Geschafft -und es war garnicht so schwer.

Hallo alle miteinander!
Nachdem ich mich vor einigen Tagen im Forum vorgestellt habe und euch meine Geschichte erzählt habe, möchte ich euch über eines meiner Erfolgserlebnisse berichten. Vielleicht könnt ihr ja meine kleinen aber feinen Tipps für euch selbst positiv nutzen... Schon seid Jahren habe ich im Zuge meiner sozialen Angst ein Problem damit zum Arzt zu gehen. Ich hatte mich schon seid ewigen Zeiten nicht mehr richtig durchchecken lassen. Irgendwann bestand dann nicht nur die Angst zum Arzt zu gehen, sondern die Angst ernsthaft erkrankt zu sein wurde auch immer größer. Ich wollte lange Zeit nichts damit zu tun haben, frei nach dem Motto: gehe ich nicht zum Arzt dann kann mir auch niemand eine schlechte Diagnose stellen...Vor einigen Wochen wurde mir einfach klar, dass ich nicht so weiter machen kann...Zunächst wollte ich, dass mein Mann mich zum Arzt begleitet, aber wenn man es allein schafft ist es natürlich um Längen besser. Mein Mann kann mich schließlich nicht in jeder Lebenslage an die Hand nehmen. Also habe ich mir eine Taktik ausgedacht... Um einen gewissen, aber nicht zu starken Druck auf mich selbst auszuüben, habe ich sowohl meinem Mann als auch meiner Familie davon erzählt, dass ich vorhabe endlich zum Arzt zu gehen. Sie würden mich schließlich danach fragen, ob ich wirklich zum Arzt gegangen bin. Es wäre mir unangenehm gewesen diese Frage mit nein beantworten zu müssen. Dennoch habe ich niemandem einen genauen Termin für mein Vorhaben genannt. Das Datum machte ich ganz allein mit mir selbst aus, aber schon im Vorraus. Denn das kenne ich schon, lege ich soetwas nicht fest, dann schiebe ich es bis in alle Ewigkeit vor mir her. Den genauen Tag habe ich niemandem genannt, damit ich nicht zu sehr unter dem von mir selbst erzeugten Druck stehe, der mich schon oft genug daran gehindert hat bestimmte Situationen zu meistern... ...Selbst, wenn ich gescheitert wäre, hätte es ersteinmal niemand erfahren und ich hätte einfach einen neuen Stichtag festgelegt. Natürlich war die innere Unruhe, die mich in solchen Situationen immer plagt, auch am Tag x wieder zu spüren, aber ich hatte mir fest vorgenommen diese einfach hinzunehmen und durchzustehen....Ich habe es tatsächlich geschafft, durch meine Taktik den sonst auf mir lastenden Druck so sehr zu minimieren, dass ich genug Kraft hatte, um meiner inneren Unruhe Stand zu halten. Nach einer ausgiebigen Dusche, bin ich dann einfach losgegangen. Und eh ich mich versah, saß ich auch schon im Wartezimmer. In dem Moment konnte ich garnicht glauben, dass ich tatsächlich und sogar ganz allein den Weg zum Arzt geschafft hatte. Irgendwie fühlte sich die Situation für mich total unwirklich an, wie eine Traumsequenz (vielleicht spielte mir mein Unterbewusstsein ja einen Streich, so nach dem Motto: Das muss ein Traum sein, ich würde doch nie aus eigenem Antrieb, alleine zum Arzt gehen) Aber, ob man es glaubt oder nicht, gerade dieses Gefühl der Unwirklichkeit hat mir geholfen, denn dadurch verschwand meine Angst fast gänzlich und ich habe den Horror-Termin ohne Blessuren überstanden. Am nächsten Tag besuchte ich sogar komplett angstfrei die Praxis erneut, um meine Blutwerte zu erfragen...Desweiteren ist mir aufgefallen, dass mir komischerweise in dieser Situation mein sonstiger Feind: die Angst sogar geholfen hat. Denn meine Angst erkrankt zu sein, war plötzlich größer als die Panik zum Arzt zu gehen...ich will schließlich leben und für diese Tatsache sollte man natürlich über seine eigene Gesundheit bescheid wissen. Meiner Meinung nach zeigt meine Erfahrung, dass man seine Angst überwinden kann, wenn man sie mit einem stärkeren Impuls überlagert. Ist einem in Bezug auf eine bestimmte Situation, ein Aspekt extrem wichtig (in meinem Fall zu erfahren, ob ich gesund bin) und macht man sich das selbst klar, tritt die Angst in den Hintergrund.... Ach übrigens, ich bin gesund. Und mir ist klar, wäre ich eher zum Arzt gegangen, hätte ich mir etliches zeit -und kraftraubendes Grübeln ersparen können und mein Feind, die Angst (den ich nicht weiter als solchen sehen möchte) wäre nicht bis ins unermessliche gestiegen. Ich bin richtig stolz auf mich, dass ich mir ganz allein zu diesem Erfolgserlebnis verholfen habe. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung... Vielleicht hilft diese Erfahrung ja auch jemandem von euch, das würde mich freuen. Seid mutig... Dennoch weiß ich, dass noch ein weiter Weg vor mir liegt. Ich versuche (auch, wenn es mal Rückschläge gibt) die Hoffnung, meine soziale Angst eines Tages komplett zu überwinden, nicht aufzugeben.

Nanivi