Zitat von Katwes:Christina und Winston: Wie GENAU legt ihr den Schalter um ? Was denkt ihr wenn die Angst im anflug ist? Ich kann da nicht ruhig bleiben und sagen na dann komm doch kannst mir nichts anhaben,ich such instinktiv nach einer fluchtmöglichkeit. Ganz liebe Grüße Katwes
Schalter gibt es eigentlich keinen. Man kann das nur üben.
Ein typisches Zeichen für Unterdrückung ist muskuläre Verkrampfung. Das war bei mir zumindest so. Ich habe bewußt versucht, mich zu entspannen - bzw. kann man das mit speziellem Muskeltraining auch ein wenig üben. Das nenne ich dann zulassen.
Es sagt auch niemand, daß Zulassen einfach ist - aber es geht ja auch nicht darum, daß Du gleich nach 5 Minuten den Hymalaya besteigen mußt. Es reicht einfach - wenn auch nur für kurze Zeit - zuzulassen und zu spüren, daß man es schafft und nichts passiert.
Natürlich muß man das üben - man hat es ja quasi auch ewig geübt, auf Angst mit Unterdrückung zu reagieren. Du brauchst Geduld mit Dir selbst und möglichst wenig Druck - mit Druck geht gar nichts.
Denken ist bei Angst m.M. nach generell schlecht, weil Angst einfach nichts logisches ist. D.h. man bekommt weder aus logischen Überlegungen heraus Angst, noch kann man sie alleine durch rein logische Überlegungen einfach so abstellen.
Das hat ja auch einen Grund: Ein Kaninchen kann auf der FLucht vor dem Fuchs ja auch nicht lange überlegen, was jetzt wohl am besten zu tun wäre. Das ist ein Programm, das abgefahren wird, weil es in dem Fall überlebensnotwendig ist.
Bei uns Angstlern ist es das selbe Programm - nur blöderweise wird es auch in Situationen abgespielt, die eigentlich weder gefährlich oder gar lebensbedrohlich sind.
Daher habe ich das bei mir immer anders gelöst. Ich habe weder versucht gegen die Angstgedanken anzukämpfen, noch habe ich mir irgendetwas pseudopositives eingeredet (z.B. ist eh alles halb so schlimm), ich habe versucht, möglichst sachliche Gedanken zu fassen - z.B. ok, die Angst kommt jetzt, es ist unangenehm. Punkt!. Ich habe nur versucht, bewußt keine Bewertungen vorzunehme (gut, schlecht, schlimm etc. etc.)
Und später habe ich trainiert, an gar nichts zu denken - weil das fiel mir wesentlich leichter, als an irgendetwas bestimmtes zu denken. Ich habe das außerhalb der Angstsituationen geübt - einfach mal alle Gedanken vorbeiziehen lassen und von ihnen loslassen. Und dann habe ich das in die Situationen mitgenommen. Das hat mir in schwierigen Situationen geholfen.
Loslassen heißt aber auch, daß man die Beschäftigung mit der Angst außerhalb der Situation aufgibt. Das kann man mit dem eigenen Willen schaffen, denn man schafft es ja auch, sich bewußt andauernd damit zu beschäftigen - ohne aber, daß das auch nur IRGENDetws nützt.
Wenn es an manchen Tagen klappt und anderen nicht so gut - mach Dir keine Gedanken darüber, warum das so ist. Es ist so und Punkt - abhaken und weitermachen . Genauso, wenn Du einen Rückfall hast - so wie ich oben sagte heute hat es nicht gut geklappt - Punkt - abhaken - keine Bewertung.
Das Kunststück ist irgendwie, genau das Gegenteil von dem zu tun, was einem die Angst sagt.
Wenn mir im Auto die Angst sagte, ich solle jetzt auf keinen Fall zum Schalten vom Lenkrad nehmen, habe ich das ganz bewußt trotzdem gemacht. Das kostet anfangs natürlich Überwindung, aber je öfter man das sozusagen wagt, desto geringer wird die Überwindung und desto mehr traut man sich dann zu. Weil man dabei ja auch lernt und spürt, daß nichts passiert. Die ersten Male hat man vielleicht noch einen Adrenalinstoß, aber die nächsten Male eben nicht mehr.
Ich habe da wie gesagt mit möglichst einfachen und kurzen Übungen angefangen und wenn auf diesem Level alles ok war und ich mich wohl fühlte, dann habe ich es gesteigert. Und irgendwann mußte ich es nicht mehr bewußt machen, weil ich von ganz alleine entspannt war.
Und wenn Du Dich mental nicht gegen Deine Angst auflehnen kannst bzw. vor ihr zurückweichst - vielleicht schaffst Du es ja z.B. Ärger gegen Deine Angst aufzubauen.
Z.B. im Auto: Schrei sie an, Schimpfe, Fluche - im Auto hört Dich sowieso keiner. Wichtig ist nur. Mache es aus Deinem tiefsten Innersten ohne irgendeine Zurückhaltung. Also kein Na geh, Du nervst mich sondern Verp...s Dich, Du besch.... Angst
Ich habe das einmal im Auto gemacht, weil ich die Nase schon gestrichen voll hatte und habe dann festgestellt, daß die Angst plötzlich völlig weg war. Das hat mir gezeigt, daß ich ihr gegenüber nicht immer das arme, unterwürfige Würstchen sein muß.
Ich kann´s nur wie Suma zusammenfassen: Ich habe mir das alles kontrollieren wollen abgewöhnt und loslassen gelernt - übrigens nicht nur von Angst, sondern auch von anderen Dingen, in die ich mich oft verbissen habe.
Akzeptanz ist sicher auch sehr wichtig - oftmals findet man die der Angst gegenüber nur dann, wenn man sozusagen ganz unten ist und feststellt, daß nichts hilft. Weil dann erst ist man dazu bereit, es mal mit dem loslassen wenigstens zu versuchen.