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M
Hallo.

Ich, 44 Jahre, glücklich verheiratet und 2 Söhne(16+19 Jahre), bin relativ neu in diesem Forum. Meine Panikattacken + Agoraphobie habe ich aber schon seit 14 Jahren. Ich bin Krankenschwester und habe die theoretischen Abläufe der Angst wohl verstanden, aber ich trau mich nicht, dass was ich verstanden habe umzusetzten. Mir fehlt nach fast 6 Jahren im Haus doch etwas der Mut. Ich kann mal einkaufen gehen und mal nicht. Mal kann ich bis zu meiner Schwester (2 km entfernt) fahren mal nicht. Ich möchte aber wieder konstant etwas können. Ich habe große Probleme Körperempfindungen als nicht gefährlich zu betrachten. Der letzte Therapeut ( vor 7 Jahren)hat mir sein Handbuch in die Hand gedrückt und hat gesagt:Kopieren sie sich das Buch, sie sind intelligent genug es alleine zu schaffen. Sie haben den Schlüssel in der Tür, sie müssen nur noch aufschließen und durchgehen. Ich wohne auf dem Land, die nächste größere Stadt ist 20 km entfernt. Mein Radius beträgt zur Zeit 3-4 km. Ich nehme keine Medikamente und werde auch keine nehmen. Aber ich glaube, ich brauche einen Anstoß wie ich am besten anfangen kann. Wenn ich Attacken bekomme, habe ich die mittlerweile so gut im Griff, dass sie sich nicht mehr endlos hinziehen und sie auch nicht so stark werden. Ich kann auch wieder alleine damit fertig werden und brauche nicht mehr ständig jemanden in Rufbereitschaft. Das funktioniert aber nur zu Hause ( meistens jedenfalls) und nicht auswärts. Auswärts habe ich alles vergessen. Ich bin nicht mehr berufstätig, habe aber genug zu Hause zu tun und habe viele Hobby´s. Ich gebe auch Kurse, allerdings bei mir im Haus und wenn mein Mann da ist. Ich bin dann ruhiger.Ich lerne jetzt auch Klavier spielen . Ich möchte wieder selbstständiger werden. Die Bücher Ängste verstehen ,Gefühle verstehen und Somatoforme Beschwerden habe ich bereits gelesen und auch verstanden. Ich weiß bloß nicht wo ich zuerst anfangen soll. Ich fahre seit einer Woche täglich mit dem Heimtrainer. Erst nur 10 Min. jetzt schaffe ich schon 15 Min. und der Puls ist dabei sogar über 100. Ich habe mir ihre
Entspannungs cd gekauft und auch schon ausprobiert. Da ich ein ungeduldiger Mensch bin will ich wahrscheinlich wieder zu viel auf einmal.
Ich würde mich über eine Antwort freuen.
Mit einem freundlichem Gruß und einen schönen Tag
Magdal

07.07.2008 10:09 • 07.07.2008 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo magdal,

willkommen hier im Expertenforum.

Man merkt Deinen Worten an, dass Du genug hast von den Einschränkungen, die Deine psychischen Probleme mit sich bringen. Das ist gut so, weil Du natürlich eine Gegenmotivation brauchst, wenn Du weiterkommen willst.
Die Ängste sind - besonders nach einigen Jahren - mächtig und räumen nicht einfach so das Feld. Denn eigentlich sind sie ja zum Schutz da und Dein Gehirn löst sie immer wieder aus, weil Du ihm noch nicht ausreichend genug klar gemacht hast, dass es gar nichts zu schützen gibt, dass die Ängste i.d.R. irrational sind und auf falschen Einstellungen, Gedanken und Glaubenssätzen beruhen, an die Du - oft unterbewusst - noch immer glaubst.
Aber das weißt Du ja bereits.

Wenn eine Entwicklung so stabil über Jahre geworden ist, dann rate ich aus meiner Erfahrung als Einstieg in eine wirkliche Veränderung zu einer stationären Therapie in einer verhaltenstherapeutisch orientierten Klinik (also nicht eine x-beliebige Kurklinik !). Das ist deshalb mein Rat, weil m.E. eine therapeutische Unterstützung, möglichst intensiv, notwendig ist, um aus solch eingefahrenen Mustern herauszukommen. Du siehst ja selbst: begriffen hast Du die Zusammenhänge, diese aber umzusetzen, braucht oft Unterstützung. Ich empfehle Dir einmal folgende website: http://www.christoph-dornier-stiftung.de/index.php?id=25
Die machen wirklich gute Therapien und können Dir vielleicht - auch mit Adressen - weiterhelfen.

Nun denke ich mir - diesen Rat wolltest Du ja eigentlich nicht, sondern was Du selbst tun kannst. Ich bin mir da nicht sicher, ob Du Dich nicht überforderst.
Aber ich will Dir trotzdem den allgemeinen Grundsatz darstellen, was Du selber tun kannst. Zwei Schritte sind zu kombinieren: 1. Arbeit an den angstauslösenden Gedanken und Einstellungen (siehe die erwähnten Bücher) sowie 2. sich schrittweise mit Situationen, die Angst auslösen konfrontieren, so lange (mit vorher erarbeiteten neuen inneren Kommentaren und Bewertungen ! - siehe Punkt 1), bis die Angst wirklich nachlässt und weniger wird. Dann immer wieder üben (in der Vorstellung unter Entspannung), aber besonders in wirklichen realen Situationen, damit Dein Gehirn umlernen kann. Nimm Dir immer nur eine Aufgabe vor und arbeite so lange an ihr, bis es Dir gelingt, sie relativ angstfrei zu bewältigen und Du Erfolg verspürst. Das klingt einfach, ist es aber nicht - vor allem, wenn Du es alleine schaffen willst. Anpacken, Dich Deiner Angst stellen statt Vermeidung und Flüchten.
Versuche es - aber behalte meine eigentliche Empfehlung im Hinterkopf und verwirf diese Lösungsmöglichkeit nicht gleich. Es gibt kein Gesetz, dass man alles alleine schaffen muß. Man muß es sich nicht schwerer machen als notwendig.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und Durchhaltevermögen auf dem Weg, den Du angefangen hast, zu gehen.

Lieben Gruß

Bernd Remelius

07.07.2008 18:27 • #2





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