Liebe Mitleidenden,
ich habe mich jetzt extra hier angemeldet, um von meinen Erfahrungen mit diesem leidigen Thema zu berichten. Vielleicht hilft es ja jemandem, die Symptome und den Heilungsprozess besser einordnen zu können. Ich bin weiblich und 41 Jahre alt.
Meine erste Fissur hatte ich etwa vor vier Jahren. Zunächst dacht ich, es wäre eine Analvenenthrombose, da es nicht geblutet hat. Nachdem es nach einer Woche allerdings nicht besser wurde und sich die Schmerzen ganz anders als bei einer Thrombose angefühlt haben, habe ich in den sauren Apfel gebissen und bin zu einer Proktologin, ohne zu wissen, was mich dort erwartet. Da ich sowieso ein ängstlicher Mensch bin, war dieser Arztbesuch schon eine Überwindung. Die Untersuchung war dann auch sehr unangenehm und schmerzhaft. Diagnose: verkrampfter Schließmuskel und eine frische Analfissur auf 6 Uhr. Mir wurde Diazepamsalbe gegen die Schmerzen verschrieben. Zunächst hatte ich mir nicht viel dabei gedacht, außer dass der Riss wohl rasch heilen wird. Tja, da sollte ich mich irren und die Leidensgeschichte begann.
Leider habe ich zuhause dann Dr. Google befragt, was mich als Hypochonder sehr verunsicherte und verängstigte. Die Salbe half leider überhaupt nicht und die Schmerzen wurden eher schlimmer als besser. Deshalb musste ich nochmals zur Proktologin, die mir die bekannte Nitrosalbe verschrieb.
Zu meinen Symptomen während der Fissur:
Die erste große Schmerzspitze war während und kurz nach dem Stuhlgang, danach gab es eine kurze Schmerzpause, bis sie sich dann wieder aufgebaut haben. Meist waren sie besonders schlimm 2 - 3 Stunden nach dem Toilettengang. Ich würde es als schlimmes Brennen und Stechen beschreiben, was vor allem linksseitig ausstrahlte, teilweise bis in den Fuß. An normales Sitzen und Stehen war kaum mehr zu denken. Jemand, der eine solche Fissur noch nie hatte, kann überhaupt nicht nachvollziehen, wie schlimm und einschränkend diese Schmerzen sind! Dazu kommt die Angst, dass das nicht wieder zuheilt. Zusätzlich dazu kamen die Nebenwirkungen der Nitrosalbe (Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme), mit denen ich aber besser zurecht kam als mit diesen Schmerzen. Leider hat es ewig gedauert, bis es abheilte. Währenddessen war ich mehrere Male bei der Proktologin, die mir versicherte, dass der Heilungsprozess normal sei und ich weiterhin Geduld haben müsse. Das Ganze hat dann 11 Wochen gedauert. Danach hat es allerdings immer noch weh getan, zwar nicht mehr so viel, aber es war schon noch sehr unangenehm. Meine Proktologin versicherte mir jedoch, dass alles verheilt sei. Ich nehme stark an, dass das die Nerven waren, da dieser Bereich ja mit diesen durchzogen ist. Das Schmerzgedächtnis wird wohl auch seinen Beitrag dazu geleistet haben.
Was bei mir sehr auffällig ist, und das dürfte vor allem für Frauen interessant sein, jede Fissur (ich hatte sie leider jetzt schon viermal) trat unmittelbar vor oder während meiner Periode in Zusammenhang mit sehr viel Stress in der Arbeit auf. Ich tippe stark auf hormonelle Schleimhautveränderungen während der Menstruation. Während meiner Tage bin ich auch sehr empfindlich, was Analthrombosen und meinen Mundschleimhaut angeht. Ärzte bestreiten diese Vermutung, ich meine allerdings, dass das kein Zufall sein kann.
Meine letzte Fissur war vor Weihnachten 2024. Die war so schlimm, dass ich mich krank schreiben lassen mussten und nicht einmal mehr richtig laufen konnte. Ich hatte sogar Probleme beim Wasserlassen und musste das im Stehen machen, weil auch das Hinsetzen auf die Klobrille unglaublich wehgetan hat. Zudem hat die Fissur nahezu elf Wochen bei jedem Toilettengang geblutet. Das wurde mit der Zeit zwar immer weniger, allerdings trotzdem sehr beunruhigend, weil man ständig Angst hat, dass das Ding nicht heilt und sich permanent Horrorszenarien ausmalt. Elf Wochen Schmerzen sind leider auch nicht wirklich erbaulich...
Besonders schlimm bei dieser Krankheit finde ich auch, dass es keiner nachvollziehen kann, der das nicht schon hatte. Ebenso ist man so eingeschränkt und so in diesem Schmerzkreislauf gefangen, dass man einfach nur noch weinen möchte. Ich habe bei allen Fissuren kaum etwas gegessen (je weniger reinkommt, desto weniger kommt wieder heraus...) und entsprechen viel abgenommen. Die Lebensqualität ging gegen Null! Ich saß teilweise heulend auf dem Klo, weil es so schlimm war. Oft war mir aufgrund der Schmerzen sogar schlecht.
Auch wenn die Fissuren alle ausgeheilt sind, bin ich in diesem Bereich mittlerweile sehr empfindlich und sensibel geworden. Oft fühlt es sich dort komisch an oder es sticht einfach so, obwohl dort nichts mehr ist. Ich denke schon, dass sich da eine Nervenüberempfindlichkeit entwickelt hat.
Was mir während der akuten Phasen geholfen hat:
- Kamillensitzbäder, die den Schmerz zumindest etwas gelindert haben
- halb liegend den Po auf eine Wärmflasche platzieren
- die Nitrosalbe trotz der Nebenwirkungen, die ich eher aushalten konnte als diese Schmerzen
- magen/darmschonende Kost (viel gedünstet und gekochtes Gemüse)
- Flohsamenschalen in Porridge
- eine Podusche verwenden mit dem Klopapier nur trockentupfen, dort keine Seifen verwenden
- kein Kaffee, nichts Scharfes, Blähendes usw.
- sehr darauf achten, dass der Stuhl sehr weich bleibt, viel trinken
Weil die letzte Fissur so furchtbar war, war mir am Ende alles egal und ich habe mir diesen PalmLaser gekauft, welcher in diesem Thread schon einmal erwähnt wurde. Ich hatte ihn mir zuvor ausgeliehen und behaupte, dass die Schmerzen nach den Anwendungen etwas erträglicher waren. Ich benutze den Laser jetzt weiterhin jeden Tag zur Unterstützung der Durchblutung. Da dieser ungefährlich ist, kann er zumindest nichts schlimmer machen. Ich denke schon, dass er den Heilungsprozess unterstützen kann. Die Mitarbeiter der Firma sind zumindest sehr nett und beraten wirklich sehr eingehend. Da das Ding ca. 2000 Euro kostet, muss man sich schon genau überlegen, ob man sich das anschafft oder überhaupt anschaffen kann.
Grundsätzlich ist eine Fissur wirklich eine Tortur und ich habe mittlerweile beim kleinsten Zwicken und Stechen Angst, dass ich wieder eine bekomme. Ich mache wirklich alles, damit dies nicht passiert. Wenn ich mir allerdings so manch anderen Beitrag durchlese, bin ich mit meinen 11 Wochen ja noch gut weggekommen. Eine OP wäre die reinste Horrorvorstellung für mich. Ich kann mir gar nicht vorstellen so etwas über ein Jahr zu haben!
Entsprechend empfinde ich wirklich vollstes Mitgefühl für alle, die an einer Fissur leiden. Ihr seid nicht alleine! Irgendwann wird es besser, man muss allerdings wirklich erst ein Tal der Tränen durchschreiten. Hut ab auch an alle Angehörigen, die das mitmachen müssen. Man ist wirklich zu nichts mehr fähig.
Ich hoffe, dass mein Beitrag manchen etwas helfen oder zumindest gewisse Ängste nehmen kann. Gerne beantworte ich auch noch weitere Fragen. Ich wünsche allen, bei denen es gerade akut ist, wirklich von Herzen gute Besserung. Durchhalten!
20.05.2025 20:10 •
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