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Liebes Expertenteam!

Normalerweise bin in unserer Familie ich die Person mit psychischen Problemen (hatte mal eine Zeit lang Panikattacken und immer wieder Angst vor Krankheiten). Nun ist seit einiger Zeit so, dass mir mein Mann Sorgen macht. Er ist eigentlich derjenige von uns, der mit beiden Beinen im Leben steht und dem meine Angst auch immer unverständlich, ja sogar lästig war. Manchmal, wenn ich wieder mitten in einer Attacke steckte, wollte er mich mit flapsigen Bemerkungen (MAch dir keine Gedanken, sterben müssen wir alle mal) aufziehen.
Nun hatte er in 2009 mal so Schwindelanfälle. Er war damals im KH und wurde durchgecheckt - Blutdruck, Herz, Kreislauf, Gehirn,... waren ohne Befund. Er wurde auch vom HNO durchgecheckt, auch da kam nix weltbewegendes raus. Eine HNO-Ärztin vermutete dann, sein Gleichgewichtsorgan sei ausgefallen gewesen.
Mein Mann meint aber, dass er immer noch diesen leichten Schwindel verspüre, und zwar immer dann, wenn er von Personen mit tiefer Stimme aus einem bestimmten Einfallswinkel angesprochen würde, oder wenn er in einem Raum mit vielen Leuten ist (z.B. Kantine), wo man so ein tiefes Gemurmel hören kann.
Seit zwei Wochen nun verspürt er ein unbestimmtes flaues Gefühl im Magen, dazu kommt auch immer wieder der Schwindel, aber nur in gewissen Situationen, nicht permanent. Die Hausärztin untersuchte Blut (großes Blutbild, auch auf Borrelien wurde getestet), machte ein Langzeit-EKG sowie eine 24-Std-Blutdruckmessung. Nirgends kam etwas heraus. Allerdings bemerkte ich, dass mein Mann wirklich panisch wurde. Er saß einen Mittag da und meinte: Wenn es noch einen Tick schlimmer wird, falle ich in Ohnmacht! Ich musste ihn in den zwei Wochen zusätzlich zu 4 vereinbarten Arztterminen zweimal zum Notdienst fahren (einmal wegen der ANgst vor Ohnmacht, einmal hatte er einen Druck in der Wade verspürt und Angst vor einer Thrombose). Von der einen Notdienst-Ärztin bekam er 50 mg Tetrazepam, davon nahm er 25 mg ein (nachts gegen 0.00 Uhr). Sie meinte, er habe Verspannungen in der Wirbelsäule (und davon den Druck bzw. das Kribbeln in der Wade). Am Tag darauf schlief er nachmittags ein und wachte total benommen und benebelt auf. Ich hielt das für eine Nebenwirkung der Tablette. Aber auch zwei, drei Tage danach sagte er, nach dem Aufwachen dieses benebelte Gefühl zu verspüren. Dennoch ging es ihm richtig gut.
Heute nacht nun wachte er gegen 3 Uhr auf und hatte wieder dieses unbestimmte flaue Gefühl in der Magengegend. Magenschmerzen oder Probleme mit dem Stuhlgang hat er nicht. Allerdings muss er hin und wieder vermehrt aufstoßen.
Übermorgen am Dienstag hat er erneut einen HNO-Termin, am Mittwoch folgt eine Magenspiegelung, und die Darmspiegelung ist übernächste Woche.
Wobei ich wirklich denke, dass organisch nichts gefunden werden wird. Nur will er nicht hören, dass es psychosomatisch sein kann. Er macht sich Gedanken und ist sicher, dass etwas da sein muss, da er sich die Gefühle nicht einbildet.
Man muss noch dazu sagen, dass er vor 6 Jahren seinen besten Freund verloren hat, der damals 45 Jahre alt war und starb, weil ihm ein Aortenaneurysma platzte. Bei einem Arztbesuch fragte mein Mann auch, ob es denn nicht sein kann, dass ihm eine Ader platzen würde. er war damals nämlich dabei, als sein Freund wegen Übelkeit und Unwohlsein von den Firmensanitätern abgeholt wurde (das Ganze passierte in der Kantine, also dem Ort, an dem er selbst auch das erste Mal diesen Schwindel und das Unwohlsein verspürte). Für mich lässt das den Schluss nahe, dass er auch Probleme psychosomatischer Art hat.
Könnten SIe mir eine Einschätzung geben? Und eventuell auch ein paar Tipps für mich, wie ich damit umgehe? Einerseits in Bezug auf meinen Mann, andererseits auf meine eigenen Ängste? Ich habe ja trotzdem jeden Tag Angst, dass er tot im Haus liegt, wenn ich von der Arbeit komme (er ist noch krank geschrieben).

Vielen Dank,
Wonnie

28.11.2010 11:19 • 02.12.2010 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo wonnie4u,

das, was Du schilderst, klingt wirklich sehr nach psychosomatischen Problemen. Ihr müsst aufpassen, dass ihr Beiden nicht so etwas wie folie a deux entwickelt. Darunter versteht man die Angleichung in einer Partnerschaft nicht im Gesunden, sondern im Pathogenen, um ein Ungleichgewicht zwischen den Partnern unbewusst auszugleichen. Auf jeden Fall spricht dies dafür, dass Ihr ein gemeinsames Problem habt, das ihr wahrscheinlich auch nur gemeinsam bewältigen könnt.

Ich würde an erster Stelle versuchen, dass jemand Deinem Mann klar macht, dass es bei psychosomatischen Problemen nicht um Einbildung, sondern in erster Linie darum geht, dass der Körper wirklich somatisch auf in erster Linie psychogene Auslöser und Belastungen reagiert. Er meldet sozusagen - da stimmt etwas nicht, so kann es nicht weitergehen !

Vielleicht kannst Du auch am Gespräch mit den Ärzten der noch bevorstehenden Untersuchungen teilnehmen und diese psychosomatische Seite von Dir aus ansprechen, wenn Dein Mann sich so schwer damit tut (stark sein müssen ?).

Sollte sich weiter bestätigen, dass keine körperlichen Befunde die Probleme erklären können, dann wäre es schon wichtig, dass ihr gemeinsam nach einer Veränderung sucht. Hier denke ich an einen gemeinsamen Aufenthalt in einer psychosomatischen Fachklinik. Auch Gespräche mit einem Therapeuten (möglichst mit familientherapeutischer oder systemischer Zusatzausbildung) könnten in Eurem Fall hilfreich sein, da meines Erachtens - wie schon gesagt - Eure Beziehung scheinbar (zu sehr ?) von gemeinsamem Leiden - und das über viele Jahre - geprägt zu sein scheint.

Ich kann hier natürlich nur allgemeine Hypothesen äußern, weil ich Euch nicht kenne. Aber ich möchte Dich zumindest damit einladen, über eine solche Sicht der Dinge mehr nachzudenken.

Ich wünsche Euch einen guten Weg und grüße Dich herzlich

Bernd Remelius

02.12.2010 13:05 • #2





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