@Danny94
Danke für deinen Beitrag!
Als Stubenhocker würde ich micht nicht bezeichnen, die Situation in der ich mich befinde ist eher unfreiwillig, als das ich mich bewusst dafür entschieden habe. Ich gehe sogar sehr gerne raus, aber alleine macht mir das keinen Spaß. Und meine Freunde sind lieber im Garten oder Zuhause, die gehen nie weg. Ich habe auch schon Vorschläge gemacht, was allerdings in Leere verlief.
Das ich mich zurückziehe, sehr für mich bin, fing schon sehr früh an, dass war vor 29 Jahren. Zeit zurück spule: Sonic auf dem Mega Drive, habe ein umgedrehtes Cap auf, die Sonne fällt durch das Fenster.
Das ich mich immer mehr zurück gezogen habe, hatte damit zu tun, weil ich süchtig nach Videospielen war, dann hatte ich Angst vor Menschen, zudem beschäftigen mich quälende Gedanken. Die Schule habe ich mit 13. Jahren dann immer seltener besucht, wollte da einfach nicht mehr hin. Stattdessen spielte ich Videogames, schaute MTV oder trainierte in einem Fitnessstudio.
Ich weiß noch wie ich 1996 auf dem Bürgersteig saß, während die anderen im Jugendtreff waren, aber ich saß da und kam einfach nicht aus mir heraus, ich war in mir gefangen, Seelengefängnis. Das war ein sehr quälender Zustand, ein schreckliches Gefühl. Wenn ich unter Menschen war, dann konnte ich mich auch mit diesen unterhalten. Doch dann gab es immer wieder Momente, in denen ich die anderen aus der Ich-Perspektive beobachte z.B als ich alleine über die Kirmes ging und mich schrecklich einsam fühlte. Ich konnte die anderen einfach nicht ansprechen, ich war in mir gefangen. Ich war einfach sehr unsicher und schüchtern, wusste nicht wie ich mich verhalten soll.
Durch den extremen Rückzug verlor mich dann immer mehr in Zwangsgedanken, paranomalen Phantasien und bizarren Gedanken. Ich verannte mich in die abgedrehtesten Phantasien, die mich extrem beunruhigten und verwirrten, ich kam da einfach nicht mehr raus, dass ging 3 Jahre so.
Ich fing dann an mich sehr exzentrisch zu kleiden, trug eine schwarze Nicki-Jacke, ein schwarzes Sweat-Shirt, eine schwarze Jeans und Skaterschuhe, sowie eine Kette, mit einem Yin Yang Symbol. Ich fiel dann in der Nachbarschaft auf, wurde als Spinner bezeichnet, weil ich anders war. Zu der Zeit hatte ich dauernd depressive Techno Tracks im Kopf, war wie aufgepeitscht, habe eine Woche nicht geschlafen. Ich erlebte die Welt surreal und traurig, wie in einem Traum. Das wurde dann immer krasser, weshalb ich mich auch in psychiatrische Behandlung begab. Damals diagnostizierte meine behandelnde Ärztin bei mir eine Psychose, gleiche Diagnose wurde auch in der Charite diagnostiziert.
1997 lief ich nachts immer durch die Straßen oder fuhr mit dem Bus zur Endstelle und dann wieder zurück, nur damit ich der Stille, der Einsamkeit entkam, die mich Zuhause immer wieder einholte. Zu der Zeit war ich mit einem Punker aus der Nachbarschaft befreundet, der ca. 10 Jahre älter war. Ich habe mit ihm dann Goa, The Cure, Skinny Puppy und The Exploited gehört. Der Punker war also der Auslöser, weshalb ich Darkwave, EBM und Metal hörte. Zuvor war ich immer auf der Techno Schiene.
Ich weiß noch wie ich nachts durch die Straßen lief, dann eine Telefonzelle aufsuchte und die Telefonseelsorge angerufen habe, weil ich die Einsamkeit nicht mehr aushielt.
2000 diagnostizierte eine Klink-Psychologin bei mir dann eine schizotype Störung. Diese Diagnose habe ich gehasst, weil ich nie jemanden kennenlernte, der diese Diagnose hat, dadurch fühlte ich mich wie ein Wesen vom anderen Stern.
Ich war dann immer wieder in der Klinik, mal für 6 und dann für 8 Wochen. Die meiste Zeit war ich allerdings nur zur Krisenintervention in der Klinik, es war ein ständiges rein und raus, Drehtürpatient halt. Wenn ich Zuhause war, wollte ich in die Klinik und nach 2 Stunden dann wieder nach Hause, so ging das jahrelang.
Durch die Antipsychotika, war ich extrem sediert, was ebenfalls ein Grund ist, weshalb ich kaum noch unter Menschen gegangen bin. 2015 habe ich die Tabletten dann abgesetzt und damit änderte sich auch die Diagnose, seitdem stand die schizotype Störung nie wieder auf einen Klinikentlassungsbrief. Zuerst gefiel ich den Ärzten, weil ich so lebendig und aufgeweckt war, sie kannten mich ja nicht ohne Medikamente. Damals sagte eine Seelsorgerin zu mir da kam ihr wahres Ich ans Licht. Doch mit dem absetzen der Tabletten, kam nicht nur die Lebendigkeit zurück, sondern auch die Sehnsucht, da wurde mir schlagartig bewusst, wie viel ich im Leben verpasst habe, was mir extrem zusetze.
Seit 2015 habe ich den zwanghaften Wunsch nach einer Partnerin. Ich wusste allerdings nicht wo ich eine Frau kennenlernen soll. Da ich ohne Tabletten ständig aufgedreht war, nicht mehr schlafen konnte, suchte ich dauernd die Klink auf. 2016 war dann Ende im Gelände, ich hatte meinen ersten Suizidversuch.
Die Sehnsucht nach einer Partnerin ist etwas gesundes, aufgrund der intensiven Gefühle und der Depressionen, driftet diese Sehnsucht allerdings ins krankhafte, eine Panik ab. Das ist schon zwanghaft. Der Schmerz wird ohne Tabletten unerträglich, dass ich nicht mehr leben will. Ich bin dann nicht nur depressiv, sondern auch ständig überdreht, komme einfach nicht zur Ruhe, es ist die innere Hölle. Doch statt aktiv zu werden, mal unter Menschen zu gehen, damit sich überhaupt eine Gelegenheit ergibt, bin ich ständig zur Klinik gelaufen. Ich kam nicht mal in die Nähe von Frauen, außer von Psychiaterinnen, so beherrschte mich meine Krankheit. Der einzigste Ausweg aus diesem Zustand ist das Seroquel und Sertralin, wenn ich diese Medikamente nehme, dann macht mich das Single sein nicht mehr verrückt.
Ich habe mich früher gar nicht verstanden, was da in mir vorging. Es war das Unbekannte das mir Angst machte, heute kenne ich alle Symptome und damit hat der Schrecken an Bedrohung verloren.
Durch die Krankheit und der damit einhergehenden Isolation, habe ich nie soziale Kompetenzen entwickelt, ich war ja praktisch vom Leben abgeschnitten, lebte in meiner eigenen Welt. Meine Mutter hat mir das schon sehr früh vorgelebt, sie hat sich bereits in den 80ern von allen Menschen zurückgezogen, bis heute.
Zum Thema Einsamkeit: Einsamkeit ist ja erstmal ein Gefühl, doch wenn dieser Zustand anhält, chrononisch wird, dann macht er krank. Gibt da einen Psychiater namens Spitzer, der sagt das Einsamkeit die unerkannte Krankheit ist. Einsamkeit löst Stress aus, der schwächt das Immunsystem, wodurch man anfälliger für Krankheiten wird. Desweiteren aktivitiert Einsamkeit das Schmerzzentrum im Gehirn, was auch erklärt, warum Einsamkeit weh tut. Erkenntnissen zufolge soll Einsamkeit schädlicher als Zig., Alk. und Übergewicht sein, was auch erklärt weshalb einsame Menschen früher sterben.
12.07.2020 06:49 •
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