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Ich hatte schon immer eine unterschwellige Angst; schon als Kind - ich erinnere mich gut daran. Damals dachte ich, dass es sicher besser werden würde, wenn ich mal erwachsen bin.
Nun bin ich schon viele Jahrzehnte erwachsen - aber die Angst ist noch immer da. Mal mehr, mal weniger.
Eines aber hat mich in letzter Zeit etwas getröstet: VIELE Menschen haben Angst - auch Ältere. Neulich sprach ich mit einer Nachbarin gleichen Alters. Sie kam gerade aus ihrem Garten, entschuldigte sich für ihre zauselige Frisur. Sie erzählte, dass sie in der Erde wühlt und sich immerzu beschäftigen muss, um sich von unguten Gedanken abzulenken.
Letzte Woche bei einer Freundin staunte ich über zahlreiche Tinkturen und Tablettenpackungen, die ihrer Meinung nach alle notwendig sind, um den Zipperlein-geplagten Körper zu stärken. Reine Panik? Auch sie ist dauernd unterwegs, um nicht auf dumme Gedanken zu kommen, um sich abzulenken.
Wir gingen zusammen auf den Markt und haben anschließend gemeinsam gekocht; es war ein schöner Nachmittag mit viel Gequatsche jenseits von Angstthemen. Während dessen ging es mit gut: Kein Zittern, keine Schmerzen, keine Angst; und meinen Tinnitus habe ich überhört.

Ablenkung ist -so scheint es- ein probates Mittel, um Angst entgegen zu wirken und das Gedankenkarussell zu unterbrechen. Seit zwei Wochen gehe ich täglich etwas spazieren. Ich zwinge mich dazu, auch wenn mir oft genug so gar nicht danach ist. Manchmal begegne ich Menschen, die auch alleine unterwegs sind - und dann denke ich, dass sie vielleicht auch Angst haben, sich gerade ein wenig ablenken, versuchen, ihren Kopf frei zu kriegen. Warum sollten sie sonst so alleine in der Gegend herumspazieren?

Sich zuhause zu vergraben, scheint Angst zu fördern. Dem Kopf, der Psyche, etwas anderes anzubieten als Katastrophen-Gedanken hingegen, ist förderlich. Auch wenn ich kein ausgesprochener Natur-Freak bin, so stelle ich aber doch fest, dass es etwas Gutes hat, einfach mal mit offenen Augen draußen umher zu streifen. Vielleicht sieht man einen tobenden Hund, der überglücklich einem Stöckchen nachjagt. Dieser Hund denkt nicht an gestern und erst recht nicht an morgen. Er lebt im Moment Genau so müsste man es können: nur im Moment leben.
Was war, können wir nicht mehr ändern. Es schlummert in Schubläden. Da sind Schubläden, die uns traurig machen - und andere, die uns gut tun. Es gibt eine kleine Geschichte dazu,- sie heißt Der Seelenvogel. Vielleicht mag die/der eine oder andere mal danach suchen.

Was kommt, wissen wir nicht. Das wissen wir erst, wenn es war.

LG, By_myself

13.10.2020 09:38 • 13.10.2020 x 5 #1


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Mira Weyer
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