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Lolxyz
Erstmal zu mir, ich bin ein 18-jähriges Mädchen, und seitdem ich denken kann leide ich an Emetophobie. Leider weiß ich nicht wo das ganze seinen Anfang genommen hat, es heißt ja ein schlimmes Ereignis ist meist die Ursache. Aber ich kann mich an nichts derartiges erinnern. Es war mal schlimmer, es war mal besser. Ich muss sagen als ich klein war habe ich das ganze vielleicht nicht so ganz realisiert, und auch nicht so zwanghaft auf Dinge geachtet wie mittlerweile. Aber die Angst war schon immer da. Seit ca 9 Jahren nach meinem ersten Krankenhausaufenthalt, ist mir permanent schlecht, ja es ist alles im Kopf und nicht echt. Aber das Gefühl geht einfach nicht mehr weg, erst hab ich mich abgelenkt und habe die Übelkeit für Momente vergessen. Irgendwann hat das aber nichts mehr gebracht. Irgendwann habe ich mir eingebildet, es geht mir besser wenn ich Kaugummis kaue, oder ein erfrischendes Bonbon lutsche. Seitdem kann ich ohne nicht mehr aus dem Haus, permanentes kontrollieren ob Kaugummis oder ähnliches bei mir habe, stehen auf der Tagesordnung. Ansonsten bekomme ich Panik, mir wird schlecht und dadurch hab ich noch mehr Angst und ja, der übliche Kreislauf eben. Früher konnte ich nicht mal duschen gehen, ohne dass ich Kaugummis neben der Dusche liegen habe, ich meine, was wenn mir schlecht wird? Wie oft ist es passiert...nie. Aber viele von euch kennen es bestimmt, sicher ist sicher. Ich habe in den Kaugummis eine Art Sicherheit gefunden, ich nehme eins und mir geht es besser. Ich habe mich hier schon etwas rein gelesen, und viele zeigen Verhaltensweisen die mir bekannt vor kommen, die eben mit der Angst verbunden sind. Aber das mit den Kaugummis, konnte ich bis jetzt noch nicht finden. Hat jemand ähnliche Zwänge, im Zusammenhang mit der Angst, und kann ich das überhaupt einen Zwang nennen? Gerne würde ich mich mit jemandem austauschen können, der ähnliche Probleme hat.
Denn es fängt langsam alles wieder an mein Leben zu kontrollieren, ich kann mir nicht mehr vorstellen ohne Kaugummi zu leben, ist ja an sich nicht all zu schlimm. Aber dieses ständige kontrollieren und jeder Toiletten-gang in der Schule etc. muss von Kaugummis begleitet werden, das ist einfach nicht normal. Das schlimme ist dass ich mir selber so blöd vorkomme. Keiner nimmt mich ernst oder vergisst es einfach. Ich habe mich engsten Freunden anvertraut. Sie akzeptieren es aber eine gewisse Rücksicht ist nicht zu sehen. Eine Freundin aus meiner Klasse, meint es jedem einfach erzählen zu müssen und dann bekomme ich ja zu hören. Ach so, du hast ja die Kotzphobie haha. Ja haha, witzig. Kein Mensch kann sich dieses Ausmaß vorstellen, der darunter nicht leidet. Mein damaliger Freund war eigentlich der einzige der da wirklich hinter mir stand, mir sogar Kaugummis gesucht hat, bei den unnötigsten Momenten, doch sogar er hat mir damals bei einem Streit gesagt hoffentlich kotzt du. Wie soll man sich da verstanden fühlen.
Aber ich meine, viele kennen es bestimmt. Man denkt sich selber so ?, es ist was menschliches, es ist als hätte man panische Angst davor groß auf die Toilette gehen zu müssen. Wieso hab ich nur so Angst davor?. Irgendwie klar warum wir manchmal nicht ernst genommen werden, aber kein Grund es irgendwie ins lächerliche zu ziehen. Zum Zahnarzt zu gehen ist auch einer der schlimmen Sachen, ich hab keine Angst vor den Schmerzen vor den Spritzen nein. Ich hab Angst dass mir schlecht wird wenn jemand in meinem Mund rumwühlt und ich kein Kaugummi im Mund hab, erklärt das mal bitte einem Zahnarzt. Ich wurde schon als zickig deklariert, als ich angefangen habe zu weinen wie ein Kleinkind, die Panik kam über mich. Ich hatte einfach Angst, meinen Mund nicht rechtzeitig schließen zu können, Angst würgen zu müssen. Es ist einfach schrecklich. Ich möchte einfach dass mir geholfen wird. Selbst meine Eltern verstehen es nicht. Weil ich zitiere: Jeder hat Angst vor etwas, man muss einfach mal drüberstehen Okay danke.. An wen kann ich mich wenden, reicht es wenn zu erst zu meinem Hausarzt gehe und ihm meine Situation erkläre? Oder muss ich direkt spezialisierte Psychologen aufsuchen? Wird etwas von der Krankenkasse übernommen?
Ich will einfach wieder normal leben können, ohne die ganze Zeit darüber nachzudenken wie ich es jetzt am besten vermeiden kann, penibel zu achten darauf was ich esse, ob ich mich jetzt angesteckt habe, und jegliche Sachen damit zu verbinden...

Tut mir leid wenn dies etwas lang geworden ist, ich freue mich darauf eure Erfahrungen dazu zu lesen.. Danke

23.12.2017 16:46 • 23.12.2017 #1


1 Antwort ↓

R
Dein Kaugummi ist beliebig austauschbar. Es ist eine von den vielen Sicherheiten, die man sich als Emetophobiker aneignet. Für viele ist es das Kaugummi, für andere eine Flasche Wasser, wieder einer hat dieses Bändchen um den Arm, welches Übelkeit mittels Akupressur lindern soll, ein anderer geht nicht ohne Tabletten aus dem Haus, oder nimmt sie prophylaktisch schonmal ein für den Fall, dass...
Wenn man es also so betrachtet, dann tust du nichts anderes, als die Leidensgenossen. Positiv ist, dass es ein harmloses Kaugummi ist und nicht etwa verschreibungspflichtige Medikamente; negativ ist, dass du ohne sie nichts mehr machen kannst und sie maßgeblich die Qualität deines Lebens bestimmen.

Ebenfalls zweifle ich ganz stark an, dass die Emetophobie sich in Luft auflöst, wenn man den Auslöser dafür kennt. Das ist so eine Psychologieschwurbelei, die im Grunde nur versucht, irrationale Dinge in ein rationales Muster zu pressen. Leider ist eine Phobie in den wenigsten Fällen rational und somit ist das Konstrukt hinfällig. Dazu kommt ebenfalls, dass frühkindliche Ereignisse völlig anders wahrgenommen wurden, als wir es heute wahrnehmen. Das kindliche Nervenkostüm funktioniert einfach anders und Dinge, die wir heute nichtmal mehr beachten, waren als Kind vielleicht schon die Hölle auf Erden. Wenn man also auf Ursachenforschung geht, kann es viel zu gut sein, dass der Auslöser von dir nichtmal gesehen wird, weil er für dich heute absolut keine Bedeutung mehr hat. Und dazu kommt noch, dass es so gut wie nie den einen bestimmten Auslöser gibt. Es sind meistens ganz verschiedene Dinge, die alle bis zu einem bestimmten Punkt geführt haben und jedes davon hatte seine Beteiligung in genau diesem einen Moment.

Eine Therapie kostet in Deutschland nichts, wenn du nicht gerade eine Privatpraxis aufsuchst.

Nur Mut!

23.12.2017 17:12 • #2





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