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Wieder versäumt

da zu sein
als Du mich brauchtest

Dich zu berühren
als Du es wolltest

Dir Recht zu geben
als ich im Unrecht war

Eure Liebe zu erwidern
als Ihr sie mir gabt

zu bleiben und es auszuhalten

zu reden anstatt zu schweigen

mutig zu sein

dankbar zu sein -

wieder
versäumt.

09.05.2021 12:37 • 21.09.2024 x 17 #1


124 Antworten ↓


Lieber moo, Danke, Dein Text hat mich sehr berührt, beschreibt er doch die Nähe, die Achtsamkeit und den Respekt miteinander. Beim lesen hatte ich zuerst Deine nächststehende, liebevoll vertraute Partnerin in meiner Vorstellung...und plötzlich geht es im Plural weiter...und ich dachte, ahh ja, heute ist ja Muttertag...`?
Dein Gedicht drückt für mich wunderbar die Achtsamkeit zu anderen und zu sich selbst aus . Des Abends kommen mir oft ähnliche Gedanken...was habe ich denn wieder versäumt...

A


Offenes Visier

x 3


Artig

wartet sie im Regen
auf den Bus
auf den Tag
auf das vertraute Geräusch
der Türen
des Aufzugs
des Telefons
der Arzthelferin
die Diagnose
die Aussicht.

Aussicht auf was?

Wieder zuhause
alles auf Null
auf Vorher
auf Wofür?

Unsere Elterngeneration.

Nie wieder

den Wochenmarkt erkunden
das Brennholz aufrichten
die Pasta versalzen
den Morgentau an den Füßen

dein Lächeln
deine Nähe

den Ruf der Pflegerin
das fade Essen
die stillen
Tränen

Nie wieder

Immer

zu wenig Luft im Reifen
zu viel Verkehr
zu wenig Kleingeld im Beutel
zu viele Menschen

in der Schlange vor mir

Immer das Warten
das Nachher
das Abends
das Morgen

Gestern noch
heute schon
aber morgen?

Immer wieder

Ich

Ich mag deine Lyrik sehr.
Danke dafür.

Zur Sicherheit verdammt

und auf unbestimmte Zeit
erlebe ich
das letzte Frühjahr
in diesem Körper.

Sie wissen nicht
von meinem Abschied
längst vollzogen - still für mich.

Nichts trifft mich mehr
kein Wort
nicht Wärme oder Kälte
weder Sonne noch Regen.

Tag oder Nacht
heute, gestern, letztes Jahr
nur Rinnsale vergangener Zeit
meiner Zeit?

Weder dieser Körper
noch diese Gerüche
noch diese Laute
nicht mal diese Gedanken
erinnern mich an das
was ich mal glaubte
zu sein.

Ich war es nie.
War nie.

Und doch weine ich
die bitteren Tränen
die mir doch noch
vertraut.

Das Bremspedal bis zum Anschlag am Bodenblech
Die Kurve und den Abgrund direkt in Sicht
Die Leute im Bus feiern
Den Fahrer hören sie nicht
Der letzte Satz aus dem Gewirr der Partylaune
Auf dem Gedenkstein hinter der Leitplanke:

Hoch die Tassen!

Gestern sah ich sie wieder
Die Katzenfrau
Aus dem kleinen, windschiefen Haus am Eck.

Suchte wie meist ihre kleinen Lieblinge
Um sie zu füttern
Immer gleich angezogen
Immer nett und verwirrt
Sommers wie winters im Morgenrock
Hebt sie lachend die Hand zum unverbindlichen Gruß.

Ich sah mich in Jahren
Vor ihrem Grab stehen
Oben im Waldfriedhof
Ein schlichtes Loch mit ihrer Asche
Die Katzen längst im Tierheim
Das Häuschen geschleift, vergessen.

Nur ich werde sie vermissen
Diese glücklichen Augen
So ehrlich, ohne Arg.

Den Nachtrock -
Haben sie ihn mit verbrannt?

Endlich

die Haut abgestreift
die Zäune überwunden
die Gedanken vergessen.

Nichts

mehr vor mir
hinter mir
von mir.

Weder

Unendlichkeit
noch Anfang
noch Ende.

Keiner

der dies schreibt
liest -

und doch -

danke.

Aus der Einsamkeit heraus
Sehe ich
Dich.

Wieviel ahnst Du
von Deiner Umgarntheit
herab?

Mögen wir niemals
aufeinander treffen
ist es gut
so.

Zufrieden

füttert sie die Tauben
trägt stolz ihr stets frisiertes Haar
sitzt aufrecht auf dem Rad
mit Brötchen im Korb
jeden Morgen.

Der Wagen gut in Schuss
eigene Garage in der Altstadt
jeder kennt sie
vertrautes Getuschel
über die Nachbarn
die neuen.

Jeden Mittag Zwiebelgeruch
Braten, Eintopf, Kohl
und natürlich immer pünktlich -
zwölf Uhr.

Sonntag, jeden Tag.

Warum würgt es mich immer
wenn ich Dich sehe?
Wessen Sinnbild stellst Du dar?

Warum kann ich Dich nicht
ignorieren, übersehen, akzeptieren?

Es tut mir leid, wirklich.
Du kannst nichts dafür.

Irgendetwas stinkt.

Die Mülltonnen erinnern mich daran
dass wir alle nur auf dem Weg
zur Kompostierung sind.

Zum Schwitzn z´ koid
zum frian z´ woam
zum woana z´ schee
zum lacha z´ leetz.

No nia neand
war I do
wo ´z me Ihr gean
hetz.

Alle homms kumma seng
und I scho lang.
De Weit heiß an Deife g´seng

drum hobt´s Íhr liabe Leit
mi gean und Eich
nia g´freid.

Und trotzdem

steht man dann irgendwann auf,
macht sich einen Kaffee,
hört die Stimme des Radiosprechers
und

vergisst.

Lobe keinen Menschen vor seinem Tod
denn Du kannst es jederzeit vergeigen
auch auf den letzten Metern.

Werfe die Guten und Wenigerguten
die Schlechten und Wenigerschlechten
in ein Glas
und schüttle kräftig durch.

Was dabei rauskommt
bist wohl Du.

Gewinn und Verlust
Ehre und Verachtung
Lob und Tadel
Freude und Leid
sind ohne Belang

zum Schluss.

Ich liebe Euch

alle, die ihr draussen vor dem Fenster vorbeihastet
in Gedanken
und Welten
die mir fern und trotzdem nah.

Alle, die ihr mir je begegnet seid,
mich gesehen, gemocht und - vielleicht sogar -
geliebt habt.

Alle, die ich nie kennenlernen,
erleben und mich in Euch wiedererkennen
werde.

Kommt mir bitte nicht zu nah,
fragil ist sie,
diese Liebe zu Euch.

Sie könnte der Realität nicht
standhalten.



Immer weiter

entferne ich mich

von der ehemals getroffenen Übereinkunft
von Euren Spuren auf dem Weg der Zivilisation
von Idealen die unhinterfragt

von der Sicherheit meines Trittes
von jeglicher Absicht.
Sponsor-Mitgliedschaft



Irgendwann

wenn das Tageswerk vollbracht
wenn der Richtige kommt
wenn alles in trockenen Tüchern
wenn das Haus gebaut
wenn die Kinder gesund und

aus dem Haus
aus dem Sinn
aus der Zukunft

gelangt.

Wenn dieser Körper abgelegt -

dann.



Weder noch

Die Körperwärme des Katers
auf dem Sitzpolster
des Bürostuhls.

Der Lauf der Ölheizung
der Stille
der Abgeschiedenheit.

Die Rundheit des Wasserglases
des Wassers
des Geistes.

Die Räumlichkeit
des frisch getünchten Flurs
darin
kein Ich.

Standpunkt

Schwer ist es

standhaft zu bleiben wo kein Boden scheint
klar zu sehen wo Dunkelheit herrscht
mutig zu sein wo Angst allgegenwärtig
das Gute in sich zu halten wo jeder es vergaß
einsam zu bleiben um der Wahrheit willen
nahezu alles zu verlieren

für Euch

A


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