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S
Hallo Expertenteam,

erst mal großes Lob für Eure Arbeit bzw. auch für diesem Forum. Es ist toll.

Mein Problem ist, habe seit 3 1/2 Jahren Panikattacken bzw. Angstzustände. Viele viele Vorkomnisse, Frau vor längerer Zeit Krebskrank, finanziell war ich ruiniert wegen Spielsucht, ganz viele negative Aspekte auf der Arbeit etc. Habe bereits 50 Stunden Therapie hinter mir. Mache gerade wieder eine. Bei mir sind es meist die Gedanken, die entscheidend sind, daß ich Panik bzw. Unruhe habe oder nicht. Theoretisch weiß ich viel, Konfrontation, konstruktive Ablekung, eure Expertenvideos ( ganz toll übrigens ) usw. Hauptproblem ist meine Herzangst, ich höre dauernd in mich hinein, direkt nach dem Aufstehen, zwischendurch, bei Stress usw. Kann soweit alles machen, Arbeit, Sport, Einkaufen etc. Spezifisch ist es nicht, aber dieses dauernde Hineinhorchen u. dann diese Herzphobie und Angst vor der Angst, bzw. Angst vor dem Tod, ist gar nicht schön. Versuche oft zu entspannen, prog. Muskelentspannung, lesen, sport usw. Was kann ich zusätzlich tun?? Kann es sein, daß ich in der Vergangenheit und auch aktuell nur oberflächlich damit umgehe??

15.01.2009 14:02 • 19.01.2009 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo samuel,

erst einmal vielen Dank für Dein Lob.

Zu Deinen Fragen: Ich wäre vermessen oder größenwahnsinnig - was ich hoffentlich nicht bin -, wenn ich mir anmaßen würde, Dir jetzt die ultimativen Ratschläge geben zu können, wie Du Deine Probleme endgültig lösen kannst - und dies mit den wenigen Informationen, die ich im Rahmen dieses Forums von Betroffenen erhalten kann.

Also - deshalb keine überzogenen Erwartungen ! Was ich tun kann, ist, einige spontane Gedanken aus meiner Erfahrung heraus zu äußern, die vielleicht Aspekte berühren, die Du dann aufnehmen kannst - vielleicht oder sinnvollerweise auch im Rahmen Deiner Therapie.

Was Du schreibst im Hinblick auf das, was Du schon getan hast oder tust, klingt vernünftig und macht Sinn. Du hast wohl auch Besserungen damit erreicht. Die solltest Du nicht gering schätzen.

Immer, wenn man irgendwie nicht so recht weiterkommt oder die Symptome oder sogar Diagnosen wechseln, kann dies aus meiner Erfahrung heraus auf verschiedene Ursachen hindeuten:

1. Die Angst schützt vor einer noch größeren Angst - was denn wäre, wenn die Symptome weg wären. Was wäre dann zu tun, wie würde dann Dein Leben aussehen, und würdest Du dann diesem neuen Leben gewachsen sein oder hättest Du möglicherweise auch Angst davor ?wovor genau?

2. Du hast einen - wie wir sagen - sekundären Krankheitsgewinn ?

3. Bei allen Veränderungen müssen wir an der Oberfläche einsteigen, d.h. an konkreten Situationen, konkreten Symptomen mit konkreten Techniken. Manchmal geht auch nicht mehr - gleich aus welchem Grund. Dann muss man eher lernen, das Erreichte zu respektieren und zu akzeptieren, weil nicht immer alles machbar ist. Dann wird man auch aufhören, sich ständig selbst zu beobachten, sondern etwas demütiger werden, in dem man erkennt, dass man auch mit größter Vorsicht nicht ohne Risiken leben kann. Und wenn man leben will, dies akzeptieren lernen muss.
Es ist aber auch wichtig, zu versuchen, grundlegendere Lebenseinstellungen, innere Pläne und Muster zu suchen, die vielleicht die Klammer für all die unterschiedlichen Symptome sein können. Da wir alle unsere blinden Flecken haben, ist es gerade dabei sinnvoll, Hilfe von außen zu erhalten.

Das wären für mich wichtige Fragen, die es z.B. auch im Rahmen einer Therapie zu klären gilt, um auch den Punkt zu finden, an dem es mehr darum gehen muss, Teile des eignen Lebens und der eignen Persönlichkeit zu akzeptieren und nicht ständig dagegen anzukämpfen - ich weiß, keine leichte Aufgabe.

Konkret, aber eher an der Oberfläche arbeitend, was nicht grundsätzlich schlechter sein muss (!), gebe ich Dir noch den Rat, das STOPPEN von Selbstbeobachtung zu üben. Das bedeutet, wenn Du Dich bei nicht sinnvoller Selbstbeobachtung und negativem Grübeln erwischst, ein klares inneres Stop-Signal zu setzen und Dich etwas anderem zuzuwenden, was aber dann Deine ganze Aufmerksamkeit einnehmen muss. Da musst Du Dir vorher Tätigkeiten überlegen, die Du dann ohne viel Nachdenken zu müssen, sofort zur Verfügung hast - gleich welcher Art die sind - und das immer und konsequent.

Merkst Du, dass Du das Beobachten noch brauchst, dann führe eine Zeit von täglich 15 Minuten auf einem bestimmten Stuhl ein, in dem Du soviel Selbstbeobachten und Grübeln darfst, wie Du willst - aber nur diese 15 Minuten pro Tag! Schreibe Dir dabei alles auf, was Du beobachtest und denkst, damit es Dir nicht verloren geht. Es könnte ja auch etwas dabei sein, was Du brauchen kannst.

Zudem empfehle ich Dir das Buch: Rauh: Ratgeber Somatoforme Beschwerden und Krankheitsängste: Informationen für Betroffene und Angehörige von Elisabeth Rauh und Winfried Rief aus dem Hogrefe Verlag.

Ich wünsche Dir alles Gute und grüße Dich herzlich

Bernd Remelius

19.01.2009 11:54 • #2





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