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Liebe Alle,

ich werde versuchen mich kurz zu fassen und trotzdem alles relevante unterzubringen. Normalerweise berede ich sowas eher mit meiner Therapeutin. Dadurch, dass in letzter Zeit aber oft ein Wechsel stattfand (durch Ortswechsel, Klinik...) waren die Termine unregelmäßig und oft auch sehr problemfokussiert. Vermutlich könnte ich im Schlaf einen Vortrag über Panikattacken halten. Allerdings waren da diese diffusen Gefühle, denen seitens der Therapeuten und Psychiater keine weitere Bedeutung zugesprochen wurde.
Da ich die Diagnostik stationär und ambulant vollständig durchlaufen habe, kann ich mit sehr hoher Sicherheit sagen, dass es eine Panikstörung mit einer depressiven Verstimmung (ausgelöst durch die Umstände)ist.
Nach 5 Monaten Klinik und mit 262,5mg Venlafaxin bin ich einigermaßen lebensfähig. Die permanente innere Unruhe ist viel weniger. Panikattacken habe ich noch gelegentlich in Expositionen aber gar nicht mehr in ruhigen Momenten.
Ich habe das Gefühl, dass es mir zwar besser geht, ich aber nicht glücklicher bin. Ich bin normaler Stimmung und kann auch mit meinen Freunden Spaß haben, mir fallen die Dinge auch leichter aber ich habe nach wie vor dieses gedrückte Lebensgefühl. Es fühlt sich ein bisschen so an als wäre mir permanent bewusst, dass ich irgendwann sterbe und wozu dann die ganze Anstrengung. Vermutlich sind das Nachwehen der ganzen Erkrankung vor allem von der Depression aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass ich was aktiv dagegen tun sollte. Kennt das zufällig auch jemand und kann mir helfen das einzuordnen?
Der zweite Punkt, der mich sehr belastet ist, dass ich manchmal die Nähe zu meinem Freund nicht ertragen kann. Wir haben uns während unserem stationären Aufenthalt kennengelernt. Das ist jetzt ein gutes halbes Jahr her. Er war wegen Depression in der Klinik, ich wegen der Panikstörung und obwohl das natürlich verboten war, haben wir was miteinander angefangen. Diese Entscheidung stelle ich übrigens gar nicht in Frage, deshalb bitte ich davon abzusehen mich dahingehend zurechtzuweisen.
Und trotzdem hat die Lebensphase in der wir uns kennengelernt haben natürlich Einfluss auf die Beziehung. Ihm geht es übrigens wieder deutlich besser.
Ich habe als Vergleich meine erste Beziehung von vor 4 Jahren, die sich ganz anders anfühlte. Damals war ich verliebt bis über beide Ohren, über jeden Fehler konnte ich bei ihm hinwegsehen und als er Schluss gemacht hatte, war ich am Boden zerstört. Wobei sich da das erste mal dieses beklemmende Gefühl äußerte, als wir uns ein paar Monate später wieder annäherten und mich das dann ganz komisch eingeengte. Dann ließ ich mich 3 Jahre auf nichts mehr ein. Verknallte mich nur in Typen, bei denen unwahrscheinlich war, dass da nichts draus werden würde. Und falls einer nett war, war er mir zu nett und uninteressant. Natürlich nagte all das trotzdem an meinem Selbstwert und hatte vermutlich auch mit einen Einfluss auf die Panikstörung, die entstand. (Abgesehen von Überforderung in der Uni und dem Tod einer Freundin).
Keine Ahnung warum ich mich dann ausgerechnet in der Klinik auf jemanden eingelassen habe. Wir wollten eigentlich nur ein bisschen Sex haben, was sich durch die Medikamente aber als weniger leidenschaftlich herausstellte als vorher angenommen.
Ich hatte zwar von Anfang an Bedenken (wegen Alter (er22, ich 25), Erfahrung, Lebensphase, Fernbeziehung) aber ich wollte mir das von meinem Perfektionismus nicht kaputt machen lassen und ließ mich trotzdem drauf ein. Ich hab mich mit ihm so wohl gefühlt, das Zusammensein war so locker und das kuscheln hatte sich seit Jahren das erste Mal wieder gut angefühlt.
Ich weiß noch wie ich kurz vor meiner Entlassung einen Satz von ihm fehlinterpretierte und dachte, er wolle es beenden. Ich war wirklich traurig! Wenn ich aufzählen müsste was alles für ihn spricht wäre die Liste endlos. Und trotzdem hänge ich mich an kleinen Fehlern auf, versuche ihn perfekt zu machen und sage mir immer wieder, das kann doch keine Liebe sein. Manchmal gerate ich in so eine Anspannung, dass ich seine Anwesenheit kaum aushalte. Manchmal ist es mir völlig egal ob er mir schreibt oder nicht und dann vermisse ich ihn wieder ganz schrecklich und will am liebsten den ganzen Tag kuscheln. Ich bin da ganz ehrlich zu ihm und spreche mit ihm über meine Gefühlswelt, aber trotzdem finde ich es nicht fair ihm gegenüber und ich leide auch ziemlich unter der Ambivalenz meiner Gefühle.
Manchmal bin ich fast sauer weil er so nett ist und ich wünsche mir richtig, dass er mich mal unfair behandelt. Ich habe mir immer jemanden gewünscht, der mich so bedingungslos mag. Und jetzt macht mir die Verantwortung, die ich seinen Gefühlen gegenüber habe, regelrecht Angst. Ich finde das unfassbar seltsam. Manchmal denke ich meine Gefühle sind seit der Panikstörung völlig verwirrt. Dann kam mir der Gedanke an Bindungsangst. Auch überlegt hatte ich ob das Venlafaxin meine Gefühlswelt vielleicht dämpft.

Da das jetzt schon viel länger wurde als geplant, mache ich hier mal einen Punkt.
Natürlich sind da noch viel mehr Gedanken und Gefühle, die sich da manchmal breit machen aber für einen ersten Eindruck reicht es hoffentlich.
Was ich noch erwähnen möchte. Der Gedanke daran, dass jemand hier antwortet, dass ich halt einfach nicht verliebt sei, löst schon Ängste in mir aus weil ich mir einfach nichts mehr wünsche als in ihn verliebt zu sein. Ich fühle es nur momentan so selten.

Viele liebe Grüße

03.07.2017 21:26 • 03.07.2017 #1


1 Antwort ↓

Clara, herzlich willkommen bei uns. Du bist doch noch in der Analysephase, die eben alles und jedes hinterfragt. Würd ich mal versuchen, das als das zu sehen, was es ist. Ein Hinterfragen.

Und natürlich dämpfen die AD, ich hab das damals als ein Segen empfunden.

Du schreibst von Perfektionismus. Hier wird die Wurzel des Übels liegen. Denk lieber darüber nach.





Dr. Christina Wiesemann
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