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K
Hallo,
ich hatte viele Jahre mit Ängsten und Depressionen zu kämpfen und nahm über 6 Jahre Medikamente ein. Vor einem Jahr wagte ich mir zusammen mit der Unterstützung meines Arztes den Schritt, die Tabletten abzusetzen. Es war ein steiniger Weg, doch ich habe es ganz gut geschafft. Die Angst ist nicht ganz weg gegangen obwohl ich auch über Jahre eine Therapie gemacht habe, aber ich bin mittlerweile sowieso der Meinung, dass ich die Angststörung nie so ganz verlieren werde. Aber ich bin ganz gut damit zurecht gekommen im letzten Jahr.
Nun geht es mir auf einmal aber ziemlich schlecht. Ich hatte eine neue Wohnung gesucht und ich hatte solches Glück, denn ich habe ganz schnell eine schöne Wohnung gefunden. Der Mietvertrag ist unterschrieben und das alles ist ja eigentlich ganz toll. Aber seit ca. 10 Tagen fühle ich mich ganz komisch. Ich habe das Gefühl, das alles wird mir nun einfach zu viel. In den nächsten Wochen kommt so viel auf mich zu was ich für den Umzug noch regeln und organisieren muß. Ich hab einfach Angst und seitdem ich wieder solche Angst habe, fühle ich mich wieder sehr häufig wie in einem Trancezustand, einfach nicht richtig da. Ich bin mir sicher, dass das daher kommt, dass ich mich absolut überfordert fühle. Alle Dinge, die ich in den nächsten Wochen machen muß, muß ich aber selbst erledigen und kann niemand darum bitten, mir etwas davon abzunehmen.
Vorgestern war es so schlimm, dass ich ausnahmsweise eine Beruhigungstablette eingenommen hatte. Das mache ich aber nur ganz selten und wenn es wirlich nicht anders geht, also vielleicht ein Mal im Monat wenn überhaupt. So etwas darf auch nicht zur Gewohnheit werden und eigentlich wollte ich für immer weg von Medikamenten und es aus eigener Kraft schaffen. Mir graut nun einfach so vor der Zeit bis der Umzug geschafft und alles organisiert ist. Meine Frage ist nun was ich gegen dieses Trance-Gefühl tun kann. Ich war so froh, dass ich die schlimmsten Ängste und Depressionen der letzten Jahre hinter mir lassen konnte und ich selbst stärker geworden war, aber im Moment fühlt es sich an, als hole mich das wieder etwas ein und natürlich will ich das nie wieder erleben müssen, denn es war die Hölle.
Habt Ihr Ideen was ich tun könnte? Ich bin leider nicht besonders belastbar, dazu bin ich eben doch noch nicht stark genug und wenn die Belastung zu groß wird, dann kommt dieses komische Trance-Gefühl, ich weiß nicht ob Ihr das auch kennt. Man könnte es so beschreiben als wäre man betrunken.
Ende der Woche bin ich zwar sowieso bei meinem Arzt, aber das kommt mir noch ewig vor bis dahin und ich kann das meiste was ich erledigen muß nicht bis dahin aufschieben.
Ich würde mich sehr über Antworten von Euch freuen.
Liebe Grüße
Kitty

04.05.2008 20:42 • 04.05.2008 #1


1 Antwort ↓

Christina
Hallo Kitty,

für mich klingt das so, als hättest Du Angst vor der eigenen Courage. Und das ist etwas ganz Normales, kein Anzeichen für einen Rückfall. Wenn da überhaupt ein ernsthaftes Problem draus wird, dann m.E. am ehesten, dass Du Dich in Erwartungsängste reinsteigerst und zu sehr auf dieses Trancegefühl konzentrierst. Natürlich liegt das Katastrophenszenario, dass jetzt alles wieder losgeht, erstmal nah. Umso näher, je schlimmer Du dieses Gefühl findest und bewertest. Vielleicht kannst Du es stattdessen als das sehen, was es vermutlich ist: Deine persönliche Stressreaktion. Andere bekommen Migräne, mir wird schwindelig (und ich bekomme gelegentlich Migräne), Du fühlst Dich in Trance. Andere (ohne Angststörung!) vielleicht auch, nur dass die mehr oder weniger achselzuckend versuchen, ihren Stress zu reduzieren, statt sich auch noch mit einem Symptom zusätzlich zu stressen.

Versuch', Dich an der Realität zu orientieren. Mach Dir Listen, was wann zu erledigen ist. Und unterscheide dabei zwischen wichtig und dringend. Klar, was wichtig und dringend ist, muss gemacht werden. Aber wahrscheinlich sind auch einige Dinge dabei, die zwar dringend erscheinen, aber nicht wichtig genug sind, um Kraft an sie zu verschwenden. Alles, was nicht dringend ist, muss dann eben mal warten. Und wenn man Dir bestimmte Erledigungen nicht abnehmen kann, ist es vielleicht doch möglich, dass Du Dir dabei helfen lässt - angefangen bei moralischer Unterstützung. Du kannst aber auch andere Dinge des Alltags ein wenig delegieren, um so mehr Zeit und Kraft für die Dinge zu haben, die Du unbedingt persönlich erledigen musst.

Zitat von Kitty:
Vorgestern war es so schlimm, dass ich ausnahmsweise eine Beruhigungstablette eingenommen hatte. Das mache ich aber nur ganz selten und wenn es wirlich nicht anders geht, also vielleicht ein Mal im Monat wenn überhaupt. So etwas darf auch nicht zur Gewohnheit werden und eigentlich wollte ich für immer weg von Medikamenten und es aus eigener Kraft schaffen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass neben der Erwartungsangst v.a. perfektionistische Ansprüche einen guten Nährboden für Rückfälle bieten. Du stellst da eigene Gesetze und Gebote auf, wie Du mit Deiner Angst und Krise umzugehen hättest, die aber keine realistische Grundlage oder Notwendigkeit haben. Klar, ein Beruhigungsmittel kann abhängig machen - wenn Du es mehrere Wochen lang täglich nimmst. Davon bist Du offensichtlich Lichtjahre entfernt, und Du weißt um die Gefahr. Und aus eigener Kraft? Dazu gehört m.E. auch, seine Grenzen zu kennen. Bei einem verantwortungsbewussten Umgang mit Medikamenten finde ich es völlig in Ordnung und auch nützlich, lieber die Angst mal medikamentös zu durchbrechen, als sich ohne Medikamente nur noch mehr reinzusteigern.

Liebe Grüße
Christina

04.05.2008 21:16 • #2





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