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Hallo!

Mir gehts um panikhafte Denkblockaden. Es gibt einige Themen an die ich unmöglich denken kann ohne das sich in mir augenblicklich eine maximale agitierte Panik breit macht - für gewöhnlich Gedanken an Situationen wo etwas von mir erwartet wird. Wenn ich mir nun vorstelle beispielsweise eine Reha zu machen und in die Situation zu kommen das jemand von mir eine bestimmte Tätigkeit erwartet muss ich mich unfassbar beherrschen nicht völlig durchzuknallen, in wilder Panik alles in näherer Umgebung kaputtzuschlagen und mich zu wehren als ob mein Leben davon abhinge. Wobei ich nichteinmal weiß wovor, vom Gefühl her müsste ich die Luft um mich herum verhauen da sie erfüllt ist mit Gefahr und Verzweiflung.
Passieren tut nie etwas da ich in solch inneren Extremsituationen anfange zu dissoziieren und nach außen hin völlig abwesend wirke (während es mir innerlich die Synapsen zerlegt). Da diese Blockaden bloß für mich quasi überall ist (in quasi jeder Situation in der eine dritte Person etwas verlangt oder wo ich mich augenscheinlich vor anderen beweisen muss, manchmal auch bei bloßer Aufmerksamkeit) hält es mich effektiv davon ab irgendetwas zu machen. Auch das bloße vorstellen solcher Situationen kann dieses extreme Gefühl triggern, weswegen ich diesen Forenpost schreiben wollte während das Gefühl um dieses Gefühl noch frisch ist, ich mich klar daran erinnern kann und darüber schreiben kann ohne näher nachdenken zu müssen.

Ich bin mir fast sicher dass das ganze mit meinen physischen und psychischen Gewalterfahrungen in der Grundschule zu tun hat, da ich dort gelernt habe das immer, zu jeder Zeit aus jeder Richtung in jeder möglichen Art und Weise Gefahr droht und jedes auch nur kleinste falsche Zucken schmerzhafte Folgen haben kann (gefühlt: haben WIRD). Die Tatsache mit der Dissoziation mal kurz ganz außer Acht lassend frage ich mich wie andere mit sowas umgehen und wie es vielleicht jemand anderem gelungen ist ähnliche Trigger aufzulösen, oder wenigstens aus der blinden Panik eine aushaltbare Angst zu machen.

Normalerweise würde ich wohl Hypnosetherapie dafür nutzen, leider zahlt die Kasse das aber nur bei Ärzten - und die jene in Hamburg halten so eine Therapie wegen der Dissoziation für unklug. Selbsthypnose klappt nicht, weil neben dem Denken daran auch der aktive Versuch mich dem Problem zu nähern oder etwas zu tun was dies möglich machen würde triggernd wirkt. Bei Hypnose durch jemand anderen klappts da ich dann nicht an überhaupt irgendetwas denken muss, alleine jedoch leider nicht.

Ich hoffe das war soweit nachvollziehbar... ein Vorstellungsthread kommt auch noch, das klappt gerade noch nicht.

Lg
Amy

08.10.2016 05:53 • 08.10.2016 #1


1 Antwort ↓

Guten Morgen Medikamentenhüpferin,

zuerst ein herzlich Willkommen und einen Gruß nach Hamburg. Ich bin ganz ehrlich und so ganz habe ich nicht alles verstanden, aber dass liegt ausschließlich an mir. Aber physische und psychische Gewalterfahrungen in meiner Schulzeit habe ich auch machen müssen, ich erinnere mich nicht gern daran obwohl es fast 40 Jahre zurück liegt. Ich baute damals eine Art Brandschutzmauer um mich herum auf, konnte mich deswegen schon damals nach einiger Zeit zur Wehr setzen, stellte aber erst in der heutigen Zeit fest dass auch eine gehörige Portion von meinen Gefühlen und Emotionen hinter dieser Brandschutzmauer versteckt und eingesperrt waren. Ich ging viele viele Jahre ziemlich kühl und emotionslos und vor allem alleine durch die Welt.

Erst vor ganz kurzer Zeit ist es mir gelungen, ich war schon 1998 in einer sozio psychosomatischen Fachklinik in Rastede, und bewusst geworden dass ich mein Verhalten ändern muss. Nach Rastede war ich über 15 Jahre Angst und Panik frei, und wie so oft konnte ich feststellen manchmal, nur manchmal kommen sie wieder.

Ich überlege oft ob ich jemals ganz davon befreit sein werde, aber die Hoffnung habe ich beigesetzt. Bemerkenswert an mir finde ich das ich trotz dieser langen Zeit der Therapie (ambulant und stationär) immer noch ganz gut wenn auch bescheiden durch diese Welt ziehe. Auch ich habe in meiner akuten Phase manchmal überlegt wer oder was an allem die Schuld trägt, die frühkindlichen Erlebnisse (früher Tod der Mutter / Vater Alk. / behinderter Bruder / Mobbing in der Schulzeit etc) oder später dass nicht immer gut geregelte Leben und auch die Einsamkeit.

Für mich persönlich spiegelt natürlich viel davon in meine Seele, aber eine Schuld konnte ich keinem zuschreiben, nicht einmal mir selber. So viele Dinge im Leben eines jeden von uns laufen aus dem Ruder, bei einigen wenigen ganz schlimme Dinge wie Krieg und Verfolgung. Ich selber habe mich vor langer Zeit ein wenig dem Buddhismus zugeschrieben und erkennen müssen das im Grunde keinem eine Schuld zugesprochen werden kann. Es sind die Dinge des Lebens und man muss lernen zu akzeptieren, bedingungslos akzeptieren.

Erst danach wenn es einem gelungen ist, erlernt man es seine Verhalten so zu steuern, um damit den negativen Verlauf zu beeinflussen. Ich stehe damit noch ziemlich am Anfang weil es ein langer und aufwendiger Verhaltensprozess ist. Sicher hätte ich einen leichteren Weg wählen können, einen Weg der über Medikamente führt, aber dieser Weg wäre eine Sackgasse, und ich würde wieder mal nur unterdrücken.

Ich konnte dir jetzt bestimmt nicht viel mitgeben auf deinen Weg, aber vielleicht war es ein kleiner Anstoß mal selber ganz tief in sich hinein zu schauen und dabei nicht nur die eigenen Sorgen zu betrachten, wenn du jetzt verstehst was ich damit aussagen möchte. Ein schönes Wochenende dir. . .





Dr. Christina Wiesemann
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