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M
hallo bernd oder doris,

ich war gestern morgen bei meinem psychologen und er meinte bei mir sitzt die angst und panik seelisch so tief das er mir anrät für sechs wochen in eine klinik zu gehen um mich intensiv damit auseinander zu setzten
für mich ist es undenkbar sechs wochen ohne mann und kind zu sein.
nun habe ich ja in hamburg gute möglichkeiten eine tagesklinik zu finden. was meinen sie? ist es nicht besser mit gutem gefühl in die tagesklinik zu gehen als wie sechs wochen weg und leiden?
seit gestern habe ich wieder heftige attacken die ich eigentlich im griff hatte. arbeite auch seit zwei wochen wieder und es tat mir gut. nun bin ich wieder am boden
danke im voraus!

glg mimmi

PS: das buch von doris arbeite ich gerade durch. es ist echt klasse!!

23.10.2007 16:40 • 25.10.2007 #1


1 Antwort ↓

B
Hallo mimmimaus,

vielen Dank für Dein Lob für das Buch von Frau Dr.Wolf. Ich werde es gerne an Sie weitergeben.

Nun zu Deiner Frage: Du wirst verstehen, dass ich mich nicht in Deine laufende Therapie einmischen möchte, zu dem ich viel zu wenig über Deine Probleme weiß. Ich kann Dir also nur allgemein meine Gedanken zu Deiner Frage als Denkanregungen mit auf den Weg geben.

So wie Du die Wirkung des Vorschlages einer stationären Therapie bei Dir schilderst, zeigen sich daran für mich zwei Dinge:

1. Dein Therapeut hat wohl ziemlich damit ins Schwarze getroffen und geradezu die zentralen Ängste bei Dir ausgelöst, die Du loswerden willst (Angst, selbständig und allein eine neue, belastende Situation zu meistern; Vertrauen in dich selbst; Verlassenheitsgefühle und den Umgang damit u.ä.m.)
2. Deine bisherige Veränderung war noch recht wackelig und instabil, also eher bisher an der Oberfläche erfolgreich - was trotzdem gut und ein Anfang ist, den es anzuerkennen gilt. Zentralere Ursachen Deiner Ängste konnten bisher aber noch nicht stabil verändert werden.

Wenn diese Einschätzungen von mir einigermaßen richtig sind, so möchte ich Dir zwei Denkanstösse hinsichtlich Deiner Fragestellung geben:

1. Eine stationäre Therapie wäre sicherlich belastender für Dich, wäre aber im Sinne einer Angstbehandlung eher wie eine Konfrontationstherapie zu sehen - also mit zentralen Ängsten konfrontiert zu werden, diese auszuhalten und zu bearbeiten, bis eine Verbesserung eintritt. Dies ist heute der wichtigste Ansatz bei Angstbehandlungen, weil man eine schnellere und weiter gehendere Veränderung erreichen kann als bei gestuften Verfahren (also schrittweise und langsam an die Ängste und deren Überwindung gehen). Voraussetzung ist allerdings, dass man durchhält, da eine Flucht aus der Belastung das Gegenteil bewirkt - eine Festigung der Angsterfahrungen.

2. Eine Tagesklinik wäre sicherlich die weniger belastende Situation, weil Du abends wieder in Dein gewohntes und sicheres Umfeld zurückkommen kannst. Dies gleicht mehr einem gestuften Verfahren, dauert in der Regel länger, bis Veränderungen spürbar werden, ist aber nicht grundsätzlich schlechter als 1.
Es macht m.E. sicher keinen Sinn, wenn die Flucht- und Vermeidungstendenzen bei einer stationären Therapie schon zu Beginn so groß sind, dass eine Behandlung von vorn herein wenig Aussicht auf Erfolg hat. Dann ist es oft sinnvoller, überhaupt den ersten Schritt zu machen, der dann weniger belastend, aber ein Einstieg ist - und dann weiter zu sehen.

Nun egal, wie Du Dich entscheidest, brauchst Du Mut und Ausdauer, was ja gerade, wenn man massive Ängste hat, nicht unbedingt die grössten Tugenden sind, die man hat. Aber Mut bedeutet nun mal: Handeln trotz Angst! Und nicht etwa Warten bis ich keine Angst mehr habe und dann handeln!

Das wichtigste zur Überwindung Deiner Ängste ist deshalb m.E.: Anfangen und Dich Deinen Ängsten stellen ! (und das nicht nur im therapeutischen Gespräch über Deine Ängste). Denn Du wirst Deine Ängste und damit verbundene Einstellungen und Handlungsweisen nur wirklich verändern können, wenn sie auftreten dürfen, wenn Du sie wirklich spürst und Du mit Ihnen dann in den Ring steigen kannst.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und positive Erfahrungen mit Dir und Deinen Stärken auf diesem Weg

Herzlichen Gruß

Bernd Remelius

25.10.2007 10:40 • #2





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