Nach Autobrand ist alles anders

Hallo, ich lese schon länger hier mit.
Ich stelle mich kurz vor. Ich bin 3 Jahre alt, verheiratet, Mutter von zwei Kindern (2 und 5).
Vor ziemlich genau einem Jahr bekam ich meine ersten Panikattacken. Ich begann eine Verhaltenstherapie und war zeitweise bei einer Psychotherapeutin (die mir so aber nicht viel brachte, da sie immer nur fragte, wie es mit der Psychologin läuft und da ich keine Medikamente nehmen wollte, hatte sie in der Hinsicht auch nichts zu tun). Mit der Verhaltenstherapie läuft es ganz prima. Schon im Frühjahr ging es mir bedeutend besser. Es kam noch hinzu, dass beim Endokrinologen herausgefunden wurde, dass ich einen massiven Vitamin D3 und B12 Mangel habe. Seit ich dafür Tabletten nehme, hat sich auch vieles verbessert. Der Sommer war soweit prima.

Nun sind wir im Juli nach langer Suche umgezogen (von der Stadt schon hinaus aufs Dorf bzw. ganz äußerer Stadtrand) in eine Doppelhaushälfte mit Garten. Die ersten Wochen war es prima hier. Ich begann alles einzurichten. Die Kinder muss mein Mann nach wie vor in die Stadt in den Kiga fahren, da es hier keine Plätze gibt. (es gibt zwar einen Kiga, aber der ist bis in unabsehbarer Zeit extrem voll,
Wir beschlossen uns ein zweites Auto zuzulegen, damit ich etwas unabhängiger bin, hier kommt man sonst nur mit langer Fahrt mit dem Bus und dann Bahn weg.
An dem Tag als wir das beschlossen (Ende August) waren wir einkaufen (Kinder im Kiga), Geburtstagsgeschenke und Pflanzen für die Wohnung. Mein Mann hatte in der Stadt noch einen Termin, also lies ich ihn heraus und fuhr alleine nach Hause. Etwa 500 m. von zu Hause entfernt blieb das Auto plötzlich stehen (direkt vor der Einfahrt eines Anwohners). Ich wunderte mich noch warum und da Schoß vorne zwischen Motorhaube und Scheibe schon die erste große Flamme und dicker Rauch heraus. Ich hab also nur meine Tasche und Handy geschnappt und bin raus. Ich rief die Feuerwehr, und da knallte es schon das erste mal. Also an das Auto ist da keiner mehr ran gegangen, alle Einkäufe, alles, Kindersitze usw. sind verbrannt. Die Feuerwehr brauchte 20 min. bis zum Auto und somit brannte es vollständig aus. Es kamen so viele Leute, alle guckten und gafften und Kinder fragten mich wieso denn mein Auto brennt und ob ich da was gemacht hätte (total absurd) - Wir waren übrigens 4 Wochen vorher zur Durchsicht und zum TÜV in der Werkstatt.
Nunja, das Auto (6 Jahre alt) ist Schrott, wir haben momentan einen Leihwagen meiner Eltern. Da wir keine Versicherung, nur Haftpflicht hatten, sieht sich auch keiner in der Pflicht herauszubekommen was der Grund war. Das Autohaus hebt die Hände, der Hersteller ebenso und ich müsste auf eigene Kosten einen Gutachter bestellen.

Ein paar Tage danach begann es wieder mit Panikattacken. Ich kriege die soweit gut hin, mit meinen gelernten Entspannungsmethoden. Das Problem ist nur, ich fahre seitdem kein Auto mehr, also zumindest nicht alleine. Wenn jemand dabei ist mag das gehen, aber alleine geht absolut nicht. Mir sagen immer alle, ich muss mich überwinden, nur so schaffe ich es, und besser jetzt als nie wieder, aber es geht einfach nicht. Ich bin wie benebelt, da kann ich nicht fahren. Es ist schon eine Qual wenn ich nur mitfahre. Das Leihauto stinkt immer wenn man die Heizung anmacht nach etwas verkohltem, da bekomme ich schon Herzrasen und fang an zu schnuppern, wo es her kommt.


Nun ist es auch so, dass wir hier in dem Haus vor ein paar Wochen die Heizung auch anmachen mussten. Hier wird alles mit Erdgas geheizt, oben unterm Dach steht so eine Riesen Therme. Gas ist mir eigentlich schon immer unangenehm, seit dem Brand noch um einiges mehr. Nun ist die Heizung auch schon zweimal kaputt gewesen, dass jemand zum reparieren kommen musste. Die Heizung ist laut, man hört das anspringen und abschalten im ganzen Haus - Besonders nervig für mich Nachts bzw. Abends. (Nachts wird sie schon so weit runtergeregelt, dass es kaum passiert, aber durch die Heizung geht es ja nicht ganz)

Mein Mann fährt tagsüber mit ins Büro, nimmt die Kinder mit. An manchen Tagen fahre ich mit, aber sonst bin ich immer zu Hause. Ich komme hier kaum weg (wenn ich nicht ewig lange Bus und Bahnfahrten auf mich nehme). Hier ist nur ein Gebiet mit neu gebauten Häusern, also nicht wirklich was los.

Heraus kam nun auch noch, dass sich bei uns Kind Nr. 3 eingeschlichen hat. Ich hab absolut nichts gemerkt. Wir haben das nun erst vor 3 Wochen erfahren, da war ich schon in der 13. SSW. Wahrscheinlich tun die Schwangerschaftshormone grad noch ihren Rest dazu bei. Aber ich bin fix und fertig.

Sobald es hier komisch riecht, gehe ich im Haus alles absuchen wo es herkommen könnte (irgend ein Nachbar feuert hier auch immer mit nassem Holz, was echt fies stinkt), ich wache Nachts auf, bzw. schrecke Nachts hoch, wenn die Therme anspringt, wenn draußen eine Autotür (Zeitungsauto) knallt usw. Es macht mich grad nur noch wahnsinnig. Ich bin mit den Nerven so richtig am Ende. Ich fühle mich hier eingesperrt in einem Haus in dem ich mich nicht (mehr) wohl fühle mitten in der Pampa.

Nun habe ich vor zwei Tagen mit meinem Mann darüber gesprochen, der so ziemlich ausgeflippt ist. Ein Umzug jetzt würde für ihn definitiv nicht in Frage kommen, ich solle an mir und meiner Angst arbeiten, soll Medikamente nehmen, zur Kur fahren oder jeden Tag mit ins Büro fahren (wir sind selbständig) - ich könne alleine ausziehen, er würde es nicht tun. Er sieht wie ich fertig bin, möchte sich aber keinesfalls hier weg bewegen (irgendwie auch verständlich). Ich denke, wenn wir doch nur wieder in die Stadt ziehen würden, brauche ich kein zweites Auto, dann muss ich erstmal nicht mehr fahren und kann mich auf anderes konzentrieren, kann raus gehen.
Zumal, wenn das Baby dann bald da ist, geh ich dann hier zwischen neu gebauten Häusern spazieren... :-/ Es ist irgendwie alles deprimierend grad für mich. Ich habe nächste Woche wieder einen Termin bei meiner Psychologin, hoffe das bringt mir was.


Nun habe ich so einen Roman geschrieben, vielleicht hats ja jemand bis zum Ende gelesen.

LG

@ Hallo inaina,
ja ich hab deine Geschichte bis zum Schluß gelesen....
momentan strömt ja sehr viel auf dich ein,der Umzug,der Brand,dann die Schwangerschaft,ist schon ziemlich starker Tobak.
Hast du denn mit deiner Therapeutin über den Autobrand gesprochen----für mich klingt das wie ein Trauma und mit deinen Schwangerschaftshormonen zusammen und dann bist du auch noch sehr viel alleine.
Ich denke,dass es für dich jetzt wirklich wichtig ist,eine gute Therapie zu machen,denn auf Medikamente darfst du dich in deinem Zustand ja nicht stützen.
Vielleicht versuchst du auch öfter in die Natur zu gehen (du hast ja geschrieben,dass du am Dorf wohnst),dass kann sehr entspannend wirken,mir hilft es immer sehr gut.
Hoffentlich geht es dir bald besser...

Ja, das mit der Natur ist so eine Sache. Dass ist sicher ganz schön. Momentan hätte ich nur gern etwas Leben um mich herum. Wir kommen ja immerhin direkt aus der Stadt.

Ich hab grad das Gefühl unsere Ehe auch kaputt zu machen, für meinen Mann Ballast zu sein...von ihm das unmögliche zu verlangen...

Er steckt so schon immer viel zurück. Geht Abends kaum noch weg usw, hat die ganze Fahrerei mit den Kindern, dem Büro (eine Strecke auch immer 20/30 min.)....

Achso, ja mit der Therapeutin habe ich nun schon 2 mal über den Brand gesprochen sowie am Abend als das passierte. Sie sagte nun, ich solle mir auch etwas Zeit geben, sowas wird nicht gleich von jetzt auf sofort verschwinden, immerhin war es ja eine Grenzerfahrung.

Hallo,
eins musst du unbedingt wieder tun: Auto fahren! Hast du bald wieder ein eigenes Auto? Jeder Rennfahrer steigt nach einem Unfall sofort wieder ins Auto. Genau das bewahrt sie davor, in Angst zu geraten! Und ein Rennfahrer mit Angst wäre ein schlechter Fahrer... Du siehst ja schon, dass deine Vermeidung mit dem Auto fahren nur dazu geführt hat, dass sich die Angst nun auf die Heizung verlagert hat. Wenn ihr nun weg ziehen würdet oder eine andere Heizung einbauen lassen würdet, würde sich die Angst wieder auf was anderes verlagern.
Was dir passiert ist, ist extrem selten. Vielleicht lässt du dir einfach mal von einem Mechaniker erklären, was das ausgelöst haben kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass sowas noch mal mit einem Auto passiert, geht meiner Meinung nach gegen Null! Wahrscheinlich war es einfach ein Baufehler. Vielleicht findest du dazu auch was, wenn du mal die Marke und die Baureihe im Internet eingibst. Wenn du magst, kann ich auch mal einen befreundeten Mechaniker fragen, wie sowas überhaupt passieren kann. Ich wette, dass geschulte Leute einem eine plausible und vernünftige Antwort geben können!
Nur, weil du vorher Panikattacken hattest (worauf bezogen sie sich vorher?), hat dieser Vorfall überhaupt so eine Angst ausgelöst. Andere Leute würden das lässig erzählen und wahrscheinlich noch ein paar Fotos knipsen und auf Facebook stellen... Damit wäre die Sache erledigt.
Ich kann deinen Mann auch verstehen. Mein Mann ist auch sauer, wenn ich jammere, wenn er zur Arbeit geht, dass ich Angst habe. Manchmal schreit er mich sogar an, dass ich endlich damit aufhören soll. Und das Wort Angst könne er langsam nicht mehr hören... Ich weiß also, wie du dich fühlst.

Was den Brand ausgelöst hat, wissen wir nicht. Kann eine defekte Benzinleitung, Marderbiss, oder weiß der Geier gewesen sein. Wenn ich keinen Gutachter beauftrage passiert nichts.

Die Ängste letztes Jahr waren eher so eine Angst vorm raus gehen. Das hatte/hab ich ganz gut überwunden.
Jetzt kommt natürlich so eine Keule.


Also Autofahren an sich tu ich ja, nur eben nicht alleine. Wir haben momentan noch ein Leihauto. Ein zwar neuer Suzuki, aber der stinkt verschmort sobald man die Heizung anmacht.. jedesmal Herzrasen deluxe.


Ich denke die ganze Zeit, dass diese Heizung mich so wahnsinnig macht, hätte ich ahnen können. Aber man macht die zur Besichtigung ja nicht an. So laut ist die ja erst seit wir auf Winterbetrieb umgestellt haben. Und wenn ich denke, dass das nun noch ein halbes Jahr so geht.... ich liege im Bett und es rauscht und knackt und man hört wie die Flamme zündet. Mit Ohropacks schlafen kann ich nicht.