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Hallo zusammen,
ich (w, 22) habe mich nun ein paar Tage durch die Themen des Forums durchgelesen und erfreut festgestellt: Wow, es gibt tatsächlich Menschen, denen es wie dir geht!
Nun, wo soll ich anfangen..
Bewusst begann alles im Juli diesen Jahres. Ich war mit meinem damaligen Partner (die Beziehung lief seit Monaten nicht mehr richtig gut, trotzdem wollte man die Hoffnung nicht aufgeben, es vielleicht doch noch in den Griff zu bekommen) eingeladen worden, einen Tag in Holland an einem See zu verbringen. Es war ein heißer, sonniger Tag und ich bin doch eher für den Herbst und Winter gemacht. Aber nun gut, dachte ich, um endlich mal wieder etwas Zeit miteinander verbringen zu können, fährst Du mal mit.
(Ich arbeite in einem Großraumbüro, welches im Sommer mal locker die Außentemperatur annimmt, wenn nicht sogar mal überschreitet, wodurch ich mir manchmal Kreislaufprobleme eingebildet hatte.)
Zurück zu DEM Tag. Ich hatte von Anfang an Bedenken, denn ich könnte in der Hitze ja wieder Kreislaufprobleme bekommen.. und wer sollte mir da schon helfen, wenn ich wirklich umkippen sollte?
Nichtsdestotrotz bin ich dann mitgefahren. Nach ungefähr 5 Minuten in dem Minivan (wir waren insgesamt 7 Leute in dem Wagen) schlug mein Herz plötzlich schneller, wummerte gegen meine Brust. Ich bekam eiskalte, schweißnasse Hände und hatte plötzlich den Dranf, zu flüchten. Einfach raus aus der Situation... Natürlich schloss ich mal wieder auf meinen Kreislauf. Beim Halt an einer Tankstelle bat ich meinen Partner, mir doch bitte eine Cola mitzubringen, denn die sollte mir helfen, den Kreislauf wieder auf ein normales Level zu bringen. Gesagt, getan. Für den Moment ging es mir wieder besser.
5 Minuten später, als wir auf der Autobahn waren, fing es wieder an, diesmal etwas heftiger. Da kamen wieder die Symptome und der Fluchtgedanke war so stark, dass ich den Fahrer bat, an der nächsten Ausfahrt abzufahren, damit mich jemand von dort (ca. 5 km von Zuhause) abholen und nach Hause fahren kann, denn ich konnte nicht zurück in diesen Minivan.
Nachdem mich alle bemitleidet und ich jemanden angerufen hatte, um mich abzuholen, warteten alle geduldig, bis mein Fahrer da war.
Als ich zuhause war, ging es mit den ganzen Tag schlecht. Ich konnte nichts essen und keine klaren Gedanken fassen, immer wieder hatte ich die Situation im Kopf und wusste nicht, was mit mir los war.
Die Tage und auch Wochen darauf waren die Hölle, immer wieder kam das Herzklopfen (und Herstolpern), die eiskalten und schweißnassen Hände .. und die Frage was zur Hölle passiert da mit mir?. Mir wurde nie schwarz vor Augen oder schwindelig, ich hatte lediglich Puddingbeine und fühlte mich wie gelähmt.
Nachdem ich auch Rescuetropfen ausprobiert und meine Mutter (schwieriges Verhältnis) zu Rate gezogen hatte, kam dann irgendwann die Einsicht: Du hast Angst. Aber wovor?

Diese Frage kann ich mir (auch nach den Monaten) nicht beantworten. Die Erkenntnis, dass es bloß Angst ist, half mir schon ungemein. Solch eine Angstattacke hatte ich seit diesem Tage nicht mehr, bin allerdings auch Situationen ausgewichen, in denen ich bei anderen Menschen als Beifahrer mitfahren musste. Ich hatte mich anfangs zuhause verkrochen, steigerte mich immer wieder in diese Angst vor der Angst.
Irgendwann kam ich dann an den Punkt an dem ich dachte Du kannst so nicht ewig weiter machen, du musst dein Leben endlich in die Hand nehmen!. Ich machte mit meiner Mutter einen Kurzurlaub in Hamburg (Angst und Nervosität vor und während der Abfahrt!) und beendete am Tag meiner Rückkehr die ohnehin schon kaputte Beziehung zu meinem Parnter, dem ich nichts von der Angst erzählte. Seitdem fühlte ich mich sehr viel freier, aber nicht angstfrei.

Meine Eltern sagten mir, ich sei als Kind schon ängstlich gewesen und hätte große Angst gehabt, sobald meine Mutter z.B. in den Keller ging. Bei meinem Vater wäre es nicht so gewesen. Angeblich hätte es aber nie eine Situation gegeben, in der sie mich allein gelassen hätte (aber es muss ja einen Auslöser gegeben haben...).
Mitterlweile habe ich mich viel mit dem Thema beschäftigt, mir Selbsthilfebücher geholt und viel gelesen.
Ich habe die Angst akzeptiert, sage mir immer wieder, sie sei unbegründet und alles wäre gut. An schlechten Tagen bringt das aber auch nicht viel Vorallem habe ich Angst davor, irgendwann Depressionen zu bekommen. Wie fühlt sich sowas an? Wie kann man das umgehen? Hast du sie schon? Ich will keine Medikamente nehmen müssen, die meine Gedanken vernebeln und mich k.o. schlagen. Ich hatte schon mal an einen Homöopathen oder Heilpraktiker gedacht.

Was ratet ihr mir? Sollte ich wirklich Therapeuten aufsuchen? Davor habe ich ziemlich große Hemmungen.

Das Leben ist schön, ich habe einen sicheren Job und gute Freunde. Ich habe das Gefühl, langsam wieder alles geregelt zu bekommen, aber Angst davor, doch plötzlich den Boden unter den Füßen zu verlieren und verrückt zu werden.

Ich bedanke mich schon mal bei allen, die sich diesen Roman durchgelesen haben.

Liebe Grüße!

22.11.2013 17:43 • 25.11.2013 #1


3 Antworten ↓


L
Mit Depressionen kenne ich mich mittlerweile leider ziemlich gut aus... Bei mir äußerte es sich so, dass ich ständig kraftlos und müde und daraus resultierend unkonzentriert und gestresst war. Außerdem litt ich unter Schlafproblemen und ständiger Übelkeit und Bauchschmerzen. Mein Denken war beherrscht von negativen Gedanken und Ängsten (die in meinem Fall mit der Depression einhergingen), ich war verzweifelt. An den schlimmsten Tagen lag ich im Bett und konnte vor Kraftlosigkeit nicht aufstehen, sogar das bloße Liegen kam mir unglaublich anstrengend vor.
Zu den Medikamenten: Ich bin inzwischen beim dritten Medikament und ich kann dir sagen: Kein einziges davon hat mein Gehirn vernebelt. Die ersten zwei (Citalopram und Fluoxetin) haben bei mir gar nicht gewirkt, weder im positiven noch im negativen Sinne, das letzte (Tianeurax) hilft mir nun endlich, ich habe zwar leichte Nebenwirkungen (Kopfschmerzen und Übelkeit), aber das nehme ich für die Verbesserungen gern in Kauf . Ich hatte jetzt schon lange keine richtig schlimme Phase mehr und jetzt geht es langsam bergauf. Ich hoffe nun, dass ich diese dumme Depression endlich los werde
Falls du noch Fragen hast, immer raus damit ^^

22.11.2013 22:56 • #2


A


Die bekannte Angst vor der Angst

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L
Achja, warum hast du Hemmungen, zu einem Therapeuten zu gehen? Er kann dich (neben anderen Betroffenen) mit am besten verstehen und weiß, wie man dir am besten helfen kann. Seit ich diese Depression habe, nehme ich regelmäßig Termine bei meiner Psychiaterin wahr, und es tut mir gut, mit jemandem zu sprechen, der mich vollständig versteht und viele Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hat.
Deswegen würde ich dir raten, einfach mal einen Termin auszumachen und dir die ganze Sache mal anzuschauen, schließlich will der Therapeut doch nur Gutes . Wenn es dir dann überhaupt nicht gefällt, kannst du es auch sein lassen und dir auch einen anderen suchen.

22.11.2013 23:08 • x 1 #3


L
Hey ich bin selber im medizinischen Bereich tätig und hatte auch Hemmungen zu einem Therapeuten zu gehen. Mein erster war auch mist. Mein zweiter ist nun große Klasse und ich öffne mich sehr habe ihm aber auch gleich am Anfang gesagt das ich Angst habe als bekloppt zu gelten oder jegliches und da meinte er nur das viel mehr unter diesen Sachen leiden als man denk nur keiner redet darüber. Es hilft unheimlich. Probiere es aus und traue dich auch zu sagen Nein der Therapeut gefällt mir nicht das habe ich nicht gemacht und ein Jahr verschenkt.
LG

25.11.2013 19:21 • #4





Dr. Reinhard Pichler