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Insorge
Hallo Zusammen,
ich würde gerne einen Erfahrungsaustausch zur Generalisierung und dem Umgang mit den eigenen Gefühlen anregen

Vorweg:
Ich habe eine generalisierte Angststörung. Momentan äußert sich diese in einer starken Keimphobie. Speziell Angst vor dem Fuchsbandwurm durch verschleppten Hundekot -und glaubt mir, ich habe alle leicht zugänglichen wissenschaftlichen Artikel dazu gelesen um mich zu beruhigen, aber es hat nicht geklappt ( durch die Seltenheit beim Menschen gibt es zu wenig Forschung und damit wenig greifbares/ sicheres und ich brauche oft gerade Fakten, um mich beruhigen zu können). Ich habe ein Krabbelkind zu Hause, sonst wäre meine Angst vermutlich geringer (für mich reicht es die Hände -wenn auch zum 1000 Mal- zu waschen, aber mein Sohn muss sicher den Boden anlutschen können).

Ich denke, dass sich meine Angststörung dadurch verstärkt hat, dass ich mich in falscher Sicherheit gewogen hatte und dann doch schlimme Dinge passiert sind. Da ich zu meiner Sicherheit das Gefühl brauche, Dinge im Vorfeld erkennen - und somit verhindern - zu können, ist das für mich natürlich schlimm und hat mir meine Orientierung und Vertrauen in mein Gefühl sowie meine Urteilskraft genommen.
- 2013 musste ich mich einer längeren medikamentöse Behandlung (mit starken Nebenwirkungen) unterziehen wegen einer chronischen Virusinfektion, die per Zufallsbefund entdeckt wurde.
- 2017 starb meine Mutter unerwartet mit gerade 65 Jahren (sie hatte COPD, starb aber an einem Herzinfarkt. Monate vor ihrem Tod merkte sie, dass was nicht stimmte und ließ sich mehrfach in ein Krankenhaus einweisen, dort behandelte man sie als Simulantin und schickte sie immer wieder nach Hause. In einem anderen Krankenhaus ( weil meine Mutter verständlicherweise nicht mehr in das andere wollte) entdeckte man dann nach Einweisung - einige Tage vor ihrem Tod - eine Herzinsuffizienz, das Herz war rechtsseitig -als Folge der COPD - stark vergrößert (in dem anderen Krankenhaus hatte man nie ein Echokardiogramm gemacht, was aber notwendig war um die Herzinsuffizienz festzustellen). Allerdings sahen die Ärzte dort keine akute Lebensgefahr. Sie verstarb dann dort im Krankenhaus.

Ich sehe das Hauptproblem darin, dass ich Gefahren emotional zu sehr verallgemeinere (es bleibt nicht auf den speziellen angstauslösenden Fall bezogen, verlagert sich auf anderes, wodurch die Angst den Bezug zur Realität/ Nachvollziehbarkeit verliert). Aber woher kommt diese Neigung zur Generalisierung eigentlich? Gibt es Möglichkeiten die Ängste wieder zu spezialisieren, so dass sie wirklich nur da auftauchen, wo sie ursprünglich herkamen? Ich will meinem Gefühl wieder vertrauen. Und das hemmt mich auch an der Konfrontation mit den angstauslösenden Reizen (ich fühle mich nicht sicher, vertraue nicht darauf dass nichts Schlimmes passiert), denn das müsste ich blind machen, also ohne Gefühl der Sicherheit. Mein Gefühl sagt mir aber übersehe bloß nichts mache keinen Fehler sonst verlierst du deinen Sohn, verlierst du dich, wird alles schlimm, wirst du verseucht für alle Zeiten. Mein Gefühl sagt mir aber auch es gab ein Leben davor und das war meistens schön ich will und kann so (ständig aufpassen müssen) nicht leben, ich will dass mein Sohn, wenn er erstmal laufen kann, draußen alles anpacken darf. Ich habe am 20.01 ein Vorgespräch bei einer Therapeutin, aber die Warteliste ist bei ihr bis zu einem Jahr. Bin momentan also momentan noch in keinerlei Behandlung.

Gibt es hier Leute, die es geschafft haben die Angsstörung abzumildern? von der Generalisierung wieder zur Spezialisierung zu kommen? Ihre Gefühle wieder so gerade zu rücken, dass sie ihnen wieder vertrauen können? Wieder zu wissen (gefühlsmäßig), was ein gesundes Maß ist? Wenn ja, was hat geholfen?

12.01.2020 17:19 • 13.01.2020 #1


5 Antworten ↓


A
Hallo Insorge, ich kann von mir behaupten,dass ich meine Angststörung Dank Medis und Therapie einigermaßen im Griff habe,latente soziale Phobie ist noch vorhanden. Liebe Grüße

12.01.2020 18:16 • x 2 #2


A


Zukunftsangst - Vertrauen ins eigene Gefühl

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Hoffnungsblick
Zitat von Insorge:
Wenn ja, was hat geholfen?


Wenn du Medikamente brauchst, ist es natürlich sinnvoll, sie zu nehmen. Eine Therapie hat mir auch geholfen.

Am meisten hilft mir aber Meditation. Das verbindet mich mit mir selbst. Dadurch lerne ich Selbstvertrauen und ich spüre, dass ich nicht alles steuern kann und nicht für alles verantwortlich bin. Dieses Gefühl ist auch befreiend. Man braucht langfristige Geduld.

Wenn du ein Kleinkind hast, dann wirst du vielleicht aus einer Art Mutterinstinkt heraus dich besonders verantwortlich fühlen. Aber es kann doch auch alles gut gehen.

12.01.2020 19:34 • x 3 #3


Insorge
Hallo ihr beiden, hallo andere (falls noch jemand mitliest),

wenn ich abgestillt habe und es bis dahin mit den Ängsten nicht besser ist, würde ich auch Medis nehmen (nur keine Benzodiazepine, da ich eine Abhängigkeit befürchte). Denke ein SSRI könnte vielleicht helfen ( mal schauen was der Psychiater sagt, sobald ich einen gefunden habe). Denn so lange wie die Wartezeiten beim den Therapeuten sind, kann ich nicht warten. Es muss sich bald was verändern. Aber ich brauche dazu irgendwas, dass mir das Gefühl von Sicherheit oder zumindest Vertrauen gibt, sonst ist die Angst zu groß etwas falsch bzw. einen Fehler zu machen.

Meditation hört sich interessant an, werde mich mal näher informieren.

Hat jemand hier Erfahrung mit Expositionstherapie bzw. systematischer Desensibilisierung?
Bei uns in der Gegend gibt es keinen Therapeuten der Expositionstherapie macht und stationär fällt für mich wegen meinem kleinen Sohn erstmal weg.

Ich möchte gerne einen tiefenpsychologischen Ansatz versuchen (da die eigentliche Ursache meiner Angststörung frühkindliche Traumatisierung ist und daraus resultierendes mangelndes Selbstvertrauen bzw. auch Vertrauen in die Welt). Hat jemand Erfahrung mit Angststörung und Tiefenpsychologie? (ich weiß, dass nach den Leitlinien bei Angststörungen Verhaltenstherapie empfohlen wird. Aber ich habe vor einigen Jahren eine ambulante VT gemacht und es hat mir absolut nichts gebracht (Gespräche mit Freunden sind da wesentlich effektiver gewesen), möglich dass es an der etwas narzisstischen Art des Therapeuten lag (der hat meine Probleme selten richtig erfasst, aber immer so getan, als hätte er voll ins Schwarze getroffen).

12.01.2020 22:48 • x 1 #4


Hoffnungsblick
Hab mal von der Traumatherapie nach Dr. Lewine (?) gehört. Soll gut sein. Die Therapie arbeitet über Bewegung. Kannst dich vielleicht im Internet informieren.

Aber es gibt auch eine Zeit vor der Therapie. Genieße so gut du kannst jeden Tag dankbar und freudig, denn er ist täglich ein Geschenk.
Vielleicht schreibst du ein Dankbarkeitstagebuch, wo nur hineinkommt, was gerade gut und schön läuft.
Klar, das Leben ist kein Honigkuchen. Es gbt immer Licht und Schatten. Perfekt ist nicht möglich.

Alles Gute und liebe Grüße

13.01.2020 20:46 • x 2 #5


A
Hallo Insorge,mir hat VT in Verbindung mit Amitriptylin und Citalopram sehr gut geholfen,nehme es immer noch. Jedoch welche Therapie für dich am geeignetsten ist das musst du leider selber herausfinden. Wünsche dir viel Glück liebe Grüße

13.01.2020 21:00 • x 2 #6





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Mira Weyer