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S
Hallo,

ich leide seit eineinhalb Jahren unter Schwindel. War beim Internisten, beim Neurologen, beim Orthopäden, beim HNO-Arzt, nirgends wurde eine Erklärung gefunden. Vor einem Jahr kam dann die Angst dazu (meiner Meinung nach aufgrund des Schwindels). Dann wurde mir eine generalisierte Angststörung diagnostiziert und der Schwindel dem zugeordnet. Begann zwei Monate danach mit einer Verhaltenstherapie die ich nun seit 10 Monaten mache. Was die akute Angst angeht, bei der ich die Symptome wie Herzklopfen, Übelkeit, Schwankschwindel uns. klar zuordnen kann, sowie die Panikattacken, half mir die Therapie recht schnell und ich konnte schon bald sehr gut damit umgehen. Der Schwindel bleibt jedoch davon völlig unberührt. War teilweise über Wochen vollkommen angstfrei und dennoch hatte ich den Schwindel die ganze Zeit so extrem, dass ich kaum meinen Kopf grade halten konnte. Was mich dann widerum dazu veranlasst daran zu zweifeln ob der Schwindel wirklich psychisch verursacht ist und dann bin ich wieder in der Angstspirale drin und grüble und bekomme Angst. Mein Arzt schickt mich weg und sagt, ich bin genug untersucht worden.

Das Problem ist: Dieser Dauerschwindel hindert mich daran stabil zu bleiben. Ich kann es immer nur eine bestimmte Zeit aufrecht erhalten mir zuzureden, alles ist nur psychisch, irgendwann fällt alles wieder zusammen wie ein Kartenhaus, wenn der Schwindel wieder sehr schlimm ist und ich denk es muss doch was anderes sein. Wobei dieser extrem starke Schwindel im Kopf urplötzlich auftritt nachdem er Wochen erträglich war und ich keine Angst hatte.

Selbst mein Therapeut ist langsam mit seinem Latein am Ende. Denn wie gesagt, mit der Angst un den Panikattacken kann ich umgehen nur fang ich aufgrund des Schwindels immer wieder von vorne an. Zumal dieser Dauerschwindel nicht an bestimmte Situationen gekoppelt ist. Angst vor der akuten Angst und vor Panikattacken hab ich eigentlich gar nicht mehr, denn ich hab viel gelernt um dem zu begegnen, aber ich hab davfür umso mehr Angst vor dem Schwindel.

Kann ich aus diesem Teufelskreis jemals ausbrechen oder denken Sie auch, der Schwindel hat irgend eine organische Ursache und die Angst ist nur die Reaktion auf den Schwindel?

Vielen Dank für Ihre Zeit,

sunshine

03.06.2008 10:51 • 05.06.2008 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo sunshine,

erstmal möchte ich Dir gratulieren, wie weit Du gekommen bist ! Das ist nicht selbstverständlich und gibt Dir doch viel an Lebensqualität zurück - oder?

Zu Deinen Fragen: Eine Ferndiagnose ist schlichtweg nicht möglich. Eine letztendliche Sicherheit, ob psychisch verursacht oder doch nicht, gibt es nicht und es ist wichtig, dies zu akzeptieren und in Dein Leben zu integrieren.

Soweit Du ausgeführt hast, sind alle wichtigen medizinischen Untersuchungen gemacht worden. Auffällig bleibt aber - da gebe ich Dir durchaus recht - dass der Schwindel trotz Besserung in allen anderen Bereichen immer wieder auftritt - ABER: also auch häufig nicht, also nicht dauerhaft!
Es erscheint deshalb wahrscheinlich, dass der Schwindel auch teilweise unabhängig von Deinen anderen Problemen ist. Dies könnte verschiedene Ursachen haben:
1. doch eine körperliche wie Du vermutest, auch wenn die Wahrscheinlichkeit nicht so hoch ist. Hierzu würde mir nur noch einfallen, falls dies noch nicht geschehen ist, ein Computertomogramm machen zu lassen. Desweiteren könnte ein Besuch bei einem spezialisierten Orthopäden, einem Osteopathen, noch hilfreich sein.

2. Du hast mit der Zeit eine massive Aufmerksamkeitslenkung auf alles, was nur nach Schwindel riecht gelernt und Dein Gehirn steuert dies entsprechend. Eine Interpretation jetzt geht es wieder los sorgt dann tatsächlich für Schwindelgefühle - ähnlich wie wenn man nicht an einen weißen Elefanten denken soll und dann natürlich nur noch weiße Elefanten sieht. Das einzelne Symptom hätte sich dann ohne Sinn verselbständigt. Hier wäre es eventuell hilfreich, mit Hilfe Deines Therapeuten Strategien zu entwickeln und einzuüben, was Du tun kannst, wenn erste Anzeichen von Schwindel auftauchen ( andere Aufmerksamkeitslenkung auf positive Bilder o.ä.)
Wenn es nicht funktioniert, ist es in diesem Fall oft sinnvoll, vor dem Symptom zu kapitulieren, es als Teil von Dir anzunehmen - und alles in Deinem Leben TROTZDEM so zu weit wie möglich zu tun, was Du tun willst. Keine Macht einem Symptom !
Wenn man den Kampf GEGEN etwas aufgibt, gewinnt man oft den Kampf nachträglich, weil man sich den Kampf nicht mehr aufdrängen lässt, sondern selbstbestimmt handelt.

3. Du hast möglicherweise einen sekundären Krankheitsgewinn und willst unbewusst wenigstens an einem Symptom festhalten, weil Du sonst etwas verlieren würdest (was wäre wenn ich ganz gesund wäre? was würde ich dann konkret anderes tun? würde das jedem gefallen? hätte ich eventuell Angst vor den Konsequenzen?) Dann hättest Du in Bezug auf mögliche Konflikte mit dem Symptom als Verbündeter unbewusst einen besten Kompromiss gefunden. Vielleicht spürst Du dem mal nach und besprichst diesen Aspekt mit Deinem Therapeuten. Es macht auf jeden Fall Sinn, dir für eine Zeit aufzuschreiben, mit was Du Dich gerade beschäftigst, was in Dir vorgeht, was Du denkst und fühlst - wenn Schwindelgefühle auftreten. Wozu dient das Symptom, wobei hilft es mir möglicherweise? Das führt mit der Zeit oft zu wichtigen Erkenntnissen und neuen Ansätzen.

So jetzt bist Du wieder dran. Ich wünsche Dir viel Erfolg und grüße Dich herzlich.

Bernd Remelius

05.06.2008 14:20 • #2





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