Wie schaffe ich es durchzuhalten?

Hallo,

ich hab am Montag endlich geschafft, mich von dem Mann gedanklich (wir waren ja nie zusammen) zu trennen, in den ich schon über 1 Jahr verliebt bin.

Habe ihm eine klare Mail geschrieben, in der ich es beendet habe, weil es mir zu sehr wehtut und ich blockiert bin für neue Bekanntschaften. Ich werd ja nicht jünger und möchte mich auch endlich mal wieder neu verlieben bzw. wieder bereit sein für einen neuen Mann.

Seine Antwort auf meine Mail war eher gefühlskalt und hat mich schon etwas schockiert, wie egal ihm das alles zu sein scheint.

Die letzten beiden Tage war ich noch sehr stolz auf mich und glücklich, dass ICH es beendet habe und nicht er. Denn wenn er mich irgendwann abgeschossen hätte, hätte es mich sehr getroffen.

Nun aber fang ich an, wieder in die Traurigkeit zu verfallen. Überlege sogar, mich wieder bei ihm zu melden obwohl ich weiß, dass das der größte Fehler wäre, da dann der ganze Mist wieder von vorne anfängt.

In dem Jahr wo ich in ihn verliebt war (bin ich ja immernoch), habe ich mich mit der Zeit an das wenige was ich von ihm gekriegt habe, gewöhnt. Sodass es für mich jetzt sehr komisch und ungewohnt ist, das auch noch herzugeben. Ich weiß ja ansich, dass ich mir nur selber im Weg stehe.. Denn er will mich nicht! Das hab ich nun endlich auch begriffen.

Wie schafft man es aus psychologischer Sicht am besten, das ganze durchzuhalten auch wenns sehr schwer ist?

Hallo Perlmutt,

Du schilderst einen Verlauf, der völlig normal ist und zeigt, dass die Überwindung einer Trennung, wenn sie noch zur richtigen Zeit kam, einfach Zeit braucht.

Mir erscheinen einige Schritte hilfreich, dass Du diesen Prozess des Abschieds unterstützen kannst:

1. Auch wenn Dein altes Gefühl immer wieder auftaucht (das ist normal !), mache Dir immer wieder klar, dass Du die richtige Entscheidung und weshalb getroffen hast. Das musst Du immer wieder tun, bis sich Dein Gefühl langsam an die neue Situation anpasst. Und lehne innerlich konsequent eine Umkehr ab - immer wieder !
2. Mache nicht Dein altes Gefühl zum Maßstab, ob die Entscheidung richtig war. Gefühle sind wichtige Signale, aber Entscheidungen müssen im Kopf getroffen werden. Es muss wehtun, ist aber deshalb nicht falsch. Schließlich musst Du die Verwirklichung eines Wunsches aufgeben und eine Bindung lösen.
3. Trenne Dich - wenn nötig schrittweise, besser aber auf einmal - von allem, was Dich an die vergangene Beziehung erinnert. Zeig Dir, dass Du es für Dich tust und es ernst meinst mit Deiner Entscheidung. Dann brauchst Du auch keine Erinnerungenstücke daran.
4. Lebe im Alltag möglichst oft so, wie Du leben willst ohne eine Beziehung. Tue etwas für Dich. Die Aufgabe einer Beziehung schafft immer auch neue Möglichkeiten und ist nicht nur ein Verlust ! Nutze dies und mache viel für Dich selbst. Nimm Dich wieder wichtig, frage Dich was Du willst und lebe wieder mehr Deine Bedürfnisse.
5. Denke nicht sofort an eine neue Beziehung. Das überhöht die Wichtigkeit und lässt Dir keinen Raum, gelassen etwas Neuem entgegen zu gehen. Lebe erst einmal wieder mehr Dein Leben und zeige Dir, dass Du auch ohne eine Beziehung wieder glücklicher sein kannst.

Beziehungen können schön sein und machen dann das Leben reicher. Aber sie dürfen nie zum einzigen Lebensinhalt werden, weil sie dann Abhängigkeit bedeuten !

Ich wünsche Dir alles Gute und begrüße Dich in Deiner neuen Freiheit.

Bernd Remelius