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Hallo zusammen,

ich möchte gerne mal ein Problem äußern, dass bei mir hin und wieder da ist und ich nicht weiß, was es ist und wieso es ausgerechnet mit meiner Persönlichkeit auftritt.
Vorweg: Ich lebe seit meinem 6. Lebensjahr mit Zwangsneurosen, die mit 16 nochmal einen Schwung bekommen habe und bis jetzt so schlimm sind, dass ich sehr eingeschränkt in meinem Handeln bin. Ich ekel mich vor Menschenkontakt und fasse nichts von Personen an, solange ich nicht weiß, wie sie drauf sind (z.B. bezogen auf Sauberkeit). Trotzdem bin ich offen zu anderen Menschen, freundlich, immer hilfsbereit und kann leider auch schlecht nein sagen (manchmal gehen Prioritäten von anderen über meine). Nach Außen hin lasse ich mir wenig anmerken und ich kann Sachen, aufgrund von Erfahrungen sehr leicht wegstecken. Aufgrund meiner Erfahrungen mit anderen Menschen und auch aus der Ausbildung, bin ich sehr abgestumpft gegenüber der Gesellschaft und auch wegen der Krankheit diesgezüglich mit Kontakten zurückhaltend. Allgemein bin ich nicht massenabhängig und mache lieber mein eigenes Ding.

Anfang der Mitelstufe habe ich viel mit Kollegen rumgehangen. Das löste sich aber solangsam, als Alk., Dro. und sonstiger sch. in der Clique cool wurde. Daraufhin habe ich diese Freundschaften beendet und hatte komischerweise mehr mit den Mitschülerin zutun (freundschaftlich). Das ging bis zum Ende des Abiturs. Da jeder sein Weg ging und man immer weniger Zeit hatte, ging auch das auseinander.
Danach hatte ich das erste mal 3 anfängliche Beziehungen. Es lässt sich schwer beschreiben, weil ich nie wusste, wie man mit sowas umgeht. Es sah also immer eher nach einer engen Freundschaft aus. Auch meine Überwindung von Zwängen viel mir schwer, auch wenn die Glücklichkeit mit der Person für den Moment zusammen zu sein oft die Zwänge ausgeblendet hat. Trotzdem hatte ich dieses Gefühl, was ich jetzt ansprechen möchte. Es fühlte sich immer wie eine Art Abhängigkeit an. Man dachte pausenlos an diese Person, wollte sich treffen und etwas unternehmen. Aber als Liebe habe ich es nie wirklich definiert, da das Gefühl meistens 2-3 Tagen nach dem Kennenlernen auftrat. Da kann ich nicht von verlieben sprechen. Lustigerweise verschwindet es aber auch je nach Situation und alles fühlt sich wieder so normal an. Das aber meist erst nach dem distanzieren von den Personen. Es war wie eine kurzfristige Abhängigkeit. Das ist aber jetzt schon 4 Jahre her, wo es das letzte mal auftrat. Seitdem bin ich auch in vielen Sachen abgehärteter und sehe viele Sachen einfach nicht so ernst

Nun passierte es aber wieder. Zurzeit studiere ich im 1. Semester und bin soweit zufrieden. Kontakte kann man nur sehr schwierig schließen, was für mich eigentlich kein Problem ist und als Einzelgänger super zurecht finde. Doch jetzt fange ich mit einem Mädchen eine Projektarbeit an. Obwohl auch der Kontakt seit paar Tagen existiert, kommt dieses komische Gefühl wieder. Ich weiß echt nicht, was es ist und es nervt sowas von, weil es schmerzt. Ich esse dann tagelang nichts, kann überhaupt nicht schlafen und bin total abgelenkt. Aber auch hier blockiert dieses Gefühl kurzfrisstig die Zwänge. Ich gehe davon aus, dass besagtes Gefühl hoffentlich wieder verschwinden und meinen Alltag zurück bringen.

Trotzdem möchte ich euch gerne nun fragen, was das genau ist und warum ich es eigentlich mit meiner abgestumften Persönlichkeit gegenüber der Gesellschaft bekomme? Wie kann ich es überhaupt vermeiden, dieses Gefühl zu bekommen. Ich weiß ja selber nicht, wieso das immer bei weiblichen Personen passiert. Ich habe aber Angst, damit etwas falsches zu bewirken oder anders zu wirken, als ich bin. Ist es möglich, dass ich vielleicht süchtig bin nach dieser kurzzeitigen Ruhe von meiner Krankheit? Nutze ich das also nur zu meinen Zwecken?

Ich hoffe, dass ich soweit verständlich geschrieben habe. Ich bin halt immer noch in diesem verwirrten Zustand
Deshalb freue ich mich auf eure Antworten und danke euch im Voraus

10.12.2019 11:46 • 12.12.2019 #1


17 Antworten ↓


MrsAngst
Sehr interessant was du schreibst. Ich habe auch eine Zwangserkrankung.

Zuerst einmal eines vorweg. Verliebt sein, Liebe, verknallt sein hat für jeden Menschen eine ein bisschen andere Definition. Der eine meint zu lieben weil er sich in jemanden verschaut hat für den anderen beginnt Liebe erst nach Jahren.
Einen festen Maßstab gibt es in meinen Augen nicht, da Gefühle etwas sehr individuelles sind.

Für mich klingt das ganz simpel so, als wärst du verknallt
Wenn wir jemanden gut finden, dann schüttet unser Gehirn einen unglaublichen Cocktail an Botenstoffen aus. Kuschel Hormone, Sexual Hormone und eine ganze Menge Glücks Hormone. Das ist ein normaler Vorgang den man auch mit einer speziellen Persönlichkeit nicht steuern kann. Liebe ist ganz simpel Chemie.
Unser Gehirn reagiert eben mit dieser Besessenheit einer Person. Wir wollen die Person wieder sehen, haben weniger Hunger, schlafen weniger, sind unkonzentriert und hibbelig. Ständig denken wir an die Person und ständig wollen wir sie wieder sehen.
Es ist bewiesen, dass genau die selben Areale im Gehirn arbeiten wie die bei Menschen mit einer Sucht.
Wir sind süchtig nach der Person weil sie uns glücklich macht, dass legt wiederum Zwänge und viele andere psychische Erkrankungen eine Weile lahm. Weil Serotonin und Dopamin das hemmen und im Überfluss durch unseren Körper strömen.
Das alles hat einen Nutzen für die Natur. Wir sollen uns ja im Idealfall paaren, dafür brauchen wir aber zuerst eine innige Bindung also sorgt unser Körper dafür, dass wir Bindung aufbauen in dem wir die Person sooft sehen möchten wie es geht.

Klar wenn man auf viel Abstand geht, vergeht das natürlich wieder.

Aber was genau daran findest du schlecht oder falsch? Es ist doch schön zu fühlen und absolut normal und ich sehe in deinem beschriebenen nichts krankhaftes

10.12.2019 16:35 • x 3 #2


A


Ich berühre (fasse) nichts von anderen Menschen - Zwänge

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Wow erstmal vielen, vielen Dank für diese nette Antwort. Ich war schon unsicher, dass ich so viel angeschnitten habe und man da echt nicht mehr durch blickt.

Deine Antwort ist sehr logisch und ich kann den Gedanken super nachvollziehen. Wie bereits erwähnt fande ich es eigentlich gut in diesen, aus meiner Sicht, kleinen Beziehungen. Bis auf etwas unternehmen ist aber niemand ein Schritt weiter gegangen, auch wenn von der anderen Seite immer Andeutungen gemacht worden sind. Und wenn ich ehrlich bin, sah ich fast keine Notwendigkeit. Alles was danach folgt erscheint mir einfach nur extrem peinlich. Liegt vielleicht auch daran, dass ich in der Hinsicht auch total verklemmt bin.
Ein größeres Problem ist aber auch die Erfahrung mit dem Menschen. Wenn ich etwas lernen, was mich mit meinen Zwängen aus der Bahn wirft, habe ich Angst. Ich stehe genau zwischen zwei Gefühlen. Auch die Vorstellung mit einer Person zusammen zu sein und zu wissen, dass es für die Person eher eine Einschränkung ist, damit komme ich auch nicht zurecht.

Zu dem verknallt sein... tja ich weiß es ehrlich nicht. Ich kenne sie doch erst seit paar Tagen, weiß so gut wie gar nichts über sie. Noch niemals ob da schon ein Partner ist, was für mich ein absolutes No-Go ist. Wenn ich sowas weiß, mache ich mir sowieso keine Hoffnung. Neben ihr sitzt immer jemand, den sie selbst nur mal als Kollege angedeutet hat. Auch so sitzen wir überhaupt nicht zusammen, sondern haben jetzt abgemacht uns für das Projekt zu treffen. Danach könnte auch schon wieder alles vorbei sein. Das weiß ich nicht. So ne Art vorübergehende Freunde/Projektpartner. Und mich eifnach dazu setzen, sowas mache ich nicht. Das muss ja sowas von komisch rüber kommen. Wer weiß, was er plant...

Der Unterschied, im Gegensatz zu den anderen Gefühlssituationen, ist tatsächlich diesmal, dass ich das erste mal auf eine Person zugegangen bin, nachdem gefragt wurde, ob jemand noch für das Projekt frei ist und ich einfach nur nett sein wollte. Aus den vorherigen Beziehungen wurde ich nämlich einfach angesprochen. Also bin ich tatsächlich auch diesmal selbst verantwortlich, habe aber nicht mit gerechnet, dass sowas wieder auftritt.

Das Problem ist einfach die ganzen Folgen die daraus resultieren. Ich wiege allein schon nicht viel und dann tagelang nicht wirklich etwas zu essen sehe ich als schädlich. Auch der Schlafmangel ist störend, da der bei mir wie ein Reset gilt. Wenn ich morgends aufstehe geht es mir noch gut und im laufe des Tages sinkt meine Freude und Motivation insgesamt immer mehr. Kommen dann noch Stresssituationen dazu, wars das.

Was ich daran schlecht oder falsch finde? Naja, ich sehe mein Zustand eher als Qual, anstatt mich darüber zu freuen mit jemand etwas zu machen. Alleine das finde ich an mir schon so komisch und macht mich traurig und wütend, warum ich eigentlich diese sch. habe. Ohne das wäre mein Leben sonst recht sorgenfrei. Zudem sollte ich vielleicht mal anmerken, dass ich natürlich schon bei verschiedenen Ärzten war und auch Medikamente genommen habe. Alles ohne Erfolg. Das Studium ist eigentlich mein einziger Weg auf die Beine zu kommen, weil ich so nämlich auch nicht arbeitsfähig bin. Das war mein großes Problem in der Ausbildung.

Ich möchte noch kurz anmerken, dass der letzte Satz trotzdem aufbauend und aufmunternt ist. Das schonmal nicht als krankhaftes zu sehen ist echt nett
Und aus Interesse, falls es dir nichts ausmacht, was genau für eine Art Zwangserkrangung hast du?

10.12.2019 17:28 • #3


I
Zitat von MrsAngst:
Für mich klingt das ganz simpel so, als wärst du verknallt
Wenn wir jemanden gut finden, dann schüttet unser Gehirn einen unglaublichen Cocktail an Botenstoffen aus. Kuschel Hormone, Sexual Hormone und eine ganze Menge Glücks Hormone. Das ist ein normaler Vorgang den man auch mit einer speziellen Persönlichkeit nicht steuern kann. Liebe ist ganz simpel Chemie.
Unser Gehirn reagiert eben mit dieser Besessenheit einer Person. Wir wollen die Person wieder sehen, haben weniger Hunger, schlafen weniger, sind unkonzentriert und hibbelig. Ständig denken wir an die Person und ständig wollen wir sie wieder sehen.
Es ist bewiesen, dass genau die selben Areale im Gehirn arbeiten wie die bei Menschen mit einer Sucht.
Wir sind süchtig nach der Person weil sie uns glücklich macht, dass legt wiederum Zwänge und viele andere psychische Erkrankungen eine Weile lahm.


Für diese Vorgänge und Chemie gibt es allerdings einen Auslöser.
Und Verliebtheit kann man auch nicht mit Liebe vergleichen, und man weiß leider auch nicht ob es nur eine Idee ist die man auf den Menschen projiziert durch Sehnsucht oder mangelnde Selbstliebe, Suche nach Bestätigung durch ganz bestimmte Menschen.

Auch geht und kommt das Gefühl nicht einfach so (dies hat er nämlich beschrieben), und das Gefühl kann leider auch negativ wahrgenommen werden, oder gar Angst vor der Person auslösen zum Beispiel wenn man unglücklich verliebt ist oder weiß das es keine Zukunft zwischen beiden geben kann usw..

Es ist auch nicht immer so einfach einzuordnen, auf der einen Seite hat man vielleicht starke Gefühle für jemanden, merkt aber auch das die Nähe der Person einem eigentlich gar nicht gut tut, und es vielleicht sogar besser wäre sich für immer aus dem Weg zu gehen, was Situationsbedingt auch nicht immer geht.

Also es gibt sehr viele positive aber auch negative Gefühle die man mit Liebe und Verliebtheit verbinden kann, weil die Ursache für diese Gefühle entscheidend ist und nicht was für Hormone in Folge ausgeschüttet werden.

In einem Beispiel schrieb er davon , er würde eine Person erst seit 2-3 Tagen kennen, quasi eine Fremde.
Und er schrieb auch, dass er sich emotional abhängig fühlt, weil da etwas ist das sich wie eine Verbindung anfühlt und sich eben nicht so einfach erklären lässt. Es kann auch Sehnsucht sein nach etwas das einem vermutlich niemand geben kann , es sich aber so anfühlt als wäre die Person genau das.

Ganz so simpel ist es also nicht immer.

10.12.2019 19:19 • x 1 #4


I
Zitat von Rezon:
Trotzdem hatte ich dieses Gefühl, was ich jetzt ansprechen möchte. Es fühlte sich immer wie eine Art Abhängigkeit an. Man dachte pausenlos an diese Person, wollte sich treffen und etwas unternehmen. Aber als Liebe habe ich es nie wirklich definiert, da das Gefühl meistens 2-3 Tagen nach dem Kennenlernen auftrat. Da kann ich nicht von verlieben sprechen. Lustigerweise verschwindet es aber auch je nach Situation und alles fühlt sich wieder so normal an. Das aber meist erst nach dem distanzieren von den Personen. Es war wie eine kurzfristige Abhängigkeit. Das ist aber jetzt schon 4 Jahre her, wo es das letzte mal auftrat.


Ich denke schon das du da verliebt warst, oder zumindest etwas mit dieser Person unterbewusst verbunden hast.
Die Distanz hat dich davor bewahrt dich weiter reinzusteigern, unabhängig davon ob das positiv oder negativ ausgegangen wäre.

Zitat von Rezon:
Seitdem bin ich auch in vielen Sachen abgehärteter und sehe viele Sachen einfach nicht so ernst


Was meinst du damit?
Du bist doch auf Abstand zu der Person gegangen, dass würde ich nicht als abgehärtet bezeichnen, eher vermeiden von Nähe.

10.12.2019 19:33 • #5


ríodelágrimas
Irre, wie du meine Situation beinahe zu 100% beschreibst...

Bin ebenfalls versucht, einfach via Abstand das Gefühl zu verringern, nur stellt sich mir die Frage, ob ich nicht was verpasse, wenn ich die Gefühle unterdrücke.
Wahrscheinlich gibt es keine wirklich rationale Formel, nach der du hier handeln kannst.

An für sich sind Gefühle ja nichts Schlimmes und sollten rein biologisch betrachtet eben einen Sinn erfüllen, weswegen es vielleicht einen Versuch wert wäre, die Chemie zuzulassen, und nicht gegen sie zu kämpfen.

Sagt jemand, der ähnlich zu handeln sucht wie du... Naja, vielleicht hat der Text was geholfen. Falls nicht: Du bist nicht allein!

Fühl dich gedrückt, stay strong und Tu das Beste!

10.12.2019 19:37 • x 1 #6


I
Zitat von ríodelágrimas:
Bin ebenfalls versucht, einfach via Abstand das Gefühl zu verringern, nur stellt sich mir die Frage, ob ich nicht was verpasse, wenn ich die Gefühle unterdrücke.
Wahrscheinlich gibt es keine wirklich rationale Formel, nach der du hier handeln kannst.


Wer keine Signale von dieser Person empfängt oder weiß das es keine Zukunft geben kann, sollte nach Möglichkeit Abstand halten. Sonst verpasst man nur eins, Schmerz. Und wer braucht den?

10.12.2019 19:47 • x 1 #7


R
Ich finde die Diskussionsbereitschaft von euch echt super. Auch danke ich euch allen erstmal für die Ideen, Meinungen und allgemeinen Interesse. Das alles mal ausgesprochen zu haben, war echt gut und sich mit euch auszutauschen genauso. Jetzt weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Dann versuche ich mal einen Faden zu finden

@Inkompatibel
Echt interessanter Text. Gefühle sind halt so vielfältig und so anders, dass man sie wohl schlecht zusammen definieren kann. Das ist auch das allgemeine Problem, dass ich meine auch nicht immer verstehe. Ob es an einer gewolten Unterdrückung oder simplen falsch verstehen liegt kann ich nie sagen.
In den früheren Fällen kann es gut sein, dass ein verliebt sein da war. Aber halt auf meine Art von einer sehr engen Freundschaft und vielleicht auch diese gewisse Abhängigkeit, weil man sich einfach toll fühlte und seinen Alltag etwas verdrängen konnte. Auch wenn es nur zeitlich war. Die Distanz entstand ja durch die Beedigung der Beziehung/Freundschaft. Ich weiß nicht wie ich es nennen soll. Da bestimme Andeutungen gezeigt wurden, ich diese aber nicht beachtet habe, ging es halt auseinander, was schade war, aber das Gefühl damit wieder verschwand. Zudem muss ich sagen, dass bei allen anderen 3 dieses Phänomen viel später auftrat, nachdem man sich besser kennen lernte.
Der Satz mit dem abgehärtet und viele Sachen lockerer sehen bezog sich mehr auf meine allgemeine Einstellung auf Menschen und die Gesellschaft an sich. Durch falsche Freundschaften und auch meiner Ausbildung habe ich Menschen immer weniger geschätzt, weil sie mich auch nicht schätzten. Auch unterscheiden sie sich nicht mehr wirklich von einander. Viele glotzen nur noch blöd auf ihr Handy und blättern irgendeine Timeline in irgendein Netzwerk hoch und runter. Weil es so ist, wie es ist, sehe ich es einfach locker und nehme es halt dann hin.
Bezüglich deines letzten Posts. Das ist für mich dann aber jetzt eine sehr schlechte Situation. Nehmen wir einfach mal an es handelt sich wirklich um eine Form von verliebt sein. Dann kann ich aus Selbstschutz keinen Abstand nehmen, da wir jetzt 2 Monate an der Projektarbeit gebunden sind. Ich würde in dem Fall nicht wissen, ob die gemeinsame Zeit alle verschlimmert oder es sich sogar legt. WENN wirklich mein Gefühl sich in die Richtung äußert, wäre es für mich am besten direkt zu wissen, das keine Chance besteht. Das würde es bestimmt beheben. Aber wie gesagt kann ich mich mit meinem Gewissen und bisschen normalen Verstand nicht in jemand verlieben, den man mal eben kennen gelernt hat. Ich sehe da keinen Sinn bei den Gefühlen.

@ríodelágrimas
Das ist ja echt witzig. Mit sowas habe ich überhaupt nicht gerechnet. Das du einen Abstand von dir aus versucht hast, dafür hast von mir großen Respekt. Das könnte ich nicht, weil diese Freundschaften für mich wie eine Art Drog.e sind. Meine Krankheit zu unterdrücken, was bis jetzt kein Medikament geschafft hat, ist unbeschreiblich toll.
Wir verpassen bestimmt etwas. Die Frage stellt sich nur, ob das aus Schutz für uns selbst nicht besser ist, weil alles weitere im Chaos enden könnte?! Für mich wäre jeder weitere Schritt in eine Beziehung nur Hürden-Überwindung zur nächsten gewesen. Und ob es dann alles glatt gelaufen wäre ist nicht garantiert.
Klar sind Gefühle nichts schlimmes, auch wenn sie nur selten da sind. Wie erwähnt bin ich ja in so ziemlich allen Sachen abgestumpft. Trotzdem weiß ich nette Menschen zu schätzen und wirke nach außen offen und hilfsbereit, solange ich es mit meinen Einschränkungen kann.
Einen Versuch zu wagen, kann ich aus mehreren Gründen schon nicht wagen. Erstens weiß ich nicht, ob es sich wirklich um ein Gefühl nach Nähe und weiteres handelt. Zweitens wäre es wieder die Aufgabe der mehreren Hürden-Überwindung. Drittens habe ich eine feste Gewissensregeln mit niemand etwas anzufangen, solange ich nicht genau weiß, wie die Situation ist (bezgoen auf Partner, Verhalten, etc...).
Danke für die aufbauenden Worte. Und auch wenn es dir gegenüber nicht positiv ist, weiß ich wenigstens, dass es kein Einzelfall ist.
Solltest du mal den Versuch wagen, kannst du mir gerne das Ergebnis mitteilen. Ist es denn nur bei dir das Gefühl oder hast du auch die Kombination mit der Zwangserkrankung, die dich an vielen hindert?

10.12.2019 22:10 • #8


I
Zitat von Rezon:
Aber wie gesagt kann ich mich mit meinem Gewissen und bisschen normalen Verstand nicht in jemand verlieben, den man mal eben kennen gelernt hat. Ich sehe da keinen Sinn bei den Gefühlen.


Tja, ich glaube so geht es einigen Menschen die Gefühle für Menschen in so kurzer Zeit entwickeln.
Ich verstehe auch nicht wie ich mich emotional an eine eigentlich fremde Frau verlieren konnte.
Dabei geht es auch nicht nur um sexuelle Anziehung, sondern schon deutlich tiefgründiger.
Ich weiß auch das es rein rational keine Erklärung dafür gibt, wir passen auch überhaupt nicht zusammen, sie hat mir auch keine Signale gegeben, nichts.

Ich stimme dir also voll zu, es macht alles überhaupt keinen Sinn, aber Gefühle sind manchmal einfach da und meistens wollen sie einem was zeigen, und da hat der Kopf leider Zwangspause. Was auch immer es sein mag, es hat immer einen Grund.

11.12.2019 00:27 • x 1 #9


A
Ja stimmt Gefühle wollen einem immer etwas sagen,nur weiß ich manchmal nicht was..ich bin ratlos?
Kopf und Bauch sind nicht immer einer Meinung. Liebe Grüße

11.12.2019 00:37 • #10


R
Zitat von Inkompatibel:
Ich weiß auch das es rein rational keine Erklärung dafür gibt, wir passen auch überhaupt nicht zusammen, sie hat mir auch keine Signale gegeben, nichts.


Interessant. Wie kam es dann aber dazu?

Zitat von Inkompatibel:
Ich stimme dir also voll zu, es macht alles überhaupt keinen Sinn, aber Gefühle sind manchmal einfach da und meistens wollen sie einem was zeigen, und da hat der Kopf leider Zwangspause. Was auch immer es sein mag, es hat immer einen Grund.


Das ist korrekt. Mir ist halt immer noch schleierhaft, warum es auftritt. Ich bin mir doch im klaren, dass es für mich nie etwas werden kann. Warum also jedes mal aufs neue?

11.12.2019 12:17 • #11


MrsAngst
@Inkompatibel natürlich konnte ich jetzt nicht alle physiologischen und psychologischen Vorgänge beschreiben, du hast natürlich recht, dass da sehr viele Faktoren rein spielen und für eine genauste Analyse weshalb es bei Razon so ist, kann vielleicht nur ein Psychologe in mehreren Sitzungen herausfinden.


Für mich ist es dennoch nichts anderes wie eine verknalltheit die vielleicht gerade so intensiv ist, weil du versuchst dich dagegen zu wehren. Umso mehr man etwas wegschieben möchte umso unangenehmer wird die Anwesenheit dessen und quälender.

Ich habe einen guten Freund, er ist Trainer auf Schulungen für die Feuerwehr. Als er einmal einen Kurs leitete war dort eine junge Frau dabei, er kannte sie nicht, lediglich vorgestellt hatten sie sich und maximal 1-2 Sätze geredet. In den folgenden Tagen redete er nur noch von ihr. Wann wird er sie wiedersehen, er kann sich nicht helfen aber er kann nicht aufhören an sie zu denken, er hofft sie wird wieder den Kurs besuchen etc.

Er kannte sie genau so wenig, er wusste nichts über sie außer das Alter und den Namen, trotzdem war er so Hals über Kopf verschossen, dass er mir damit in den Ohren lag ich finde das gar nicht so ungewöhnlich. So ähnlich sehe ich es bei dir @Rezon

Aber nochmal zurück zu deinem Beitrag den du gestern geschrieben hattest.

Ich finde Menschen und Partner bekommen die Zwänge meistens doch wesentlich schwächer ab, als man sie selbst empfindet. Für mich war das nie ein Hindernis, aber ich habe meinem potentiellen Partner vorab gesagt, dass ich psychisch kein unbeschriebenes Blatt bin und deswegen eigen, nicht so belastbar, schwierig sein kann, so konnte er selbst entscheiden ob er sich vorstellen kann mit mir zu leben oder nicht. Jeder sollte die Möglichkeit haben selbst zu entscheiden ob man einen psychisch angeknacksten Menschen im Leben haben möchte oder nicht. Ich würde niemals die Entscheidung abnehmen, egal in welche Richtung sie geht.

Wenn es so unangenehm ist, würde ich versuchen den Geist zu beruhigen. Einfach einige Male tief durchatmen, sich fokussieren und diese Gefühle annehmen, denn auch aus einer verknalltheit aus der nichts wird kann man viel Energie schöpfen. Siehe Künstler. Vielleicht hilft es dir sie und diese Gefühle einfach als Muse zu sehen, als etwas außergewöhnliches. Es kann schon etwas sehr beflügelndes darin sein wenn man es gut umlenkt. Vielleicht schaffst du es in Sport umzulenken oder eben dass du dich in irgendeinem Bereich deines Lebens ein wenig verbesserst, in einem Fach zum lernen zb.

Es ist klar, dass dir alles Angst macht was deine Zwänge aus dem Konzept bringt, sie geben uns ja Kontrolle und Stabilität.

Ich habe verschiedene Zwangsstörungen und in meinem Leben viele durchlaufen, abhängig von Alter und Lebensumständen hatte ich zeitweise waschzwänge, Zählzwänge, Wiederholungszwänge, magische Gedanken, Zwangsgedanken die sich mit Krankheitsängsten vermischen, übernatürliche Zwangsgedanken.
Aktuell sind es Wiederholungszwänge und übernatürliche Zwangsgedanken.

11.12.2019 13:34 • x 1 #12


R
Zitat von MrsAngst:
Für mich ist es dennoch nichts anderes wie eine verknalltheit die vielleicht gerade so intensiv ist, weil du versuchst dich dagegen zu wehren. Umso mehr man etwas wegschieben möchte umso unangenehmer wird die Anwesenheit dessen und quälender.


Ich frage mich nur, warum es so schnell gehen konnte. Sie ist definitiv anders, was ich vielleicht als Grund sehen kann. Ich mag nämlich Leute, die sich von dieser ganzen gleichen Masse abheben und herausstechen. Das aber direkt eine Verknalltheit kommt, bleibt mir ein Rätsel. Ich bin ja überhaupt nicht auf der Suche nach einen Partner, durch meine Umstände. Im Endeffekt ist nur der normale Instikt Schuld, der mich in diese Situation treibt plus wie du erwähnt hast, der Kampf mit mir selbst.

Zitat von MrsAngst:
...Er kannte sie genau so wenig, er wusste nichts über sie außer das Alter und den Namen, trotzdem war er so Hals über Kopf verschossen,...


Ich gehe mal davon aus, dass er aber nicht die Probleme hat, die wir Zwangserkrankten haben. Für ihn ist es bestimmt schön jemanden zu finden und sich in sie verschossen zu haben.

Zitat von MrsAngst:
...ich habe meinem potentiellen Partner vorab gesagt, dass ich psychisch kein unbeschriebenes Blatt bin und deswegen eigen, nicht so belastbar, schwierig sein kann...


Ich würde in der Hinsicht auch gerne offener sein. Bis auf meine Familie und eine ehemals gute Freundin weiß niemand von meiner Krankheit. Komischerweise sehe ich das als männliche Person auch irgendwie schwieriger, da es aus meiner Sicht viel komischer wirkt, als wenn man als weibliche Person über sowas redet, also betroffen ist.

Zitat von MrsAngst:
Wenn es so unangenehm ist, würde ich versuchen den Geist zu beruhigen. Einfach einige Male tief durchatmen, sich fokussieren und diese Gefühle annehmen, denn auch aus einer verknalltheit aus der nichts wird kann man viel Energie schöpfen.


Inwiefern meinst du Energie schöpfen? Zu welchen nutzen soll diese verwendet werden?
Ich habe es schon versucht. Ich höre z.B. aus meinem Musik Genre fröhliche, stimmungsvolle Songs, mache selbst Musik oder lenke mich mit Studienhausaufgaben ab. Trotzdem bleibt halt was im Hinterkopf.

Mir geht es heute auch schon ansatzweise viel besser. Ich habe mal wieder etwas gegessen, bin etwas glücklicher und auch konzentrierter. Gleich steht aber wieder ein Treffen bevor und ich bin mal gespannt, ob sich das wieder ändert oder es sogar abklingt.

Noch kurz zu deinen Zwängen: Das ist ja schonmal eine ordentliche Liste. Variieren die von Zeit zu zeit oder wie ist das?
Bei mir fing es mit dem 5. Lebensjahr an, indem ich alle Sachen die ich gemacht habe, rückwärtig wieder ausführen musste. Mein Schulweg musste also mit den gleichen Schritten und am besten auch an der gleichen Stelle bewältigt werden. So wurden aus 15-Minuten gerne mal 60. Das war Gott sei Dank nur knapp 1 Jahr, weil ich in Behandlung war. Mit 16 kam aber dann der Waschzwang und Angst vor Unordnung. Und das ist bis heute richtig stark ausgeprägt.

11.12.2019 14:14 • #13


I
Zitat von Rezon:
Interessant. Wie kam es dann aber dazu?


Ich denke das es Sehnsucht ist.
Warum ausgerechnet sie, ist das große Rätsel.

Es macht keinen Sinn, aber aushalten muss ich es leider trotzdem.

11.12.2019 21:47 • #14


R
Danke für die Antwort.

Und sowas hält? Aus meiner Umgebung kenne ich da auch paar Beispiele. Das habe ich nicht verstanden.
Was genau meinst du mit aushalten? Ist es eine unglückliche Beziehung?

11.12.2019 21:54 • #15


I
Es gibt keine Beziehung, ich habe lediglich starke Gefühle für die falsche Frau.
Und dagegen hilft nichts, und deshalb muss ich akzeptieren wie es ist.

Ich sagte ja es gibt manchmal Dinge die unerklärlich sind.
Wahrscheinlich fällt das unter unglücklich verliebt sein, und dies muss man eben aushalten.

11.12.2019 22:00 • x 2 #16


I
Ich habe das gestern in einem anderen Zusammenhang schon mal erwähnt.

Sehnsucht oder Bedürfnisse lassen sich nicht immer vermeiden und sie lassen sich auch nicht einfach heilen,
es besteht aber immer Hoffnung das sie erfüllt werden könnten, und ich denke das man genau diese Hoffnung
auf manche Menschen projiziert, selbst wenn sie relativ fremd sind. Warum ausgerechnet sie bleibt ein Rätsel.

Nun zum Problem, auch wenn ich mir selbst und anderen immer etwas über Selbstliebe erzähle, ändert dies nichts an meiner Überzeugung, dass wir uns trotzdem nach einem Menschen an unserer Seite sehnen.
Zudem bin ich der Meinung, dass es jeder Mensch verdient hat geliebt zu werden, nicht nur von sich selbst.

Als wäre es Bestimmung und im Kern ist es genau das was mich mein ganzes Leben begleitet, es ist meine feste Überzeugung.

Genau das ist es also woraus Erwartungen an das Leben entstanden sind und weshalb es emotional unerträglich werden kann, weil man an etwas glaubt oder nach etwas strebt, dass wahrscheinlich doch nicht existiert.

Und umso älter man wird, desto klarer und schmerzvoller wird diese Erkenntnis.

11.12.2019 22:30 • x 1 #17

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Zitat von Inkompatibel:
Es gibt keine Beziehung, ich habe lediglich starke Gefühle für die falsche Frau.


Sorry, das hatte ich dann falsch verstanden. Wie lange geht das denn schon?

Zitat von Inkompatibel:
Nun zum Problem, auch wenn ich mir selbst und anderen immer etwas über Selbstliebe erzähle, ändert dies nichts an meiner Überzeugung, dass wir uns trotzdem nach einem Menschen an unserer Seite sehnen.


So ist es. Ich habe selbst kein Problem alleine zu sein. Ich fühle mich auch nicht einsam. Trotzdem wie du erwähntest, freuen wir uns einen Menschen an der Seite zu haben, mit dem man sich gut versteht. Freundschaft sind schließlich wichtig und nötig.
Das habe ich gestern auch wieder gemerkt. Die paar Stunden mit ihr waren einfach toll und lustig. Man hat gelernt, sich unterhalten und die langweilige Vorlesung mit einem Spiel überstanden. Danach war ich einfach so verdammt glücklich. Das kann bestimmt keine Dro. der Welt hervorrufen. @MrsAngst Vielleicht meintest du das mit der Energie?

12.12.2019 10:10 • x 1 #18


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