Zitat:Gibt es besondere Dinge, die Dich technisch interessieren?
Ja, Rechner. 32bit-Technologie habe ich selbst zusammengebaut und in den älteren Programmiersprachen konnte ich auch Programme schreiben. Als die 64bit-Technik kam, bin ich ausgestiegen. Ich mache nichts mehr selbst, verfolge aber interessiert die Entwicklung und kann mich darin völlig verlieren. Um so mehr entsetzt mich eigentlich, wie die Menschen technisch ausgebeutet werden und in Abhängigheit des Komforts geraten. Dann ist plötzlich der Akku leer, das Netzteil kaputt oder ein Virus da und diese Banalität macht Menschen völlig handlungsunfähig. Es ist schön, die neuesten Technologien zu haben - ja, aber man sollte auch wissen, wie man sie sich erhält und nicht nur, wie man sie bedient.
Zitat:Wie schaffst Du es dann gegen Dein ständig vorhandenes, starkes Nein ein Ja zu setzen?
Durch Negation kann man sein persönliches Fenster erweitern. Wenn man zu jeder Gegebenheit den Umkehrschluß anstellt oder statt der Idee hinter einer Aussage, die Aussage wörtlich begreift, findet man eine Lösung, mit der man leben kann oder die einen sogar Berge versetzen läßt. Klingt für dich jetzt wahrscheinlich utopisch aber du kannst das unter wikipedia.org/wiki/Negation einmal nachlesen. Sehr interessanter Ansatz, den viele Menschen so gar nicht kennen.
Zitat:Wenn Du Belohnung und Bestrafung doch nicht nachhaltig
speicherst, warum macht Dir das Mobbing dann so viel aus, das Du glaubst, daran zu zerbrechen?
Weil meine Arbeit meine Lebensgrundlage war. Es gibt jetzt kein Zurück für mich, auch wenn ich die damaligen Situationen noch so sehr negiere und nach vorn und hinten durchgehe. Wenn dir öffentlich zu verstehen gegeben wird, daß ab einem bestimmten Punkt nur noch Gewalt dein Alltag ist, dann mußt du dich entscheiden. In meiner Arbeit hing die körperliche Unversehrtheit von den Kollegen ab, so wie auch ihre Unversehrtheit von mir abhing. Ist dieses Vertrauensverhältnis zerrüttet, muß man gehen. Mir gelang es, bevor ein wirklicher Schaden entstand.
Zitat:Was war schon immer da? Kann es sein, das Deine Grundangst schon immer so groß war, dass Du deshalb
nicht auf Belohnungen reagieren kannst?
Ist es egal, was jemand sagt oder tut? Du befürchtest immer das das Ergebnis negativ sein wird!
Ich war schon immer schizoid. Heute nennt man das bei Kindern Autismus. Ich konnte mich schon immer sehr schön allein beschäftigen, wie meine Mutter heute noch schwärmend berichtet. Nur wenn wir auf Besuch gingen oder Besuch kam, war ich immer ein sehr quängelndes Kind. In jeder schulischen Beurteilung steht folgender Satz so oder so: Sie konnte keinen Kontakt zu den Mitschülern herstellen, es gelang ihr nicht, den Kontakt zu den Mitschülern aufrecht zu erhalten, im Klassenverband tritt sie zu wenig in Erscheinung... Nie hat sich darüber irgendwer Sorgen gemacht. Mir wurde eingeredet, daß ich mein Leben schon packen würde und ich selbst redete mir ein, daß ich so oder so sein muß und ich lebte danach. Immer wieder vor den Kopf gestoßen und immer wieder eigentlich nicht in der Lage, ein gesellschaftliches Leben zu führen. So konnte sich die Agoraphobie wunderbar entwickeln und ich lebte damit: ich heiratete, zwei Töchter kamen und nichts war gut. Ich ließ mich scheiden und stand mit den Kindern alleine da, gottseidank mit festem Vollzeitjob. Meine Jüngste ist schwerbehindert und mit diesen Scherben mußte ich fertig werden. Dazu unzählige Gerichtsverfahren gegen meinen geschiedenen Mann und natürlich litt darunter auch die Arbeit. Meine Älteste geriet mit 14 in die falschen Kreise und ich mußte sie in die geschlossene Jugendpsychiatrie geben, nebenher die Jüngste ständig im Krankenhaus.
Mein Leben wäre schon für einen Nichtschizoiden zuviel, aber ich stand das durch. Als ich meinte, das Gröbste wäre durch, wurde meine Älteste mit 17 schwanger. Auch den Part stemmte ich noch: Vormundschaft über den Enkel übernommen, Umzüge in 2 Wohnungen organisiert und dann begann das Mobbing. Darunter Kollegen, mit denen ich schon 20 Jahre zusammen arbeitete. Ja, ich habe
auch Fehler gemacht, so wie alle. Aber ich bin gegangen, denn ich wollte, daß das alles zuende ist. Ich wollte mein Leben beenden.
Ich habe mich wieder aufgerafft, aber eines bleibt unantastbar gegen jeden Menschen: ich. Auch die nächsten Familienangehörigen bleiben draußen. In einem arbeitsmedizinischen Gutachten wurde erstmals und amtlich festgestellt, daß ich eine schizoide Persönlichkeit bin, damit ist nicht die Störung gemeint, sondern der Charakter. Für meinen Beruf bin ich nicht mehr tauglich, schon gar nicht mit GdB 50.
Zitat:Gibt es Ziele, die Du gern erreichen möchtest: Welche Träume hast Du? Und WIE
UND WOMIT ENTSPANNST Du Dich? Spielen Musik und Bewegung (Sport) in Deinem Leben eine Rolle?
Ich habe keine Ziele, ich will nur meine Ruhe. Träume gab es mal, bevor die Kinder kamen. Ich habe ausgeträumt. Ich entspanne, wenn ich völlig in Technik versinke, englischsprachige Filme ansehe, alte Handarbeiten entdecke oder Pflanzenkunde betreibe. Musik habe ich zeitweise selbst gemacht, aber sie spielt keine Rolle mehr, auch Sport war einmal.
Das ist ganz schön viel Text geworden. Soviel rede ich maximal in einer Woche.
Schönen Sonntag noch