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Hallo Freunde,
da es mir am meisten geholfen hat, hier im Forum zu lesen, wie es anderen mit ihren Panikattacken so geht und was sie dabei gefühlt haben,
werde ich auch mal ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern.
Kurzinfo : 48 Jahre; seit Juni 2016 Bluthochdruck (wird behandelt, schwankt stark); seit über 20 Jahren Schilddrüsenkrankheit (Hashimoto);
vor 4 Jahren eine gute Freundin verloren, die auch hohen Blutdruck hatte ; im Juni 2015 schwerer Fahrradunfall ; seit 1 Jahr Panikattacken

Ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr an einem Halbmarathon teilzunehmen. Sport soll ja gut sein. Sowieso, aber eben auch gegen Panikattacken helfen.
Es wurde im Vorfeld geraten, 6km in 45 Minuten durchlaufen zu können. Kein Problem , ich bin schon den 10er mitgelaufen.

Gestern also 1.Training. Erst ein bisschen blablabla, dann aufwärmen und dann locker in der entsprechenden Gruppe loslaufen.
Ich bin mit meiner besten Freundin in der Gruppe 6:30-7:00 Minuten pro Kilometer (liest noch jemand mit? ) , 2 Trainerinnen und 6 Läufer, die sich nicht scheuen ,
dem Wetter, den Herausforderungen…öhhmm, ich schweife ab.
Also:
Das klappte alles ganz hervorragend, bis wir uns dem Startpunkt wieder näherten. Vor mir lief ein Typ, dem der Nacken voll Schweiß stand.
Und auf einmal ging es los:
Au weia! Mein Kopf ist total warm. Warm? Nein, heiß! Das ist nicht normal, sooo heiß ! Und dann mein Herzschlag, viel zu schnell und ich fühle es so stark klopfen!
(wir erinnern uns : ich bin gerade 5km gelaufen )
Das ist mir dann auch wieder eingefallen – ich laufe gerade, keine Sorge, alles normal, ganz und völlig normal. Erinner‘ dich, wie es war, als du gelaufen bist und noch kein Hirni warst.
(das ist aber eins der Probleme, die man bei Panikattacken hat. Es will einem ja partout nicht einfallen , wie es „davor“ war)
Bloß keine Panikattacke jetzt… das Herz klopft nicht, weil ich sterbe, sondern weil ich lebe!
Hat auch geklappt. Erstmal…
Dann ab nach Hause, duschen, Essen machen, beeilen, weil mein Nachbar Geburtstag hat und ich da noch hin wollte, Katzenklo sauber machen,
überlegt, dass ich schon vor dem Training keine Zeit hatte, mich nach der Arbeit mal zu setzten, alles schnell-schnell unter einen Hut kriegen und zwar Zackzack!
Und Zack, war sie da: die Panik.
Hände zittern, komisches Gefühl im Hals, heiße Ohren und rote Wangen, Schmerzen im Brustkorb, Druck an den Schläfen. Aaaahhh, mein Blutdruck! Mein Herz!
Mist! Jetzt sterbe ich schon wieder! Dabei bin ich fast einen Monat lang nicht gestorben. Warum jetzt?
Das Training! Das war es! Das war zu viel, zu schnell, zu alles…
Ich darf dann immer bei meiner Tochter auf dem Bett liegen, während sie am Computer sitzt.
Die Arme tut mir dann auch Leid und ich hoffe während meiner Attacke, dass sie nicht auch noch gestört wird, während ihre durchgeknallte Mutter da im Bett liegt.
(Ich habe das mit ihr durchgesprochen, sie ist 17 und geht da vernünftiger mit um als ich. Ihr macht das nichts aus, sie findet das nicht schlimm und sorgt sich nicht übermäßig um mich.
Sie merkt sogar vor mir, dass ich schon wieder „heimgesucht“ werde).
Nach 1 Stunde (ich bin wohl eingeschlafen) war ich wieder normal und bin in mein Schlafzimmer umgezogen.
Mitten in der Nacht dann aufgewacht. Zack, die nächste Attacke. Nachts sind für mich die schlimmsten.
Das Herz rast wie verrückt, Blut rauscht in den Ohren, ich habe Durst. Hilfe! Zu wenig getrunken nach dem Training, mein Blutdruck!
Mein Herz stolpert die ganze Zeit, da stimmt was nicht! ( es stolpert gar nicht, es fühlt sich nur so an, ich habe während so einem Stolpern mal
auf meinen Puls am Handgelenk geachtet, als ich keine PA hatte: der schlägt gleichmäßig vor sich hin)
Ich kann nicht aufstehen, ich traue mich nicht, weil mein Blutdruck dann noch mehr steigt. Noch mehr Panik. Mich gaaaanz langsam hingesetzt und mein Blutdruckmessgerät rausgesucht
(ich hatte es eigentlich verbannt, weil mich das so stresst und es eh zu viel anzeigt), ich wollte aber wissen, ob mein Herz gleich explodiert oder mein Kopf platzt. Oder beides.
Sehr wahrscheinlich beides, so wie sich das anfühlt. Gemessen. 137/88 und Puls von 81. Hm, das ist ja gar nicht so schlimm. Direkt gemerkt, wie ich mich ein bisschen beruhigt habe.
Nochmal gemessen. 107/77 und Puls 59. Ja, so schnell geht das. Ich sage mir dann immer mein vorhin schon erwähntes Mantra:
Mein Herz klopft nicht, weil ich sterbe – sondern weil ich lebe! Das hilft mir tatsächlich.

Das bekloppte bei diesen Panikattacken ist ja, das man jedes verdammte Mal denkt, man stirbt. Und dann alles vergisst, was man darüber gelesen, gesehen, gehört hat.
Ich wollte mich dann nachts noch hier im Forum umsehen, um mich noch mehr zu beruhigen. Ich dachte mir dann aber: neee, mach‘ das morgen, für den Moment ist ja alles gut.
Und es wird ein Morgen geben.
Und guck, da bin ich wieder
Man wird dann immer so weit zurück geworfen. Man fängt an, sich in Sicherheit zu wiegen, wenn man eine Zeit lang Ruhe hatte.
Aber dann kommt das Leben und haut einem wieder in die Magengrube um einen daran zu erinnern: so nicht, Frolleinchen, nicht ohne mich!
Aber so ist das halt. Andere schaffen das auch. Ich werde meine Hausärztin mal fragen, ob ich nochmal einen 24-Stunden-Test wegen meinem Blutdruck machen kann. Damit ich sicherer werde.

Im Juli letzten Jahres war ich wegen den PA’s eine Woche im Krankenhaus. Ich wurde als Notfall von meiner Hausärztin überwiesen.
Ich habe da auch ein Belastungs-EKG mit Blutdruckmessung gemacht. 147% geschafft und den Puls trotzdem nicht auf die gewünschten 150 Schläge bekommen.
Topfit also, Herz, Blutdruck, alles in Ordnung.

Puuh, das war viel, gell? Aber wie gesagt, ich habe das mal aufgeschrieben, damit sich der/die ein oder andere darin vielleicht wieder findet.
Umärmels an alle von Gäbchen 

02.02.2017 11:51 • 02.02.2017 x 1 #1





Dr. Christina Wiesemann
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