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Bellona
Hallo liebe Leidensgenossen,

seit ein paar Wochen befinde ich mich in einer akuten Angstepisode und hab den ganzen Tag über diffuse Angst, die sich schon durch die kleinsten Gedanken oder körperlichen Symptome in ausgereifte Panikattacken entwickeln kann.

Was mich aber auch arg beschäftigt, ist wie ich seither meine Umwelt wahrnehme. Ich kenne die Derealisation/Depersonalisation und hab seit Jahren immer wieder darunter gelitten, aber was absolut neu ist, ist das manchmal alles in meiner Umwelt bedrohlich wirkt. Und das auf absolut irrationale Art und Weise. Das können Gegenstände oder Menschen und Tiere sein, manchmal grusel ich mich regelrecht vor deren Bewegungen, Blicken. Das habe ich selbst in vertrauter Umgebung. manchmal wirken Gegenstände in meiner eigenen Wohnung oder der Blick meines Hundes, der Blick meines Lebensgefährten, bedrohlich und sie lösen Angst bei mir aus.
Selbst bei Gerüchen hab ich das teilweise. Vor ein paar Tagen hat mein eigenes Deo, welches ich schon ewig benutze, mich total getriggert und Angst ausgelöst. Bei manchen Geräuschen ist es auch schon passiert. Es ist furchtbar anstrengend.

Findet sich da jemand wieder? Ich hab da teilweise echt das Gefühl verrückt zu werden und hab Angst, dass das bereits psychotische Symptome sind. Meine üblichen DR Symptome waren bisher ganz anders. Meistens hatte ich eine verzerrte Wahrnehmung, mit unscharfem oder überschafem Sehen und blechernem Hörsinn, aber meine Umwelt hat sich nicht in ein Gruselkabinett verwandelt.

09.12.2021 02:53 • 10.12.2021 x 1 #1


16 Antworten ↓


Tamy
Hallo Bellona.
Ich kenn das Gefühl, dass du beschreibst, es ist wirklich gruselig.
Hast du schon Mal deine Schildrüse überprüfen lassen? Bei mir ist das Hashimoto, das nicht richtig eingestellt ist und hatte nie Tabletten bekommen, da ich in keiner Unterfunktion bin. Im September bin ich mit meiner Nachbarin spazieren gegangen und sie erzählte mir von einer Frauenärztin, die spezialisiert ist auf Schildrüse. Sie hat gleich erkannt, dass es Symptome von einer Unterfunktion ist, obwohl sämtliche Ärzte meine Werte als OK empfanden. Ich habe hormonelle Probleme (pmds) und es ist die Hölle. Was ich damit sagen wollte, die depernalisation/derealation hat sich mit Verhaltenstherapie und Schildrüsentabletten (125 L-Thyroxin, für das meine Werte ok waren) um einiges verbessert, bin noch nicht fertig mit meiner Dosis.
In der Pmds-zeit kommen die Symptome heftig zurück und die Angst packt mich immer wieder. Diese Kombie und einige Schicksal Schläge, waren einfach zu viel und der Körper geht in den Zustand (derealation), um auch selbst zu schützen.
Ich denke dann, wenn ich in den Zustand komme: Danke liebe Körper, dass du mir zeigst, dass du Angst hast und mich beschützen möchtest. Ich merkte dann die Trigger, versuchte mit verschiedenen Techniken, die ich in der Therapie gelernt habe, einzusetzen und irgendwann verschwanden die Panikattacken.
Hormone kann der Endokrinologie Testen und beim Arzt bitte die Schildrüsen-Werte T3, T4 und TSH bestimmen lassen. Vitamin komplexe können auch helfen. Wünsche dir eine Gute Zeit.

09.12.2021 04:24 • x 1 #2


A


In Angst sieht die Welt anders aus

x 3


Bellona
Danke für deine Tipps @Tamy.

An meiner Schilddrüse wird schon seit Jahren rumgedoktert, weil ich immer wieder eine leichtere Unterfunktion habe.
Ich hatte meine Tabletten zuletzt in Eigenregie abgesetzt als die Panikepisode losging. Das war allerdings eine Kurzschlussreaktion, da ich mir eingeredet hab ich könnte durch die Tabletteneinnahme in eine Überfunktion gerutscht sein, was dann widerum zu den Pankattacken führt.
Selbst knapp 3 Wochen nach Absetzen waren meine Werte aber tatsächlich noch in einem top Bereich, also blieb es vorerst dabei. Kommenden Montag will mein Arzt nun nochmal checken ob die Werte stabil geblieben oder wieder gesunken sind.

Das schwierigste für mich gerade ist zu akzeptieren, dass es sich bei diesen für mich neuen Symptomen wahrscheinlich auch um die DR/DP handelt. Ich hab immernoch teilweise furchtbare Angst, dass das schizoide oder psychotische Symptome sind.
Vielleicht gibt es ja noch ein paar mehr Leute, die sich in meinem Eingangspost wiederfinden!?

10.12.2021 17:09 • #3


S
Zitat von Bellona:
Findet sich da jemand wieder?

Ja. Mich begleitet das auch NUR in schweren Phasen.

Alleine, dass ich DP/DR hab, hat ewig gedauert, bis es diagnostiziert wurde. Ich beschrieb es und es wurde immer nur ja ja” gesagt und abgewinkt, dass es eine Depression sei.
Ich habe erst hier im Forum gelernt, dass es das gibt.

Triggern tut es mich eher nicht, ich lebe in einer Traumblase und fühle mich von der Welt ausgeschlossen.

Stimmen hören sich weiter entfernt an, die Matratze ist hart wie Stein.

Sehen kann ich auch schlechter.

Selbst wenn ich mich zu Sport u Spaziergängen zwinge, es ist nicht weg-gegangen.
Wechselbäder kalt/heiss hilft auch nicht.

Es wird aber wieder vergehen …. Das ist das, was ich Dir versprechen kann.

10.12.2021 17:19 • x 2 #4


psychomum
@Bellona Hallo, ich kenn das nur zu gut. Mir hilft der Thread gerade diese falsche Wahrnehmung für mich zu reflektieren und zu erkennen, dass sie eigentlich nicht real ist sozusagen.

Ich bin dann vor Angst immer so angespannt dass alles bedrohlich wirkt, mein Blick ist starr und ich ertrag dann Geräusche schlecht und die Sonne ist dann zu hell etc .. wenn ich in diesem Zustand Menschen begegne, fühle ich wie ihre bedrohlichen Blicke mich durchbohren und bekomm Panik (sie gucken warscheinlich nur kurz, aber es wirkt dann so horromäßig) dann bekomm ich weiche Knie und wenn mich dann noch ein Hund anbellt, könnte ich heulen und schreiwn vor Schreck und die Panik kommt, die man dann auch wieder verbergen möchte vor den anderen Menschen und die Angstspirale ist in vollem Gange...

Es ist anstrengend, und ich hoffe ich komm bald wieder raus aus dem Dilemma...

Viele Grüße

10.12.2021 17:49 • x 2 #5


psychomum
Achso und was dagegen helfen kann, sind skills oder Achtsamkeitsübungen usw. fällt mir aber auch oft sehr schwer.

liebe Grüße

10.12.2021 17:51 • x 1 #6


R
Ich erkenne mich auch zu 100% darin. Vor allem das überscharfe sehen habe ich dann ganz extrem. Alles so grell und intensiv. Dazu gesellt sich aber eine innere leere. Meine Stimmung ist total gedrückt aber die innere Unruhe treibt die Panik in die Höhe. es ist schrecklich. Denke auch dass es psychotisch ist

10.12.2021 18:00 • x 3 #7


Bellona
Danke für eure Antworten. Es tut gut zu wissen, dass man nicht allein ist.

Zitat von psychomum:
Ich bin dann vor Angst immer so angespannt dass alles bedrohlich wirkt, mein Blick ist starr und ich ertrag dann Geräusche schlecht und die Sonne ist dann zu hell etc .. wenn ich in diesem Zustand Menschen begegne, fühle ich wie ihre bedrohlichen Blicke mich durchbohren und bekomm Panik (sie gucken warscheinlich nur kurz, aber es wirkt dann so horromäßig) dann bekomm ich weiche Knie und wenn mich dann noch ein Hund anbellt, könnte ich heulen und schreiwn vor Schreck und die Panik kommt, die man dann auch wieder verbergen möchte vor den anderen Menschen und die Angstspirale ist in vollem Gange...

JA, genau so hab ich das auch oft erlebt. Auch wenn dann in dem Moment genau noch ein lautes Geräusch hinzu kommt, ist der Horror perfekt.

Zitat von psychomum:
Achso und was dagegen helfen kann, sind skills oder Achtsamkeitsübungen usw. fällt mir aber auch oft sehr schwer. liebe Grüße

Da hab ich mich in letzter Zeit auch schlau zu gelesen. Nicht nur für die DR, sondern auch generell für die Angst/Panik soll Achtsamkeit ja ganz gut sein. Ist aber echt soooo schwer anzuwenden, wenn die Gedanken wie verrückt kreisen.

Ansonsten hab ich echt auch noch nichts für mich gefunden, was effektiv gegen diesen Zustand hilft außer Ablenkung. Selbst das ist manchmal schwer, wenns ganz schlimm ist. Aber oft ebbt es irgendwann ab, wenn ich es schaffe den Fokus auf etwas anderes zu legen.
Das blöde ist, dass aktuell selbst Dinge, die mich früher entspannt haben, stressen und triggern können. Ich kann zB im Moment kaum Fernsehen oder einen Film schauen, weil selbst da alles oft so komisch und verzerrt wirkt und die Blicke mich angruseln.

10.12.2021 20:27 • x 1 #8


psychomum
@Bellona ja das kenn ich auch mit dem TV schauen, oder man kann die Aufmerksamkeit nicht halten....das geht ein Glück bei mir zurzeit.

Bestimmt klappen deine Sachen auch bald wieder und du kannst entspannen.
viele Grüße

10.12.2021 20:41 • #9


R
nimmst du Medikamente?
Ich bin gerade an einem Punkt wo ich definitiv meine Angst vor den Medis ablehnen muss und ich einnehmen werde.

10.12.2021 20:43 • x 1 #10


psychomum
@1RosaRot1 Genauso kenn ich es auch...ABER das ist eigentlich NICHT psychotisch. Wir erkennen es ja noch als falsch, vielleicht eine Minipsychose, aber nicht richtig psychotisch.

viele Grüße

10.12.2021 20:43 • x 1 #11


psychomum
@1RosaRot1 ich habe gerade wieder mit Trimipramin angefangen...mal sehen ob es hilft... zuerst werden die Ängste oft stärker, aber medis können helfen.

viele Grüße

10.12.2021 20:44 • x 1 #12


EddardStark
@Bellona

Das hatte ich auch in meiner kurzen depressiven Phase.
Als ich mich dann wieder ans Fernsehen schauen rangetastet habe - nicht zuletzt meiner Freundin zuliebe - habe ich teilweise eine Comedy-Serie als gruslig und fremd empfunden.
Ganz komisch.

10.12.2021 21:28 • x 2 #13


R
@psychomum ja! Ich habe auch immer mal Momente wo ich mich wieder etwas besser fühle. Wenn es ein Psychose wäre oder etwas in der Art würde man das nicht so "bewusst" erleben bzw Angst davor haben. Das haben mir jedenfalls die Schwestern im Krankenhaus so gesagt. Solange man Angst davor hat und merkt das was " komisch" ist ist es die Angst davor. Und Angst macht ekelhafte Symptome.

10.12.2021 21:36 • x 1 #14


psychomum
@1RosaRot1 ja genau, so ist es

10.12.2021 21:41 • x 1 #15


Marshmellow
Hey
Ich kenne das auch.
Es könnte auch sein dass du eine Reizüberflutung hast zu deiner Angst/panikstörung hast. Ich habe das auch öfter mal.
Bekomme dann auch Angst vor meinem Partner, oder kann bestimmte dinge nicht mehr ansehen.. die angst davor psychotisch oder "verrückt" zu werden.

Liest du viel über solche Themen wie Psychische Erkrankungen?

10.12.2021 21:58 • x 1 #16


Bellona
Zitat von 1RosaRot1:
nimmst du Medikamente? Ich bin gerade an einem Punkt wo ich definitiv meine Angst vor den Medis ablehnen muss und ich einnehmen werde.

Ja, ich nehme seit vielen Jahren Venlafaxin in verschiedenster Dosierung. Aktuell wieder hochdosiert auf 150mg. Pregabalin wird grad zusätzlich eingeschlichen. Da sind wir noch auf der Suche nach der richtigen Dosis.
Medikamente haben mir viele Jahre geholfen und mich auch schonmal aus einem Loch geholt. Es wäre falsch seine eigene Überzeugung in der Hinsicht jemandem aufzudrängen, denn sie können definitiv eine riesen Stütze sein, aber es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Jeder muss da seine eigene Entscheidung treffen und seine eigenen Erfahrungen machen.
Die Einschleichphasen sind oft auch fies, aber meist lohnt es sich durchzuhalten.

Zitat von Marshmellow:
Liest du viel über solche Themen wie Psychische Erkrankungen?

Ja. Ich bin schon seit meiner Jugend krank und bin jetzt 32. Hab mich immer viel im Internet belesen und mit anderen Betroffenen ausgetauscht.

An eine Reizüberflutung hab ich übrigens auch schon gedacht.

10.12.2021 22:20 • x 1 #17


A


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