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Hallo Ich bin eigentlich nur stiller Leser in diesem Forum und schreibe selten mal etwas. Doch befinde ich mich nach 20 Jahren Angst nun in einer Situation die so schlimm ist, dass ich sie gerne irgendwo teilen möchte - vielleicht gibt es ja jemanden der sich darin erkennt und sich austauschen möchte. Ich muss dazu sagen, dass sich die Gründe Stress zu haben in den letzten 18 Monaten bei mir gehäuft haben, und ich einfach keine Notbremse gezogen habe. Hatte sporadisch kurz Panikattacken und habe diese erst mal ignoriert, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass ich schon so lange Angst kenne? Allerdings hatte ich zwar lange nächtliche Attacken, die mich aber nie wirklich in meinem Tagesablauf eingeschränkt haben. Nun ist vor einigen Tagen die Situation völlig eskaliert - ich habe eine solche Panikattacke auf meiner Arbeitsstelle bekommen, dass ich an einem Punkt selber den Rettungsdienst angerufen haben ( und ich gehe eigentlich konsequent nir zum Arzt wenn es wirklich sein muss) Die Sanitäter waren wahnsinnig freundlich zu mir, haben schnelle gecheckt dass ich wohl eine Panikattacke hatte und haben dann Herzfrequenz und Blutdruck gecheckt und ein EKG gemacht. Alles war soweit ok, nur der Blutdruck etwas hoch. Ich bin noch selbstständig nach Hause gefahren - aber seit dem geht so gut wie nichts mehr. Eine Panikattacke folgt der anderen, ich traue mich nicht mehr vor die Tür nachdem ich vorgestern 5 Minuten mit Herzrasen auf der Straße an meinem Mann hing und dachte ich kippe um. Ich bin jetzt einfach ziemlich verzweifelt - bin krankgeschrieben, weiß aber überhaupt nicht wie es gerade weiter gehen soll … weiß in manchen Momenten noch nicht mal wie ich auf die Toilette komme, mit dem Hund raus gehen ist eher ein Traum als Realität … Ich bin jetzt also so ziemlich aus dem Leben geworfen und auf Hilfe angewiesen. War gestern bei einer Therapeutin, die mit mir nach Lösungsansätzen gesucht hat, mir aber keine dauerhaften Therapieplatz anbieten konnte ( komme aus einer Großstadt und die Lage ist zeitlich zum verzweifeln) Also bleibt mir jetzt eigentlich nur eine stationäre Therapie, und dagegen sträube ich mich gerade tota, da ich einfach nur gerade mein Leben zurück will. Kennt einer das, plötzlicher von der Angst so blockiert zu sein? Ich würde mich wie gesagt über einen Austausch freuen. Und bitte - keine Mutmaßungen über meine körperliche Gesundheit, da mich das gerade sehr sehr triggert.

Gestern 14:31 • 12.06.2025 x 1 #1


22 Antworten ↓


Zitat von soh:
Kennt einer das, plötzlicher von der Angst so blockiert zu sein?

Ja sicher,das kennen viele hier im Forum,ist ne heftige Erfahrung aber man kann da raus kommen.

Würde Dir raten,einen Psychiater zu kontaktieren,der kann Dir was verschreiben,was Dich beruhigt und stabilisiert.
Bis dahin kannst Du mit pflanzlichen Mitteln etwas Beruhigung finden.
Z.B. mit hochdosiertem Baldrian und Melissentee,abends kannst Du dann auch mal ein frei verkäufliches Schlafmittel einnehmen,z.B. Vivinox Stark (solange Du noch kein Medikament vom Psychiater hast).

Was einen stationären Aufenthalt angeht: meine Erfahrung ist,wenn es einem schlecht genug geht,ist es gar nicht mehr so schwer in eine Klinik zu gehen.
Aber zunächst kannst Du versuchen,Dich ambulant zu stabilisieren.

Mir hat damals geholfen,Selbsthilfebücher zu lesen (wenn ich Momente hatte,in denen ich mich darauf konzentrieren konnte),man wird so ein bisschen Experte in eigener Sache und nutzt die Zeit,in der man es nicht raus schafft.

Und Bewegung ist ein effektives Stressventil,man kann sich ja auch drinnen auspowern (einfach auf der Stelle joggen o.ä.).
Bewegung senkt das Cortisol (Stresshormon im Blut) und man kommt ein bisschen runter.
Danach eine Wechseldusche bzw. insgesamt helfen starke körperliche Reize,um wieder so ein bisschen auf den Teppich zu kommen.

A


Nur noch Panik - kann nicht mehr raus gehen

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Zitat von soh:
vielleicht gibt es ja jemanden der sich darin erkennt

Ja, kann ich. Vor ca. 40 Jahren hatte ich auch mehrmals täglich solche Attacken, wo ich dachte, ich kippe jeden Moment um. Das erste Mal erwischte es mich in einem Buchladen kurz vor Weihnachten und ab dann auch zuhause. Zwei Wochen habe ich mich auch nicht mehr getraut rauszugehen, konnte aber in der Zeit oft genug erleben, dass ich trotz der Attacken nicht umkippte. Als die Weihnachtsferien um waren (ich war damals im Studium) kam es für mich überhaupt nicht in Frage zuhause zu bleiben, weil das Studium mein ein und alles war und so habe ich diese Attacken einfach über mich ergehen lassen, wo auch immer sie mich überfielen. Nach ein paar Monaten wurden sie seltener und schwächer und nach 6 Monaten komplett weg .

@Flame
Danke dir sehr für deine ausführliche Antwort und die vielen Tipps - ein paar Sachen nutze ich auch so schon, allerdings im Zusammenhang mit meiner generalisierten Angst und weniger im Bezug auf Panikattacken, weil die nie ein großer Bestandteil meiner Angst war - bis jetzt. Aber einfach das alles zu lesen hilft gerade schon sehr. Und ich werde das mit den pflanzlichen Mitteln auf jeden Fall probieren, und auch versuchen einen Termin beim Psychiater zu bekommen. Ich habe durch den Stress gerade eine Glaskörperablösung im Auge und darf mich körperlich nicht belasten, was ein großes Problem ist, weil ich eben so quasi in meinem cortisol liege und darin baden gehe . Habe gerade das Buch „wenn plötzlich die Angst kommt“ von Roger Baker gehört, aber wenn du noch einen Tipps hast freue ich mich.

@Schlaflose
Danke Dir! Das macht mir Hoffnung. Ich glaube, ich muss einfach mal zulassen, dass mein Körper runter fährt … das habe ich zuletzt einfach nicht oft genug gemacht.

Ich kenne das natürlich auch. Was du aber wirklich vernachlässigt hast, war die Aufarbeitung deiner Angst.

Jeder Angstpatient weiss, dass nur ein gewisses Mass an Stress ertragen werden kann, denn sonst - peng.

Insofern solltest du das Ganze mal professionell angehen:

Zuerst Blutannahme und mal die üblichen Parameter abnehmen lassen, dann noch Vitamin D und B als Selbstzahler.

Und über den Psychiater dann entsprechende Medis, die dich mal runterholen.

Und Therapie sowieso, da man ja irgendwann mit seiner Krankheit auskommen will.

Zitat von soh:
Und ich werde das mit den pflanzlichen Mitteln auf jeden Fall probieren, und auch versuchen einen Termin beim Psychiater zu bekommen.

Sehr gut.

Zitat von soh:
Habe gerade das Buch „wenn plötzlich die Angst kommt“ von Roger Baker gehört, aber wenn du noch einen Tipps hast freue ich mich.

Witzig,das wär auch das Erste gewesen,was ich Dir empfohlen hätte.

Vom verhaltenstherapeutischen Ansatz finde ich Gefühle verstehen,Probleme bewältigen von Rolf Merkle sehr hilfreich.

Ich selbst gehe zusätzlich auch so ein bisschen in Richtung Glaube/Spiritualität ,das eröffnet nochmal eine weitere Dimension und Kraftquelle,besonders,wenn man sich mutlos und verzweifelt fühlt.

Ich selbst tendiere Richtung Buddhismus,da hab ich auch ein Lieblingsbuch aber ich bin mir nicht ganz sicher,ob das was für Dich wäre.
Ist von einem (bereits verstorbenen) ZEN-Meister geschrieben und liest sich nicht ganz leicht.
Und wenn man nicht viel Konzentration hat,ist es vielleicht zuviel.

Was Du aber gut machen kannst sind geführte Meditationen zur Beruhigung,dieses hier ist eine sehr schöne geführte Meditation von Peter Beer (der übrigens auch viele tolle Tutorials auf YouTube im Gepäck hat)


Dann gibt es noch KlausBernhard,der gubt auch guten Input:
https://www.panikattacken-loswerden.de/podcast/

Und noch ein letzter Tip: nicht alles auf einmal reinziehen,irgendwann raucht der Kopf.
Nimm Dir ruhig Zeit,niemand treibt Dich.

Und denk dran: Alles wird wieder gut und Du bist nicht allein (hie im Forum sind auch nachts einige wach).

@Flame Danke , du bringst mich gerade zum weinen, weil Du Dir die Zeit nimmst, mir so viele Tipps zu geben. Ich habe gerade sehr viel Glück mit den Menschen denen ich in dieser Situation begegne. ️

@Flame Ich mag einen spirituellen Ansatz - gerade weil es mir oft hilft mich auf mich selber zurück zu besinnen wenn ich mich so wie jetzt völlig aus den Augen und das Gefühl für mich verloren habe. Deshalb finde ich auch einen buddhistischen Ansatz sehr interessant. Die Meditation werde ich auf jeden Fall probieren, habe damit auch schon etwas Erfahrung. Und ich freue mich den Podcast zu hören. Diese Situation ist gerade so überwältigend und fordernd - da tut es sehr gut zu hören, dass alles wieder gut werden kann.

Zitat von soh:
War gestern bei einer Therapeutin, die mit mir nach Lösungsansätzen gesucht hat,

Eine Ergotherapeutin könnte helfen. So war das bei mir. Ist allerdings Jahre her und es gab kaum Wartezeiten.

Jedenfalls ist die mit mir raus spazieren gegangen. Später konnte ich sogar wieder arbeiten. Wünsche Dir viel Kraft

@Luce1 Das klingt interessant - das habe ich so noch nie gehört. Vielleicht finde ich etwas dazu wenn ich mal Google. Danke Dir für die lieben Wünsche!

Zitat von soh:
Ich habe gerade sehr viel Glück mit den Menschen denen ich in dieser Situation begegne.

UND Du hast das grosse Glück,dass Du offen bist für Neues,das wird Dir in der Zukunft mit Sicherheit eine grosse Hilfe sein.

Zitat von soh:
dass alles wieder gut werden kann.

Es ist wirklich so.
Du wirst Geduld aufbringen müssen und am Ball bleiben aber das geschieht im Prinzip von ganz alleine denn jede schwierige Phase im Leben braucht ihr Zeit um überwunden zu werden.
(Und je weniger man sich dabei unter Druck setzt,umso besser).

Und meistens hat man hinterher viel gewonnen an Einsichten,die reich machen (z.B. was ist wirklich wichtig in meinem Leben,was sind meine Antriebe).
So dass man sich dann auch viel klarer positionieren und ggf. auch abgrenzen kann.
Man entrümpelt quasi sein Leben und das kann äusserst befreiend sein.

Jede Krise hat ihren Sinn und zwar den,dass es Dir hinterher besser geht weil Du danach ein Leben lebst,dass Dir wirklich entspricht (bedürfnisorientiert) und manchmal ist man da gar nicht soweit von entfernt,wie man meint.

@Flame Danke, ich mag diesen Ansatz sehr - ich sehe meine Angst, die mich irgendwie schon fast mein ganzes Leben begleitet, auch nicht als Gegner oder eine Art Heimsuchung … Sie ist der Teil von mir der dann besonders laut kommuniziert wenn ich besonders wenig auf mich achte. Und ich finde auch, dass mich jeder Teil dieser Erkrankung an einen anderen Punkt gebracht hat. Was ich einfach nicht beherrsche, ist die Selbstfürsorge. Ich kann es nicht. Und ich halte dann viel zu viel aus. Aber deine Worte bestärken mich gerade sehr, und ich bin auch gerade ein ganzes Stück weit ruhiger als vor ein halben Stunde noch. Danke dir von Herzen!

@soh
Ja, ich kenne das und kann es gut verstehen. Bei mir ging das 2007 los und es begleitet mich bis heute. Habe schon zig mal Notaufnahmen aufgesucht und Rettungsdienst geholt entweder wegen Blutdruckentgleisungen oder Magen Darm Beschwerden. Es wechselt sich ständig ab. Ich gehe auch nicht mehr gerne raus, weil ich Angst habe umzufallen und zuhause bin ich alleine und da kommt wieder Angst auf. Ich versuche mich abzulenken, was allerdings schwer ist und mir die Konzentration oft fehlt. Bin deswegen total verzweifelt weil man auch nicht mehr für ernst genommen wird. Hab keine Ahnung, wie man das in den Griff bekommen kann.

Zitat von soh:
Sie ist der Teil von mir der dann besonders laut kommuniziert wenn ich besonders wenig auf mich achte.

Sehr schön und treffend formuliert.

Für manches können wir auch einfach nichts: eine gewisse Vulnerabilität haben manche Menschen halt von Geburt an und wenn dann noch ungünstige Prägungen plus ggf. noch Traumata hinzukommen,läuft das innere Fass über und dann ist Selbstfürsorge tatsächlich eines der mächtigsten Mittel um da wieder raus zu kommen.

Und darunter fällt eben auch,sich alle verfügbaren Hilfen zu holen und Du machst das ja alles bereits bist also auf dem besten Wege.
In sofern wird es Dir in absehbarer Zeit auch wieder besser gehen,keine Sorge.

@Flame ja, da hast du recht. Und ich finde, es ist auf der anderen Seite auch eine Kraft, vulnerabel zu sein - weil man dann auch zugänglich ist für viele Gute Dinge und ein gespürt für anderen hat - siehe die starke Empathie die ich gerade von Dir bekomme. Und ich werde mich jetzt darauf besinnen und versuchen, mich einfach mal selber zu halten.
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@Flame Ich wollte Dir noch kurz eine Rückmeldung zu ein paar deiner Tipps geben - habe die Meditation schon zwei mal durchgehört und bin einmal ganz tief damit eingeschlafen, was ein wirklich gutes Gefühl an einem sehr schlechten Tag war. Den Podcast habe ich zur Hälfte durch - gefällt mir sehr. Danke Dir nochmal!

Hallo,
eine Bekannte von mir hatte auch mit schlimmen Panikattacken zu kämpfen. Sie wurde dann stationär gut eingestellt und ist inzwischen weitgehend stabil. Ich an deiner Stelle würde in eine Klinik gehen, dort können sie dir helfen!
LG

@Lilablau123 Danke für deine Antwort - ich denke, wenn es Zeit ist das zu versuchen, werde ich es tun. Gerade brauche ich noch etwas Zeit. Habe aber auch gerade heute einen ambulanten Therapieplatz angeboten bekommen, und ich habe bisher keine Medikamente genommen, und versuche es erst mal auf einem anderen Weg. Liebe Grüße!

A


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