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F
Hallo liebes Forum!

Am Sonntag starb plötzlich ein Nachbar von mir, er wurde nur Mitte 40. Jetzt ist am Freitag die Beerdigung. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, auf die Beerdigung zu gehen. Ich fühle mich schon seit ein paar Wochen seelisch etwas angeschlagen, und der Gedanke, dass ich da mit hin soll, setzt mir sehr zu! Teilweise zittere ich jetzt schon vor Angst! Persönlich habe ich mit dem Nachbarn wenig zu tun, nur durch meine Eltern, die aufgrund der Nachbarschaft viel mit der Familie des Verstorbenen zu tun haben, sehe ich ihn schon mal öfter. Wie kann ich mich in der Situation denn richtig verhalten? Bin damit irgendwie überfordert!!

Die Familie des Verstorbenen ist hier im Ort sehr bekannt (recht große Familie) und im Dorf hier ist es eben Anstand, wenn alle mit hingehen. Ich würde da eigentlich nur hingehen, damit die Leute aus dem Dorf nicht negativ über mich denken!! Ich habe Angst, dass es dann hinterher heißt Der Falco war ja gar nicht bei der Beerdigung, und dass mir das dann negativ angekreidet wird.

Wie schon erwähnt, meine Eltern sind mit der Familie durch die Nachbarschaft enger verbunden, aber ich bin da schon irgendwie außen vor. Ich wohne nun mal auch hier bei meinen Eltern, aber sonst habe ich mit den Dorf-Leuten gar nichts am Hut, außer ein paar Mal nett grüßen. Dennoch beschäftigt mich die Thematik mit der Beerdigung sehr und der Tod des Nachbarn, geht auch an mir nicht spurlos vorüber. Ich bin aber im Zweifel, ob die Teilnahme an der Beerdigung nicht über meine Kräfte hinaus geht!? Ich glaube, ich schaffe das einfach nicht, dort hinzugehen!!...

19.08.2008 22:35 • 23.08.2008 #1


8 Antworten ↓


K
Hallo! Ich kann dich verstehen, als eine Bekannte von mir gestorben ist wollte ich auch nicht auf die Beerdigung, das war psychisch zu viel für mich. Ich habe es dann so gemacht das ich hin bin aber nicht in die Kirche hinein. Ich wartete draussen bis alle wieder heraus kamen und bin dann mit ans Grab. Ich war da für die Leute und habe aber der Toten meinen letzten Respekt erteilt aber so das es mich psychisch nicht richtig hinein gehauen hat! So könntest du es ja auch machen! Ist aber nur eine alternative.

19.08.2008 22:42 • #2


A


Angst vor Beerdigung

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M
Hallo Falco,

ich finde, wenn dir die Beerdigung so zusetzt, solltest du vielleicht am Besten gar nicht hingehen. Ich war selbst erst vor kurzem auf einer Beerdigung, und das hat mich ziemlich fertiggemacht, obwohl der Verstorbene mir gar nicht so nahestand. Ich bin dort hingegangen, weil ich einige enge Angehörige des Verstorbenen gut kenne und ihnen mein Beileid aussprechen wollte. Aber du schreibst ja, dass du mit den Angehörigen auch gar nicht so viel zu tun hast. Ich bin selbst auf einem Dorf aufgewachsen und weiß, wie groß dort der Druck sein kann, nicht unangenehm auffallen zu wollen, aber ich würde in dem Fall auf mein Gefühl hören und nur hingehen, wenn du dich wirklich stark genug dafür fühlst. Wenn es einem sowieso nicht gut geht, kann so ein Anlass einem den Rest geben, vor allem wenn es sich wie bei dir um die Beerdigung eines relativ jungen Menschen handelt und alle deswegen besonders erschüttert sind. Wenn du dich nicht imstande fühlst, hinzugehen bleib lieber zu Hause, der Verstorbene hat leider sowieso nichts mehr davon.

Viele Grüße
Marie

19.08.2008 23:18 • #3


E
Hallo Falco,
eigentlich sollte man immer nur das tun, was man selbst möchte. Man sollte eigentlich nichts nur für die anderen tun.
Du bist natürlich in der Situation, dass genau registriert wird, wer anwesend ist.
Wenn du meinst, unbedingt hingehen zu müssen, ist es dir vielleicht möglich, dabei zu sein und dich aber ganz am Rand zu halten?
Und bedenke doch mal den Anlass. Man geht doch dorthin, um dem Toten auf seinem letzten Weg zu begleiten. Kann man diese Begleitung nicht auf vielfältiger Weise tun? Kannst du ihn nicht auch in Gedanken von zu Hause aus begleiten?
Höre bei der Entscheidung auf dein inneres Gefühl.

Das Glück besteht nicht darin,
dass du tun kannst, was du willst,
sondern darin,
dass du immer willst, was du tust.

Liebe Grüße
engelchen

20.08.2008 09:21 • x 1 #4


F
Ich habe auch schon ähnlich gedacht, dass ich eventuell zu einem späteren Zeitpunkt mein Beileid ausdrücke. Habe mich nämlich dazu entschieden, dass ich nicht zur Beerdigung gehe. Ich könnte zum Beispiel einige Zeit später mal zum Grab gehen oder eine Kerze in einer Kirche für den Verstorbenen anzünden oder eben für ihn beten – das dann allerdings alleine! Irgendwie möchte ich schon irgendetwas in der Richtung machen, wenn ich schon nicht zur Beerdigung gehen kann.

Gestern Abend war in einer Kapelle Beten für den Verstorbenen. Da bin ich dann mit meiner Familie hingegangen und habe mit den Nachbarn, Verwandten und Freunden für ihn gebetet. Anfangs habe ich es noch gut ausgehalten, aber ganz zum Schluss war es schon sehr bedrückend, als dann zwei Minuten Stille war. Ich konnte den Angehörigen auch nicht in die Augen schauen, als alle nach dem Beten vor der Kapelle standen. Einige haben geweint und ich empfand die Situation als sehr schlimm. Als ich wieder zu Hause war, habe ich auch erstmal 10 Minuten lang geweint, weil ich alles so schrecklich fand!

Ich und mein Bruder schreiben der Familie noch eine Trauerkarte, und wenn mich das Bedürfnis überkommt, noch etwas zu geben, werde ich mir da noch etwas einfallen lassen, jetzt wo ich nicht zur Beerdigung gehe. Ich hoffe mal, dass das eine akzeptable Lösung sein kann!

21.08.2008 23:20 • #5


K
Hallo! Na klar ist das in Ordung! Du tust das was du für dich am besten ist. Es gibt viele Menschen die nicht auf Beerdigungen gehen können. Das ist ok. Jeder muss es selber für sich entscheiden. Ich mag es auch nicht dort zu sitzen, und wenn man die möglichkeit hat es anderst zu machen dann tu es! Mach dir nicht zu viel Kopf. Es werden eh so viele Menschen da sein und man sieht nicht alle. Der Kopf ist an dem Tag gar nicht wirklich da. Mach dir keine Sorgen!

22.08.2008 12:55 • x 1 #6


A
Hallo Falco,

das kann ich nachvollziehen deine Situation, denn eine Beerdigung ist
nicht alltäglich.

Aber man sollte das tun, was seelisch keinen Schaden nimmt.
Nur wegen der Nachbarschaft, Dorf-Leuten oder Deinen Eltern würde ich
auf keine Beerdigung gehn. Sicherlich wird darüber geredet,
aber nur hingehen, weil es alle tun, sollte man nicht.

Ich hatte schon mehrfach mit einer Beerdigung zutun,
selbst das Organisieren ist nicht einfach.
Ich fühle mich besser wenn ich diesen Gang nicht begleite, lieber
zünde ich Zuhause eine Kerze an.
Diese Zermonie tu ich mir nicht mehr an. Egal wer zu Grabe getragen wird.

In diesen Sinne

Allee

22.08.2008 17:58 • #7


F
Zitat von Allee:
Aber man sollte das tun, was seelisch keinen Schaden nimmt.
Nur wegen der Nachbarschaft, Dorf-Leuten oder Deinen Eltern würde ich
auf keine Beerdigung gehn. Sicherlich wird darüber geredet,
aber nur hingehen, weil es alle tun, sollte man nicht.


Heute war die Beerdigung. Es waren wohl 400-500 Leute dort, haben mir meine Eltern erzählt!! Der Verstorbene war Leiter eines größeren Familien-Betriebes hier in meinem Dorf und dementsprechend auch sehr bekannt in der ganzen Stadt. Meine Eltern waren dort und sie fanden es auch schon sehr bewegend. Als ich Details aus der Messe gehört habe, war ich etwas froh, nicht dort gewesen zu sein. Ich wäre wohl nach 10 Minuten heulend aus der Kirche gelaufen!! Es hätten fast alle in der Kirche geweint und es war eine sehr emotionale Beerdigung, meine Eltern meinten es wäre fast wie ein Staatsbegräbnis gewesen.

Ich war vor acht Jahren das letzte Mal auf einer Beerdigung als mein Opa gestorben ist. Damals fand ich es nicht so schlimm, weiß auch nicht genau warum. Vielleicht war ich damals psychisch einfach etwas stabiler?! Mein Opa war auch schon Ende 80 und er hatte ein sehr langes Leben, was er sehr lange vital erleben konnte!! Das ist ja nochmal etwas anderes als wenn jemand Anfang bis Mitte 40 ist und Frau und kleine Kinder urplötzlich hinterlässt.

Ich persönlich hätte die ganze Beerdigung wohl nicht gepackt!! Daher bin ich sicherheitshalber nicht hingegangen. Dennoch komme ich mir etwas feige vor, denn für die Familie und die engen Freunde des Verstorbenen ist das ja noch viel härter als für mich - und die waren auch alle dort!

Nunja, wie schon erwähnt, fühlte ich mich dazu irgendwie nicht in der Lage. Ich habe in letzter Zeit öfter mal Angst, dass mir selbst etwas passiert, teilweise sogar auch unbegründete Todesangst - und ich glaube die Teilnahme an der Beerdigung hätte mir nochmal ordentlich zugesetzt.

23.08.2008 00:04 • #8


K
Hey Falco, du hast genau das gemacht was für dich am besten war. Mach dir nicht so viel Gedanken darüber, jede Beerdigung ist auch anderst. Du kannst immer noch im nach hinein hin gehen und dein Beileid bekunden. Es war richtig was du getan hast!

23.08.2008 07:38 • x 1 #9





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