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K
Hallo Bernd,

erst einmal vielen Dank für deine letzte Antwort. Sie hat mich etwas beruhigt und mir auch ein Wenig Klarheit gebracht. Ich war ziemlich verunsichert.

Nun habe ich auch noch einmal mit meinem Psychiater gesprochen. Er verschreibt mir seit der Klinikzeit die Medikamente und kann selbst keine Therapie mit mir machen, weil er zu ausgebucht ist.
Er sagt, eine tiefenpsychologische Therapie sei ausreichend für mich, dann könne man immer noch weiter sehen. Immerhin wäre so eine Therapie ja bis zu 100 Stunden lang, das wären ca. 2 Jahre, also eine lange Zeit. Eine Analyse, mit zwei Terminen pro Woche hält er für zu stressig, da ich ja arbeite (halbtags) und Familie habe.
Ich habe ihn auf die Diagnose asthenische Persönlichkeitsstörung angesprochen (Diagnose aus der Klinik) und er sagte, bei ihm stünde ich als Depressions- und Angtspatientin.

Jetzt meine Frage: Was ist denn eine gesicherte Diagnose?

Der Klinikärztin habe ich damals (Weihnachten 2005 - März 2006= 11 Wochen) voll vertraut. Sie hatte eine tolle Art und ich halte sie für sehr fähig. Es hat auch noch eine Psychologin mit mir gearbeitet und zum Teil auch andere Ärzte.
Damals war ich ganz unten, körperlich und psychisch. Burn out und Depression.
Wenn ich die Beschreibung einer asthenischen Persönlichkeitsstörung lese, dann erkenne ich mich wieder. Das ist schlimm, denn alles was ich bin, meine Persönlichkeit also, ist eine Störung. Mein Mann sagt, das sei so nicht richtig, denn es sei nur ein Teil meiner Persönlichkeit.
Gut, aber es macht mich krank und ist ein sehr hervorstechender Teil der Persönlichkeit.

Wenn ich jetzt sage, alles Quatsch, dann entspricht es dem Bild der Störung, eben die fehlende Einsicht. Ich will ja was machen, mich ändern, aber bekomme im Moment keinen Therapieplatz. Stehe seit Monaten auf einer Warteliste und habe nun wieder einen neuen Anlauf genommen, einen Therapeuten zu finden.
Ich will was tun und kann nicht. Sorry, ich soll mich ja kurz fassen.

Also, was heißt denn nun: gesicherte Diagnose?

Danke für die Geduld!

Birgit

07.11.2008 18:37 • 11.11.2008 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo Kribbel,

Diagnosen sind immer Beschreibungen von subjektiv, manchmal auch objektiv erfassbaren Symptommustern, denen man in wissenschaftlicher Übereinkunft einen bestimmten Namen gegeben hat und die letztendlich versuchen , das Wesentliche einer Störung zusammen zu fassen. Sie dienen in erster Linie dazu, dem Kind einen Namen zu geben. Deshalb unterliegen sie auch immer subjektiven Kriterien und Wertungen eines sog. Fachmanns. Das bedeutet: sie können letztendlich nie als völlig gesichert angesehen werden und dürfen das auch nicht. Sonst wären sie unveränderlich wie ein Gegenstand. Sie dienen aber der Kommunikation zwischen Menschen und beschreiben etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt, das sich aber auch verändern kann.

Was Dich selbst angeht, so geht es m.E. nicht darum, ein Entweder - Oder aufzubauen. In der Regel fallen sog. Persönlichkeitsstörungen nicht auf und man hat wenig Leidensdruck, so lange auf ihnen aufbauend keine konkrete Symptomatik wie gesteigerte Angst oder Depression entsteht und auftritt. Sie sind sozusagen parallel zu einer konkreten aktuellen Symptomatik zu diagnostizieren. Das macht nur dann Sinn, wenn dies für die Erklärung Deiner Probleme zusätzlich wichtig und hilfreich ist. Dies kann z.B. bei einer Angstbehandlung bedeuten, dass man eben nicht nur eng symptomorientiert vorgehen sollte, sondern auch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale mit in den Behandlungszusammenhang stellt.

Persönlichkeitsstörung bedeutet auf keinen Fall: die ganze Person oder Persönlichkeit ist krank ! Es soll lediglich bedeuten, dass bestimmte Muster, die besonders in sozialen Beziehungen zur Geltung kommen und meist nur für Außenstehende sichtbar werden, bedeutsam sind, will man erklären, warum jemand sich so verhält, wie er es tut.

Also - Du bist weder schlimmer noch weniger schlimm dran wie andere Menschen, die psychische Probleme entwickelt haben. Du hast nur zentrale Denk- und Verhaltensmuster, die häufig dominieren und in einer Therapie neben der vordergründigen Symptomatik Berücksichtigung finden sollten.

Ich wünsche Dir, dass Du in und mit Dir etwas mehr zur Ruhe kommst und dann im Rahmen einer Therapie erkennst, dass sich auch solche Muster in kleinen Schritten und mit Geduld verändern lassen.

Alles Gute und viele Grüße

Bernd Remelius

11.11.2008 18:18 • #2





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