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B
Hallo!

Ich habe seit ungefähr 10 Jahren eine Sozialphobie, phasenweise hatte ich auch Angst zu zittern.
Irgendwie habe ich es am Anfang geschafft, das Ganze runterzukämpfen, solange bis ich kaum noch etwas davon spürte.
Ausgelöst wurde diese Störung vermutlich durch hemmungsloses Mobbing meiner Mitschüler und dem spurlosen Verschwinden meines Vaters.
Mein Therapheut meint auf jeden Fall ich sei traumatisiert worden.
Mir war klar, dass ich mit den Menschen einfach nicht zurechtkomme. Deswegen wählte ich einen Beruf, in dem ich kaum Kontakt zu Menschen habe.
(Im Produktionsgartenbau arbeitet man meist den ganzen Tag allein).
Das hat eigentlich auch ganz gut funktioniert. Und ich gehe nach wie vor den Menschen mit Vorliebe aus dem Weg, wann immer sich mir die Gelegenheit dazu bietet.

Heute war mal wieder so ein Tag, an dem ich am liebsten gleich wieder ins Bett gelegt hätte.
Es gab ein Kaffeetrinken mit der Familie. In meiner Familie wird meine Krankheit totgeschwiegen. Ich würde früher von meiner Mutter und meinen Großeltern körperlich und seelisch misshandelt, meine Großeltern leben inzwischen nicht mehr, aber meine Mutter und mein Bruder verlangen von mir, dass ich niemandem etwas erzähle.

Ein Cousin meiner Mutter fragte mich dann, was die Arbeit so machen würde...
Ich habe Anfang Oktober meinen Job verloren und bin deswegen immer noch ziemlich fertig...
Man hat mich dort rausgemobbt, weil die Frau vom Chef annahm, ich hätte Interesse an ihrem Mann oder umgekehrt.
Sie hat alle gegen mich aufgehetzt und mir solange Sonderaufgaben aufgetragen, bis ich meinen Chef gebeten habe, mich zu kündigen.
Durch diese Geschichte sind meine Ängste jetzt so schlimm wie schon lange nicht mehr und auch die Depression meldet sich wieder. Ich habe jetzt seit gut drei Wochen das Haus nicht mehr verlassen.
Lebensmittel lasse ich mir besorgen, alles Andere bestelle ich übers Internet.
Mein Chef wollte nach der Kündigung noch einmal mit mir reden. Aber ich habe mich bis heute nicht dazu aufraffen können, ihn aufzusuchen.

Na ja, jedenfalls, was sollte ich dem Cousin meiner Mutter antworten? Ich sagte einfach, die Bezahlung hätte nicht gestimmt, untertarifliche Bezahlung bla, bla, bla...
Er fing an, mich vor allen Leute auseinander zu nehmen, im Raum herrschte Totenstille.

Ich ließ es über mich ergehen, hörte noch mit an, wie sich mein Bruder damit brüstete nach vier Jahren endlich einen Job in Aussicht zu haben, den er auch wirklich wollte und um den er sich auch sehr bemühte...

Ich hätte kotzen können.

Und jetzt sitze ich hier, vollkommen runter mit den Nerven. Irgendwie verzweifelt, weil ich im Moment zu nichts in der Lage bin. Und etwas besorgt, weil die Angst mit voller Wucht zurückgekommen ist und mich so fertig macht wie noch nie.
Es ist fast so, als wenn sich die Jahre, die ich sie unterdrückt habe, zurückholen will. Verrückt, oder?

Danke für die Geduld das hier zu lesen!

Bianca

07.11.2010 01:25 • 07.11.2010 #1


1 Antwort ↓

P
Liebe Bianca,

Es wundert mich nicht dass du deine Ängste nicht los wirst wenn du über dich ergehen lässt dass Andere dich dermaßen respektlos behandeln
Man nimmt dich vor versammelter Mannschaft auseinander, deine Familie verlangt von dir die Probleme mit ihnen tot zu schweigen, deine Arbeit gibst du auf wegen Mobbing gegen das du dich übrigens zur Wehr setzen hättest können anstatt einfach die Segel zu streichen! Du klemmst den *beep* ein und gehst, warum? Weil deine Chefin ein Problem mit dir hatte? Du weißt dass man in solchen Fällen sogar vor Gericht ziehen kann, oder? Du weißt dass man auch mit dem Chef reden kann, oder? Das Mobbing hat nämlich, wenn es ans Tageslicht kommt, unschöne Konsequenzen für die Anderen, und nicht für dich. Wieso wählst du lieber die Arbeitslosigkeit als dich aufzulehnen?
Du sagst du könntest kotzen aber es kommt nichts, du lässt es einfach passieren und du bleibst still. Dass sich da mit den Jahren immer mehr innere Anspannung aufbaut, dass deine Seele immer mehr verkümmert und dann ein Ventil sucht für die ganzen negativen Emotionen, das finde ich nicht verwunderlich.
Vielleicht würde dir eine Selbsthilfegruppe gut tun, vielleicht auch eine erneute Therapie.
Am allermeisten aber solltest du damit beginnen dich als Mensch und Individuum zu spüren und das deiner Umwelt auch endlich mal zu zeigen! Deine Familie verhält sich schrecklich dir gegenüber. Das ist einerseits einfach nur assozial, aber andererseits lässt du es ja auch zu ohne dich zu wehren. Und wer Anderen keine Grenzen zeigt, wer Anderen nicht sagt Bis hier hin und nicht weiter, oder ich werd fuchsig! der bleibt für immer der Prügelknabe.

Das wissen sie, und darum machen sie fröhlich weiter. Warum tust du dir das weiterhin an wenn du doch merkst dass es dir nicht gut tut? Warum gibst du kein Kontra? Oder vollziehst einen sauberen Bruch und verabschiedest dich von ihnen?
Ich glaube so lange du duldsam und brav alle Tritte und Schläge erträgst die du ab bekommst - sowohl in der Schule früher als auch in der Arbeit dann als auch von der Familie - so lange wirst du niemals glücklich und angstfrei sein können.
An dieser Stelle würde ich ansetzen wenn ich du wäre. Und dann mal davon ausgehen dass mit einem besseren Selbstwertgefühl und neuer Achtsamkeit die Depression und die Angst keine so große Chance haben wie bisher.
So lange du in deiner Opferrolle bleibst wird sich nichts ändern. Die Anderen hören nicht auf dich zu mobben und zu misshandeln. Da musst du irgendwann aufstehen, zu dir selbst stehen, und darfst das einfach nicht mehr wehrlos über dich ergehen lassen. Ohne deine Initiative ändert sich nichts.

Liebe Grüße,
Bianca

07.11.2010 09:30 • #2





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