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S
Hallo Bernie,

ich habe hier eine Eigentumswohnung gekauft, in der ich auch selbst wohne und die ganz meinen Vorstellungen entspricht. Ausserdem habe ich mir hier einen kleinen Kreis von Bekannten und Freunden aufgebaut. Von daher sehe ich die Option zurückzuziehen nicht. Auch geographisch gesehen, lebe ich jetzt in einem sehr schönen Zipfel von Deutschland.
Ich hoffe, dass mit der Zeit die Sehnsucht nach meiner Heimatstadt weniger wird.

Das Getratsche der Leute ist unterirdisch und grenzt tatsächlich oft an Verleumdung. Anscheinend ist deren Leben so langweilig und uninteressant, dass sie Ausschau halten müssen, wen sie da verunglipfen könnten. Es geht aber auch wirklich nicht, dass Menschen zuhause rumhängen, dem Staat auf der Tasche liegen, ständig Männerbesuche bekommen und auf krank machen. Wo kämen wir denn hin, wenn das alle täten?

Zitat von soleil:
Es kann sein, dass es schon etwas umfangreicher wird. Deshalb versuche ich, langsam und Tag für Tag ein wenig zu schreiben. Manches geht Dir vielleicht erst mal gegen den Strich oder widerspricht einer Deiner festen Überzeugungen. Deshalb bitte ich darum, bei Unannehmbaren oder Ungereimtheiten erst mal nachzufragen und die Antwort erst mal als Arbeitshypothese zu akzeptieren. Bin selbst gespannt, wie ich es rüberbringen kann...

Freue mich schon darauf. Bin sehr gespannt darauf und werde dir dann immer ehrlich berichten, zu welchen neuen Erkenntnissen ich gelange, oder auch nicht, und frage dich, wenn es sein muss, Löcher in den Bauch. Hoffe, dass dir das nicht zu viel wird.
Schon mal im voraus lieben Dank.

05.08.2019 05:04 • x 1 #21


B
Guten Morgen soleil,

na dann mal los ...

Es gäbe viel zu berichten und anzumerken über die zahlreichen Buddhismen, die es im Laufe der letzten 150 Jahre in den Westen geschafft haben. Und gemäß Schiller´s Einsicht
Zitat von soleil:
Einfachheit ist das Resultat von Reife

kann ich nach einigen Festmetern Buchlektüre, zahlreichen Medikursen und dauernder Grübelei für mich feststellen, dass der Kern von Buddha´s Einsichten im Grunde überschaubar ist. Viele Mönche und Nonnen, die sich also nahezu ununterbrochen mit dem Dhamma beschäftigen, reduzieren insbesondere in Vorträgen gegenüber Haushältern (so nennt man nicht ordinierte Interessierte) die Aussagen des Buddha auf:

1. Die vier edlen Wahrheiten
und
2. Den edlen achtfachen Heilsweg

Den Begriff edel darf man hier synonym für den Kern der Sache oder die unübertreffliche Wahrheit verstehen. Deshalb, weil die Durchdringung der vier Wahrheiten (dies wird durch praktizieren des achtfachen Heilsweges beabsichtigt), DIE tatsächliche Chance der menschlichen Existenz darstellt. Für uns Philosophieaffine könnte man getrost auch den Sinn des Lebens damit beantworten. Oha - hört sich ganz schön protzig an, wie?

Im Gegensatz zu anderen Religionen bietet der Buddha seine Thesen nicht als Behauptung dar, die seine Jünger schlicht zu glauben haben, sondern als Vorschlag und Aufforderung, selbst darüber nachzudenken. Es gibt im ursprünglichen Buddhismus (und auch deutlich später entwickelten Zen und Tibetischen Buddhismus) viele Aussagen, die mit anderen Religionen harmonieren: Tue Gutes, meide Schlechtes, über Mitgefühl und innere Einkehr etc. Doch die 4 EW und der 8-fache HW stehen sozusagen exklusiv für das Dhamma.

Als m. E. sehr passender Einstieg dient eine Einführung in die 4 EW von Leonard A. Bullen (Ausrufezeichen in Klammern stammen von mir):

1. Edle Wahrheit: Unbefriedigung ist unvermeidlich in ich-gebundenem Leben.

Das in diesem Zusammenhang vom Buddha gebrauchte Wort dukkha, das hier mit Unbefriedigung wiedergegeben wurde, wird häufig mit dem Wort Leiden übersetzt. Doch es darf dann nicht auf körperlichen und geistigen Schmerz im engen Sinne beschränkt werden, sondern es umfaßt alles Unerwünschte und Unbefriedigende: Vom akuten körperlichen Schmerz und starker seelischer Qual bis hinab zu leichter Ermüdung und Unbehaglichkeit, geringfügigen Enttäuschungen, Unlustgefühlen und Langeweile. Es umfaßt auch all die vielen inneren und äußeren Konflikte und Spannungen des Lebens sowie das Gewahrsein der allgemeinen Unzulänglichkeit des Daseins, das der Feinfühlende (!) auch beim Leiden anderer Lebewesen empfindet.

Während bei diesem Sachverhalt manchmal der Ausdruck Unbefriedigung oder das Unbefriedigende zutrifft, ist in anderen Zusammenhängen der Ausdruck Leiden besser am Platze. Wir werden daher je nach Erfordernis beide Bezeichnungen derselben Grundtatsache benutzen.

In den buddhistischen Texten heißt es, dass Geburt, Altern, Krankheit und Sterben Leiden sind; aber es wird auch manchmal gesagt, dass, was man gemeinhin Glück nennt, ebenfalls (!) leidvoll ist. Diese Aussage scheint auf den ersten Blick widerspruchsvoll; doch sie wird verständlich, wenn wir statt dessen sagen: Auch Glück ist unbefriedigend, denn alles Glück (außer dem der Leidbefreiung) ist unbeständig und wird stets gefolgt von seinen Gegensätzen, dem Schmerz des Verlustes oder der Enttäuschung. Von diesem Gesichtspunkt aus sind also auch Glück und Freude leidbringend und daher unbefriedigend.

Wir haben gesagt, daß nach der Buddha-Lehre Unbefriedigung unvermeidlich ist in ich-gebundenem Leben. Was wir kurz ich-gebunden nannten, bezieht sich auf jene wichtige Lehre des Buddha, daß eine unsterbliche Seele, ein unveränderliches Ich oder Selbst, keine wirkliche Existenz hat (!); dass also ein Leben der Selbstsucht, das der Befriedigung dieses nicht-existenten Ich dienen soll, notwendig zu Konflikt und Leiden führen muß.

Ein Lebewesen ist nicht (!) Träger einer ewigen Seele oder Besitzer einer irgendwie beharrenden Persönlichkeit, sondern es ist ein unaufhörlich sich verändernder Energiestrom, ein Werdeprozeß von körperlichen und geistigen Vorgängen, die sich auch nicht für eine Sekunde gleich (!) bleiben.

Natürlich wird Persönlichkeit im herkömmlichen Sinne, d.h. als ein kontinuierlicher, in allen seinen Teilen veränderlicher, Lebensablauf einer bestimmten Eigenart, keineswegs geleugnet. Die Vorstellung jedoch, daß dahinter irgendein beharrendes Prinzip oder Überselbst stehe, ist eine Täuschung (!) und hat keine andere Realität als die einer Gedankenkonstruktion. Diese Täuschung wird aus drei Quellen genährt: dem Begehren, dem Dünkel und falschen spekulativen Ansichten. Es ist lediglich die Ich-Sucht, der Ich-Dünkel und Ich-Glaube, wodurch Leiden und Unbefriedigung existiert und fortdauert. Wenn diese Ich-Täuschung mit all ihren begleitenden geistigen und sittlichen Befleckungen gänzlich aufgehoben wird, dann ist man völlig zur Wirklichkeit erwacht und der leidfreie, todlose Zustand des Nibbana erreicht. Doch solange auch nur ein winziger Rest von Ich-Glauben und Ich-Sucht besteht, wird es auch Leiden geben.

Die erste Grundaussage des Buddha bedeutet also nicht dass Leiden und Unbefriedigung unentrinnbar sind; sie sind unvermeidbar lediglich in einem ich-gebundenen (!) und dem Begehren (!) verhafteten Leben.

--- LG Bernd

05.08.2019 11:33 • x 1 #22


A


Meine Angst besser verstehen - eigene Erfahrungen

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B
2. Edle Wahrheit: Die Ursache der Unbefriedigung ist Begehren.

Wenn man auf einem glatten Fußboden hinfällt und nun die Abschürfungen schmerzen, so wird man sagen, dass die Ursache dieses Leidens die Glätte des Fußbodens ist. In diesem begrenzten Sinne hat man damit gewiss recht, und es ist nicht sehr sinnvoll zu sagen, die Ursache davon sei das Begehren.

Doch die zweite Edle Wahrheit bezieht sich nicht auf solche Einzelfälle und deren unmittelbare Anlässe. Sie besagt vielmehr, dass die antreibende (!) und bindende (!) Kraft, die den leidhaften Lebensablauf in Bewegung setzt und in Bewegung hält, das egozentrische Begehren ist: Das Begehren nach Selbsterhaltung und nach Lustgewinn jeder Art. Dieser Lebensablauf - mit der ihm innewohnenden Ich-Täuschung - enthält in sich selbst (!) die ursächlichen Bedingungen für alle möglichen Leiden. Unser Beispiel vom glatten Fußboden betraf lediglich eine äußere Gelegenheit für Leiden, also den körperlichen Schmerz und den sich vielleicht daran anknüpfenden ärgerlichen Gedanken.

Bei der Beschaffenheit der Welt, in der wir leben, ist es offensichtlich ganz unmöglich, Leiden und Unbefriedigung dadurch auszuschalten, dass man alle Gelegenheiten und Anlässe dafür beseitigt. Mit Hilfe der Buddha-Belehrung ist es jedoch sehr wohl möglich, die Grundursache des Leidens erst einmal methodisch abzuschwächen und schließlich ganz zu beseitigen. Und diese Grundursache des Leidens ist eben das im Unwissen (!) wurzelnde Begehren. Wir können es auch so formulieren, dass die Leidensursache eine dreifache ist: Gier, Hass und Verblendung. Diese drei sind auch die Wurzeln alles Unheilsamen und Schlechten, allen Ungemachs. Da also das Leiden ursächlich (!) bedingt ist, ist es auch ursächlich (!) aufhebbar.

3. Edle Wahrheit: Leid-Befreiung ist erreichbar durch Aufhebung des Begehrens.

Das bedeutet: Leiden kann aufhören, wenn seine Triebkraft, das Begehren, zum Stillstand gebracht wird.

Dieses Begehren aber wurzelt seinerseits, wie wir schon feststellten, in Ich-Sucht, Ich-Dünkel und Ich-Glauben. Das Endziel der buddhistischen Geistesschulung ist demnach die Aufhebung dieser leidgebärenden Ich-Täuschung (!), und zwar durch zweierlei: Durch Erkenntnis (!) und durch entsprechende (!) Lebensführung. Ist diese Täuschung geschwunden, so erscheint die Wirklichkeit. Die Ich-Täuschung vernichten heißt die Wirklichkeit offenbaren. Die Wirklichkeit kann nicht entdeckt werden, solange sie von der Ich-Täuschung verhüllt wird.

Was aber ist nun diese Wirklichkeit, die sich so enthüllt? Es ist jener Zustand des Nibbana (Sanskrit: Nirvana), der nicht mehr der leidschaffenden Bedingtheit unterworfen ist und der beschrieben wurde als das Ungeborene, Ungewordene, Ungeschaffene und Ungestaltete. Er wird ferner bezeichnet als das höchste, ungetrübte Glück und die höchste Sicherheit vom Leiden. Nibbana ist so gänzlich verschieden von jeder, auch der sublimsten Daseinsform, dass es jenseits aller begrifflichen Aussage (!) ist. Man spricht daher besser von ihm, indem man sagt, was es nicht ist oder was in diesem Zustand nicht mehr besteht: Nämlich das Leiden und seine Ursachen, Gier, Haß und Verblendung in jeder, auch der subtilsten Form.

Nachdem so von der Leidenskrankheit, der Krankheitsursache und der Heilungsmöglichkeit gesprochen wurde, handelt nun die letzte Grundaussage, von der Therapie:

4. Edle Wahrheit: Der Weg zur Leidbefreiung ist der edle achtfache Pfad.

Die acht Glieder dieses Pfades sind:

Rechte Erkenntnis: Das Wissen von der wahren Natur der Existenz;
Rechte Gesinnung: Frei von Sinnlichkeit, Übelwollen und Grausamkeit;
Rechte Rede: Frei von Lüge, Zwischenträgerei, Grobheit und leerem Geschwätz;
Rechtes Handeln: Durch Abstehen vom Töten, von Diebstahl und Ehebruch;
Rechter Lebensunterhalt: Durch den kein Lebewesen geschädigt wird;
Rechte Anstrengung: Um unheilsame Geisteszustände zu vermeiden oder zu überwinden, sowie heilsame zu erwecken oder zu stärken;
Rechte Achtsamkeit: Die Ausbildung von Besonnenheit und Bewußtseinsklarheit bei allen körperlichen und geistigen Betätigungen;
Rechte Sammlung: Die Pflege geistiger Sammlung und Vertiefung durch Meditation.

Schon aus diesem kurzen Abriss ist ersichtlich, dass der achtfache Pfad nichts enthält, was man gewöhnlich als religiös bezeichnet. Er ist vielmehr eine realistische, gut durchdachte Lebens- und Geistesschule, die alle wichtigen Aspekte einbezieht und für jeden zugänglich und hilfreich ist.

- - -

Soweit der Einstieg. In der Folge würde ich dann näher auf die acht Pfad- bzw. Heilswegglieder eingehen. Aber zuvor wäre es schön, wenn Du mal kurz Feedback gibst, was Du dazu meinst. Wie diese grobe Theorie auf Dich wirkt, ob Du irgendwo Widersprüche siehst usw.

Bis neulich!

05.08.2019 15:50 • x 2 #23


S
Hallo Bernd,
danke dir für die Einführung in den Buddhismus, bzw. die vier edlen Wahrheiten.
Zitat von Bernie1970:
In den buddhistischen Texten heißt es, dass Geburt, Altern, Krankheit und Sterben Leiden sind; aber es wird auch manchmal gesagt, dass, was man gemeinhin Glück nennt, ebenfalls (!) leidvoll ist. Diese Aussage scheint auf den ersten Blick widerspruchsvoll; doch sie wird verständlich, wenn wir statt dessen sagen: Auch Glück ist unbefriedigend, denn alles Glück (außer dem der Leidbefreiung) ist unbeständig und wird stets gefolgt von seinen Gegensätzen, dem Schmerz des Verlustes oder der Enttäuschung. Von diesem Gesichtspunkt aus sind also auch Glück und Freude leidbringend und daher unbefriedigend.

Wir haben gesagt, daß nach der Buddha-Lehre Unbefriedigung unvermeidlich ist in ich-gebundenem Leben. Was wir kurz ich-gebunden nannten, bezieht sich auf jene wichtige Lehre des Buddha, daß eine unsterbliche Seele, ein unveränderliches Ich oder Selbst, keine wirkliche Existenz hat (!); dass also ein Leben der Selbstsucht, das der Befriedigung dieses nicht-existenten Ich dienen soll, notwendig zu Konflikt und Leiden führen muß.

Das leuchtet mir ein und ist für mich nachvollziehbar. Glück habe ich tatsächlich auch immer so definiert. Das ist für mich also kein Widerspruch. Verstehe ich es richtig, dass Voraussetzung um das Leiden aufzulösen ist, dass das Ich oder Selbst aufgelöst wird, wir uns also darüber bewusst werden, dass das Ich eine Täuschung ist? Dass dieses Ich oder Selbst oder auch Ego besteht aus einem Gedanken- und daraus folgendem Gefühlskonstrukt?
Ich stelle es mir schwierig vor, dieses Ich oder Selbst aufzulösen und nehme an, das dies durch den 8-fachen Pfad und Meditation erreicht werden kann? Das hört sich für mich sehr abstrakt an, aber ich bin neugierig. Hast du es für dich erreicht, dein Ich oder Selbst aufzulösen bzw, viel davon aufzulösen und bist somit frei geworden von jeglichem oder viel Leiden?
Zitat von Bernie1970:
Ein Lebewesen ist nicht (!) Träger einer ewigen Seele oder Besitzer einer irgendwie beharrenden Persönlichkeit, sondern es ist ein unaufhörlich sich verändernder Energiestrom, ein Werdeprozeß von körperlichen und geistigen Vorgängen, die sich auch nicht für eine Sekunde gleich (!) bleiben.

Also Buddhisten glauben, dass es das Universum schon immer gab und dass sich alle Dinge darin in einem ewigen Kreislauf immer wieder neu zusammensetzen. Nichts geht verloren. Auch nicht unser Geist. Alles unterliegt einem ewigen Energiestrom. Da es kein Ich gibt, gibt es auch keine Ich-Persönlichkeit. Alles ist Energie.
Und sie glauben an die Wiedergeburt - Wenn ein Wesen stirbt, lebt der Geist (oder besser gesagt Energiestrom) weiter. Er verlässt den Körper und zieht sofort oder später in der Nähe oder sehr weit entfernt in den Körper eines anderen Wesens ein, das neu geboren wird. Korrekt?
Zitat:
Sie besagt vielmehr, dass die antreibende (!) und bindende (!) Kraft, die den leidhaften Lebensablauf in Bewegung setzt und in Bewegung hält, das egozentrische Begehren ist: Das Begehren nach Selbsterhaltung und nach Lustgewinn jeder Art. Dieser Lebensablauf - mit der ihm innewohnenden Ich-Täuschung - enthält in sich selbst (!) die ursächlichen Bedingungen für alle möglichen Leiden.

Mit Verursacher für das Leiden sind Gier, Hass und Verblendung. Das Leiden entsteht also, weil die Menschen immer mehr haben wollen als sie besitzen und nicht zufrieden sind mit dem was sie haben.
Und das Leiden hört auf, wenn die Menschen diese Ursachen überwinden - vereinfacht ausgedrückt. Und dies kann erreicht werden, durch Bewusstmachung der Ich-Täuschung und deren Auflösung.
Zitat:
Wir können es auch so formulieren, dass die Leidensursache eine dreifache ist: Gier, Hass und Verblendung

Das hört sich für mich schlüssig an. Ich stelle es mir allerdings schwierig vor, festgefahrenes konditioniertes Verhalten bzw. die Erfahrungen, Gedanken und Gefühle, die dazu geführt haben, auszublenden bzw. aufzulösen.
Zitat:
Das Endziel der buddhistischen Geistesschulung ist demnach die Aufhebung dieser leidgebärenden Ich-Täuschung (!), und zwar durch zweierlei: Durch Erkenntnis (!) und durch entsprechende (!) Lebensführung. Ist diese Täuschung geschwunden, so erscheint die Wirklichkeit. Die Ich-Täuschung vernichten heißt die Wirklichkeit offenbaren. Die Wirklichkeit kann nicht entdeckt werden, solange sie von der Ich-Täuschung verhüllt wird.

Die Ich-Täuschung aufheben durch Erkenntnis und einer entsprechenden Lebensführung. Klingt einleuchtend. Doch wie gelingt die Umsetzung in der Praxis, ohne dass das Gefühl entsteht, seinem Ich untreu zu werden. Dieses Ich hat sich ja manifestiert und ich bezweifle, dass es alleine durch die Erkenntnis, dass es eine Täuschung ist in Luft auflöst. Ich denke, es ist ein langer Prozess, um zu dieser Ich-Auflösung zu kommen und sich somit den Weg frei zu machen, von allem Leiden befreit zu sein. Doch dies wird wohl in dem 8-fachen Pfad beschrieben oder?
Wie weit bist du da in deiner Entwicklung?

Bin neugierig wie es weiter geht.
Vielen Dank dafür.
Jetzt gibts erst mal ein Käffchen.

06.08.2019 04:07 • #24


S
Was mir dazu noch einfällt:
Wäre die logische Konsequenz der Ich-Auflösung durch die Bewusstmachung der Ich-Täuschung nicht die, dass wir von jeglichen Ängsten, Befürchtungen oder gar von psychischen Erkrankungen verschont blieben? Ist dieser Gedanke von sehr weit hergeholt? Was meinst du dazu?

06.08.2019 04:24 • #25


B
Guten Morgen soleil,

erst mal vorweg: Deine Auffassungsgabe ist beeindruckend, Gratulation!

Zitat von soleil:
Verstehe ich es richtig, dass Voraussetzung um das Leiden aufzulösen ist, dass das Ich oder Selbst aufgelöst wird, wir uns also darüber bewusst werden, dass das Ich eine Täuschung ist? Dass dieses Ich oder Selbst oder auch Ego besteht aus einem Gedanken- und daraus folgendem Gefühlskonstrukt?
Ich stelle es mir schwierig vor, dieses Ich oder Selbst aufzulösen und nehme an, das dies durch den 8-fachen Pfad und Meditation erreicht werden kann?


Dieses Ich-Bewusstsein (also, die Illusion eines unabhängig seienden Ichs) entsteht aus dem Anhaften (dem ver-MEINen) an das Erleben. Das gesamte (!) Erleben ist ein Konglomerat aus Form (also: Materie/Körper/Elemente etc.), Gefühlen, Wahrnehmung, geistigen Gestaltungen und eigentlich auch dem Bewusstsein selbst. Dieses Gemenge wird jedoch aufgrund der Anhaftung fälschlicherweise als Selbst, Mein oder Ich interpretiert. Hier liegt das Problem. Dafür gibt es einen sehr trefflichen Spruch aus der Kommentarliteratur: Da ist Erleben, aber kein Erleber. (!)

Die Ich-Illusion aufzulösen ist in der Tat eine der allerwichtigsten Etappen auf dem Achtpfad. Es ist für unterschiedliche Menschen unterschiedlich schwierig. Wer die 1. Wahrheit (Unbefriedigung, Leiden, also dukkha) wie Du sofort erkennt, hat schon mal einen Riesenvorteil. Das ist auch der Grund, warum m. E. das Dhamma in diesem Forum durchaus seinen Thread haben darf. Viele von uns hier sind, wenn man so will, naturbegabt, auch wenn sich das erst mal sehr unschön anfühlt. Aber die Lehre besteht ja aus 4 Wahrheiten und das bedeutet, dass man sich nicht ausschließlich auf das Leiden spezialisieren sollte (indem man unreflektiert jammert und klagt über seine Angst, Depression, PTBS, Zwänge etc.), sondern dieses Erkennen als Antrieb zur Lösungssuche nutzt. Wer das Leben ganz prima findet und erst, wenn überhaupt, ganz zum Schluss Panik schiebt, weil er beim Sterben ja alles verliert, wird sich nie auf die Suche begeben. Er lebt in voller Verblendung weiter und schafft so reichlich Kamma (Sanskrit: Karma) für eine Weitergeburt. Der Begriff Wiedergeburt ist im Deutschen sehr problematisch. Er impliziert, dass jemand in einem neuen Köper wieder erscheint oder ins Leben tritt. Dem ist tatsächlich nicht so. Mit dem Tod fallen sämtliche Sinnesfunktionen weg. Das Erleben (!) jedoch, setzt sich fort. Ob als Mensch, Tier oder in anderer Erlebensweise ist abhängig nicht nur vom jetzigen sondern auch von vielen vorhergegangenen Leben. Ich gebe zu, diese Vorstellung ist für uns Westler sehr schwer zu akzeptieren. Wenn man aber mal hypothetisch davon ausgeht, würden sich viele Dinge erklären lassen wie z. B. die musikalische Veranlagung eines 8-jährigen Mozarts etc.

Zitat von soleil:
Hast du es für dich erreicht, dein Ich oder Selbst aufzulösen bzw, viel davon aufzulösen und bist somit frei geworden von jeglichem oder viel Leiden?


Schön wärs! In den ersten 2-3 Jahren, wo ich mich mit dem Dhamma auseinander gesetzt habe, legte ich m. E. zu viel Wert auf Meditation. Die Erfahrungen waren durchaus beeindruckend, doch ich war nicht darauf vorbereitet. Warum? Weil ich den anderen 7 Pfadgliedern nicht genügend Aufmerksamkeit widmete. Außerdem kann ich sehr streng mit mir selbst sein und das führte dann zu einer heftigen Depression. Ungeduld ist ein großes Problem in dieser Praxis und für viele Praktizierende eines der größten Hindernisse. Nach erfolgreicher Beschäftigung damit nahm ich den Faden wieder auf und schaltete erst mal ein paar Gänge runter. Da ich leider, wie Du wohl auch, eine starke Suchtneigung habe, schlich sich der Drecksalk. immer wieder in mein Leben und das führt geradeweg vom Achtpfad weg. Also: Selbst wenn man einiges erreicht hat auf dem Weg, ist ein Rückschritt nicht augeschlossen, es sei denn, man ist bereits in den Strom eingetreten, hat also eine wichtige Etappe bereits hinter sich. Soweit bin ich noch nicht, und volles Nibbana ist auch tatsächlich nicht leicht zu erreichen aber man kann definitiv sehr große Leidensabschwächung und sogar zeitweilige Phasen einer subjektiven Leidbefreiung erreichen, sofern man sich denn auf den Weg macht. Ich habe im Laufe der Jahre viel Belastendes hinter mich gelassen, das ich seinerzeit als lebensnotwendig betrachtete. Das alleine schon ist eine sehr befreiende Sache. Grundsätzlich kommt es bzgl. Fortschritt darauf an, was man als heilsame Fähigkeiten ist dieses Leben mitbringt. Aber auch wenn man mit schlechten Karten hier und jetzt startet, geht es definitiv aufwärts, nur eben langsamer. Vergleiche mit anderen bringen da wenig - höchstens als Motivation.

Zitat von soleil:
Also Buddhisten glauben, dass es das Universum schon immer gab und dass sich alle Dinge darin in einem ewigen Kreislauf immer wieder neu zusammensetzen. Nichts geht verloren. Auch nicht unser Geist. Alles unterliegt einem ewigen Energiestrom. Da es kein Ich gibt, gibt es auch keine Ich-Persönlichkeit. Alles ist Energie.
Und sie glauben an die Wiedergeburt - Wenn ein Wesen stirbt, lebt der Geist (oder besser gesagt Energiestrom) weiter. Er verlässt den Körper und zieht sofort oder später in der Nähe oder sehr weit entfernt in den Körper eines anderen Wesens ein, das neu geboren wird. Korrekt?


Vorsicht: Im Grunde ist das mit einem Geist oder einem Energiestrom, der nicht verloren geht (also ewig besteht) schon richtig - ABER: Aus unserer verblendeten Sicht interpretieren wir gerne gleich wieder eine Soheit, Göttliche Allkraft o. ä. da hinein. Der Buddha wurde seinerzeit oft zum Thema Wiedergeburt befragt und er war - mit gutem Grunde - meist sehr spärlich mit seinen Erklärungen. Er selber konnte sich noch in der Nacht seiner Erleuchtung an nahezu unzählige Vorexistenzen zurückerinnern (das können z.T. auch heutige Arahants, also voll Erleuchtete, noch - zumindest habe ich davon gehört). Doch er sagte auch, dass es mühsam sei, die konkreten kammischen Resultate aller Handlungen in den jeweiligen Existenzen zu erkunden. Ungefähres Zitat: Endlos ist die Anzahl der sich ausdehnenden Universen und der Wesen, die darin endlos die verschiedenen Erlebniswelten durchlaufen. Ein Anfang ist nicht auszumachen. Er meinte dann immer, dass man sich stattdessen lieber auf das erlebte Leid und seine Anweisungen zur Aufhebung der Ursachen des Leides konzentrieren solle.

Zitat von soleil:
Mit Verursacher für das Leiden sind Gier, Hass und Verblendung. Das Leiden entsteht also, weil die Menschen immer mehr haben wollen als sie besitzen und nicht zufrieden sind mit dem was sie haben.
Und das Leiden hört auf, wenn die Menschen diese Ursachen überwinden - vereinfacht ausgedrückt. Und dies kann erreicht werden, durch Bewusstmachung der Ich-Täuschung und deren Auflösung.


Sie wollen nicht nur immer mehr haben (= Gier) sondern wollen auch viel loshaben. Hass steht hier u. a. auch schlicht für Aversion, für nicht-haben-wollen. Mit jedem wollen und nicht-wollen verfestigt man den Ich-Dünkel, die Ich-Illusion und damit die Verblendung. Die Verblendung für zu wollen/nicht-wollen und stärkt somit die Verblendung. Endloses Samsara (Daseinskreislauf). Korrekt: Mit Abschwächung/Auflösung der Verblendung schwindet/verschwindet dukkha (Leiden).

Zitat von soleil:
Ich stelle es mir allerdings schwierig vor, festgefahrenes konditioniertes Verhalten bzw. die Erfahrungen, Gedanken und Gefühle, die dazu geführt haben, auszublenden bzw. aufzulösen.


Richtig: Vor allem, weil das Dhamma exakt gegen den Strom, gegen den Trieb der verkrusteten Verblendung geht. Die Praxis ist einfach, aber nicht leicht... Aber sie zeitigt von Beginn an Erfolge, die man halt aber auch erst mal erkennen muss. Damit man diese erkennt, behält man immer den Achtpfad im Auge. Er ist wie eine Landkarte, an der man immer wieder orientiert.

Zitat von soleil:
Die Ich-Täuschung aufheben durch Erkenntnis und einer entsprechenden Lebensführung. Klingt einleuchtend. Doch wie gelingt die Umsetzung in der Praxis, ohne dass das Gefühl entsteht, seinem Ich untreu zu werden.


Sehr gute und wichtige Frage: Indem man die Lebensführung ändert und gleichzeitig (!) über die daraus resultierenden Folgen im eigenen Erleben reflektiert (=7. und 8. Pfadglied), empfindet man nicht mehr so stark die Notwendigkeit, einem Ich treu bleiben zu müssen. Vielmehr erkennt man, dass dieses Ich nicht nur eine Illusion, sondern eben auch die Ursache (!) für das bisherige Leiden war. Man wird in der Tat ent-täuscht. Man verliert also nicht sein Ich, sondern baut langsam die Illusion davon ab. Da das idR nicht so schnell vonstatten geht, hat man auch nicht das Gefühl eines Verlustes.

Zitat von soleil:
Dieses Ich hat sich ja manifestiert und ich bezweifle, dass es alleine durch die Erkenntnis, dass es eine Täuschung ist in Luft auflöst. Ich denke, es ist ein langer Prozess, um zu dieser Ich-Auflösung zu kommen und sich somit den Weg frei zu machen, von allem Leiden befreit zu sein. Doch dies wird wohl in dem 8-fachen Pfad beschrieben oder?


Ganz genau, vollständig richtig!

Zitat von soleil:
Wie weit bist du da in deiner Entwicklung?


Siehe oben. Ich bin zumindest soweit, dass mich nichts mehr vollständig umwerfen kann. Die Überschrift in meinem Leben ist das Dhamma. Rückschläge sind Teil der Praxis und ich lerne immer wieder, dass gerade sie einen wichtigen nächsten Schritt einleiten. Die Abhängigkeit von Einflüssen ist deutlich geringer, viele Emotionen sind schwächer geworden. Das Leben ist insgesamt ent-reiz-ter. Ein Umstand, der manch einem nicht als erstrebenswert erscheint. Tatsächlich ist das jedoch ein Zeichen wirklichen Fortschrittes: Immer weniger (wirklich) zu benötigen. Das hat nichts mit Weltflucht oder Ausblendung zu tun, sondern mit natürlich manifestierender Zufriedenheit und Freude.

Zitat von soleil:
Wäre die logische Konsequenz der Ich-Auflösung durch die Bewusstmachung der Ich-Täuschung nicht die, dass wir von jeglichen Ängsten, Befürchtungen oder gar von psychischen Erkrankungen verschont blieben?


Völlig richtig erfasst! Deshalb ja mein Betreben, das hier einfach mal anzusprechen. Bei mir war es schon im Alter von 17 Jahren, als ich viele Bücher über den Zen-Buddhismus las, dass mich da irgendwas intuitiv ansprach. Doch ich beließ es damals bei der Lektüre. Zen ist sehr universell, jedoch wird aufgrund der non-verbalen Einsichtsvermittlung (meist durch einen Meister) nichts wirklich erklärt und deshalb laufen das viele Leute in eine völlig verkehrte Richtung. Als ich dann mit 36 Jahren das ursprüngliche Lehrgebäude (Dhamma) kennenlernte, war mir sofort klar: Das ist es! Die Suche nach dem richtigen Beet war beendet - nur das Graben dauert - mit Sicherheit mindestens dieses Leben lang.

Schau bitte noch mal drüber und gib noch mal Feedback. Wenn keine Fragen mehr bestehen, geht´s ans Eingemachte...

06.08.2019 10:46 • x 1 #26


S
Hallo Bernd,

vielen Dank für deine Kommentare.
Zitat von Bernie1970:
Dieses Ich-Bewusstsein (also, die Illusion eines unabhängig seienden Ichs) entsteht aus dem Anhaften (dem ver-MEINen) an das Erleben. Das gesamte (!) Erleben ist ein Konglomerat aus Form (also: Materie/Körper/Elemente etc.), Gefühlen, Wahrnehmung, geistigen Gestaltungen und eigentlich auch dem Bewusstsein selbst. Dieses Gemenge wird jedoch aufgrund der Anhaftung fälschlicherweise als Selbst, Mein oder Ich interpretiert.

Das leuchtet mir ein. Das jeweilige Erleben ist ja auch immer subjekiv und von vielen Faktoren abhängig, die dem Erleben vorausgingen. So gesehen ist die Vorstellung, es gäbe ein Ich oder Selbst tatsächlich Illusion.
Zitat:
Das ist auch der Grund, warum m. E. das Dhamma in diesem Forum durchaus seinen Thread haben darf. Viele von uns hier sind, wenn man so will, naturbegabt, auch wenn sich das erst mal sehr unschön anfühlt. Aber die Lehre besteht ja aus 4 Wahrheiten und das bedeutet, dass man sich nicht ausschließlich auf das Leiden spezialisieren sollte (indem man unreflektiert jammert und klagt über seine Angst, Depression, PTBS, Zwänge etc.), sondern dieses Erkennen als Antrieb zur Lösungssuche nutzt. Wer das Leben ganz prima findet und erst, wenn überhaupt, ganz zum Schluss Panik schiebt, weil er beim Sterben ja alles verliert, wird sich nie auf die Suche begeben.

Ich denke auch, dass dieses Thema hier einen Thread haben darf und bestimmt von einigen auch interessiert gelesen wird. Individuell erlebtes Leiden resp. der daraus entstandene Leidendruck, egal in welcher Form und der Versuch, Lösungswege zu finden, ist in vielen Fällen der Grund, sich (auch) für den Buddhismus zu interessieren uns sich damit zu beschäftigen.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Menschen die ihr Leben scheinbar oberflächlich und ohne jegliche (Selbst-)Reflexion leben, Zugang finden wollen zum Buddhismus. Warum auch? Es lebt sich ja so gut in ihrer (Schein-)Welt.
Zitat:
Er lebt in voller Verblendung weiter und schafft so reichlich Kamma (Sanskrit: Karma) für eine Weitergeburt. Der Begriff Wiedergeburt ist im Deutschen sehr problematisch. Er impliziert, dass jemand in einem neuen Köper wieder erscheint oder ins Leben tritt. Dem ist tatsächlich nicht so. Mit dem Tod fallen sämtliche Sinnesfunktionen weg. Das Erleben (!) jedoch, setzt sich fort. Ob als Mensch, Tier oder in anderer Erlebensweise ist abhängig nicht nur vom jetzigen sondern auch von vielen vorhergegangenen Leben. Ich gebe zu, diese Vorstellung ist für uns Westler sehr schwer zu akzeptieren. Wenn man aber mal hypothetisch davon ausgeht, würden sich viele Dinge erklären lassen wie z. B. die musikalische Veranlagung eines 8-jährigen Mozarts etc.

Heisst das im Umkehrschluss, dass Menschen, die nach den buddhistischen Lehren leben und sie verinnerlicht haben, weniger Kamma für eine Weitergeburt haben? Das würde bedeuten, dass vor allem unreflektierte Menschen die sehr oberflächlich, sehr dumm ihr Leben gestalten, ihr weiteres Erleben durch eine Weitergeburt weitergeben, da sie nach dem buddhistischen Verständnis noch lange nicht am Ende des Weges angekommen sind? Oder liege ich da jetzt falsch mit meiner Annahme? Aber wie du am Beispiel der musikalischen Veranlagung des 8-jährigen Mozarts beschreibst, wird ja auch durchaus positives Erleben weitergegeben.
Ich muss zugeben, das ist ein weites Feld, aber es ist sehr interessant.
Zitat:
Soweit bin ich noch nicht, und volles Nibbana ist auch tatsächlich nicht leicht zu erreichen aber man kann definitiv sehr große Leidensabschwächung und sogar zeitweilige Phasen einer subjektiven Leidbefreiung erreichen, sofern man sich denn auf den Weg macht. Ich habe im Laufe der Jahre viel Belastendes hinter mich gelassen, das ich seinerzeit als lebensnotwendig betrachtete. Das alleine schon ist eine sehr befreiende Sache.

Damit hast du schon viel erreicht und ich würde mir für mich selbiges wünschen. Zwar habe ich gerade in den letzten drei Jahren gelernt, gelassener zu werden (ich berichtete ja schon davon), doch diese Gelassenheit ist immer noch abhängig von meinem individuellen psychischen Befinden. Auch bin ich überhaupt nicht belastbar. Das merke ich fast jeden Tag aufs Neue. Ich möchte einfach ausgedrückt in mir ruhen, gerade auch in belastenden Situationen. Damit hätte ich schon viel erreicht.
Zitat:
Sie wollen nicht nur immer mehr haben (= Gier) sondern wollen auch viel loshaben. Hass steht hier u. a. auch schlicht für Aversion, für nicht-haben-wollen. Mit jedem wollen und nicht-wollen verfestigt man den Ich-Dünkel, die Ich-Illusion und damit die Verblendung. Die Verblendung für zu wollen/nicht-wollen und stärkt somit die Verblendung. Endloses Samsara (Daseinskreislauf). Korrekt: Mit Abschwächung/Auflösung der Verblendung schwindet/verschwindet dukkha (Leiden).

Den Aspekt loshaben wollen habe ich noch gar nicht gesehen. Stimmt. Sehr interessant.
Zitat:
Indem man die Lebensführung ändert und gleichzeitig (!) über die daraus resultierenden Folgen im eigenen Erleben reflektiert (=7. und 8. Pfadglied), empfindet man nicht mehr so stark die Notwendigkeit, einem Ich treu bleiben zu müssen. Vielmehr erkennt man, dass dieses Ich nicht nur eine Illusion, sondern eben auch die Ursache (!) für das bisherige Leiden war. Man wird in der Tat ent-täuscht. Man verliert also nicht sein Ich, sondern baut langsam die Illusion davon ab. Da das idR nicht so schnell vonstatten geht, hat man auch nicht das Gefühl eines Verlustes.

O.k. Hört sich gut an. Dann ist diese Ent-Täuschung auf jeden Fall ein Gewinn.
Zitat:
Ich bin zumindest soweit, dass mich nichts mehr vollständig umwerfen kann. Die Überschrift in meinem Leben ist das Dhamma. Rückschläge sind Teil der Praxis und ich lerne immer wieder, dass gerade sie einen wichtigen nächsten Schritt einleiten. Die Abhängigkeit von Einflüssen ist deutlich geringer, viele Emotionen sind schwächer geworden. Das Leben ist insgesamt ent-reiz-ter. Ein Umstand, der manch einem nicht als erstrebenswert erscheint. Tatsächlich ist das jedoch ein Zeichen wirklichen Fortschrittes: Immer weniger (wirklich) zu benötigen. Das hat nichts mit Weltflucht oder Ausblendung zu tun, sondern mit natürlich manifestierender Zufriedenheit und Freude.

Da habe ich die Assoziation von mehr bei sich sein, mehr in sich ruhen, sich mehr vertrauen, auch und gerade wenn einem das Leben mal wieder eine Prüfung auferlegt. Sich nicht mehr so mächtig von äusseren Einflüssen abhängig machen und dem Reizstrom nicht mehr ausgeliefert zu sein.
Zitat:
Wenn keine Fragen mehr bestehen, geht´s ans Eingemachte...

Es kann los gehen.

07.08.2019 05:53 • #27


B
Guten Morgen soleil,

danke für die Rückmeldung. Noch kurz zu Deinen Anmerkungen:

Zitat von soleil:
Das leuchtet mir ein. Das jeweilige Erleben ist ja auch immer subjekiv und von vielen Faktoren abhängig, die dem Erleben vorausgingen. So gesehen ist die Vorstellung, es gäbe ein Ich oder Selbst tatsächlich Illusion.


Ganz genau. Da Du dieses abhängige subjektive Erleben ja schon vor einigen Tagen erwähntest, dachte ich mir, da hat jemand wenig Sand in den Augen (wie in buddhistischen Kreisen der Buddha gerne zitiert wird)...

Zitat von soleil:
Heisst das im Umkehrschluss, dass Menschen, die nach den buddhistischen Lehren leben und sie verinnerlicht haben, weniger Kamma für eine Weitergeburt haben? Das würde bedeuten, dass vor allem unreflektierte Menschen die sehr oberflächlich, sehr dumm ihr Leben gestalten, ihr weiteres Erleben durch eine Weitergeburt weitergeben, da sie nach dem buddhistischen Verständnis noch lange nicht am Ende des Weges angekommen sind?


Auch wieder richtig. Alles, was Kamma schafft, hält Samsara im Kreislauf. Es gibt heilsames, unheilsames und neutrales Kamma. Es ist definitiv gut, erstmal gutes Kamma zu schaffen (hat übrigens jeder Mensch bei seiner Geburt in petto, denn sonst wäre er gar nicht als Mensch geboren - es ist nur fraglich, was er daraus macht...). Es gibt aber auch von Natur aus sehr selbstlose und gütige Menschen, die vielleicht nicht viel Weisheit entwickeln (im Sinne der Befreiung), aber immens gutes Kamma schaffen. Dies führt lt. Buddha oft zu einer Weitergeburt in den Götterbereichen, deren Daseinsspanne idR das der Menschen zeitlich um ein vielfaches übersteigt.

Zitat von soleil:
Den Aspekt loshaben wollen habe ich noch gar nicht gesehen. Stimmt. Sehr interessant.


Ja, das wird gerade in unseren Depri-Kreisen gerne übersehen. Sehr, sehr oft ist tiefliegende Aversion die mittelbare (!) Ursache von Depressionen. Auch bei mir war es so. Ich hatte vor lauter Askese unbemerkt eine Abneigung gegen alles Mögliche in der Umgebung aufgebaut und genau da wurde ich quasi mit einer ordentlichen Depression belohnt: Ursache und Wirkung in Reinkultur, wie man nur selten offen ersichtlich antrifft...

Zitat von soleil:
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Menschen die ihr Leben scheinbar oberflächlich und ohne jegliche (Selbst-)Reflexion leben, Zugang finden wollen zum Buddhismus. Warum auch? Es lebt sich ja so gut in ihrer (Schein-)Welt.


Klar, darum gibt es da auch wenig tiefere Berührungspunkte. Wirklich praktizierende Buddhisten haben nichts gegen Vollverblendete, sondern empfinden automatisch Mitgefühl. Eine Verurteilung derer wäre jedoch nicht nur Fehl am Platz sondern tatsächlich kammisch unheilsam...(!)

Zitat von soleil:
Zwar habe ich gerade in den letzten drei Jahren gelernt, gelassener zu werden (ich berichtete ja schon davon), doch diese Gelassenheit ist immer noch abhängig von meinem individuellen psychischen Befinden. Auch bin ich überhaupt nicht belastbar.


Ich glaube, ich habe es schon öfter hier im Forum erwähnt, dass m. E. bei langjähriger Depression/Angst/PTBS etc. definitiv der körperliche Schwächeaspekt zu berücksichtigen und mitzubehandeln ist. Eine Therapie, Geistesschulung und Einsichten wie die über die wir hier reden sind sicher von sehr großem Wert, aber der arme Körper braucht schon auch a bisserl Unterstützung.

Zitat von soleil:
Da habe ich die Assoziation von mehr bei sich sein, mehr in sich ruhen, sich mehr vertrauen, auch und gerade wenn einem das Leben mal wieder eine Prüfung auferlegt. Sich nicht mehr so mächtig von äusseren Einflüssen abhängig machen und dem Reizstrom nicht mehr ausgeliefert zu sein.


Ich glaube, hier ist das In-sich-ruhen durchaus heilsam zu sehen. Es geht ja nicht darum, ein Ich-Gefühl zu negieren (das geht technisch schon gar nicht), sondern zu verstehen, wie es zustande kommt. Diese Einsichtspraxis und die dadurch entstehende subjektive Sicherheit kann man alternativ auch als innere Ruhe oder, was auch sehr gerne verwendet wird, als friedliche Abgeschiedenheit, frei von Gier und Aversion bezeichnen.

Gleich gehts weiter...

07.08.2019 10:11 • x 1 #28


B
Here we go again... Ich zitiere der Einfachheit halber wieder Leonard A. Bullen und setze Ausrufezeichen oder ergänze in Klammern. Also, tief durchatmen:

Die acht Pfadglieder sind nicht etwa zu verstehen als aufeinander folgende Stufen, die strikt in der gegebenen Reihenfolge zu beschreiten sind. Diese acht rechten Verhaltensweisen sollen vielmehr möglichst zusammen (!) geübt werden, je nach sich bietender Gelegenheit. Wohl mag der Einzelne manchmal diesem oder jenem Pfadglied besondere Aufmerksamkeit schenken, um es bewusst zu pflegen; doch auch dann soll keines der anderen Pfadglieder ganz vernachlässigt werden. Es muss freilich betont werden, dass ein Mindestmaß sittlicher Selbstzucht (dazu später mehr) erforderlich ist, um mit einigem Erfolg diejenigen Gebiete des Pfades zu pflegen, die sich mit Meditation und Erkenntnis befassen. Der Grund hierfür ist leicht einzusehen. Doch betrachten wir nun die einzelnen Glieder genauer.

1. Rechte Erkenntnis: Das Wissen von der wahren Natur der Existenz.

Rechte Erkenntnis, das erste Pfadglied, steht am Anfang (!) und auch am Ende (!) des Befreiungsweges. Ein (gewisses) Maß von rechter Erkenntnis ist notwendig zu Beginn, um dem Beschreiten dieses Weges und auch den anderen Pfadgliedern Richtung und Motivierung zu geben (wie im letzten Beitrag besprochen, Stichwort Wenig Sand in den Augen...). Anfänglich wird es eine vorwiegend intellektuelle Erkenntnis sein, die sich jedoch im Verlauf des Fortschritts vertieft und sich durch zunehmende Erfahrung bestätigt, bis sie zum voll ausgereiften Erkenntnisblick wird, der das eigentlich erlösende Moment darstellt.

Rechte Erkenntnis kann allgemein (!) als das Verständnis der Gesamtlehre des Buddha, also der vier edlen Wahrheiten, bezeichnet werden (das haben wir sozusagen oben schon erledigt). Im besonderen (!) aber besteht sie im Verständnis einiger wichtiger Einzellehren, die hier kurz betrachtet werden sollen.

a) Rechtes Erkennen ist wirklichkeitsgemäßes Erkennen, das die Dinge sieht, wie sie sind - unverfälscht von den Vorurteilen des Wünschens, Fühlens oder falscher Ideen. Vor allem gilt es hier, die Drei Hauptmerkmale allen Daseins deutlich zu sehen und gründlich zu verstehen, denn sie werden gewöhnlich durch das vorgenannte dreifache Vorurteil verhüllt oder entstellt.

Vergänglichkeit: Alles in dieser weit durchgängiger Abhängigkeit und Bedingtheit ist in ständigem Wechsel; dies gilt für das Materielle wie für alles Geistige.

Leiden (Unbefriedigung, dukkha): Alles in dieser vergänglichen Welt ist dieser oder jener Form des Leidens unterworfen und ist daher zutiefst unbefriedigend (siehe auch oben, 1. Edle Wahrheit).

Ichlosigkeit: Keine unsterbliche Seele, kein unveränderliches Ich oder Selbst gibt es in den durchweg vergänglichen Lebewesen, und keinerlei beharrende Substanz gibt es als schaffendes, lenkendes oder erhaltendes Prinzip des Weltalls. Alles Geschehen ist ein Energiestrom unpersönlicher Vorgänge.

Dieses dynamische Weltbild ist bezeichnend für das buddhistische Denken und findet zunehmende Bestätigung in der modernen Physik und Psychologie.

b) Ein weiterer Aspekt rechter Erkenntnis ist die Einsicht in die Gesetzmäßigkeit und bedingte (!) Entstehung allen Daseins. Dies wird populär als Kausalgesetz (= Ursache Wirkung...aber denk dran: Auch die Ursache ist wieder nur die Wirkung einer Ursache usw.) bezeichnet. Diese Gesetzmäßigkeit gilt auch für den gesamten geistigen und moralischen Bereich. Alle willentlichen (!) Handlungen in Taten, Worten und Gedanken sind Kraftvorgänge, die ihre notwendigen Folgen haben. Heilsames Wirken wird notwendig Glück und Höherentwicklung bringen, während unheilsames Wirken zu Unglück, Leiden und Niedergang führt. Diese Folgen freilich zeigen sich im allgemeinen nicht unmittelbar (!), sondern brauchen für ihre Reifung eine manchmal beträchtliche Zeit, bis die erforderlichen Bedingungen und Umstände (!) gegeben sind; dies kann erst in einer künftigen Existenz eintreten.

Zur Zeit des Todes wird daher gewöhnlich ein Restbestand guten oder schlechten Wirkens (!) verbleiben, das sich noch nicht entsprechend manifestieren konnte. Darin liegen die unabsehbar zahlreichen Keime künftiger Daseinsformen mit all ihrem Glück und Leid.

c)Mit dem Tode zerfällt natürlich der Körper, doch der Lebensstrom mit all seinen Tendenzen (!) geht weiter, nicht als Wanderung einer unsterblichen Seele, sondern als ein dynamischer Daseinsprozeß. Unmittelbar auf den Sterbemoment folgend, ohne zeitliche Unterbrechung, tritt ein neues Lebewesen ins Dasein (also ein neues Erleben beginnt), doch nicht notwendig in ein menschliches. Denn Wiedergeburt kann, je nach dem früheren Wirken, auf anderen Daseinsebenen erfolgen, höheren oder niedrigeren. In jedem Falle aber ist das neue Lebewesen eine direkte Folgeerscheinung (!) des gerade verstorbenen. Es tritt dessen Erbschaft an, im Guten wie im Schlechten, je nachdem die neue Existenz Auswirkungsmöglichkeiten dafür bietet oder im Lebensablauf schafft. Doch die Ergebnisse vergangenen Wirkens sind unausbleiblich, wenn auch durch entsprechende Gegenkräfte beeinflußbar (! z. B. in Form von heilsamer Geistesentwicklung hier und heute).

Im Sinne einer Kontinuität (!) ist das neue Lebewesen dasselbe wie das alte. Im gleichen Sinne, wie ein alter Mann derselbe ist wie der junge Mann, der Knabe und der Säugling, der er einmal war. Ihre Identität ist lediglich die der ursächlich verknüpften Kontinuität. Eine andere Identität als diese gibt es im gesamten Daseinsbereich nicht. (!)

Da alles Dasein sich von Moment zu Moment verändert, ist jede Daseinsform in jedem Augenblick (!) verschieden vom vorhergehenden Moment. Ebenso ist auch das wiedergeborene Wesen unterschiedlich von dem, das starb. In solcher ununterbrochenen Kontinuität verbindet sich relative Identität mit relativer Differenziertheit. (Dies wird etwas flapsig oft gerne so ausgedrückt: Gleich, aber nicht Derselbe...)

Diese Lehren sind grundlegend für den Buddhismus:

a) Die illusorische Natur jeden Ich- und Substanzglaubens,
b) das universale und moralische Kausalgesetz und
c) die Wiedergeburt der Lebenskräfte.

Was hier nur kurz angedeutet wurde, möge man prüfen und nur das akzeptieren, was das eigene kritische Denken billigt. Die Annahme irgendwelcher besonderer Lehren ist weniger wichtig als das ständige Bemühen, die Lebenstatsachen so zu sehen, wie sie sind, ohne Selbsttäuschung oder Ausflüchte. Ein ungeprüftes Leben ist nicht wert, gelebt zu werden sagte Sokrates.

- - -

Da das 1. Pfadglied ordentlich Input enthält, der sicher erst mal nicht sooo leicht zu verdauen ist, lass ich den mal solitär stehen und bitte wieder um Feedback. Die Pfadglieder 2 bis 5 sind eher praktischer Natur und von daher relativ einfach zu vermitteln. Sie bedürfen aber einiger Beispiele, um sie vital zu veranschaulichen, denn sie sind ein großer Teil der alltäglichen Arbeit. Das machen wir dann in der Folge.

Hab einen guten Tag! LG

07.08.2019 11:13 • x 1 #29


B
Bin heute relativ fit, daher gleich ein Nachschlag...

2. Rechte Gesinnung: Frei von Sinnlichkeit, Übelwollen und Grausamkeit.

Der Begriff Gesinnung wird auch alternativ als Absicht verwendet. Wer dieses Pfadglied übt, schult Geist und Körper in Form von Gedanken und Taten. Zu den Taten zählt übrigens auch die Rede!

Warum ist die Schulung der Gedanken wichtig? Wer genau hinsieht, kann erkennen, dass sich der Geist dahin neigt, was er oft in Gedanken erwägt. Wer ständig (auch unbewusst) a) sinnlich, b) aversiv oder gar c) gewaltsam denkt, entwickelt nicht nur mittelfristig entsprechende Rede und/oder Taten sondern formt auch den Charakter dahingehend. Ich habe es also jeden Augenblick sozusagen in der Hand, in welche Richtung dass mein Erleben sich entwickelt: Unser Denken wirkt kammisch! Da ist kein Gott, der mich überprüft, sondern ich selber sitze am Schaltpult...

a) Was ist nun Sinnlichkeit? Hier denken die meisten hierzulande an den Eros. Und in der Tat ist dieser Sinnestrieb einer der stärksten. Doch blickt man auf das, was der Geist täglich umschleicht, sind das in großem Umfang auch Dinge, die weitaus weniger exotisch scheinen: Lust auf besonders leckeres Essen, edle Getränke, überflüssige Güter aber auch auf ständig Neues wie Nachrichten, Sportreportagen, Foruminhalte (sic!), Facebook, WhatsApp etc. Die Übung lautet hier konkret: Sich erst mal der Sinnesbegierde bewusst zu werden, dann zu prüfen, ob es sich hier um Gier oder ein natürliches, sinnvolles Bedürfnis handelt. Sofern man Gier ausmacht, übt man sich aktiv in Verzicht, in Loslassen.

b) Was ist Übelwollen? Hier geht es um die sehr verbreitete innere Nörgelei. Obwohl man z. B. staubsaugt, kreisen die Gedanken um die bescheuerte Nachbarin, die jedes Mal ihr Auto unachtsam parkt etc. Man motzt innerlich auch gerne an Kollegen, Eltern, Freund(inn)en, Ex-Partnern und nicht zuletzt an sich selber rum. Dadurch schafft man eine negative innere Haltung, die sich mittelbar auch in entsprechender Rede und Handlung ausdrücken wird. Die Übung wäre: Nach der Bewusstwerdung aversiver Gedanken diese aktiv durch mitfühlende, wohlwollende Gedanken ersetzen. Dies ist gar nicht so unmöglich, wie es sich vielleicht anhört. Habe das oft genug praktiziert.

c) Was Grausamkeit oder Gewalttätigkeit ist, brauchen wir wohl nicht zu klären; ein Blick in die Tagesschau-Nachrichten genügt. Wer tatsächlich bei sich selber Gedanken findet, welche Gewalt (Rache, Bestrafung etc.) gegenüber anderen oder sich selbst rechtfertigen, sollte diese schleunigst versuchen, abzuschwächen und alsbald loszulassen. Die kammischen Resulte von Grausamkeit gelten als entsprechend schwerwiegend.

In der Praxis bzgl. rechter Gesinnung ist es hilfreich, sich z. B. jeden Abend vor Augen zu halten, wie viel gefühlte Energie man an diesem Tag in unheilsame oder heilsame Gedanken investiert hat. Gleichzeitig sollte man ein Gefühl dafür entwickeln, wie sich angesichts der (unheilsamen oder heilsamen) Gedanken mein Alltag anfühlt. Man sollte sich auch, sobald man üble Gedanken erkennt, fragen, ob denn diese wirklich (!) angemessen sind. Schlussendlich beginnt man zu erkennen, wie sich die tägliche Aufhellung der Gedanken auf das subjektive Erleben auswirkt: Es hellt sich auf, Zufriedenheit, Akzeptanz und Wohlwollen bestimmen nach und nach das Leben.

Im Kontext zum Thema dieses Forums bleibt übrigens anzumerken, dass es sich hierbei nicht um eine strategische Umprogrammierung des Gehirns im Sinne von NLP handelt, sondern um eine realistische Einsicht der Notwendigkeit rechter Gesinnung (siehe 1. Gl., Rechte Erkenntnis). Bereits hier greifen 1. und 2. Gl. ineinander (und auch noch weitere Glieder, wie wir im Folgenden sehen werden).

Sänk ju, gud neit ..

07.08.2019 18:01 • x 1 #30


S
Danke dir für die Beschreibung der ersten beiden Pfade.
Zum ersten habe ich keine Fragen. Im Grunde beinhaltet er das Verständnis der Vier edlen Wahrheiten.
Der zweite ist besonders interessant für mich, da es um die praktische Umsetzung geht.
Ich bin gespannt was kommt.

Habe noch etwas interessantes gefunden, dass ich hier einstellen möchte:
Es sind Ausführungen des Meister Thich Thien Son, die er während des Samadhi-Seminars über Ostern 2007 machte.

Rechte Einsicht

Dies bedeutet, es gilt uns bewusst zu machen und einzugestehen, dass das Leid, welches wir erfahren, Ergebnis unserer eigenen Handlung ist. Hierbei ist es sehr wichtig, die Wahrheit des Leidens zu ergründen, denn nur so kann man verstehen, dass nur wir selbst uns Leid zufügen und nicht etwa andere dafür verantwortlich gemacht werden können. Die Wahrheit von der Ursache des Leidens ist, dass wir zu sehr auf unser Ego fokusieren und alles daran setzen, es aufrechtzuerhalten, denn wir definieren unsere Existenz über das Ego. Da wir selbst das Leid geschaffen haben, kann es auch nur von uns wiederum beendet werden. Dazu müssen wir aber auch unsere Willenskraft einsetzen, wir müssen ernsthaft unser Leben ändern und wirklich die Bedingungen unseres Leidens aufheben wollen.

Rechtes Denken

Spricht Buddha von rechtem Denken, so ist damit gemeint, dass wir unheilsamen Gedanken entsagen. Gedanken sind wie Ströme, die uns tief in den Abgrund reißen können. Wenn uns nicht bewusst ist, in welche Richtung diese Gedankenströme fließen, enden wir sehr schnell im Bereich des Unheilsamen. Unsere Gedankenstruktur sollte immer aufbauend sein, das beinhaltet auch anzuerkennen, dass alles im Leben vergänglich und nichts beständig ist. Können wir dies anerkennen, so können wir auch besser loslassen. Wenn nun aber alles vergänglich ist, können wir getrost davon ausgehen, dass Situationen, in denen wir feststecken, sich auch verändern werden. Das Leben ist niemals aussichtslos, es bietet tausendfache Möglichkeiten, wir müssen nur unser Denken verändern..

Rechte Rede

Wollen wir positive Bedingungen im Leben schaffen, so ist es sehr wichtig, heilsame Dialoge zu führen, Buddha spricht hier von der rechten Rede.
Die Dialoge sollen wir so führen, dass sie helfen können, unsere Probleme aufzulösen. Wenn wir aber durch den Dialog unser Problem noch verstärken, haben wir in unheilsamer Weise die Rede geführt. Im Dialog sollen wir stets Wahrhaftigkeit üben, d.h. wir sollen die Wahrheit sagen. Aber auch wenn wir unser Gefühl nicht mitteilen, brechen wir bereits eines unserer buddhistischen Gelübde, nämlich nicht zu lügen.
Rechte Rede gibt die Möglichkeit, uns selbst besser zu erfahren, darüber hinaus gibt sie aber auch den Kommunikationspartnern die Möglichkeit uns kennen zu lernen. Daraus ergibt sich nun wiederum, dass der Wahrhaftigkeit im Dialog grundlegende Bedeutung zukommt.
Rohe Rede wie auch törichte Rede erzeugen nur Disharmonie, da wir aber als Praktizierende danach streben Harmonie zu erzeugen, vermeiden wir solche Rede.

Rechtes Handeln

Rechtes Handeln in seiner grundlegenden Form bedeutet, dem Töten, dem Stehlen und dem sexuellen Missbrauch zu entsagen, denn wir wollen im Alltag heilsame Energien schaffen und somit die Bedingungen für unsere buddhistische Praxis stärken.
Um sicherzustellen, dass wir einem heilsamen Lebenserwerb nachgehen und heilsame Handlungen vollziehen, sollten wir uns fragen, ob wir hilfreich für die Gesellschaft sind oder ob wir im Gegenteil als Täter auftreten, welche die Gesellschaft zerstören und welche unseren Kindern die Zukunft versperren. Von uns sollte ein Impuls an die Gesellschaft ausgehen, der aufzeigt, dass andere Lebensweisen möglich sind. Diesen Impuls schaffen wir dadurch, dass wir diese Lebensform praktizieren.

Rechte Anstrengung

Die moralischen Regeln oder Gelübde, die wir angenommen haben und nach denen wir uns ausrichten, sind letztendlich Achtsamkeitsübungen, welche gleichzeitig Schutz im Alltag geben. Wir müssen aber jeden Tag immer wieder durch eigene Anstrengung Verdienste ansammeln. Selbst wenn sich durch achtsames Handeln die Veränderung nur in kleinen Schritten vollzieht, kann doch eine solche Transformation eine starke Wirkung auf unser Dasein haben. Es ist natürlich sehr leicht aufzugeben und seinen Trieben zu folgen, aber wenn wir uns wirklich selbst kennen lernen möchten, müssen wir mit Anstrengung jeden Tag unsere Hindernisse, nämlich unsere Emotionen und Gefühle wie z. B. Hass, Stück für Stück abtragen. Deshalb beobachten wir jeden Tag unsere Handlungen mit Achtsamkeit, wir schauen, wie unsere Gefühlslage ist, wie wir wahrnehmen und was unser Geist mit uns macht. Auf diese Weise werden wir uns langsam auf das Wesentliche im Leben konzentrieren, nämlich auf das Ich. Das Ich kann uns vom Leid befreien, es kann aber auch unser Leben zerstören.

Wünsche dir einen schönen Tag.

08.08.2019 06:22 • x 1 #31


B
Grüß Dich soleil,

danke für die Auszüge von Thich Thien Son. Ungeachtet des inzwischen ziemlich umstrittenen Autors sind die Aussagen gut zu verdauen formuliert. Ein Passus jedoch erscheint mir etwas sehr kreativ und nahezu riskant verfasst:

Zitat von soleil:
Aber auch wenn wir unser Gefühl nicht mitteilen, brechen wir bereits eines unserer buddhistischen Gelübde, nämlich nicht zu lügen.


Diese Aussage steht so mit Sicherheit nirgends in den Palikanon-Quellen. Der Buddha hat insbesondere darauf hingewiesen, dass Gefühle mit Vorsicht zu betrachten sind. Wer ihnen anhängt, stärkt die Verblendung (siehe oben). Weshalb sollte man dann seine Gefühle ständig zur Sprache bringen? Damit kann, je nach Gegenüber, oft mehr Zwist statt Harmonie erzeugt werden.

Wenn es für Dich OK ist, werde ich die Pfadglieder 3 bis 6 trotzdem zusätzlich erläutern, da sie aus der früheren Dhamma-Sicht schon etwas konkreter ausgedrückt werden. Einige Zen-Orden neigen dazu, ihren eigenen 8-fachen Pfad zu formulieren. Das ist akzeptabel, aber sehr fraglich, inwieweit das dem Fortbestand der ursprünglichen Buddha-Lehre zuträglich ist. Ich persönlich halte mich da ans Original...

3. Rechte Rede: Frei von Lüge, Zwischenträgerei, Grobheit und leerem Geschwätz.

Dieser Bereich ist ein sehr weites und überraschend herausforderndes Übungsfeld und es ist immens lehrreich, es zu praktizieren!

a) Lüge: Unter Lüge versteht man heutzutage eine ganze Bandbreite von Unwahrheit: Übertreibung, Untertreibung, Manipulation, absichtlich zweideutige Äußerungen und natürlich direktes, bewusstes Lügen bis hin zu Betrug.

b) Zwischenträgerei: Hinter dem Rücken anderer schlecht über sie reden, mit geschicktem Andeuten oder gezieltem Verschweigen Zwietracht sähen. Ich habe mal ein schönes Statement zu diesem Aspekt gelesen: Wenn alle Menschen soviel Zeit und Energie für ihre Befreiung investieren würden wie sie über andere herziehen, hätten wir viele Erleuchtete unter uns!

c) Grobe Worte: Der Ton macht die Musik! Wir bemühen uns, Kraftausdrücke, Spott, Hohn, Schimpfworte und obszöne Ausdrücke schlicht zu unterlassen. In unserer Alltagssprache führen wir diese oft völlig unbewusst im Sprachgebrauch. Wer sich an derlei Vokabular gewöhnt hat, wird sich wundern, wie effektiv sich alleine deren Austausch in mildere, ja vielleicht sogar freundlichere Worte auf den Geist auswirkt; von der Umgebung ganz zu schweigen.

d) Leeres Geschwätz: Auch ein fordernder Bereich, gerade im Alltag. Viele Menschen reden lieber ständig völlig Belangloses als dass sie einfach mal schweigen. Klatsch und Tratsch führen oftmals direkt in unheilsamere Bereiche der unrechten Rede und sind deswegen als Einstiegsdroge nicht zu unterschätzen.

Man sollte sich vor Augen halten, dass Gedanken ja in Form von Worten, also sprachlich, im Geiste formuliert werden. So wie Gedanken die Sprache bedingen (siehe 2. Pfadglied), beeinflusst das was wir sagen auch unsere gedanklichen Vorgänge.

4. Rechtes Handeln: Durch Abstehen vom Töten, von Diebstahl und Ehebruch.

Hört sich erstmal leicht einzuhalten an, ist aber im Detail durchaus schwierig.

a) Nicht töten: Dies gilt gegenüber allen (!) Lebewesen. Grundsätzlich ist hier vor allem das bewusste oder gar absichtliche Töten von Menschen, Tieren oder Insekten gemeint. Also auch Mücken, Zecken, Ameisen, Ratten etc. sollten, wenn irgendwie möglich am Leben gelassen werden. Nicht wenige Buddhisten verzichten deswegen sogar auf ein eigenes Auto oder fahren nur maximal 100 km/h, um nicht zu viele Insekten auf der Windschutzscheibe zu killen. Viele leben vegan oder zumindest vegetarisch, obwohl der Buddha das vor 2500 Jahren nicht explizit gefordert hat. Manche unterlassen auch Gartenarbeiten wie Rasenmähen oder Bodenarbeiten um keine Bienen, Ameisen und Würmer zu verletzen. Da hier keine genauen Grenzen gezogen werden können, muss hier jeder selber abwägen, wie weit er in seiner Praxis bereit und fähig ist, zu gehen.

b) Nicht stehlen: Konkreter Diebstahl ist klar, da braucht es keine weitere Erklärung. Aber wie sieht es z. B. mit Aneignung urherrechtlich geschütztem Eigentums aus? Wie mit den kleinen Steuertricks bei der Lohn- oder Einkommenssteuer, fingierten Arzt- oder Handwerkerrechnungen, um sich irgendwelche finanzielle Vorteile zu verschaffen? Wie lege ich mein Geld an? In Aktionfonds, die auf dem Rücken der Ärmsten in Rohstoffe und Ernteerträge investieren und diese z. T. aus strategischen Gründen künstlich verknappen? Kaufe ich lieber beim Discounter meine Nahrung und Kleidung, obwohl ich es mir theoretisch locker leisten könnte, teurere, fairere Produkte zu kaufen? Auch hier kann man immer wieder mal im konkreten Einzelfall prüfen, warum man wie handelt und wie sich das mit dem Nicht-Stehlen letztendlich verträgt.

c) Kein Ehebruch: Zu Zeiten des Buddhas hieß es schlicht: Kein Geschlechtsverkehr mit Schutzbefohlenen oder Verlobten bzw. Verheirateten. Wenn man die Auswirkung von Ehebruch auf den Geist und die Betroffenen mal genau anschaut, leuchtet das natürlich ein. Doch ich meine, auch wenn man nicht verheiratet ist, bedeutet das, schlicht dem aktuellen Partner treu zu sein. Die neuen medialen Angebote machen heutzutage auch virtuellen Partnerbetrug in Form von entsprechenden Fotos, Videos onder Interaktivem www-seitig möglich. Wieviele dieser Konsumenten befinden sich tatsächlich in keiner Beziehung?

d) Kein Alk., keine Dro.: Obwohl es im Achtfachen Pfad nicht einzeln aufgeführt ist, nennt der Buddha an vielen Stellen im Palikanon die so genannten Fünf Tugendregeln (Sila), die da lauten:

1. Ich übe mich darin, keine Lebewesen zu töten.
2. Ich übe mich darin, nicht zu stehlen.
3. Ich übe mich darin, keinen unerlaubten Geschlechtsverkehr auszuüben.
4. Ich übe mich darin, nicht zu lügen.
5. Ich übe mich darin, keine den Geist berauschenden oder vernebelnden Getränke oder Substanzen zu konsumieren.

Sie stellen quasi die Mindestanforderung für ein sittliches Leben dar. Wenn die 5 Sila stabil kultiviert werden, soll dies weitestgehend vor einer niedrigeren Weitergeburt (also unterhalb des Menschendaseins) schützen, da deren Einhaltung eben menschenwürdig ist und entsprechend kammisch wirkt.

Alk. ist also ein absolutes No-Go für jemanden, der das Dhamma praktiziert. Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen, dass dies der Wahrheit entspricht. Wenn man regelmäßig den Geist benebelt, ist kein achtsames praktizieren möglich und sämtliche Pfadglieder werden über kurz oder lang vernachlässigt.

- - -
Bis neulich ...

08.08.2019 16:20 • x 1 #32


S
Hallo Bernd,

danke für deine Einschätzung die Zitate des Thich Thien Son betreffend. Es war mir wichtig, deine Meinung darüber zu hören.
Ich denke seine Intension der einfachen Sprache war, dass er auf dem Seminar jeden damit erreichen wollte. Gut zu wissen, dass er mittlerweile umstritten ist.
Zitat:
Wenn es für Dich OK ist, werde ich die Pfadglieder 3 bis 6 trotzdem zusätzlich erläutern, da sie aus der früheren Dhamma-Sicht schon etwas konkreter ausgedrückt werden. Einige Zen-Orden neigen dazu, ihren eigenen 8-fachen Pfad zu formulieren. Das ist akzeptabel, aber sehr fraglich, inwieweit das dem Fortbestand der ursprünglichen Buddha-Lehre zuträglich ist. Ich persönlich halte mich da ans Original...

NATÜRLICH ! Nichts anderes. Entschuldige, wenn ich dich wegen des Reinstellens der Zitate etwas verunsichert habe. Das war nicht meine Absicht.

Danke für die Pfade 3 und 4.
Ich werde morgen dazu noch etwas schreiben.

buenas noches
soleil

08.08.2019 20:22 • x 1 #33


S
..weiter gehts im Text....
Zitat:
3. Rechte Rede: Frei von Lüge, Zwischenträgerei, Grobheit und leerem Geschwätz.

Dieser Bereich ist ein sehr weites und überraschend herausforderndes Übungsfeld und es ist immens lehrreich, es zu praktizieren!

Das sehe ich genauso. Gerade dieses Übungsfeld ist eine grosse Herausforderung. Aber ich sehe darin einen grossen Nutzen. Bin gespannt, wie sich negative Gedanken etc. transformieren lassen.
Zitat von Bernie1970:
4. Rechtes Handeln: Durch Abstehen vom Töten, von Diebstahl und Ehebruch.

Hört sich erstmal leicht einzuhalten an, ist aber im Detail durchaus schwierig.

a) Nicht töten: Dies gilt gegenüber allen (!) Lebewesen. Grundsätzlich ist hier vor allem das bewusste oder gar absichtliche Töten von Menschen, Tieren oder Insekten gemeint. Also auch Mücken, Zecken, Ameisen, Ratten etc. sollten, wenn irgendwie möglich am Leben gelassen werden. Nicht wenige Buddhisten verzichten deswegen sogar auf ein eigenes Auto oder fahren nur maximal 100 km/h, um nicht zu viele Insekten auf der Windschutzscheibe zu killen. Viele leben vegan oder zumindest vegetarisch, obwohl der Buddha das vor 2500 Jahren nicht explizit gefordert hat. Manche unterlassen auch Gartenarbeiten wie Rasenmähen oder Bodenarbeiten um keine Bienen, Ameisen und Würmer zu verletzen. Da hier keine genauen Grenzen gezogen werden können, muss hier jeder selber abwägen, wie weit er in seiner Praxis bereit und fähig ist, zu gehen.

Nach diesem Grundsatz handele ich schon lange. Ich achte Tiere sehr und das schon seit frühester Kindheit. Niemals würde mir in den Sinn kommen, ein Tier zu töten. Na ja, eine Ausnahme gibt es - Schnaken. Aber das auch nur, weil sich bei mir fast immer die Stiche entzünden und mich plagen. Das dürfte dann eine Herausforderung für mich werden, diese künftig am Leben zu halten. Desweiteren bin ich seit 1997 Vegetarierin mit Tendenz zur Veganerin. Die Würde des Tieres zu achten ist mir quasi schon mit in die Wiege gelegt worden. Ich habe schon so manche kontroverse Diskussion mit (aktiven) Tierschützern geführt, deren Anliegen es ist, Tiere zu schützen, die aber trotzdem noch Fleisch essen, Lederklamotten tragen etc. pp. und es daher zulassen, dass dafür Tiere getötet werden.

Bin auf die nächsten Pfade gespannt.
Wünsche dir einen schönen Tag.

09.08.2019 03:10 • #34


B
Huhu soleil,

5. Rechter Lebensunterhalt: Durch den kein Lebenwesen geschädigt wird.

In den überlieferten Sutten wird die Schädigung von Lebewesen durch

a) Handel mit Waffen, lebenden Wesen, Fleisch, berauschenden Getränken und Gift
sowie
b) Betrügen, Beschwatzen, Andeutungen machen, andere anschwärzen und nach immer mehr Gewinn streben (!)

als verkehrte Art des Lebensunterhaltes bezeichnet. Diese Arten des Lebenserwerbs sollen aufgegeben werden, heißt es. Der Buddha weist außerdem darauf hin, dass das Ausführen eines Rechten Lebenserwerbes zwar weltlich heilsam ist, jedoch noch nicht zur Befreiung führt. Ausschlaggebend für die richtige Richtung ist der edle Wandel auf dem Achtfachen Pfad, doch sofern man sich noch in einem unrechten Beruf befindet, ist eben einer der essentiellen Widersprüche mit dem Dhamma gegeben.

Folgender Kommentar vernschaulicht sehr gut die Verflechtung der jeweiligen Pfadglieder hinsichtlich Rechten Lebensunterhaltes:

Wenn man nun verkehrten Lebensunterhalt als verkehrt und rechten Lebensunterhalt als recht erkennt, so hat man rechte Erkenntnis (1. Pfadglied). Während man sich aber bemüht, den verkehrten Lebensunterhalt zu überwinden und rechten Lebensunterhalt zu erwecken, zu einer solchen Zeit übt man rechte Anstrengung (6. Pfadglied). Während man aber voll Achtsamkeit den verkehrten Lebensunterhalt überwindet und rechten Lebensunterhalt erweckt, zu einer solchen Zeit übt man rechte Achtsamkeit (7. Pfadglied). Somit gibt es drei Dinge, die den rechten Lebensunterhalt begleiten und ihm folgen, nämlich: rechte Erkenntnis, rechte Anstrengung und rechte Achtsamkeit.

Auch dieses 5. Pfadglied wird immer wieder leidenschaftlich von praktizierenden Buddhisten, insbesondere im Westen, diskutiert. Gerne wird die Aufzählung Buddha´s bzgl. den Handelsbereichen (Fleisch, Waffen, Alk. etc.) in den Vordergrund gestellt. Dabei sollte man den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergrund im nördlichen Indien vor 2500 Jahren berücksichtigen. Es ist auch im Jahre 2019 n. Chr. klar, dass der Handel mit z.B. Waffen ganz eindeutig negativ zu bewerten ist, aber wie sieht es heutzutage konkret aus? - Wie unrecht ist der Job einer Fakturistin bei Krauss Maffei im Vergleich zu dem eines Vorstandsmitgliedes im selben Unternehmen? Wie unheilsam handelt eine Metzgereiverkäuferin im Vergleich zu dem Inhaber der Metzgerei?

Des weiteren erscheinen mir die Attribute unter Punkt b) als für heutige Verhältnisse fast noch wichtiger, gerade weil deren Verbreitung und Offensichtlichkeit nicht so zwingend erkennbar sind. Als Wirt oder Spirituosenhändler verkaufe ich Alk., schädige damit eindeutig Geist und Körper des Kunden und verdiene mir (u.a.) damit mein finanzielles Auskommen. Aber wo dürfen wir hier und heute (!) noch, ehrlicherweise, nach Betrügen, Beschwatzen, Andeutungen und genereller Gewinnmaximierung suchen? Eher ist es einfacher (weil kürzer), jene Jobs aufzulisten, wo diese Dinge NICHT zum Alltagsgeschäft gehören...! Ich möchte nicht zu schwarz malen, aber m. E. kann man gerade an der aktuellen, nahezu weltweiten Wirtschaftskultur erkennen, wie weit sich der (an sich doch einleuchtende) ethische Anspruch des Heilsweges vom gegenwärtigen Konsens entfernt hat. Vielleicht ist es ein bisschen verstiegen, aber ich sehe manchen Arbeitslosen kammisch besser gestellt als die meisten in Amt und Würden derzeit.

Abschließend finde ich es wichtig, den Rechten Lebensunterhalt nicht als verordnetes Gebot zu verstehen. Der Buddha erließ für Haushältner niemals Gebote, sondern nannte lediglich die Fakten als Empfehlung zur Leidensabschwächung. In vielen Sutten wird dann (meist auf Nachfrage seines Gegenübers) auf die Details und die Gründe für diese oder jene Empfehlung eingegangen. Ihm war immer wichtig, dass sein Gesprächspartner sowohl intellektuell als auch mit dem Herzen verstand (!), in wiefern diese oder jene Handlung für ihn heilsam oder unheilsam ist.

Güüds Nächtle, bis später

09.08.2019 16:27 • x 1 #35


S
Danke dir für die Erklärung des 5. Pfades.
Dazu habe ich keine Fragen oder Anmerkungen.
Bin gespannt auf die weiteren Pfade.

Schönen Sonntag.

10.08.2019 04:42 • #36


B
Hallo soleil,

dann gleich los...

6. Rechte Anstrengung: Um unheilsame Geisteszustände zu vermeiden oder zu überwinden, sowie heilsame zu erwecken oder zu stärken.

Der Buddha nennt hier die Vier großen Anstrengungen:

a) das Bemühen um Vermeidung,
b) das Bemühen um Überwindung,
c) das Bemühen um Erweckung,
d) das Bemühen um Erhaltung.

Aber was soll denn vermieden, überwunden, erweckt bzw. erhalten werden? Hier zitiere ich direkt aus dem Palikanon: (den Begriff Mönch kannst Du wahlweise mit der/die Übende übersetzen):

a) Was aber ist die Anstrengung zur Vermeidung (samvara-padhna) ?

Da erzeugt der Mönch in sich den Willen, nicht aufgestiegene üble, unheilsame Dinge nicht aufsteigen zu lassen; und er kämpft darum, bietet seine Kraft auf, strengt seinen Willen an und müht sich.

Erblickt da der Mönch mir dem Auge eine Form, hört er mit dem Ohr einen Ton, riecht er mit der Nase einen Duft, schmeckt er mit der Zunge einen Saft, fühlt er mit dem Körper einen Körpereindruck, erkennt er mit dem Geiste ein Geistobjekt, so haftet er weder an der Gesamterscheinung noch an den Einzelheiten (!). Da ihn, unbewachten Geistes weilend, Begehrsucht und Kummer, üble, unheilsame Dinge ankommen möchten, so wacht er darüber, hütet er den Geist, wacht über den Geist. Das nennt man die Anstrengung zur Vermeidung.

b) Was aber ist die Anstrengung zur Überwindung (pahna-padhna)?

Da erzeugt der Mönch in sich den Willen, aufgestiegene üble, unheilsame Dinge zu überwinden; und er kämpft darum, bietet seine Kraft auf, strengt seinen Willen an und müht sich.

Da läßt der Mönch einen aufgestiegenen Gedanken der Begierde, des Hasses, der Grausamkeit nicht Fuß fassen, läßt die immer wieder aufsteigenden üblen, unheilsamen Dinge nicht Fuß fassen, überwindet, vertreibt, vernichtet sie, bringt sie zum Schwinden. Das nennt man die Anstrengung zur Überwindung.

(Exkurs aus einer anderen Lehrrede bzgl. der Überwindung unheilsamer Gedanken):

Wenn beim Erwägen eines Objektes (d.h. sich einer Sache, einer Situation, einer Person etc. erinnern) dadurch im Mönch üble, unheilsame Gedanken aufsteigen, mit Gier, Haß oder Verblendung verbundene, so soll er aus dieser Vorstellung eine andere, heilsame gewinnen (sie also durch heilsame Gedanken ersetzen); oder er soll den Unsegen solcher Gedanken erwägen: ,Da sind sie ja, diese unheilsamen Gedanken, diese verwerflichen leidgebärenden!'; oder er soll solchen Gedanken keine Beachtung schenken; oder er soll ihren Entstehungsgrund feststellen; oder er soll (letzte Möglichkeit, wenn die vorherigen Aktionen nicht gefruchtet haben!), die Zähne aufeinander beißend und die Zunge gegen den Gaumen gepreßt, die Gedanken mit seinem Geiste niederzwingen, unterdrücken und überwältigen. Dabei aber kommen jene mit Gier, Haß und Verblendung verbundenen, üblen unheilsamen Gedanken zum Schwinden und zur Aufhebung; und nach ihrem Schwinden festigt sich innerlich der Geist, beruhigt sich, wird einig und sammelt sich.

c) Was aber ist die Anstrengung zur Erweckung (bhvan-padhna)?

Da erzeugt der Mönch in sich den Willen, nicht aufgestiegene heilsame Dinge aufsteigen zu lassen; und er kämpft darum, bietet seine Kraft auf, strengt seinen Willen an und müht sich.

Da erweckt der Mönch das auf Entsagung, Gierentfremdung und Erlöschung (d.h. Erleuchtung/Nibbana) gerichtete und zur Befreiung führende Erleuchtungsglied der Achtsamkeit, Wahrheitsergründung, Willenskraft, Verzückung, Ruhe, Sammlung und des Gleichmuts. Das nennt man die Anstrengung zur Erweckung. (Hier geht es um die aktive Achtsamkeits- und Meditationspraxis - 7. und 8. Pfadglied - in deren Folge Weisheit entsteht und dukkha sich verringert).

d) Was aber ist die Anstrengung zur Erhaltung (anurakkhana-padhna)?

Da erzeugt der Mönch in sich den Willen, aufgestiegene heilsame Dinge zu festigen, nicht schwinden zu lassen, sie zum Anwachsen und zur vollen Entfaltung zu bringen; und er kämpft darum, bietet seine Kraft auf, strengt seinen Willen an und müht sich. So hält er z. B. ein aufgestiegenes Objekt der Sammlung (also während der Meditation) fest. Das nennt man die Anstrengung zur Erhaltung.

- - -

Sehr interessant ist schon mal Punkt a): Es geht hier darum, beim Eindringen von Sinneseindrücken (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen, Denken) sofort darauf zu achten, sie mit achtsamen Geist aufzunehmen. Das bedeutet, die Dinge schlicht als das zu belassen, was sie sind und sie nicht zu bewerten, zu ver-MEIN-en. Aus der unachtsamen Interpretation von Sinneseindrücken entstehen Sorge, Kummer, Angst, Hass, Gier etc. Durch diese Praxis verhindert man die Entstehung neuen dukkhas!

Bei Punkt b) geht es darum, das Kind wieder aus dem Brunnen zu holen, also bereits durch Unachtsamkeit entstandene unheilsame Zustände wie Angst, Gier, Trauer, Wut, Grübelei zu überwinden. Den Exkurs bzgl. unheilsamer Gedanken habe ich extra mit dran gehängt, weil hier die konkreten Verfahrensweisen aufgeführt sind.

Wenn Du alle vier empfohlenen Anstrengungen noch mal durchliest, bekommst Du vielleicht langsam ein Gespür für den ganzheitlichen Sinn dieses Pfadgliedes:

a) und b) handeln vom Verhindern und Überkommen von Verblendung,
c) und d) handeln vom Erwecken und Kultivieren von Weisheit.

- - -

Die nächsten Tage werde ich versuchen, die letzten beiden Pfadglieder ausführlich genug zu beschreiben. Wenn man die bisherigen Pfadglieder, insbesondere das 6., verstanden hat oder zumindest offen dafür ist, sich ihrem tieferen Sinn zuzuwenden, entsteht automatisch das Interesse an Pfadglied 7 und 8. Sie stellen die konkrete Arbeit der Geistesschulung und Weisheitsentwicklung dar, also die Front und können sehr fordernd sein, aber eben auch immense Klarheit schaffen, wenn man es weder übertreibt noch zu lasch angeht.

Einige Psychotherapeuten verwenden seit einiger Zeit - z.T. ziemlich erfolgreich - die Rechte Achtsamkeit (Nr. 7) und entsprechend ergänzende kleine Konzentrationsübungen (Nr. im Rahmen ihrer Therapien. Das ist völlig legitim und m. E. auch zu empfehlen. Doch richtig lebendig und stabil kann nur das ganze Programm funktionieren. Sie zielt nämlich nicht singulär auf die Heilung einer psychischen Erkrankung ab sondern will das Problem an sich erklären und lösen helfen.

Wer im Buddha-Dhamma zuviel Religion sieht, sollte sich einfach mal ernsthaft mit den 4 EW und dem 8-Pfad beschäftigen. Buddhastatuen, Rezitationen und Räucherstäbchen dienen der Verehrung des historischen Buddha im Sinne seines Erfolges, den Weg erkannt und zu Ende gegangen zu sein doch nur die wenigsten Buddhisten beschäftigen sich wirklich mit dem Dhamma, geschweige, es zu praktizieren.

Bis bald und liebe Grüße (hoffe, Du hältst den vielen Input aus...!?)

10.08.2019 15:42 • x 1 #37

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S
Hallo Bernd,

danke fürs reinstellen des 6. Pfades.
Zitat:
(hoffe, Du hältst den vielen Input aus...!?)

Durchaus. Ich lese und verinnerliche immer wieder aufs Neue die vier Edlen Wahrheiten und die bisherigen Pfade. So verfestigen sich die Erkenntnisse, die ich daraus gezogen habe.

Dir einen schönen Tag.

11.08.2019 04:28 • x 1 #38


B
Guten morgen soleil,

wie immer früh wach, was? Dann also heute wieder eine Dosis Dhamma...:

7. Rechte Achtsamkeit: Die Ausbildung von Besonnenheit und Bewusstseinsklarheit bei allen körperlichen und geistigen Betätigungen.

Allein schon der Titel lässt einen innerlich Haltung annehmen: Bewusstseinsklarheit (!) bei allen (!) körperlichen (!) und (!) geistigen (!) Handlungen...

Der Buddha hat sich über diesen Punkt sehr detailreich geäußert und noch viel mehr brachte die Kommentarliteratur bis in die heutige Zeit hervor. Der Umfang der zahlreichen Achtsamkeitsübungen ist hier zur Einführungen nicht relevant, ich möchte Dir aber trotzdem die vollständigen Auszüge aus den Quellen unten verlinken (*).

Der Begriff der Achtsamkeit wird inzwischen dermaßen inflationär verwendet, dass ich im Kontext des Dhamma lieber Aufmerksamkeit verwenden möchte. Aufmerksamkeit ist eine elementare und wichtige Funktion und gerade weil sie angesichts vielerlei Zerstreuungsmöglichkeiten immer mehr vom Aussterben bedroht ist, wird sie von Fachleuten, die sich mit der Psyche des Menschen beschäftigen, richtigerweise als sehr notwendig erachtet. Nur: Zu welchem Zweck?

Die Ausbildung einer stabilen aufmerksamen Geisteshaltung ist natürlich in jeder Hinsicht von Nutzen. Der Buddha hatte aber bei seiner Empfehlung mitnichten eine bessere Leistung in Schule und Beruf im Sinn sondern etwas viel Grundlegenderes! Sie umfasst wieder mal mehrere Bereiche:

a) Methodische Aufmerksamkeit auf körperliche und geistige Vorgänge im Zuge der Meditation
und
b) Rechte Aufmerksamkeit im Alltagsleben.

a) Bei der so genannten Achtsamkeitsmeditation werden mit voller Aufmerksamkeit die Körpertätigkeit, das Gefühlsleben, die jeweiligen Geisteszustände und die aktuell auftretenden Geistesinhalte betrachtet und untersucht. Was es da jeweils konkret zu untersuchen gibt, listen die Quellen (*) ausführlich auf. Für manche ist diese Übung so etwas wie ein Paukenschlag, der erst mal zu verkraften ist - führen diese Untersuchungen doch zumindest intellektuell (und später idealerweise auch allumfassend) sehr schnell zu einer starken Ernüchterung (hier ist sie wieder...die Nüchternheit ). Ernüchterung von was? Wenn man wirklich aufmerksam und völlig vorbehaltsfrei hinsieht, schwächen sich viele Illusionen ab: Illusionen über Körper, Gefühle, Geist und dessen Inhalte. Die Hauptmerkmale des Daseins (s. 1. Pfadglied) werden nach und nach erkannt und verstanden und durchdrungen (= Klarblick).

Anmerkung: Genau hier kann es passieren, dass sich so genannte psychische Probleme natürlich auflösen oder zumindest abschwächen - deren Grundlage wird ja durch den Klarblick aufgelöst oder zumindest abgeschwächt. Allerdings sollte hier wirklich sehr langsam und achtsam vorgegangen werden! Die Achtsamkeitsmeditation ist zwar ein sehr mächtiges Instrument in Richtung Befreiung, kann aber, wenn man nicht vollumfänglich (alle 8 Pfadglieder!) und im individuell passenden Tempo praktiziert, durchaus unangenehme Folgen haben. Gerade die Einsicht, dass im Grunde kein Individuum wie wir es alltäglich ja empfinden (und unser ganzes Er-Leben darauf aufbauen!) so existiert, kann einen sehr verwirren und entsprechend auch ängstigen...! In Gesprächen über diese Meditationserfahrungen kommen immer wieder besorgte Fragen auf: Ja, wenn es mich gar nicht gibt, was bleibt dann von mir? Wer ist es dann, der diese Frage stellt? usw. Diese - verständlichen - Fragen bzw. Ängste sind ein Zeichen dafür, dass die Übung noch nicht in vollem Umfang erfolgreich war. Sie kratzte eben nur etwas an dem Ich-Panzer, der sich über viele Existenzen der Verblendung hinweg gebildet hat. Hier ist es wichtig, einen Schritt zurück zu machen und Geduld zu entwickeln.

Dass Ängste während der Praxis selbst (!) auftreten können, ist normal und eigentlich auch ein Zeichen, dass man etwas elementares berührt hat. Doch man darf nicht den Fehler machen und meinen, man müsste die Einsicht an diesem Punkt mit Gewalt durchziehen! Ich persönlich habe hier aufgrund heftiger Erfahrungen vor Jahren ein paar Gänge runterschalten müssen und bemühe mich seitdem um die Ausgewogenheit der Pfadglieder. Es bringt nichts, wenn die Praxis zum Drama wird - aus Gradmesser für echten (!), dauerhaften Fortschritt muss man immer wieder prüfen, ob Sinnessucht und Aversion tendenziell natürlich schwächer werden - dann ist man auf dem richtigen Weg. Geduld und Ausdauer sind Salz und Pfeffer auf dem Achtpfad! Gelegentliche Täler und Rückschläge sind angesichts der Relevanz der Unternehmung unvermeidlich und richtig.

b) Automatisch überträgt sich die Aufmerksamkeit parallel auf das Alltags(er-)leben und ist hier von immensem Segen (siehe Absatz 110 im Quellentext *)! Sehr bald gewöhnt sich der/die Praktizierende an, sämtliche Dinge ruhig, mit Abstand zu beobachten und entsprechend fallen die Gefühls-, Wahrnehmungs- und Handlungsaktionen angemessener aus. Ergänzend zur wachsenden Einsicht in das eigene Er-Leben empfindet man folgerichtig auch viel mehr Empathie für Andere, ohne sich jedoch von ihnen missvereinnahmen zu lassen.

(*) http://www.palikanon.com/buddhbib/01wrt...uddhas.htm

Alles Gute und bis demnächst

11.08.2019 10:13 • x 1 #39


S
Guten Morgen Bernd,

danke für den 7. Pfad.
Zitat von Bernie1970:
wie immer früh wach, was?

Dank meiner nachtaktiven Katze, Ja!

Wünsche dir einen angenehmen Tag.

12.08.2019 06:13 • x 1 #40


A


x 4


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