Hallo zusammen,
ich bin 42 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Schon in meiner Kindheit gab es Anzeichen von ADHS sowie schwere traumatische Erfahrungen – körperliche Gewalt durch meinen Vater, emotionale Erpressung durch meine Mutter. Besonders schlimm war der totale Liebesentzug nach den Schlägen – völlige Missachtung.
Mit Anfang 20 starb mein Vater an Krebs. Danach kamen viele harte Jahre: Arbeitslosigkeit, finanzielle Sorgen, emotionale Abhängigkeit von meiner narzisstischen Mutter. Der Kontakt zu meinen Geschwistern ist heute abgebrochen – wir waren nie wirklich Familie, sondern jeder auf seine Weise verletzt.
Zwischen 15 und 19 konsumierte ich viel Canna., schaffte dann aber einen Entzug zuhause. Auch mit Alk. habe ich vor über 12 Jahren komplett aufgehört. Rückblickend war das alles nur ein Versuch, inneren Schmerz zu betäuben.
Vor 14 Jahren lernte ich meine Frau kennen. Obwohl ich damals kaum Geld hatte, blieb sie an meiner Seite. Wir wohnten anfangs bei meiner Mutter – ein Fehler, denn ihre manipulative Art zerstörte viel zwischen uns. Später zogen wir weg, aber ich war unreif, nicht in der Lage, Verantwortung zu übernehmen.
In der Stadt, aus der meine Frau stammt, lernte ich erstmals echte familiäre Wärme kennen – durch ihre Eltern. Das war ein Schock. Meine Mutter kam damit nicht klar, manipulierte mich mit Schuldgefühlen, was bei mir zu Depressionen führte.
Ich begann eine Verhaltenstherapie. Es kam der Verdacht auf ADHS, später bestätigt. Ich bekam Medikamente (Medikinet, dann Elvanse), die anfangs halfen, aber bald Euphorie, emotionale Abstürze und Poten. auslösten. Ich setzte sie schließlich ab – von heute auf morgen.
Die Therapie öffnete alte Wunden, half mir aber auf Dauer wenig. Nach der ADHS-Diagnose wurde alles darauf reduziert, meine Kindheitsthemen gerieten in den Hintergrund. Nach etwa zwei Jahren war Schluss – und mir ging es emotional schlechter als vorher. Ich fühlte mich allein mit all dem – und meine Frau auch.
Unsere Ehe steht heute kurz vor dem Aus. Sie will sich trennen, ich kämpfe noch. Nicht nur um sie, sondern um meine Familie. Aber ich bin emotional am Ende. Ich funktioniere nur noch – ohne Ziele, ohne Antrieb. Ich komme von der Arbeit, falle aufs Sofa, kann nichts mehr leisten. Ich sehe, wie ich sie und die Kinder belaste.
Was mich zusätzlich belastet: Wenn ich zuhause bin, tue ich oft nicht das, was man als Partner oder Vater „normalerweise“ tun sollte. Stattdessen stürze ich mich manchmal völlig unkoordiniert in Aufgaben im Haushalt, mische mich in Abläufe meiner Frau ein, kontrolliere oder mache Dinge doppelt – was sie zur Weißglut bringt. Oder ich mache einfach gar nichts – ich sitze nur da, vegetiere vor mich hin. Dadurch ist das Zusammenleben extrem anstrengend geworden, auch was Organisation und Struktur in der Familie angeht.
Auch finanziell bin ich eine Belastung. Obwohl ich heute ein gutes Gehalt habe, ist durch meine Planlosigkeit und häufige Impulskäufe (meist für den Haushalt oder Dinge, die ich in dem Moment „für wichtig“ halte) oft schon zu Beginn des Monats fast alles weg. Dann muss meine Frau den Rest abdecken. Das Thema Geld war für mich immer ein wunder Punkt: Seit meiner Ausbildung – und bis zu meiner Heirat – hatten erst mein Vater, später meine Mutter die komplette Kontrolle über mein Einkommen. Ich bekam täglich 10 Euro „Taschengeld“ – das war’s. Ich habe das nie hinterfragt, weil mein Vater sehr autoritär war. Erst meine Frau hat nach unserer Hochzeit einen klaren Schnitt gemacht und gesagt: „Du musst selbst lernen, mit Geld umzugehen.“ Das war extrem schwer für mich – emotional wie praktisch. Und bis heute habe ich das nicht wirklich gelernt. Es ist ein Thema, das mich bis in den Kern beschämt.
Als Vater war ich anfangs sehr gefühlskalt – nur durch meine Frau lernte ich, Nähe zuzulassen. In der Schwangerschaft mit unserem ersten Kind gab es Komplikationen. Ich war in dieser Zeit nicht für sie da – ich war faul, planlos, habe kaum etwas beigetragen, geschweige denn Verantwortung übernommen. Auch nach der Geburt habe ich mich lange Zeit aus der Erziehung herausgehalten – nicht aus bösem Willen, sondern weil ich selbst so überfordert war und mir nicht helfen konnte. Erst spät habe ich angefangen, mich als Vater einzubringen.
Ich bin extrem schnell eingeschnappt, sehr empfindlich bei Kritik. Ich weine oft – allein, versteckt. Und ich verletze mich selbst – durch Zwicken, bis blaue Flecken entstehen, durch Beißen in Wangen oder Lippen, manchmal so stark, dass es blutet. Auch schlage ich mich manchmal selbst – auf den Kopf oder an anderen Stellen. Es ist kein bewusstes „Ritzen“, sondern eher ein unkontrolliertes Ventil für den inneren Druck.
Ich hatte in der Vergangenheit dunkle Gedanken, auch schon Medikamente in großer Menge genommen – nicht, um Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern weil ich oft hoffe, einfach nicht mehr aufzuwachen. Ich will keine Mitleidsworte. Ich suche ehrliche Antworten – von Männern mit ähnlicher Geschichte oder von Frauen, deren Partner so sind wie ich.
Ein neuer Therapieplatz dauert oft Jahre. Medikamente haben mir langfristig nicht geholfen.
Was kann ich tun, um mich wirklich zu verändern – und das möglichst bald?
Ich will meine Familie nicht verlieren. Denn wenn das passiert… dann weiß ich nicht mehr, was mich noch davon abhält, allem ein Ende zu setzen.
Ich bereue all das zutiefst. Es frisst mich innerlich auf. Ich kann mich selbst kaum noch im Spiegel anschauen, so sehr schäme ich mich für das, was ich meiner Frau, meinen Kindern – und mir selbst – angetan habe.
Heute 10:41 • • 19.07.2025
x 1 #1