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Hallo zusammen,
ich bin 59 Jahre alt und freiwillig seit 3 Jahren raus aus dem Beruf. Mein Berufsleben war sehr anstrengend und engagiert. Vor 20 Jahren bekam ich die Quittung durch die Kombination berufliche Überforderung, Hauskauf, Eheprobleme usw. Danach habe ich versucht meine Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. Die letzten beruflichen Jahre waren mäßig anstrengend. Ich habe ein Abfindungsprogramm genutzt und mich wirklich sehr auf die Zeit danach gefreut. Ich habe viele lange Radtouren unternommen, mache nach Wiederverheiratung regelmässig Sport und trinke mäßig Alk.. Soweit alles bestens. Meine Frau hat Ende 2012 auch die Beruftätigkeit aufgegeben und wir haben unsere Zukunft mit mehreren Enkeln und Reisen schön ausgemalt.
Wir sind erst mal für 6 Wochen nach Vietnam verreist - ich war schon oft in den Tropen und ohne gesundheitliche Probleme. Dort hat es mich erwischt. Nach einem Abend mit Freunden und etwas zu viel Alk. (was bei mir selten vorkommt) kann es einem am nächsten Tag schon mal nicht so gut gehen. Am 3. Tag danach habe ich eine lokale Klinik aufgesucht und bin mit 160/100 Blutdruck und 110 Puls angetreten. Normalerweise habe ich keinen Bluthochdruck. Untersuchungen haben dort nichts weiter ergeben. Nach medikamentöser symptomatischer Behandlung durfte ich 5 Tage später zurück nach Deutschland. Es sind zwar noch nicht alle Untersuchen ganz abschlossen, aber weder Hausarzt noch Kardiologe haben irgendwas festgestellt. Belastungs EKG normal usw. Nach hoher Wahrscheinlichkeit ein Software Probleme, sagt der Hausarzt. Er verschreib mir Metoprolol gegen das Überdrehen des Herzens und den Rat, ich soll es wieder ruhig angehen lassen. Wenige Tage später bekam ich Herzschmerzen und Atemprobleme und bin zur Notaufnahme. Auch dort, ausser erhöhtem Blutdruck, kein besonderer Befund. Wenige Tage später zuhause ein echte Panikattacke mit allem drum und dran (Brustdruck, Schüttelfrost, Atemnot, Herzrasen). Ich fühle mich müde und schlapp seitdem. Wir gehen spazieren, an die frische Luft usw. Meine Stressresistenz ist mäßig.
Ich weiss nicht, wie ich strategisch vor gehen soll. Ich habe keine Erklärung, warum die Attacken nach so langer Zeit wieder auftreten. Mein beruflicher Ausstieg war gewollt und macht mir viel Freude. Ich bin in glücklicher Beziehung und habe in den letzten Jahren nichts schlimmes erlebt. Ein Zusammenhang mit meiner heutigen Lebenssituation lässt sich nicht herstellen. Was soll ich tun?
Meine erwachsenen Kinder raten zur Psychotherapie. Nun ist meine Erfahrung mit dieser Spezie Menschen nicht besonders erfolgreich. Weder meine Ehetherapie vor vielen Jahren noch der Blick in meinen Bekanntenkreis ermutigt mich dazu. Ausserdem erscheint mir sehr unklar, was unter diesen Voraussetzungen dabei was raus kommen soll. Und wenn, was dies helfen soll.
Oder wirken berufliche Belastungen, die unzweifelhaft da waren, so lange nach? Oder passiert es einfach, weil Panikattacken auch einfach so kommen können? Und es halt Pech ist?
Ich würde mich über Kommentare sehr freuen, vor allem ob meine Themenstellung typisch ist.
Vielen Dank und Gruß
Heiner

12.04.2013 10:09 • 12.04.2013 #1


1 Antwort ↓

Hallo Heiner,

ich glaube nicht daran dass es Panikattacken ohne Grund gibt. Ich habe während meiner Therapie gelernt dass der Körper einem damit etwas sagen möchte. Und wenn du genau nachdenkst dann hat er es vorher bestimmt auch schon auf andere Art und Weise versucht. Und du hast es bestimmt überhört. Zumindest mir ging es so. Aber das habe ich auch erst im Nachhinein wahrgenommen und verstanden.

Allerdings habe ich auch gelernt dass es nicht immer einen erkennbaren Grund oder Auslöser dafür geben muss. Zuerst würde ich auch nicht meine Energie dafür einsetzen diese zu finden sondern wirklich schnell eine Therapie anfangen. Bevor es schlimmer wird. Ich denke dass zwischen den Therapien vor 20 Jahren und heute ein ganz großer Unterschied besteht. Und vielleicht musst du auch 2 oder mehrere Therapeuten ausprobieren bis du einen gefunden hast wo die Chemie stimmt. Ich hatte beim 2. Versuch das große Glück.

Du hast schon mal den großen Vorteil dass du weisst was mit dir los ist. Das hatte ich nicht, ich habe lange gedacht dass ich schlimm krank bin und sterben muss. Diese harte Zeit hat mich sehr geprägt.

Also wie gesagt, ich lege dir eine Therapie sehr ans Herz. Zumindest solltest du es versuchen. Was hast du zu verlieren?





Dr. Reinhard Pichler
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