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S
Hallo,

vielleicht hat der Ein oder Andere meinen Eintrag im Trennungsforum gelesen.
Kurz angerissen: Mein Exfreund und ich haben uns einvernehmliche getrennt. Seitdem leben wir aber immer noch zusammen und benehmen uns auch mehr oder weniger wie ein Pärchen - ausser wir sind in der Öffentlichkeit unterwegs.

Ich schwanke extrem in meinen Gefühlen, ob ich eine zweite Chance will oder nicht - zumindest dachte ich das bis gestern noch....

Gestern ist mir in einer banalen Situation klar geworden, dass meine Gefühle gar nicht das Problem sind, sondern meine Entscheidungsfreudigkeit:
Es ging um einen Wohnungsbesichtigungs Termin. Der Eigentümer ließ mir bei der Zeitwahl freie Hand und ich sollte entscheiden, wann ich die Wohnung anschauen wollte. Ich habe dann mit meinem besten Freund darüber diskutieren wollen, welche Uhrzeit wohl die Richtige ist, bis er mich fragte, ob ich eigentlich blöd sei. Ich solle doch einfach irgendeine Zeit sagen die mir passt, das wäre doch nicht so schwer.

....und da fiel bei mir der Groschen: Ich kann mich einfach nicht entscheiden! Statt zu dem zu stehen, was ICH will, hat alles für mich einen Haken und ich habe immer bedenken.
Ganz extrem ist es eigentlich jetzt bei der Trennung: natürlich habe ich unter der Trennung gelitten und geweint, aber ich war auch total erleichtert. Ich hatte schon seit Monaten überlegt mich zu trennen (sogar schon konkrete Pläne), konnte es aber nicht Umsetzen. Jetzt, nach der Trennung, geht es mir gut: Ich habe Spaß bei der Arbeit, Spaß mit Freunden und bin auch nicht besonders traurig. Und trotzdem zweifelt mein Kopf wie verrückt und wägt andauernd ab, ob man es nicht doch rückgängig machen kann/sollte. Dabei ist es so, dass ich Spaß daran habe, mir eine neue Wohnung zu suchen. Ich werde richtig aufgeregt, wenn ich daran denke, wie ich sie einrichten könnte.
Und dann kommt wieder die Stimme des Zweifels und sagt nein, du kannst nicht ausziehen! Was, wenn das die falsche Entscheidung ist?!

Es ist, als würde mein eigener Wille mit einem inneren Zweifler kämpfen. Nichts ist ihm gut genug durchdacht.
Auf die aktuelle Situation bezogen mache ich mir das Leben quasi selber schwer, obwohl es dafür keinen Grund gibt. Ich könnte einfach genießen, dass wir das geschafft haben, was viele ihr Leben lang nicht schaffen: sich in Frieden zu trennen und sich trotzdem noch nah zu stehen. Und gleichzeitig mit totaler Vorfreude an den neuen Lebensabschnitt herangehen.

Geht es jemandem hier genauso? Macht ihr euch auch das Leben viel zu kompliziert, weil ihr nicht zu euren eigenen Entscheidungen stehen könnt? Oder habt ihr dafür vielleicht sogar ein Lösung gefunden? Ich wünschte ich würde mir das Leben nicht selbst so schwer machen.....

12.01.2018 11:15 • 14.01.2018 #1


7 Antworten ↓


TomTomson
Ich denke jeder Mensch hat mit seinem inneren Kritiker zu kämpfen. Gewisse Zweifel und Sorgen sind ja durchaus angebracht, aber wenn es beginnt zur Belastung zu werden und sich die Zweifel immer wieder ums selbe drehen, dann muss man lernen diese Stimme einfach zu ignorieren. Kannst es dir so vorstellen wie ein kleiner Kobold der in deinem Kopf wohnt und ständig wieder zu dir sagt, hey mach dir doch mal ein bisschen Sorgen über das und das. Irgendwann nervts einfach nur noch und wir mögen nicht ständig mit ihm diskutieren. Aber nur weil es deine Gedanken sind müssen sie ja nicht stimmen und wir müssen uns aus nicht mit ihnen befassen, du kannst dir selber sagen, jaja wieder die selbe Leier, diese Gedanken bringen nichts ich lasse sie einfach ziehen und gehst nicht weiter auf sie ein.

Solange du gegen diesen Zweifler ankämpfst, machst du ihn nur schlimmer, die einzige Methode damit umzugehen ist, wenn du einfach nicht mehr darauf reagierst. Das kannst du auch gut mit Meditation üben.

12.01.2018 11:56 • #2


A


Der innere Zweifler macht mir das Leben zur Hölle

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S
Zitat von TomTomson:
Irgendwann nervts einfach nur noch und wir mögen nicht ständig mit ihm diskutieren. Aber nur weil es deine Gedanken sind müssen sie ja nicht stimmen und wir müssen uns aus nicht mit ihnen befassen, du kannst dir selber sagen, jaja wieder die selbe Leier, diese Gedanken bringen nichts ich lasse sie einfach ziehen und gehst nicht weiter auf sie ein.

Solange du gegen diesen Zweifler ankämpfst, machst du ihn nur schlimmer, die einzige Methode damit umzugehen ist, wenn du einfach nicht mehr darauf reagierst. Das kannst du auch gut mit Meditation üben.


ja, da hast du absolut Recht. Bei aktuell vielen großen Entscheidungen (Umzug, Trennung, Finanzen, etc.) fällt mir das extrem schwer. Es gibt einfach immer was, über das man sich Sorgen machen kann. Mir fehlt da auch Vertrauen in mich selbst...

12.01.2018 15:04 • #3


TomTomson
Das Vertrauen kommt automatisch indem du es einfach tust. Und auch wenn mal was schief läuft, das gehört zum Leben dazu und macht das ganze doch auch spannend.

12.01.2018 15:50 • x 1 #4


Hurt
Hallo,

mein Leben ist voll von den falschen Menschen, den falschen Orten. Den falschen Entscheidungen und nicht zuletzt den falschen Gedanken. Denn darauf basiert das Alles. Ich habe mich von meinen Zweifeln immer davon abhalten lassen, wichtige Lebensentscheidungen zu treffen.

Ich habe es nie geschafft, mir diesen Kobold ( wie Tom es nennt) vom Leib zu halten. Und im Nachhinein bereue ich es zutiefst!

Mit meinen 55 jahren lebe ich seit 14 Jahren mit einem Mann zusammen, wir sind auch verheiratet, wo ich bereits nach 4 Jahren wusste - dass das mit uns nichts wird. Und genau das was Du beschreibst hat mich immer wieder dazu gebracht, dann doch nicht zu gehen.

Das war zum Einen das Gefühl, endlos Zeit zu haben - ich muss ja nichts übers Knie brechen. Und zum Anderen diese ewigen Zweifel : vielleicht wird es ja doch noch etwas Schönes mit uns. Und wie Du auch sagst, dieses Gemeinsame alles zu regeln und sich entgültig zu trennen.

Und während ich dies schreibe fallen mir alle Gedanken wieder ein, die mich dann doch hier bleiben lassen haben.
Wird das was ich mir vorstelle, auch wirklich so. Wird mir mein Mann letztlich nicht unbeschreiblich fehlen.

Und ich habe darauf keine Antwort, weil ich diesen Schritt dann doch nie getan habe.

Manchmal war es auch das Empfinden, dass ich einfach Beziehungsmüde bin. Dass ich Sehnsucht nach Neuem und auch Abenteuern hatte - aber ganz bestimmt nicht auf eine neue Liason. Dieses Gefühl, alles neu machen zu wollen - andere Wege zu gehen. Das, was Du auch von Dir schreibst.

Ich bin sehr traurig - manchmal - dass ich das nie ausprobiert habe!
Zudem hatten wir wirklich immer sehr viel Streit miteinander. Und er hat mich sehr sehr verletzt die ganzen Jahre. Von daher war meine Intention damals eine andere, als bei Dir jetzt.
Inzwischen hat er sich für seine Verhältnisse zu einem zahmen Lamm ausgewachsen. Was für mich leider viel zu spät gekommen ist, weil ich ihm Vieles nicht verzeihen kann. Ich laufe im Grunde mit einer immer währenden Wut gegen ihn, im Bauch herum. Aber - das ist eher mein persönliches Problem.

Es ist quasi unmöglich, Dir da einen Ratschlag an die Hand zu geben.
Ich könnte auch nicht sagen, dass Du auf Dein Herz hören solltest. Das habe ich in meiner ersten Ehe getan - und es hat sich als das reinste Horrorszenarium entpuppt.

Dabei denke ich : hast Du in Deinem Leben schon wichtige Entscheidungen getroffen, die sich hinterher als falsch erwiesen haben?
Bei mir hat mein Zögern und dieses Zweifel wälzen, definitiv damit zu tun.

LG

13.01.2018 08:49 • #5


S
Danke für eure Antworten, besonders die so persönliche von dir, Hurt.
Stimmt, ich habe schon viele (schmerzhafte) Entscheidung getroffen und mich auch Mal nicht entschieden, sodass es Andere für mich getan haben - und das war Meistens schlimmer, als wenn ich es selbst getan hätte, weil ich in dem Moment immer noch nicht wusste, was ich wollte.

Ich habe auch schon falsche Entscheidungen getroffen, die ich im Nachhinein bereut habe.

Eigentlich weiss ich auch, dass die Meisten Entscheidungen nicht über Leben und Tod entscheiden. Ob wir uns jetzt Trennen oder nicht - das Leben wird weiter gehen.

Aber auf diese Erkenntnis kann ich noch nicht vertrauen.

13.01.2018 17:28 • #6


E
Hallo stille, früher als ich noch die anderen für mein Schicksal verantwortlich gemacht habe dachte ich genauso hilflos. Der Tom hat mot dem was er so toll ausführlich beschrieben hat völlig recht. Heute wo ich mich einfach annehme wie ich bin mir meine fehlerhaftigkeit und auch unschlüssig sein verzeihe geht es mir schritt schritt seelisch körperlich besser. Wir können uber unsere schicksale diskutieren aber was bringt es uns ,nichts wir verstärken den stress in ins und finden keine Lösung. Alles ist so wie es ist. Eine Trennung ist sehr schmerzhaft und sie bedarf ruhe und dich aber nicht abwertend sondern das du trotz allem was du an Vorwürfe gehört hast gebe dir das höchste was wir für uns machen sollten, werte dich auf nehme dich in den arm und sage dir immer wieder das du win wervoller Mensch bist gerade jetzt in solchen Zeiten.

13.01.2018 18:09 • #7


F
Meine Therapeutin hat mal zu mir gesagt:
Im Leben gibt es keine richtigen oder falschen Entscheidungen,weil man nie weiss,wie es gewesen wäre,wenn man sich anders entschieden hätte.

Ich persönlich glaube zudem,dass jede Entscheidung letztlich Vor - und Nachteile mit sich bringt,es gibt also nicht DIE richtige Entscheidung.

Im Kopf stellt man sich manchmal vor,wieviel schöner das Leben vielleicht wäre,wenn man dies oder das anders gemacht hätte.
Das ist aber nur eine Phantasie.
Man kann sich genauso gut dafür entscheiden,die Vorteile der aktuellen Lebenssituation im Fokus zu haben und was das Gute daran ist.

Kurz: Wir können nur bedingt auf unser Leben Einfluss nehmen und es nicht hundertprozentig kontrollieren aber wir können uns bewusst dafür entscheiden,dankbar zu sein für das ,was man hat.
Wissend,dass es ein perfektes Leben nicht gibt,egal,wofür man sich entschieden hat.

14.01.2018 14:41 • x 1 #8





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