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So, anlässlich der Diskussion in einem anderen thread hab ich mal ein neues thema hierzu gemacht. Wer hat sich schon mal überlegt, Aussteiger zu werden oder das gar getan? Was heisst aussteigen? Wovon? Zu was? Wie weit? Wie geht das?

Es ist jedenfalls wohl nicht so einfach oder ratsam wie es mir welche nahelegen wollten heute zu beschließen ich steige aus und morgen alles hinter sich zu lassen. Kopflos und naiv sollte das nicht sein.

09.12.2020 14:55 • 02.04.2021 #1


128 Antworten ↓

Calima
Zitat von gefuehlsmensch:
Wer hat sich schon mal überlegt, Aussteiger zu werden oder das gar getan?


Ich war wohl für ein Weilchen sowas wie eine Aussteigerin. Ich habe in den 70-er Jahren für fast 2 Jahre auf Kreta gelebt, einen Großteil davon in den Höhlen von Matala und der Umgebung. Die Matala-Höhlen waren zum Zeitpunkt meiner Ankunft bereits vom großen Hippieansturm zwangsgeräumt, was uns aber nicht daran gehindert hat, sie mit neuem Leben zu bevölkern. Wir wurden in schöner Regelmäßigkeit immer wieder von der Polizei vertrieben und verbrachten dann einige Woche an anderen Stränden, kehrten aber immer wieder zu den Höhlen zurück.

Mein einziger Besitz war mein Rucksack mit ein paar Klamotten, ein Schlafsack und eine Isomatte, Tasse, Teller, Besteck und zwei Töpfe, von denen ich einen am Strand gefunden hatte. Gelebt haben wir von dem, was sich bot: Silberschmuck, gehäkelte Kleidungsstücke, wie Mützen, Westen oder Schals, Straßen- und Strandmusik und ab und zu einem Kellner- oder Küchenhilfsjob. Letztere gab es kaum, und wir haben die wenigen untereinander weitergereicht, wenn wir nach ein paar Tagen, selten Wochen keine Lust mehr auf regelmäßige Arbeit hatten.

Auch von den Kretern kriegten wir immer wieder Lebensmittel gespendet, denn es gab viele, die unsere Anwesenheit gut fanden. Allerdings auch viele, die das nicht taten und uns das Leben schwer machten, indem sie die Polizei schickten oder die Höhlen verwüsteten, wenn wir nicht da waren. Wir alle waren fast immer hungrig und dürr wie Windhunde, aber das hat niemanden gestört. Das wilde, freie Leben und die Gemeinschaft untereinander waren das, was zählte.

09.12.2020 15:53 • x 5 #2


A


Aussteiger sein - wer will es sein oder werden?

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Islandfan
Darüber nachgedacht habe ich auch schon in jüngeren Jahren, aber mittlerweile möchte ich den Komfort des normalen Lebens nicht missen. Ich denke, dass das Aussteigen in der Phantasie toll sein kann, aber in der Realität ist es wahrscheinlich sehr hart. Mir ist vor allem eine gute medizinische Versorgung wichtig, ein warmes Haus und genug zu Essen. Gerade im Winter merke ich das.

09.12.2020 17:28 • #3


E
Ok, habt ihr euch nict gelangweilt?

Ich bräuchte schon ne Beschäftigung, bei der ich mir auch nützlich vorkomme.
Mit Zelt oder Hütte, Essen, Freunden dazu bin ich zufrieden.

09.12.2020 17:45 • x 1 #4


Hallo2020
Zitat von Calima:
Ich war wohl für ein Weilchen sowas wie eine Aussteigerin. Ich habe in den 70-er Jahren für fast 2 Jahre auf Kreta gelebt, einen Großteil davon in den Höhlen von Matala und der Umgebung. Die Matala-Höhlen waren zum Zeitpunkt meiner Ankunft bereits vom großen Hippieansturm zwangsgeräumt, was uns aber nicht daran gehindert hat, sie mit neuem Leben zu bevölkern. Wir wurden in schöner Regelmäßigkeit immer wieder von der Polizei vertrieben und verbrachten dann einige Woche an anderen Stränden, kehrten aber immer wieder zu den Höhlen zurück.Mein einziger Besitz war mein Rucksack mit ein paar Klamotten, ein Schlafsack und eine Isomatte, Tasse, Teller, Besteck und zwei Töpfe, von denen ich einen am Strand gefunden hatte. Gelebt haben wir von dem, was sich bot: Silberschmuck, gehäkelte Kleidungsstücke, wie Mützen, Westen oder Schals, Straßen- und Strandmusik und ab und zu einem Kellner- oder Küchenhilfsjob. Letztere gab es kaum, und wir haben die wenigen untereinander weitergereicht, wenn wir nach ein paar Tagen, selten Wochen keine Lust mehr auf regelmäßige Arbeit hatten.Auch von den Kretern kriegten wir immer wieder Lebensmittel gespendet, denn es gab viele, die unsere Anwesenheit gut fanden. Allerdings auch viele, die das nicht taten und uns das Leben schwer machten, indem sie die Polizei schickten oder die Höhlen verwüsteten, wenn wir nicht da waren. Wir alle waren fast immer hungrig und dürr wie Windhunde, aber das hat niemanden gestört. Das wilde, freie Leben und die Gemeinschaft untereinander waren das, was zählte.


Bewundernswert! Soviel Mut muss man erstmal haben, echt toll sowas zu lesen
Sicher eine schöne Erinnerung ^^

09.12.2020 17:47 • x 1 #5


Mariebelle
Zitat von gefuehlsmensch:
Ok, habt ihr euch nict gelangweilt?Ich bräuchte schon ne Beschäftigung, bei der ich mir auch nützlich vorkomme.Mit Zelt oder Hütte, Essen, Freunden dazu bin ich zufrieden.
Wenn du aussteigst,woher kommt dann dein Geld zum Leben?Oder bezahlt der deutsche Staat deinen Ausstieg?

09.12.2020 17:49 • x 3 #6


E
Ja das ist doch mein Gegenargument. Nur von luft und liebe geht auch nicht. Und natürlich erwarte ich nicht, das mich der Staat dann durchfütter, besonders nicht ein fremder. Aber @KarlDerGroße oder @Lottikarotti wollen mir ja weiß machen, ich solle dann doch einafch naiv von heute auf morgen alles kündigen und austeigen. Und ich müsste in meinem Alter doch genug Vermögen etc. haben. Also wenn ich alle meine Vermögenswerte zu Geld machen würde, hätte ich ca. 30.000 Euro. Damit komme ich maximal 2 Jahre, eher kürzer. Und hätte null Fallback Lösung. Also nee, auf alles auf eine karte ohne Sicherungsnetz stehe ich nicht.

Wieviel hattest du auf der hohen Kante @Calima ? Wie bist du zurückgekommen? Wie bist du hier wieder gestartet? Ja ein einmaliges Erlebnis ist so was. Mir das aber schon meinetwegen mit einer NGO im Hintergrund oder als ein Sabbatjahr lieber.

09.12.2020 17:55 • x 1 #7


Mariebelle
Karl der Grosse hatte einen langen Vorlauf von seinem Sabbatical/Berufspause bis zur geplanten Taetigkeit in einem fernen Land sehr bald.
Das kannst du in seinem TB nachlesen.
Visumsbestimmungen,berufliche Qualli,medizinisches Attest etc muss lange im Voraus geplant werden.

Hippie/Rucksacktourismus bringt kaum einem Land etwas ,sondern ist oft eine Belastung.

Warum versuchst dich nicht als digital employee fuer ne grosse Firma?
Aber im Moment ist Reisetaetigkeit eh in den meisten Laendern der Welt stark eingeschraenkt. Und ja,ohne ein finanzielles Polster kannst weder aussteigen noch auswandern.....

09.12.2020 18:00 • x 1 #8


Calima
Zitat von gefuehlsmensch:
Ok, habt ihr euch nict gelangweilt?


Nein. Dieser Umstand erstaunt mich aus meiner heutigen Bewertung tatsächlich selber. Aber irgendwie war die Zeit mit der Beschaffung des Essens, dem gemeinsamen Kochen, dem Baden im Meer, unzähligen Gesprächen - ich glaube, ich habe niemals sonst in meinem Leben so viele tiefgreifende Gespräche geführt - dem Herstellen von Schmuck und natürlich Sex gut ausgefüllt. Für die Kicks zwischendurch sorgte die Flucht vor der Polizei, denn wer erwischt wurde, wurde meist auch ausgewiesen, weswegen wir ein gut funktionierendes Warnsystem hatten.

Zitat von Hallo2020:
Sicher eine schöne Erinnerung

Eine meiner besten . Wenngleich an mancher Stelle inzwischen natürlich erinnerungsverklärt. Es gab diverse Gelegenheiten, bei denen ich ganz prima hätte sterben oder sonstigem Unheil hätte anheim fallen können. Es war halt ein echter Ausstieg ohne Netz und doppelten Boden, ohne Planung und ohne Berücksichtigung der möglichen Konsequenzen. Wir hatten Lust, so zu leben und haben es getan. Und als wir keine mehr hatten, haben wir damit aufgehört.

09.12.2020 18:02 • x 2 #9


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Ja im Moment kann man das eh alles knicken. Aber das schenke ich mir inzwischen immer darauf hinzuweisen. Ich rede und verhalte mich so gut es geht, als sei die Welt wie eh und je ohne corona Beschränkungen bzw. rede von der Zukunft in der es vorbei ist. Für die nächste Zeit steht ja erst mal fest, wie ich weiter verfahre. Ein neuer Versuch in einem neuen Job.

09.12.2020 18:02 • x 1 #10


E
Na immer quasi auf der Flucht ist doch auch nervig. Ich sag ja immer, selbst wenn man wollte, ist autarkes Leben kaum mehr möglich.

09.12.2020 18:04 • #11


Mariebelle
Zitat von Calima:
Nein. Dieser Umstand erstaunt mich aus meiner heutigen Bewertung tatsächlich selber. Aber irgendwie war die Zeit mit der Beschaffung des Essens, dem gemeinsamen Kochen, dem Baden im Meer, unzähligen Gesprächen - ich glaube, ich habe niemals sonst in meinem Leben so viele tiefgreifende Gespräche geführt - dem Herstellen von Schmuck und natürlich Sex gut ausgefüllt. Für die Kicks zwischendurch sorgte die Flucht vor der Polizei, denn wer erwischt wurde, wurde meist auch ausgewiesen, weswegen wir ein gut funktionierendes Warnsystem hatten.Eine meiner besten . Wenngleich an mancher Stelle inzwischen natürlich erinnerungsverklärt. Es gab diverse Gelegenheiten, bei denen ich ganz prima hätte sterben oder sonstigem Unheil hätte anheim fallen können. Es war halt ein echter Ausstieg ohne Netz und doppelten Boden, ohne Planung und ohne Berücksichtigung der möglichen Konsequenzen. Wir hatten Lust, so zu leben und haben es getan. Und als wir keine mehr hatten, haben wir damit aufgehört.
Mensch Calima,da warst Teenager,ggfs ne ganz junge Frau.
Das ist doch nicht damit zu vergleichen,was Mann/Frau mit 40 braucht und was heute da noch moeglich ist.
Ich war btw auch 2x auf Kreta.
Mit Zug bis Athen und dann Nachtfaehre....
Also richtig slow go und dann um die Insel gewandert samt Samaria Schlucht bei Hochwasser.War gut....

09.12.2020 18:06 • x 1 #12


Mariebelle
Zitat von gefuehlsmensch:
Na immer quasi auf der Flucht ist doch auch nervig. Ich sag ja immer, selbst wenn man wollte, ist autarkes Leben kaum mehr möglich.
Spar deine Kohle,gib sie nicht fuer *** aus,kauf dir ein Stueck Land,ggfs mit Gleichgesinnten und streitet euch dann um die Betriebswirtschaft u Kosten und Arbeitsverteilung.
Ist doch immer das Selbe.
Jeder will alles,aber nix verlaesslich tun o erstmal Kohle einbringen fuer den Nestbau....

09.12.2020 18:10 • #13


E
Schöne Erinnerungen bestimmt, was einzigartiges erlebt zu haben kann man lange von schwelgen.

Invenstieren in was wovon ich überzeugt bin würd ich wohl. Das muss aber schon Hand und fuß haben und dauerhaft tragfähig sein.

09.12.2020 18:11 • #14


Mariebelle
Ich bin zum Glueck in jungen Jahren viel gereist,oft sehr alternativ .
Ginge heute alles so gar nicht mehr.
Ich vermisse das Reisen auch nicht . Venedig war lange ein Traum,aber kannste abhaken....

09.12.2020 18:12 • #15


E
So, ich gehe ne Runde jogen. Vielleicht entdecke ich dabei ja ein Fleckchen Land das ich für meine Farm kaufen kann.

09.12.2020 18:16 • x 3 #16


Mariebelle
Zitat von gefuehlsmensch:
Schöne Erinnerungen bestimmt, was einzigartiges erlebt zu haben kann man lange von schwelgen. Invenstieren in was wovon ich überzeugt bin würd ich wohl. Das muss aber schon Hand und fuß haben und dauerhaft tragfähig sein.
dauerhaft tragfaehig...*groel*,also abgesichert bis in die 3.Generation, mit fix Zinsen,du bist mir ja ein schoener
Aussteiger.

Aussteigen bedeutet Risiko,sonst kannst doch zuhause im sicheren Sozialsaat bleiben....

09.12.2020 18:16 • x 1 #17

Sponsor-Mitgliedschaft

Mariebelle
Zitat von gefuehlsmensch:
So, ich gehe ne Runde jogen. Vielleicht entdecke ich dabei ja ein Fleckchen Land das ich für meine Farm kaufen kann.
Pass auf,dass dir kein boeser Regenwurm ueber den Weg kriecht und nimm das Pfefferspray mit...

09.12.2020 18:18 • x 2 #18


Fiora
Hört sich gut an, @calima.,was du gemacht hast. Dazu gehört Mut und der unbedingte Drang zur Freiheit. Wie hast du denn den Weg zurück geschafft? War sicherlich sehr ungewohnt und auch nicht ganz einfach.

09.12.2020 18:20 • x 1 #19


Mariebelle
Zitat von Fiora:
Hört sich gut an, @calima.,was du gemacht hast. Dazu gehört Mut und der unbedingte Drang zur Freiheit. Wie hast du denn den Weg zurück geschafft? War sicherlich sehr ungewohnt und auch nicht ganz einfach.


Das war bestimmt die Selbstfindung zwischen Abi und Studium,denke ich mal.....

Als es soweit war ist sie dann zurueck nach D gereist,musste sich ja einschreiben,denke ich mal....

09.12.2020 18:23 • x 2 #20


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