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Hallo alle zusammen!

Ich bin gerade mitten in einer Therapie. Mal geht es mir gut und es geht voran. Nicht mal einen Tag später gehts mir komplett reudig, als wäre ich auf 0 zurückgesetzt. Warum ist das so? Ich treibe mich jetzt schon 4 Monate so rum. Ich arbeite hart an mir, es ist anstrengend, aber am Ende ist einfach kein Ergebnis da. Keine kleinste Besserung. Mal kann ich Stunden auf Partys verbringen, am nächsten Tag kommt schon die Panik auf, wenn ich meine Hand auf den Türknauf lege. Dann denkt man sich das ist ein schlechter Tag, das geht wieder weg, aber dann bleibt es so, und man kann die Therapie wieder von vorne beginnen. Wie ist das bei euch? Würde mich gerne darüber austauschen.

17.07.2025 17:40 • 31.07.2025 x 2 #1


27 Antworten ↓


@Valivale Bei mir ist das tatsächlich auch so. Es geht von 0 auf 100 und wieder zurück innerhalb von kürzester Zeit. Ich bin da auch oft verzweifelt und habe meinen Therapeuten gelöchert, warum das so ist. Bin ich zu doof?

Er sagte mir, dass man bei diesem Prozess unglaublich Geduld mich sich selbst haben muss. Der Moment, wo z.B. eine Angststörung ausbricht, ist zwar der Moment, in dem es in unser Bewusstsein dringt. Aber die Muster und Verhaltensweisen, die dahinter liegen und die uns an diesen Punkt gebracht haben, sind oft Jahrzehnte alt. Meist erkennt man erst in der Retrospektive und mit viel Detektivarbeit, wie lange sich die Seele eigentlich schon damit rumschlägt. Aber da wir in der Regel gute Kompensationsprogramme entwickeln, geht das ziemlich lange gut bis der berühmte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt.

Und wenn man sich Jahrzehnte reingedreht hat, kann man sich nicht innerhalb von ein paar Monaten wieder rausziehen. Die Seele braucht Zeit und einige Dinge müssen sich im Körper erst verlässlich rumsprechen. Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.

Tatsächlich sehe ich eine Besserung nur, indem ich einen ganz langen Zeitraum betrachte. Nicht die einzelnen Aufs auf Abs. Wenn ich mir gedanklich einen Korridor vorstelle, in dem sich die Welle beweg, wird dieser Korridor kontinuierlich schmaler und er geht ganz leicht nach oben. Das ist für mich das Zeichen, dass es aufwärts geht. Ich vergleiche dafür nicht Wochen oder Monate, sondern eher Jahre.

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Warum ist die Genesung so schwunghaft?

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Das Leben verläuft nicht linear- ebenso Heilung nicht

Hallo,
ist bei mir auch so. Gestern Abend war sehr gut, ich fühlte mich fast normal, keine Symptome. Heute wieder Einbruch, habe einen großen Teil des Nachmittags auf der Couch verbracht. Ich habe festgestellt, dass ich momentan sehr viel Ruhe brauche und auf keinen Fall den Tag zu vollpacken darf. Ich fühle mich sehr schnell überfordert. Geduld ist angesagt, wenns auch sehr schwer ist.

LG

@Lilablau123 Ihr sprecht mir gerade alle aus dem Herzen - es tut super gut das zu hören. Hatte drei Tage, die fast wieder normal waren … und heute eine Panikattacke in der Therapie, und danach den ganzen Tag noch Symptome und Angst. Das geht jetzt seit drei Wochen so. Es ist super schwierig, dann immer den Kopf hoch zu halten und wieder los zu laufen, wenn man am Vortag gefühlt mehrfach gestorben ist … Aber ich denke auch, man läuft in den Zustand viel länger rein als man denkt, und so ist auch der Weg nach draußen eher eine Marathon. Wünsche euch allen, dass es trotzdem in kleinen Schritten besser wird!

@Lilablau123 Und ich glaube du hast total recht - wenns mir gut geht, dann mache ich einfach alles was vorher nicht ging an einem Tag … denke, es ist wichtig Maß zu halten.

Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Vorallem, weil ich mich meines Erachtens nach auch wirklich vielen Angstsituationen stelle. Und dann denke ich mir immer Hallo? Warum checkt das mein Hirn denn dann nicht? Auf ein Konzert mit 15000 Menschen. Fast kein Problem. Aber ab zum Blut abnehmen, zum Zahnarzt oder zum Schuhe kaufen, oder auch einfach mitten im Kochen - Panik! But why?!?! Ich hab manchmal das Gefühl so bald ich merke, dass es mir besser geht, kommt ein Rückschlag. Als würde mein Gehirn lachen und sagen Denkste, wir sind noch nicht mal bei der Hälfte. Es ist echt zermürbend. Vorallem die Tagelange Angst, Anspannung und Brustkorbschmerzen, das schlecht atmen können - sei es vor Terminen oder nach Panikattacken.

Mal eine andere Frage, weil es thematisch eventuell passt. Ich hab bisher 2 Termine (Verhaltenstherapie) und irgendwie stresst mich das total. Meine Therapeutin ist top, aber ich bin echt extrem nervös, wenn ich zu ihr gehe/gehen muss. Kennt ihr das auch?

Scheinbar wissen einige immer noch nicht dass das u.a leider auch was mit dem Nervensystem zu tun hat… gibts halt nur ne gewisse Kapazität erstmal.

@Manaba Ja, irgendwie total. Beim ersten Termin hatte ich schon vor der Tür Panik, beim zweiten Mal im Warteraum, dieses Mal während der Therapie, obwohl es mir morgens noch gut ging. Scheint mich auch ziemlich aufzuregen

@Valivale

Das Thema hat mich tatsächlich mal wieder inspiriert, dazu was in meinen Hilfebeitrag zu posten:

agoraphobie-panikattacken-f4/raus-aus-der-angst-so-schaffst-du-es-t133396-90.html#p3831576

Und ja, ich kenne das auch genau so und es ist bis heute teilweise noch so. Aber ich fasse es nicht als Strafe auf, sondern als mahnende Stimme in mir, die sagt Frääääulein....Langsam!

Ihr sprecht mir so aus dem Herzen!

Heutiges Thema in der Verhaltenstherapie und ich kapiere es einfach nicht. Ich gehe seit 5 Monaten 4 x tgl. Gassi und trotzdem ist die Angst immer noch dabei. Mein Therapeut sagt das das Warum (noch?) nicht wichtig sei, sondern die Angst anzunehmen und durch sie hindurch. Das mache ich täglich. Ich merke die Angst, fühle sie, versuche mich zu erden durch Übungen und trotzdem wird es nicht besser.
Ich verzweifel echt und die Therapie war heute für die Katz, da ich nicht verstehe was mein Therapeut von mir will. ‍️

Da gehts dir wie mir
Ich glaube es gibt Menschen die sind ganz einfach therapieresistent
Du musst auch bedenken die Therapeuten sind auch nur Menschen und lernen das was sie wissen oder glauben zu wissen aus Fachbüchern bzw von anderen mehr oder weniger schlauen Menschen.
Theorie ist das eine,Praxis das andere.
Wer das was wir durchmachen nie selbst erlebt hat kann viele schlaue Ratschläge geben.

Zitat von Valivale:
Würde mich gerne darüber austauschen.

Ein Austausch beinhaltet, dass du auch mal antwortest

Ich betrachte das so:

Aufgrund langanhaltender Stressoren kann es zum Ausbruch kommen. Und wie schon geschrieben, langanhaltend ist eben sehr schwierig zu therapieren, das geht nicht von heute auf morgen.

Zumal ja dann der Ausbruch von Angst und Panik den Stress erst so richtig hochschaukelt und gefühlt werden kann.

Insofern, net aufgeben, das Thema begleitet einen lange, aber es wird besser.

@Faultier Hallo, ich bin 36 Jahre nicht alleine heraus gegangen,sprich vor die Tür gewesen . Heute gehe ich alleine einkaufen ,fahre mit meinem Fahrrad so durch die Gegend . Habe Geduld mit dir und rede dir immer gut zu . Gerade dann ,wenn's mal nicht klappen sollte oder öfter oder noch jahrelang. Es eine Krankheit die du jetzt momentan hast , gute Besserung wünsche ich dir .

@Kruemel_68 das stimmt
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@Lilablau123 ich hab auch immer das Gefühl dass ich oft physisch nicht mehr kann. Psychisch ist ne ganz andere Geschichte. Dabei wurde mir Expositionstherapie so in der Art erklärt. Man setzt sich Reizen aus und lernt damit umzugehen. Ich fühle mich nach diesen Sessions immer komplett leer, kraftlos und irgendwie traurig. Aber naja, so gesehen bin ich noch nicht allzu lang in Therapie. Man kann ja nicht viel mehr tun als weitermachen.

@Manaba du sprichst mir von der Seele! Es ist mir letztens aufgefallen, dass ich noch nie so eine anstrengende Zeit hatte wie jetzt. Die ganze Zeit kommt diese Atemknappheit (wobei sich das bei mir mit Escitalopram gebessert hat), Krämpfe in den Gliedmaßen, Kopfschmerzen Tag ein und Tag aus, ich mache nichts und hatte noch nie so eine Anstrengung erlebt. Irgendwie ironisch...

Achja und zu der Verhaltenstherapie: ich hab demnächst meine fünfte Sitzung (mein Therapeut kann nicht so oft) und es macht sehr Angst. Aber es ist irgendwie auch witzig, man kann live beobachten woran man arbeiten will. Irgendwann wirds leichter

@WayOut hab den Beitrag gerade gelesen, hat sich angefühlt wie eine Umarmung

Ich glaube das hat alles auch viel mit Selbstrespekt zu tun. Eines der Hauptprobleme welches bei mir die ganze Zeit in der Therapie fällt ist dass ich mich immer kritisieren muss und dadurch öfter als gewollt komplett pessimistisch durch die Welt gehe. Ein negativer Kommentar= alle hassen mich. Einmal was nicht geschafft= ich bin unzuverlässig. Eine Panikattacke= ich bin schwach und inkompetent. Ich weiß auch gar nicht ob das gut oder schlecht ist dass ich das gerade schriftlich ausformuliere, aber ich denke viele kennen das, deswegen lass ich es mal so stehen

Dabei ist man sehr stark wenn man sich seiner Psyche stellt, um sie zu heilen. Das ist ein ganz schönes Päckchen. Da muss ich mir und allen Leuten die hier geantwortet haben wirklich Respekt aussprechen. Egal wie schnell oder langsam, den Weg überhaupt zu gehen erfordert Kraft und Geduld. Das ist nur ein Beweis dass wir uns nicht unterkriegen lassen.

A


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Dr. Christina Wiesemann
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