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Nabend!

Nach einigen Stunden des Stöberns und Mitlesens muss ich feststellen, dass ich scheinbar doch nicht so alleine bin wie ich mir oft einrede. Wenn man sich hier durch die Einträge liest, ist das schon ein ständiges Sichwiedererkennen, Verstehen und Nachvollziehenkönnen.

Wie manch Anderer auch habe ich es geschaft mich seit Beendigung der Schule ziemlich zu isolieren und (das geht leider einher) auch etwas zu entfremden. Das liegt wohl in erster Linie daran, das ich gut allein sein kann (konnte ich schon als Kind) und ich (auch unterbewusst) stets dazu neige mich immer zurückzuziehen und fast alle sozialen Aktivitäten auszusparen. Ein Zugehörigkeitsgefühl stellt sich bei mir sowieso nur recht selten ein, i.d.R. gehen mir meine lieben Mitmenschen recht schnell auf die Nerven und das einzige was sich nach Stunden einstellt ist die Gewissheit - du gehörst hier einfach nicht dazu. Ich hab oft probiert über meinen Schatten zu springen, aber sich zu verstellen macht nichts besser. Er ist nur anstregend. Man kann das sicher als mangelnde Anpassungsfähigkeit bezeichen.

Nach einer mehrjährigen Fernbeziehung (ich bin jedes Wochenende gependelt - hier gehalten hat mich ja nichts) waren dann auch die letzten Kontakte verblasst und da ich über meinen Arbeitsplatz (2-Mann-Betrieb) nie Kontakte knüpfen konnte findet man sich schnell in dem hier mehrfach beschriebenen Teufelskreis wieder. Man kennt niemanden und geht deshalb auch nicht weg. Wenn man nicht weg geht, lernt man auch niemanden kennen. Bei mir kommt allerdings noch hinzu: selbst wenn ich weggehe, lerne ich niemanden kennen.

Die nächsten Jahre hatte ich dann wenigstens regelmäßig eine Freundin, die Beziehungen waren selbstverständlich allesamt mehr als kurz - sobald ein Mädel meines Alters einen Einblick in meinen Alltag bekommt und realisiert, dass ich keinerlei soziale Kontakte pflege sucht sie das Weite. Wer könnte es ihr auch verübeln.

Vor drei Jahren habe ich dann die Bekanntschaft gemacht, auf die ich immer gehofft hatte. Ich habe eine Frau kennengelernt zu der mich bis vor kurzem eine sehr innige Freundschaft verbunden hat. Die große Liebe war das nicht, wir waren uns schnell einig es bei einer Freundschaft zu belassen. Das aber richtig. Wir sind über die Jahre 4 mal in Urlaub gefahren und haben auch sonst jede freie Minute zusammen verbracht. Rein platonisch. Viele Gemeinsamkeiten, eine aktive und schöne Zeit. Ich hab es genossen jemanden um mich zu haben, der meine Interessen teilt und mir nicht ständig das Gefühl gibt, anders zu sein. Meine einsamsten Momente habe ich stets in Gegenwart anderer Personen erlebt. Die Gefahr gab es hier nicht.

Meine Stiefvater, den ich sehr schätze, hat mich mehrfach darüber aufgeklärt, dass es so eine Freundschaft zwischen Mann und Frau nicht gibt. Er hatte recht, zumindest wenn man langfristig denkt.

Ich habe während dieser Zeit nie die Augen verschlossen, war immer auf der Suche nach einer richtigen Beziehung, vllt. gab es die Liebe ja doch noch irgendwo. Nach vielen Versuchen fällt mir der Umgang mit Frauen aber immer schwerer, die vielen negativen Erfahrungen und das Bewusstsein für die sozialen Erwartungen lassen bei mir schon recht früh das Gefühl aufkommen, das ja ohnehin nichts daraus wird und ich mir die nächste 2-Wochen-Beziehung eigentlich auch sparen kann. Der Druck war ja auch nicht besonders groß, ich hatte ja jemanden, der da ist, mit dem ich mich austauschen kann.

Das absehbare Ende der Freundschaft ist dann erst einen Monat her, nachdem meine beste Freundin ihren Traumtyp kennengelernt hat, war für mich kein Platz mehr. Das ist nur verständlich. Weniger verständlich finde ich, dass man sich nicht einfach weniger oft sehen kann sondern die Freundschaft gleich vollkommen beenden muss. Das niemand anderes Verantwortung für meine Leben übernimmt oder sich zu irgendwas verpflichten lässt habe ich schon länger begriffen. Wie unverbindlich und kalt einem eine so vertraute Person von heute auf morgen klar macht, dass man nicht mehr erwünscht ist, daran muss ich mich immer noch gewöhnen.

Nun bin ich also wieder allein, nicht das erste mal. Pünktlich zum Herbst.

Wie ich gerade feststelle, habe ich viel mehr (und viel unstrukturierter) geschrieben als geplant. Tat aber gut, wie es immer gut tut.

05.10.2009 21:44 • 22.10.2009 #1


9 Antworten ↓


K
Hallo Southern27,

in einigem von dem, was du schreibst, erkenne ich mich wieder. Dazu vielleicht später mehr, ich schreibe nämlich in meiner Mittagspause, und daher drängt die Zeit ein wenig. Ich hab aber einen Vorschlag für dich, wie du vielleicht deiner Einsamkeit entkommst: Es gibt im Netz mehrere Plattformen, auf denen sich Brief- oder Mailfreudige Männer und Frauen suchen und finden (einfach mal „Brieffreunde“ googeln). Gib eine Anzeige auf und schreibe auch selber die Frauen, die dort inserieren, an. Gut, wie überall ist es so, dass sich von zehn Kontakten, die man dort knüpft, neun nach kurzer Zeit wieder verlustieren. Ich hab auf diese Weise eine sehr liebe Freundin gefunden (rein platonisch), mit der ich mir nun schon seit etwa einem Jahr fast täglich Mails schreibe. Mittlerweile können wir wirklich über alles reden (bzw. schreiben), schicken uns zum Geburtstag Geschenke usw.
Auf diese Weise kannst du dir nicht nur soziale Kontakte aufbauen, sondern auch richtige Freundschaften. Ob man dann später mal telefoniert oder sich trifft, kann man sich ja offen halten.
Ich bin da ein bisschen so wie du: Ich kann gut mit mir allein sein und brauche es sogar öfter mal, nur für mich zu sein. Und dadurch, dass meine Mailfreundin und ich weit auseinander wohnen habe ich den für mich nötigen Abstand, weiß aber gleichzeitig, da ist jemand, der mich mag, dem ich vertrauen kann und der ein wirkliches Interesse an der Freundschaft mit mir hat.
Vielleicht probierst du ja einfach aus, ob das was für dich ist.

Gruß, Kenneth

06.10.2009 12:57 • #2


A


Wiedermal Herbst

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B
Zitat von Southern27:
Stiefvater

Was ist mit Deinem leiblichen Vater?

06.10.2009 19:20 • #3


S
Zitat:
Was ist mit Deinem leiblichen Vater?

Den habe ich in meinem Leben genau einmal gesehen, als ich als 8jähriger, unwissend, beim Sankt-Martins-Singen bei ihm geklingelt hab. Meine Mutter hat mich dann später aufgeklärt. Naja, hab ihn nie vermisst. Er mich scheinbar auch nicht.

Zitat:
in einigem von dem, was du schreibst, erkenne ich mich wieder. Dazu vielleicht später mehr, ich schreibe nämlich in meiner Mittagspause, und daher drängt die Zeit ein wenig. Ich hab aber einen Vorschlag für dich, wie du vielleicht deiner Einsamkeit entkommst: Es gibt im Netz mehrere Plattformen, auf denen sich Brief- oder Mailfreudige ...

Vielen Dank für den Ratschlag, vllt. sollte ich das mal machen. Man hat immer das Gefühl, in Zeiten von Handy und Chat wird kaum mehr als ein Satz am Stück geschrieben. Stimmt, zum Glück, natürlich nicht. Vllt. kannst Du sogar eine Seite empfehlen, falls das hier nicht verboten ist!?

06.10.2009 20:04 • #4


K
Hallo Southern27,

mit www.brieffreunde.org/ habe ich ganz gute Erfahrungen gemacht. Besonders Frauen schreiben ja noch gern, insofern tummeln sich dort eine ganze Menge, und da es ja in erster Linie „nur“ um Brieffreundschaften geht, ist mEn die Hemmschwelle, miteinander in Kontakt zu treten, wesentlich geringer als z. B. bei Kontaktanzeigen.

Gruß, Kenneth

07.10.2009 05:38 • #5


B
Zitat von Southern27:
Wie unverbindlich und kalt einem eine so vertraute Person von heute auf morgen klar macht, dass man nicht mehr erwünscht ist, daran muss ich mich immer noch gewöhnen.

Zitat von Southern27:
Naja, hab ihn nie vermisst. Er mich scheinbar auch nicht.

Die Geschichte scheint sich in anderem Gewande zu wiederholen.

07.10.2009 09:39 • #6


S
Naja, nur das ich meinem Vater vollkommen emotionslos gegenüberstehe und nie an ihn denke. Sehe da wenig Parallelen.

07.10.2009 19:21 • #7


S
Ich mag nur dann Herbst, wenn es nicht regnet....wenn es regnet dann kann man mit mir nicht anfangen....ich glaube ich bin so ein Wettermensch, wie die Wetter, so meine Laune.

09.10.2009 11:54 • #8


S
Zitat:
mit www.brieffreunde.org/ habe ich ganz gute Erfahrungen gemacht. Besonders Frauen schreiben ja noch gern, insofern tummeln sich dort eine ganze Menge, und da es ja in erster Linie „nur“ um Brieffreundschaften geht, ist mEn die Hemmschwelle, miteinander in Kontakt zu treten, wesentlich geringer als z. B. bei Kontaktanzeigen.

Danke, werd ich mal probieren!

Zitat:
Ich mag nur dann Herbst, wenn es nicht regnet....wenn es regnet dann kann man mit mir nicht anfangen....ich glaube ich bin so ein Wettermensch, wie die Wetter, so meine Laune.

Hatte für heute (hab frei) mal 'ne kleine Tour mit dem Rad geplant, aber mir ist das Wetter auch zu unbeständig. Sonst habe ich nichts gegen Regen, finde ich gemütlich. Das frühe Dunkelwerden setzt mir eher zu.

09.10.2009 14:37 • #9


S
Das mit der Plattfreund Brieffreunde.de ist ne gute Idee. Ich hab zwar sehr gute Freunde, aber mag es auch gerne mich auszutauschen, mal was neues anzufangen.
Mit dem Herbst kann ich momentan auch nicht grade viel anfangen. hab mal geguckt, woran das liegen könnte und kam auf diese Seite http://www.psychotipps.com/Depressionen-Herbst.html
Fand die gut, weil da eben auch gesagt wird, was man gegen dieses bedusselt-sein oder Antriebslosigkeit machen kann.. was ich zumindest oft habe, wenn der Himmel grau ist, wobei ichs andererseits mag, dass es Herbst wird .. schöne bunte Blätter, zu Hause wirds gemütlich und wenn mans zulässt, dann kann man wunderbar auch mal ein wenig Zeit opfern um sich wieder nen wenig selbst zu finden, was man ja nicht nur mit dem meist schlechten sich-zu-viele-Gedanken-machen verbinden kann.
Leute kennenlerne kann man, wie ich in einen anderen Post auch schon schrieb auch super über ne Community, wie meinvz oder sowas.. ich hab damit zumindest gute Erfahrungen gemacht, weil man gezieht nach Leuten suchen kann, die aus der Umgebung kommen und dann durch Gruppen und Selbstbeschreibung dieser Personen gucken kann, ob die selbe Interessen haben. Viele freuen sich, wenn man die dann einfach mal anschreibt und eben sagt, dass man viele Interessen teilt und sich sicherlich nett austauschen kann.

22.10.2009 14:25 • #10


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