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Hallo,

seit einigen Jahren habe ich in regelmäßigen Abständen gemäßigte Alpträume, dass ich mit einer beliebigen Gruppe unterwegs bin. Erst sollte es nur ein Tagesausflug sein, dann dauert es eine Woche, zwei und am Ende gefühlte vier Wochen. Dummerweise habe ich es dann nicht gepeilt, meine Sachen rechtzeitig zu packen und so viel Zeug angehäuft, dass ich es gar nicht unterkriege. Am Ende haut die Gruppe ohne mich ab. Das habe ich schon in zig Abwandlungen geträumt. Vermutlich habe ich Panik, den Anschluss zu verpassen. Die reale Angst einen Zug zu verpassen, habe ich natürlich auch, wenn ich wach bin. Erst gestern war es wieder so weit. Ich war schon auf dem Weg zum Bahnhof, als ich merkte, dass mein Handy fehlte. Ich musste dann wie ein Wahnsinniger fahren, und kam am Ende drei Minuten vor Abfahrt am Bahnsteig an. Ich will sowas nicht nochmal erleben. Irgendwann reicht es.

Im Wachzustand habe ich aber eine noch viel penetrantere Zwangsneurose entwickelt, die aber mit den Alpträumen ein und dieselbe Ursache haben. Zuletzt hatte ich genau das gleiche Phänomen ab Ende 1990 bis irgendwann 94 - 95, und mit der Zeit hatte es sich verwachsen. Dass es dann 17 Jahre später nochmal zuschlagen würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Nur ist es jetzt schlimmer, weil fast allgegenwärtig. Es gibt jetzt nicht nur einzelne Wörter, die mich triggern, sondern sämtliche gestörten Handlungsabläufe, also wenn ich mich beim Texten vertippe, wenn ich irgendwo daneben greife, wenn mir was droht runterzufallen, wenn mir einer dazwischenläuft, wenn ich mich selbst umdrehe, weil ich was vergessen habe, wenn es plötzlichen Krach gibt, der mich aus meinen Gedanken reißt und allgemein sinnloses Geschwafel, Dummgelaber und Gekichere von sonst intelligenten Menschen, oder bei wiederkehrenden Arbeiten oder sonstigen Handlungen, wie z.B. Wohnung auf- oder zuschließen. Das war übrigens der Auslöser für die Wiederkehr vor zwei Jahren: Irgendein Idiot hatte mich beim Wohnung zuschließen blöd von der Seite angelabert und dann hupte noch jemand penetrant, kurz bevor das zweite Schloss zu war. Das sind Prozesse, bei denen ich nicht gestört werden darf, weil ich mich leicht ablenken lasse und hinterher nicht mehr weiß, was ich gemacht habe und was nicht. Seitdem verging kein einziger Tag, an dem ich beim Einführen des Schlüssels ins Schloss nicht getriggert wurde. Als wenn ich von bösen Geistern verfolgt werde. Das ist echt zum Kotzen so was.

Warum ich wieder so anfällig wie vor 24 Jahren geworden bin, hängt mit großer Wahrscheinlichkeit damit zusammen, dass mein Erwerbsleben etwas auf der Kippe steht, genauso wie es damals mit dem Studium war. Damals war der Stein, der ins Rollen gebracht wurde, eine banale falsch gelernte Vokabel (hatte sie falsch abgedeckt), die mir dann jedesmal beim Hören oder Lesen aufstieß, und das über Jahre hinweg. Zusätzliche Trigger kamen hinzu wie Muster in Bodenplatten oder beim Lichtschalter betätigen. Ich kann nur hoffen, dass sich das von heute irgendwann wieder verwächst, aber manchmal habe ich das Gefühl, jetzt werde ich das mein ganzes Leben lang nicht mehr los. Es ist mir einfach zu viel übles passiert, so dass ich mich schon wundere, warum die Zwangsneurosen nicht schon in 2006 wiedergekommen sind, als ich aus heutiger Sicht noch mehr am Boden lag und drohte, endgültig abzustürzen. Aber vermutlich ist das Maß jetzt erst voll.

07.07.2014 20:44 • 07.07.2014 #1




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