissoziativ.

Meine Beziehungen sind gezeichnet durch extremes Klammern und extreme Abwertung. Je mehr Aufmerksamkeit ich bekomme, umso mehr grenze ich mich ab. Je mehr man mich auf Abstand hält, umso mehr klammere ich. Zusätzlich zu alledem immer diese Gedanken, ich bin wertlos und eine Belastung für die Welt. Daraus resultierend Suizidgedanken.

Meine letzten 2 Therapien haben die Verdachtsdiagnose Bipolar mit Fast Switch gestellt, aber keine gesicherten Diagnosen. Mein jetziger Therapeut hatte bisher nur die 5 probatorischen Sitzungen, hat aber im Gegensatz zu allen anderen mit Fragebögen gearbeitet, um Krankheiten auszuschließen oder eben Diagnosen zu stellen.

In der Klinik diagnostiziert wurde ich wie oben beschrieben mit rezidivierenden Depressionen, generalisierter Angststörung und Zwangsstörung.
Mein behandelnder Psychiater , der die Bipolardiagnose stellt, ist Chefarzt im Krankenhaus, daher denke ich schon, er weiß wovon er spricht.

Bei Borderline wurde mir immer gesagt, gibt es keine medikamentöse Hilfe. Man kann nur versuchen, halbwegs die Symptome zu nehmen. Momentan werde ich mit Quetiapin und Escitalopram behandelt.

Ich würde auch vermuten, dass der Therapeut dichter an dir dran ist und dich viel besser kennt. Und wo siehst du dich selbst, wie nimmst du dich wahr, wenn du dich näher damit befasst? Meine Tochter hat sich vor ein paar Jahren schon selbst als Borderlinerin erkannt, bevor ihr Therapeutin die Diagnose stellte. Die war nämlich sehr vorsichtig und wollte ihr zunächst nur Depressionen als gesichert diagnostizieren. Irgendwie war es dann aber auch eine Erleichterung, endlich eine Diagnose zu bekommen, daher kann ich dich gut verstehen!
Wenn du dich näher zu Borderline informieren willst, da gibt es ziemlich gute Videos von Marcus Jähn, wie ich finde. Oder du registrierst dich im Borderline Forum und tauschst dich mit Betroffenen aus. Die werden natürlich auch keine Ferndiagnose bei dir stellen, aber vielleicht findest du dich auch in dem wieder, was die anderen schreiben. Da schreiben eben nur Betroffene und Angehörige, es geht also spezieller als hier um Borderline.

Was du erzählst, klingt schon ziemlich nach Borderline, denke ich.
Was die Medikamente betrifft, stimmt es so ziemlich, ja, gezielte Medikamente gibt es nicht. Meine Tochter bekommt aber trotzdem welche, womit es ihr auch besser geht. Zunächst ebenfalls Escitalopram, seit einiger Zeit aber Fluoxetin.
Die übliche Therapie ist eine DBT. Sie war vier Wochen stationär, dann 8 Wochen teilstationär. Danach ging es ambulant weiter. Seit der Klinik geht es ihr insgesamt besser. Sie stürzt nicht mehr so lange so tief ab. Wenn sie es merkt, weiß sie, wie sie gegensteuern kann.

@Hoffnung-57

Ich selber sehe mich schon seit Jahren viel näher an der Borderline Diagnose als an der Bipolar Diagnose.
Deswegen war es für mich so eine Erleichterung, als die Diagnose vom Psychotherapeuten gestellt war. Aber wie gesagt, der hat mich auch erst 5 Sitzungen gesehen und der Psychiater hat heute noch mal ganz klar gemacht, dass er der Diagnose nicht zustimmt und sie dementsprechend auch nicht in seine Unterlagen nehmen will, er bleibt bei Bipolar.

Da momentan die Langzeittherapie noch an einem seidenen Faden hängt, finde ich das auch so schade, denn der Psychotherapeut hat in seinen Bericht an den Gutachter Boderline geschrieben und der Psychiater schreibt Bipolar rein. Letztendlich wurde ich zwar gegen beides noch nicht in der Therapie behandelt, aber ich fände halt Einigkeit schön.

Schwierig und sehr traurig für dich, wenn sich die Fachleute nicht einig sind und du darunter leidest!
Vielleicht nochmal einen anderen Psychiater aufsuchen?
Ich weiß, Termine bekommt man leider nicht von heute auf morgen...aber man muss sich schon in der Diagnose wiederfinden, sonst fehlt ja auch das Vertrauen in die Therapie!

Also, das klingt doch alles in Allem danach, als wäre da durchgehend eine Depression und dann kommt die Borderline-Störung dazu. Und das wäre so eine absolut typische Konstellation. Das passt zur Beschreibung, wie Du sie lieferst. Ich bin kein Profi, aber ich habe lange Jahre Erfahrung damit und würde die BL-Diagnose deutlich sehen. Eine Depression auch.

Bipolar sehe ich nicht, weil: Wo sind die länger andauernden manischen Phasen? Dass Du zwischendrin Hochs hast, gehört wohl eher zur Borderline-Symptomatik.

Ein Chefarzt in einer Klinik ist auch nicht davor gefeit, dass er Fehler macht. Gerade, wenn es in diese Bereiche Borderline usw. rein geht, dann braucht man eigentlich immer Traumaspezialisten. Und die wenigsten Psychiater - auch die Chefärzte - sind da wirklich fit drin. Wenn ich jedes Mal einen Euro bekommen würde, wenn in Deutschland im Psych-Bereich eine Fehldiagnose rausgehauen wird, dann hätte ich echt gut Geld. Manche Psychiater sind völlig verantwortungslos und klatschen die unmöglichsten Diagnosen auf Leute rauf, die total daneben sind. Da würde ich mich jetzt nicht davon beeindrucken lassen, dass der Chefarzt ist. Ich habe das mehrfach erlebt, dass psychiatrische Chefärzte Fehldiagnosen erteilt haben, wo man wirklich sagen kann, da war absolut nix dran.

Ich würde mir einen anderen Psychiater suchen und zwar einen guten, der sich verantwortlich fühlt und modern ist und aktuell weitergebildet. Ein gewissenhafter Psychiater, der auch mal die Berichte vom Therapeuten bekommt und liest.

Und die letzten Einträge klingen so, als wenn dieser Chefarzt sehr bockig und rechthaberisch wäre. Meine Ärzte haben alle den Bericht vom Traumatherapeuten gelesen und der war für die richtungsweisend. Alle Psychiater haben in einer vergleichbaren Konstellation klar gesagt, dass sie es nicht beurteilen können, und haben auf den Traumatherapeuten verwiesen. Die haben es komplett aus der Hand gegeben und an den Therapeuten gegeben.

Wenn dieser Chefarzt da so dagegen rennt, dann würde ich sehr misstrauisch sein. Und ich würde einfach zum Hausarzt gehen, den den Konsiliarbericht ausfüllen lassen und damit die Therapie beantragen.

Für mich klingt dieser Chefarzt wenig dran interessiert, dass jemand sein Urteil infrage stellt....

Ich würde machen, dass ich da wegkomme und zu anderen Leuten und dann hoffentlich bessere Befundberichte in meine Akte wandern würden.

Vielleicht auch eine Mischform? Das eine schließt ja das andere nicht aus...

Ne, mein behandelnder Psychiater ist ein klasse Mensch und er hat mir sehr geholfen.
Ich wohne 60 km von der nächsten Großstadt entfernt und habe 2 Jahre gewartet, überhaupt einen halbwegs fähigen Psychiater zu kriegen. Meine vorherigen Psychiater haben mich für 5 Minuten gesehen und egal ob es mir schlecht oder gut ging, kam immer nur: Wir machen weiter wie bisher.
Mein jetziger Psychiater und mein Hausarzt kontakten sehr viel und auch was Medikamente angeht, ist er absolut fähig und entscheidet nicht über meinen Kopf hinweg. Er nimmt sich Zeit, teilweise saß ich schon 1 1/2 Stunden bei ihm, als bei mir absolut gar nichts mehr ging. Einzig das mit der Diagnose ist tatsächlich schwierig.

Die Therapie hängt an einem Gutachter, wir haben alles abgegeben, was geht. Der Gutachter möchte allerdings sämtliche Behandlungsberichte meiner vorherigen Therapien, weil er der Meinung ist, eine Langzeittherapie würde mir nichts bringen, da ich ja schon 5 erfolglose Therapien hinter mir habe. Leider sind wir darauf angewiesen, abzuwarten, was er jetzt sagt, er hat Unterlagen von ehemaligen Kliniken und Ärzten bekommen, aber anscheinend interessiert ihn das nicht wirklich.
Sollte eine Ablehnung kommen werden wir aber Widerspruch einlegen, dazu hat mich der Psychiater heute auch noch mal ermuntert und meinte, es sei gängige Praxis von Gutachtern, erstmal alles Mögliche abzulehnen und Widersprüche wären in dem Bereich völlig normal.

Ich habe meinen Psychiater heute auch gefragt, ob es nicht kontraproduktiv ist, das er in seine Stellungnahme eine andere Diagnose geschrieben hat als der Psychotherapeut. Er meinte nein, weil letztendlich beide Diagnosen sagen würden, ich bin emotional instabil.

Na ja, wenn das so aussieht, dann will ich nichts gesagt haben. Das klang für mich zunächst sehr danach als dass Du dort nicht gut aufgehoben bist.

Der Weg ist dann doch klar. Dem Gutachter alles zuschicken, abwarten, welche Entscheidung kommt und falls es abgelehnt wird, Widerspruch einlegen.

Das machen die zur Zeit bei nahezu allen Ämtern, weil Sparkurs angesagt ist. Und wer sich nicht wehrt, der geht eben leer aus. Bei denen steht oft die Haltung dahinter, dass die, die sich nicht wehren, es nicht so dringend bräuchten. Das stimmt so natürlich nicht, aber das ist so eine Haltung bei Behörden, die hier und da bei Mitarbeitern rüber kommt...

Das wird schon klappen, entweder direkt oder über Umweg.

Ja, ich habe auch gerade den Anruf bekommen, dass der Gutachter die Therapie befürwortet!

Da der Therapeut schon gesagt hat, er wird in Richtung Schematherapie arbeiten, wird vorrangig die Borderline Störung behandelt. Aber auch das ist ja nicht festgelegt, man kann ja im Verlauf noch abändern.

Jetzt muss ich nur gegen die Angst vor Veränderungen ankämpfen, aber die ist wohl normal.
Bin so gespannt, ob es diesmal Erfolg hat, aber ich lege viel Hoffnung in die Schematherapie.

Ich wünsche dir alles Gute!

Das ist ja gut, wenn es jetzt wenigstens mal durch ist.

Ich würde mir jetzt gar nicht so viel vorher überlegen. Der Therapeut scheint ja ganz gut zu wissen, was er machen will. Und ja, Schematherapie ist an und für sich ein recht gutes Verfahren. Mein Traumatherapeut ist auch Schematherapeut. Das hilft schon was. Ich finde es auch besser als DBT. Aber die DBT wird auch gerade erweitert. In 5 oder 10 Jahren machen die alle das Gleiche, nur hat alles eine andere Bezeichnung.

Bei Schematherapeuten gibt es ganz liebe und leider auch viele narzisstisch gestörte Therapeuten. Aber Deiner scheint ja ein guter zu sein.

Gutes Vorankommen!
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Schema-/Traumatherapie mache ich auch und kann dir diese Art der Therapie nur ans Herz legen. Mir hat die Kombination unheimlich weiter geholfen und tut es immer noch.

Ich habe eine schwere Depression, welche mittlerweile zur leichten geworden ist. Ich nehme Escitalopram 20 mg sowie Vitamine und Nährstoffe, welche nachweislich im Mangel sind.

Ich wünsche dir für die Schematherapie alles Gute

Ich hatte diese Art der Therapieform noch nie, habe aber viel Gutes gehört.

Der Therapeut ist auch der Meinung, ich habe in meiner Kindheit ein Trauma erlitten, auch da würde die Schematherapie wohl gut anschlagen. Bisher hatte ich nur normale Verhaltenstherapie und tiefenpsychologische Therapie.

Deswegen lege ich viel Hoffnung in die Art der Therapie, weil es ein Ansatz ist, der noch nicht ausprobiert wurde.

Zitat von Narima:
Ich hatte diese Art der Therapieform noch nie, habe aber viel Gutes gehört. Der Therapeut ist auch der Meinung, ich habe in meiner Kindheit ein ...

Ich kannte Schematherapie überhaupt nicht und am Anfang war ich etwas irritiert. Innere Kind. Aha. Verschiedene Modi. Wieder Aha.
Ich gebe zu, ich habe mich damit anfangs schwer getan und kam mir auch blöd vor, von wegen inneres Kind.

Bis ich dann ein Aha-Erlebnis in der Therapie hatte und dadurch ist so viel aufgebrochen. Es ist kein Spaziergang, es geht wirklich ans eingemachte, aber mich hat es voran gebracht.

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