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Tuemmler
Hallo an alle

Mein Problem ist, dass ich wahnsinnige Angst davor habe mich in unangenehmen Situationen übergeben zu müssen. Sind meistens soziale Situationen, wo ein Flüchten unangenehm auffallen würde und wo ich im Mittelpunkt stehe. Oft ist das mit Panikattacken verbunden, wo ich Übelkeit und Brechreiz spüre.

Was bei mir total schlimm ist, sind die Erwartungsängste. Oft schon Tage vorher habe ich riesen Angst vor der Angst. Ich bin dann total unruhig, sehr niedergeschlagen, grüble ständig, habe keinen Appetit, mir ist schlecht und ich muss mich gegebenenfalls auch übergeben. Mit mir ist nichts anzufangen und ich könnte mich nur noch verkriechen. Was natürlich mega unangenehm ist, ist wenn ich mich wegen dieser Erwartungsängste dann übergeben muss. So was darf mir ja dann in der Situation, vor der ich Angst habe, nicht passieren... dann wird die Angst davor natürlich noch mal schlimmer. Dass ich mich in den Situationen aufgrund einer Panikattacke übergeben muss, kommt sehr selten vor, ist aber schon eingetroffen. Deswegen habe ich auch starke Vermeidungstendenzen (vorher nichts essen), weil ich weiß dass Erbrechen aufgrund von Angst theoretisch möglich ist (bei Herzrasen als Angstsymptom könnte ich mich ja damit rational beruhigen, dass das nur ein Angstsymptom ist und ich aufgrund der Angst keinen Herzinfarkt bekommen kann).

Womit ich überhaupt nicht klar komme, ist es wenn die Angstsituationen nah aufeinander folgen. Kommende Woche habe ich ein paar verschiedene Aufgaben für meinen Nebenjob zu erledigen wo ich viel mit Leuten zu tun habe und ein Flüchten nicht möglich wäre. Hätte ich das nur einmal, hätte ich zwar auch die klassische Erwartungsangst, aber ich weiß dass ich das schaffe. Da das aber zeitlich sehr dicht ist, habe ich die Befürchtung, dass ein schlechtes Erlebnis am ersten Tag die Angst vor dem nächsten Tag noch vergrößert. Sozusagen vermischen sich Erwartungsangst und Situationsangst. Wenn ich am ersten Tag viel Angst erlebe, wird mir das die Angst vor dem zweiten Tag noch schlimmer machen. Ich neige sowieso dazu, einen Tag vor irgendeiner Angstsituation Dinge zu vermeiden, die mir noch mehr Angst vor dem nächsten Tag machen könnten.
Ich hab gerade mega Schiss vor dieser Woche, weil das alles zu geballt auf mich zukommt. Wenn es nur eine Sache wär, dann könnte ich mich eben nur auf diese konzentrieren, aber das alles ist mir zu viel. Ich bin am Überlegen ob ich eine Aufgabe zumindest absagen könnte (ich müsste diese Aufgabe auch nicht wirklich machen, ich könnte da nur gut Stunden abarbeiten und ich bin eigentlich ein Mensch der sehr ungern absagt). Ich weiß dass das eine Vermeidung wäre, aber es ist einfach so dass mich diese Erwartungsangst halt total fertig macht. Da ich aufgrund der Angst nur wenig essen kann, merke ich eben wie ich auch an Gewicht verliere und ich hab auch die Angst, dass ich wieder zu untergewichtig werde, was ich eh schon etwas bin. Ich bin schon die letzten Wochen stark am Kämpfen mit meinen Ängsten gewesen, und ich bin gerade total kraftlos weil mich diese ständige Qual so mitnimmt. Ich weiß nicht so wirklich, was ich tun soll. Soll ich das jetzt versuchen irgendwie alles durchzuziehen, und mich somit richtig quälen oder soll ich zumindest nicht alles machen und ein bisschen auf mein aktuelles Wohlbefinden achten (auch mit der Gefahr dass das ein bisschen Vermeidung ist, aber ich würde ja dann auch nicht alles vermeiden, weil auch so ich ja Angst hätte, nur eben nicht so ganz extrem)?

Kennt ihr das auch, dass es euch mega Stress macht wenn ihr so viele Angstsituationen hintereinander zu bewältigen habt? Und könnt ihr das auch nachvollziehen dass sich dabei die Angst vor der Angst und die Angst in der Situation so vermischt (oder ist das nur so ne spezielle Angst-Macke von mir )? Wie geht ihr damit um?

11.12.2015 20:04 • 19.12.2015 #1


14 Antworten ↓


Vergissmeinicht
Hey Tuemmler,

ja, es ist die Angst vor der Angst.

Lass es auf Dich zukommen und versuche nichts zu vermeiden; ist der härteste, aber beste Weg. Andernfalls wird der Radius immer enger.

Wünsche Dir Mut für die kommende Woche.

11.12.2015 20:33 • #2


A


Erwartungsängste fressen mich auf

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Hotin
Hallo Tuemmler,

da hast Du Dir selbst ja ein wunderbares Angstgebilde zusammen gebaut.

So etwas kannst Du gut wieder weg bekommen. Eins Deiner Probleme wird nur sein,
dass Du auch vor einem Therapeuten unsinniger weise Angst haben wirst.

Zitat:
Was bei mir total schlimm ist, sind die Erwartungsängste.


Was erwartest Du denn immer schlimmes?
Das Du irgendwo versagst? Das Du Dich irgendwo blamierst?
Darfst Du keine Fehler machen? Wer hat Dir das verboten? Deine Eltern, Du selbst, oder wer?
Für das was Du beschreibst solltest Du unbedingt eine therapeutische
Unterstützung nutzen.
Hast Du schon mal eine solche Hilfe gehabt?

Viele Grüße

Hotin

11.12.2015 20:47 • #3


Tuemmler
Danke für eure Antworten!
Ich bin zur Zeit sogar in Therapie. Mache keine Verhaltenstherapie, sondern eine tiefenpsychologische Therapie seit 1,5 Jahren. Vor der ambulanten Therapie war ich vor 3 Jahren in ner psychosomatischen Klinik aufgrund meiner Ängste, habe also schon Erfahrungen mit VT. Mir ging es recht gut die letzten 3 Jahre, gab immer ein paar Tiefphasen aus denen ich aber rauskam. Deswegen verlief die Therapie auch recht schleppend bisher, die Sitzungen fanden auch nur alle 4 Wochen statt und es wurden eher aktuelle Anlässe in der Therapie besprochen (war auch von mir so gewollt). Natürlich war ich in den 3 Jahren nicht von meiner Angst geheilt, ich hatte aber immer den Eindruck ich kann mit ihr umgehen.

Doch seit vier Monaten wurden meine Ängste wieder akut. Zwischendurch ging es mir sogar ganz gut, und ich hatte geglaubt dass das nur war wieder mal so eine kleine Rückschlagsphase war, aber seit Mitte November plagen mich wieder meine Ängste extrem und ich denke, es ist jetzt wieder eine chronische Angelegenheit. Am Dienstag habe ich endlich wieder einen Termin bei meinem Therapeuten, den ich seit November nicht mehr gesehen hab und will mit ihm ein anderes Vorgehen in der Therapie besprechen (das wohl auch bitter nötig ist).

Der Auslöser meines Rückfalls war ein Praktikum, das ich vor ein paar Monaten gemacht habe (ich bin Student). Jedenfalls war während des Praktikums die Angst da, ich würde später, wenn ich richtig im Beruf nach dem Studium stehe, den Anforderungen nicht gerecht werden. Nicht unbedingt fachlich, sondern psychisch... ständig irgendwo unterwegs sein zu müssen, immer im engen Kontakt zu Menschen sein und präsent sein, und auch der permanenten Bewertung meiner Leistung durch andere ausgesetzt zu sein, sprich: alles Situationen, vor denen ich diese Erbrechensangst am stärksten habe. Mir wurde das im Praktikum bewusst, und dies hat mir enorme Zukunftsängste bereitet. Ich muss noch ungefähr 3 Jahre studieren, aber ich hab aktuell gerade mega Angst davor, dass ich später im Beruf aufgrund meiner Ängste den Anforderungen psychisch nicht gewachsen bin. Und ich denke, bis dahin muss ich die Ängste loswerden, sonst wüsste ich nicht ob ich überhaupt die Kurve in meinem Leben kriege.
Komischerweise kriege ich oft positives Feedback, meine Noten im Studium sind super und auch im Praktikum bin ich für meine Arbeit sehr gelobt worden. Um mein Können als solches brauche ich also eigentlich nicht besorgt sein... aber meine Ängste machen das zunichte.

Ich finde es mega frustrierend dass ich mittlerweile im Studium diese Ängste habe. In den letzten Jahren hatte ich z.B. überhaupt keine Angst einen Vortrag zu halten (im Gegenteil, ich habe war sogar ein Semester lang als Tutor beschäftigt und musste jede Woche Seminare halten). Solche Ängste hatte ich sonst früher, noch vor dem stationären Aufenthalt.

12.12.2015 23:43 • #4


Icefalki
Hallo Tümmler, ich habe mir damals immer und immer wieder gesagt, dass ich umfallen darf. (War meine Angst). Mich zu blamieren, mich hilflos zeigen, hab das in meinem Fantasien immer wieder durchgespielt.

Was am Ende dabei raus kam, war die Frage, warum ich mir das nicht eingestehen darf. Warum ich so Angst habe, dass ich die Kontrolle verlieren würde.

Sind alles Versagensängste, und die Frage lautet doch dann, wo kommen die her? Warum darf ich nicht schwach sein?

Geht das bei dir auch in die Richtung?

12.12.2015 23:54 • x 1 #5


Hotin
Hallo Tuemmler,

Ich bin zur Zeit sogar in Therapie.

Das ist ja hervorragend!

Jedenfalls war während des Praktikums die Angst da, ich würde später, wenn ich richtig im Beruf nach
dem Studium stehe, den Anforderungen nicht gerecht werden.

Was ist schlimmes an diesem Angstgefühl? Das kannst Du doch mal denken. Du bist doch intelligent.
Machst Du da was falsch? Wenn Du solch eine Angst spürst, versuchst Du die dann zu vertreiben?
So etwas geht nämlich nicht. Das ist so etwa, als wenn du nicht an Rosa Elefanten denken willst.
Nicht an etwas denken wollen, bedeutet, Du denkst ab diesem Zeitpunkt immer dran!

Deswegen sagen viele immer, Du musst Deine Angst einfach akzeptieren.
Das ein Angstgefühl kommt, kannst Du fast nicht verhindern.
Wie laut es ist, wie wichtig und wie sehr es Dich stört, das bestimmst Du vermutlich ganz allein.
Zitat:
Komischerweise kriege ich oft positives Feedback


Warum komischerweise? Du arbeitest doch hart. Also ist das verdienter Lohn.

Du brauchst offensichtlich etwas zuviel Sicherheit unter Deinen Füßen.
Falls ich Recht habe, darfst Du dann nicht so viel Zeit vorausschauen.
Viele Menschen lösen dieses Problem seit Jahrtausenden mit einer Religion,
der sie angehören.
Mit ihrem Glauben stabilisieren sie sich in dem Zukunftsdenken selbst.
Du fühlst Dich bestimmt keiner Religion zugehörig.
Dann solltest Du Dich versuchen weltlich zu stabilisieren. Dies ist jedoch weitaus
schwieriger.

Ob Du mit dieser Sichtweise etwas anfangen kannst, weiß ich nicht.


Viele Grüße

Hotin

13.12.2015 00:16 • x 1 #6


Tuemmler
Icefalki und Hotin,
ihr sprecht da schon zwei wesentliche Punkte an.
Es ist schlimm für mich, wenn andere mitbekommen, dass ich Angst habe oder dass ich damit auffalle. Unbewusst empfinde ich meine Angst als starke Schwäche und auch als unmännlich. Ich weiß natürlich dass das Quatsch ist. Und ich glaube, ich möchte von anderen nicht als schwach wahrgenommen werden.
Ich kann auch meine Angst nicht akzeptieren und will sie auch nicht wirklich als ein Teil von mir sehen. Sie hat mir schon so viele beschissene Erlebnisse gebracht und ich denke, sie ist ein großes Hindernis für mein Leben. Dass so ein Denken natürlich nichts bringt, ist mir auch klar.
Ich muss mich hier auch outen, ich studiere nämlich Psychologie (ich werde aber wahrscheinlich nicht Richtung Psychotherapeut arbeiten). Ich liebe mein Fach und denke das ist die richtige Materie für mich. Mein Praktikum vor kurzem hatte ich in einer Klinik um zu gucken ob Therapie was beruflich für mich ist. Im Praktikum habe ich gemerkt, dass ich wahrscheinlich doch zu vorbelastet für den Beruf bin, vorher hatte ich gedacht, dass meine Vorgeschichte als Angsthase vielleicht sogar ein Vorteil sein könnte. Und dann kam halt im Praktikum dieser Schlag ins Gesicht. Ich muss mich nun beruflich neu orientieren, mit Psychologie kann man ja sonst viel machen.
Jedenfalls macht mir das irgendwie zu schaffen, dass ich Psychologie studiere, aber selbst psychisch krank bin (auch wenn es natürlich kein so erfundenes Klischee ist, dass Psychologen meist selbst einen an der Klatsche haben ). Ich habe große Probleme damit, dass andere denken würden der studiert Psychologie und ist selbst so ein Fall. In meiner Familie wird zumindest so geredet. Von meinem Freundeskreis, die alle mit mir zusammen studieren, weiß nur einer von meinen Problemen. Zu groß ist die Scham und Angst davor, mir könnte das negativ angelastet werden.

Ich weiß, dass das ja alles totaler Quatsch ist, bei jedem anderen fände ich das überhaupt nicht schlimm, aber bei mir selbst finde ich das schlimm.

13.12.2015 15:23 • #7


Hotin
Hallo Tuemmler,

Zitat:
Es ist schlimm für mich, wenn andere mitbekommen, dass ich Angst habe oder dass ich damit auffalle.


Ok, ist verständlich.
Zitat:
Ich kann auch meine Angst nicht akzeptieren und will sie auch nicht wirklich als ein Teil von mir sehen.


Dies verstehe ich weniger. Du studierst doch Psychologie. Also solltest Du doch wissen, das übersteigerte Angst
vermutlich meistens lediglich so etwas wie ein Logikfehler im Kopf zu sein scheint. Wie ist denn der aktuelle
Stand der Lehrmeinung?

Zitat:
Und dann kam halt im Praktikum dieser Schlag ins Gesicht.


Kannst Du das beschreiben, warum Du etwas erschrocken bist?
Zitat:
Jedenfalls macht mir das irgendwie zu schaffen, dass ich Psychologie studiere, aber selbst psychisch krank bin


Fühlst Du Dich psychisch krank oder hast Du nur eine Angststörung?

Zitat:
Ich weiß, dass das ja alles totaler Quatsch ist


Dies weißt Du eben noch nicht. Sonst wäre Dein Problem nicht ein Problem!
Warum sagst Du das dann, das Du das weißt?

Viele Grüße

Hotin

13.12.2015 16:46 • #8


Tuemmler
Zitat:
Dies verstehe ich weniger. Du studierst doch Psychologie. Also solltest Du doch wissen, das übersteigerte Angst
vermutlich meistens lediglich so etwas wie ein Logikfehler im Kopf zu sein scheint. Wie ist denn der aktuelle
Stand der Lehrmeinung?


Ja, Angst in Form einer Angststörung ist letzten Endes eine fehlgeleitete Überaktivität des autonomen Nervensystems. Das Gehirn nimmt bestimmte Reize fälschlicherweise als Gefahrenreize wahr und dann kommt es halt zu den Angstsymptomen.

Zitat:
Kannst Du das beschreiben, warum Du etwas erschrocken bist?

Für mich war das Praktikum sozusagen ein Schlag ins Gesicht, weil da sich meine Ängste wieder in ihrer besten Form zurückgemeldet haben. Ich hatte mich so darauf gefreut, ein bisschen Berufserfahrung zu sammeln und neue Dinge zu lernen. Und dann hatte ich in dieser Zeit so starke Angst, dass ich während der Arbeitszeit nichts gegessen habe, aus Angst ich müsste mich übergeben.

Zitat:
Fühlst Du Dich psychisch krank oder hast Du nur eine Angststörung?

Ich hoffe, dass es bei mir nur eine Angststörung ist, die man gut behandeln kann. Ich befürchte allerdings, dass sich das bei mir so komplex chronifiziert und so tief verwurzelt hat, dass mir nicht mehr wirklich geholfen werden kann. Kann sein, dass das wieder nur ein übertriebener Angstgedanke ist, aber die Befürchtung ist da.

Zitat:
Ich weiß, dass das ja alles totaler Quatsch ist

Zitat:
Dies weißt Du eben noch nicht. Sonst wäre Dein Problem nicht ein Problem!
Warum sagst Du das dann, das Du das weißt?

Naja, letztendlich wissen wir ja alle, dass unsere Ängste zum großen Teil unberechtigt oder übertrieben sind. Wir können uns noch so viel sagen lassen, dass wir keinen Grund zur Angst haben, aber es ändert nichts daran, wie wir uns fühlen. Wir fühlen eben Angst, obwohl wir wissen, dass das Gefühl nicht berechtigt ist. Und das Gefühl kann man eben nicht irgendwie wegdenken, sondern wir müssen mit dem erst mal leben und warten, bis es sich auflöst.
Und das ist auch dieser Punkt der Sicherheit, den du angesprochen hast. Ich habe ein übertriebenes Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle, nur leider hat man über seine Gefühle und seinen Körper nicht wirklich so die Kontrolle, wie man sie gerne hätte.

13.12.2015 17:23 • x 1 #9


Icefalki
Lieber Tümmler, eigentlich ist es ideal. Du hast doch gelernt, oder lernst noch, therapeutisch zu denken. Ich habe auch 20 Jahren als med.psych. Ar.. gearbeitet und habe einiges davon mitgenommen.

Und das geht dann so. Solange du dich noch dagegen sträubst, solange kämpfst du. Und im Kampf geht es ums Adrenalin und Co.

Wenn du bereit bist, deine Krankheit zu akzeptieren, sie mit Würde zu tragen, hast du schon den richtigen Schritt getan.

Und der Rest geht mit Aufarbeitung deiner Schwäche. Die du nicht haben willst und doch hast.

Kannst du beide Seiten zusammenfügen, wirst du dich deutlich besser fühlen. Immer die Akzeptanz steht an erster Stelle, dann kommt die Arbeit mit dem Erkennen, warum man so denkt, dass man unbedingt stark sein muss, und weiter geht es mit dem Umdenken, dass Hilflosigkeit nicht gleich das Ende der Welt bedeutet.

Und leg das mit dem Psychotherapeuten noch nicht weg. Mein Hausarzt musste wie ich durch Mobbing durch und konnte mich damals sehr gut verstehen.

Und bei med. Fachpersonal wirst du extrem viel hypochondrische Züge finden, so ist es eben.

Also, bist du auch nur ein Betroffener, der sein Gebiet mit Leib und Seele lebt.

Denk mal über das Schwäche zeigen und Akzeptieren nach. Geschieht alles nicht von heute auf morgen, aber es lohnt sich auf jeden Fall.

14.12.2015 00:04 • x 1 #10


Tuemmler
Danke Icefalki für deinen hilfreichen Beitrag!

Die letzten Tage waren furchtbar, gestern Abend musste ich mich sogar daheim übergeben. Dabei ging es mir morgens und mittags recht gut.

War heute bei meinem Therapeuten, er meinte ich hätte nicht die klassische Angststörung sondern Ängste, die sich nicht nur durch Konfrontationen beheben lassen. Er meinte, ich hätte ja schon viele Situationen gemeistert, worauf ich stolz sein könnte und dass bei mir die Angst hauptsächlich kognitiv abläuft. Er wird mit mir in den nächsten Sitzungen eine Hypnotherapie (nach meinem Wunsch) machen, hoffe die kann an Punkte ansetzen die bisherige Therapien nicht konnten.

15.12.2015 18:51 • #11


Icefalki
Dann drück ich dir beide Daumen, dass du damit Erfolg hast.

Bei mir hat Konfrontation auch nur bedingt was gebracht. Ist schon eine Last, die man da rumzuschleppen hat.

Halte uns auf dem laufenden, wenn du magst.

15.12.2015 20:08 • #12


Hotin
Hallo Tuemmler,


Zitat:
Ja, Angst in Form einer Angststörung ist letzten Endes eine fehlgeleitete Überaktivität des autonomen
Nervensystems. Das Gehirn nimmt bestimmte Reize fälschlicherweise als Gefahrenreize wahr und dann
kommt es halt zu den Angstsymptomen.


Soll ich über diese Beschreibung jetzt lachen oder weinen, was meinst Du?

Du beschreibst hier wunderbar, das Du an Deinen Ängsten völlig unbeteiligt bist.
Wenn das die aktuelle Lehrmeinung der Psychologie zu Angststörungen ist, na
denn Armes Deutschland.
Dann kann man so etwas ja gar nicht therapieren. Aber man könnte jede Menge Tabletten einwerfen,
oder was sonst?

Zitat:
Ich befürchte allerdings, dass sich das bei mir so komplex chronifiziert und so tief verwurzelt hat,
dass mir nicht mehr wirklich geholfen werden kann.


Am besten, Du glaubst da immer fest dran, dann bleibt Deine Angst auch immer nah
bei dir, wie ein treuer Hund.

Zitat:
Und das Gefühl kann man eben nicht irgendwie wegdenken, sondern wir müssen mit dem erst mal
leben und warten, bis es sich auflöst.


Ich hoffe ich provoziere Dich jetzt nicht zu viel.
Du hast Recht. Ein Gefühl kann man nicht wegdenken. Ein Gefühl kann sich aber auch nicht auflösen.
Da kannst Du warten, bis Du schwarz wirst. Du kannst nur lernen,
mit dem Gefühl zu leben. Seine Anwesenheit akzeptieren und es als nicht so wichtig und nicht so schlimm
bewerten. Und damit sollte Deine Angst vor diesem Gefühl deutlich schwächer werden.

Zitat:
Und das ist auch dieser Punkt der Sicherheit, den du angesprochen hast. Ich habe ein übertriebenes
Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle, nur leider hat man über seine Gefühle und seinen Körper nicht
wirklich so die Kontrolle, wie man sie gerne hätte.


Da kannst Du aber froh sein, das Deine Gefühle nicht so sind, wie Du sie gern hättest. Dann würde Dein
Leben völlig uninteressant.

Sicherheit bekommst Du dadurch, dass Du die Erfahrung machst, es ist nicht schlimm, wenn immer mal
Gefühle auftauchen, die mir sehr fremd erscheinen.
Ich akzeptiere, das sie so erscheinen, muss aber nicht danach handeln.
In meinen Entscheidungen bin ich frei und unabhängig.

Viele Grüße

Hotin

19.12.2015 15:05 • #13


Tuemmler
Zitat:
Soll ich über diese Beschreibung jetzt lachen oder weinen, was meinst Du?

Du beschreibst hier wunderbar, das Du an Deinen Ängsten völlig unbeteiligt bist.
Wenn das die aktuelle Lehrmeinung der Psychologie zu Angststörungen ist, na
denn Armes Deutschland.
Dann kann man so etwas ja gar nicht therapieren. Aber man könnte jede Menge Tabletten einwerfen,
oder was sonst?

Naja, so funktioniert Angst eben... auch in der wissenschaftlichen Psychologie. Ich hab nicht behauptet, dass Angst nicht therapierbar ist und dass man nicht selbst daran beteiligt sein kann. Letztendlich kommen Reize ins Gehirn an und wenn das Gehirn die als Gefahr wahrnimmt, sei es noch so irrational, dann schaltet es eben in den Angstmodus. Und das läuft erst einmal automatisch ab (deswegen auch autonomes Nervensystem), ohne dass man bewusst die Kontrolle darüber hat. Und ich hoffe du stimmst mir darin überein, dass das der springende Punkt von Angststörungen ist: Man hat einen extremen Körperzustand, worüber man befürchtet nicht die Kontrolle zu haben. Dass man aber lernen kann, mit dem Körperzustand erst einmal zu leben (ohne ihn zu beseitigen), hab ich ja nicht ausgeschlossen.

Zitat:
Zitat:
Ich befürchte allerdings, dass sich das bei mir so komplex chronifiziert und so tief verwurzelt hat,
dass mir nicht mehr wirklich geholfen werden kann.


Am besten, Du glaubst da immer fest dran, dann bleibt Deine Angst auch immer nah
bei dir, wie ein treuer Hund.

Daran glaube ich nicht fest... es gab eben Phasen an Hoffnungslosigkeit in letzter Zeit, und da trat eben dieser Gedanke auf. Mit einem klareren Kopf sieht das auch anders aus.

Zitat:
Zitat:
Und das Gefühl kann man eben nicht irgendwie wegdenken, sondern wir müssen mit dem erst mal
leben und warten, bis es sich auflöst.


Ich hoffe ich provoziere Dich jetzt nicht zu viel.
Du hast Recht. Ein Gefühl kann man nicht wegdenken. Ein Gefühl kann sich aber auch nicht auflösen.
Da kannst Du warten, bis Du schwarz wirst. Du kannst nur lernen,
mit dem Gefühl zu leben. Seine Anwesenheit akzeptieren und es als nicht so wichtig und nicht so schlimm
bewerten. Und damit sollte Deine Angst vor diesem Gefühl deutlich schwächer werden.

Gefühle können sich schon auflösen. Aber eben nicht so: Gefühl, geh weg. Und du hast vollkommen Recht, dass das Gefühl nachlässt und sich letztendlich auch auflösen wird, wenn man lernt, mit ihm zu leben und es zu akzeptieren. Und das ist eben der Punkt, an dem ich arbeiten muss.

Zitat:
Zitat:
Und das ist auch dieser Punkt der Sicherheit, den du angesprochen hast. Ich habe ein übertriebenes
Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle, nur leider hat man über seine Gefühle und seinen Körper nicht
wirklich so die Kontrolle, wie man sie gerne hätte.


Da kannst Du aber froh sein, das Deine Gefühle nicht so sind, wie Du sie gern hättest. Dann würde Dein
Leben völlig uninteressant.

Sicherheit bekommst Du dadurch, dass Du die Erfahrung machst, es ist nicht schlimm, wenn immer mal
Gefühle auftauchen, die mir sehr fremd erscheinen.
Ich akzeptiere, das sie so erscheinen, muss aber nicht danach handeln.
In meinen Entscheidungen bin ich frei und unabhängig.

Auch das ist ein Punkt, den ich lernen muss. Gerade der letzte Abschnitt gibt zu nachdenken.

19.12.2015 17:15 • #14


Hotin
Hallo Tuemmler,

danke für Deine Antwort,

das Du so sachlich auf meine Provokationen reagierst werte ich als Zeichen,
dass Deine Angststörung nicht so schlimm ist, wie Du sie empfindest.

Zitat:
Und das läuft erst einmal automatisch ab (deswegen auch autonomes Nervensystem), ohne dass
man bewusst die Kontrolle darüber hat.

Dies kann so sein. Das heißt für mich aber nicht, das ich darauf mit meinen Willen mittelfristig keinen
Einfluss darauf nehmen kann.

Zitat:
Und ich hoffe du stimmst mir darin überein, dass das der springende Punkt von Angststörungen ist: Man
hat einen extremen Körperzustand, worüber man befürchtet nicht die Kontrolle zu haben.


Dies kann so sein, ich weiß es nicht.

Übrigens kann ich fachlich nicht mit den Studierten mithalten. Für mich zählte nie das Fachwissen allein,
sondern die Schnelligkeit und die Fähigkeit einfache Angststörungen einfach, schnell, d.h. zeitnah
aufzulösen. Natürlich gibt es sehr schwere und damit auch nicht einfach zu lösende Angststörungen.
Nur mir machen auch schwere, verhärtete Angststörungen keine Angst.

Ich habe sehr oft erlebt, das ich etwas verändern kann, weiß aber nicht genau in welchem Teil des
Gehirns der Ängstler etwas verändert und warum. Nur das Ergebnis ist mir wichtig.

Da ich aber schon vor 40 Jahren erkannt habe, das die Psychologie nicht eine schnelle Heilung als oberstes
Ziel bei einfachen Angststörungen anpeilt, habe ich nicht Psychologie studiert sondern bleibe ehern ein
Kritiker. Die werfen oft alles in einen großen Topf. Bringt ja jede Menge Geld. Geld Drucken scheint
komplizierter zu sein. Ich bin und bleibe vermutlich also ein Stachel im Fleisch der Spezialisten.
Ich habe es nicht studiert, kann es aber in meiner Sprache erklären und eine sehr
große Anzahl von Erfolgen nachweisen. Allerdings nur bei Menschen, die ihre Angststörung wirklich beseitigen
wollen und nicht nur darüber reden.
Leute, die nicht wirklich über die Straße gehen wollen bringe ich heute auch nicht mehr rüber. Diesen Fehler
habe ich viele Jahre in meiner anfänglichen Zeit gemacht.
Da bekommst Du nämlich noch Haue, wenn Du auf der anderen Seite angekommen bist.
Und oft zu Recht.
Also sind Konzentration und Respekt vor anders denkenden sehr wichtig.

Viele Grüße

Hotin

19.12.2015 19:25 • #15


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