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Liebe Menschen dort draußen,

ich grüße euch und möchte mich kurz vorstellen.

Ich bin Ennis, 29 Jahre, und leide unter Ängsten mit ihren unterschiedlichsten Symptomen. In meiner Kindheit und Jugend habe ich die verschiedensten Erfahrungen mit Verlusten von Familienangehörigen gemacht (mein Vater, zwei Onkels, meinem Großvater). Als mein Vater verstarb, rückte mein Opa in diese Vaterlücke. Meinen Opa habe ich letztes Jahr in seinem Krebsleiden im Krankenhaus begleitet, seine Hand gehalten, auf seinen letzten Atemzug gewartet und war einfach da, aus LIEBE.
Nebenbei versuchte ich meine Masterarbeit zu schreiben und meinen Abschluss an der Universität zu machen und bin umgezogen. Eine intensive Zeit. Ein paar Tage vor dem Tod meines Opas erlebte ich eine atemberaubende Panikattacke:

ein lautes Klicken im Kopf, Sternchen, Enge, Herzrasen, Beklemmungen, Übelkeit, die Angst durchzudrehen, den Verstand zu verlieren. Viele von euch werden das kennen. Meine Panikattacke dauerte möglicherweise nur einige Sekunden, ihre Folgen sind viel weitreichender und einschneidender. So leicht lässt sich das nicht vergessen.

Beim Betreten des Krankenzimmers meines Opa zog sich mein Brustkorb zusammen. Diese Enge ums Herz konnte ich kaum ertragen und aushalten. Als mein Opa seinen letzten Atemzug machte, stockte mein Atem und ich habe bis heute verlernt, wieder richtig und frei durchzuatmen. Durch diese permanente Fehlatmung entwickle ich in bestimmten Phasen Extrasystolen. Gruselig und erschreckend.
Verspüre ich Druck auf Arbeit, bekomme ich dieses einengende Globusgefühl. Seit dem letzten Jahr habe ich eine überaus gesteigerte Selbstwahrnehmung aller körperlichen Abläufe. Anstatt mir zu vertrauen, ist alles bedrohlich. Unter dieser bedrohlichen Lupe, sehe ich für mich nur das schlimmste: Leukämie, Magen- und Darmkrebs, Lebermetastasen, Knochenkrebs, Speisenröhrenkrebs, Herzinfarkt, Schlaganfall usw. Und dann - wie viele von euch es kennen werden - entwickle ich die passenden Symptome zur passenden Krankheit. Alles scheint sich zu einem perfekten Puzzle zusammensetzen zu lassen. Vor einigen Wochen war ich beim Arzt, um mich körperlich durchchecken zu lassen: Blutwerte, Leberwerte, Cholesterin, Schilddrüsenwerte, ich wurde abgehorcht, EKG usw. Mir wurde gesagt, dass alle meine Werte optimal seien. Daraus schöpfe ich dann neue Energie und für ein paar Tage erlebe ich wieder eine gänzlich neue Lebensqualität. Seit 3 Tagen liege ich allerdings wieder im Bett (das tue ich immer, wenn ich in einer schlechten Phase bin), lese alles über Magenkrebs, habe keinen Appetit, glaube eine Schwere im Magen zu fühlen, bekomme Angst, lese ärgerlicherweise wieder im Internet, mein Appetit nimmt weiter ab - der klassische Teufelskreis. Ich hüpfe von einer Krankheit zur anderen. Ist die eine für mich abgehakt, suche ich mir die nächste. Das wirkt sich auch auf mein Umfeld aus. Ich habe kaum noch Lust, auszugehen, mich mit Freunden zu treffen, meine Familie zu sehen. Zu sehr habe ich Angst, dass jeder mein Nicht-mehr-so-funktiuonieren-wie-früher erlebt.

Und doch versuche ich auch den Sinn hinter meiner psychischen Krankheit zu finden.
Worum geht es hierbei eigentlich? Bringen mich all diese Ängste dazu, mit mir und meinen Körper in Kontakt zu kommen?
Lerne ich mich dadurch auf ganz intensive Weise kennen?
Zeigen mir meine Ängste, dass ich mein Leben nicht vollends genieße?
Liebe ich das Leben, die Menschen und mich nicht ausreichend genug?
Fehlt Liebe? Selbstliebe?
Habe ich Angst vor dem Tod oder ist es eher die Angst vor dem Leben?

Ich weiß es noch nicht.
Ich habe versucht, mich in den letzten Wochen mit dem Wort GESUNDHEIT zu beschäftigen (anstatt Krankheit). Ich habe wunderbare Bücher von Louise Hay gelesen Heile dein Herz und Das Leben liebt Dich - inspirierend, tief, einfühlsam, ehrlich und auch hart. Es geht hierbei um die Überarbeitung all der negativen Gedanken über sich selbst. Und wenn ich genau hinhöre, ist da noch eine ganze Menge. In diesem Sinne lautet meine Affirmation für mich und vielleicht auch für den ein oder anderen von euch:

Das LEBEN LIEBT DICH.
Und: Ich akzeptiere vollkommene Gesundheit als einen natürlichen Zustand meiner Existenz.
(Ich denke, wir wünschen uns alle, gesund zu sein.)

Mein Text wurde nun doch etwas länger, aber ich empfand es als fair, dass ihr etwas über meine kleine Angstgeschichte erfahrt, bevor ich Kommentare auf eurer Befinden, auf eure Sorgen und Ängste schreibe.

DAS LEBEN LIEBT DICH.
Habt einen schönen Tag.
Ennis

27.04.2016 13:41 • 27.04.2016 #1


1 Antwort ↓

Hey Ennis,

begrüße Dich ganz herzlich hier bei uns.

Du hast es wunderbar dargestellt; die traurigen Hintergründe außen vor. Ja, es gibt immer einen Auslöser und eine Ursache. Die Auslöser kennst Du; für die Ursache stehen Deine Fragen, die mir sehr gut gefallen. Auch ich lese heute keine Bücher mehr über Krankheiten, googel nicht und befasse mich eher mit der anderen Seite des Lebens.

Schön Dich bei uns zu wissen und hoffe noch viel von Dir zu lesen.





Dr. Matthias Nagel
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