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M
Hallo Marvin,
ich finde deine Gedankengänge recht interessant. =) Allerdings finde ich das bidlang nicht sehr schlüssig, mag an der verkürzten Form liegen.

Zitat:

Insofern finde ich es viel wichtiger, selbst in sich den Ruhepol zu finden, von dem aus man auf andere zugeht. Eine Art Nahweh ist angesagt, und nicht Fernweh oder Seelenverwandschaft.


Das Wort Seelenverwandtschaft kotzt mich seit je her irgendwie an. Was soll das sein? Scheinbar ist meistens eine Art seelische, gedankliche, gefühlsmäßige Einigkeit oder gar Gleichheit gemeint. Ich gehe nicht davon aus, dass es das gibt, und wenn, wäre es wahrscheinlich schrecklich langweilig. Ich bin außerdem der festen Überzeugung, dass man keine gute Beziehung zu einem anderen Menschen hat, solange man nur nach dem anderen sucht und sich nicht seiner selbst nahe ist. Soweit so gut. Aber weshalb dies Einsamkeit zwingend machen soll, leuchtet mir nicht ein. Das gilt doch nur wenn man besagte Gleichheit als Vorraussetzung ansieht.


Zitat:
Was ich zu einem sage, ist immer nur ein Ausdruck meiner inneren, einsamen Entwicklung. Sprache kann niemals Entwicklungsschritte beim anderen auslösen, wenn der eine andere Weltsicht hat.


Hm. Wieso benötigt es einer gleichartigen Weltsicht, um miteinander zu kommunizieren? Das denke ich nicht. Es benötigt einer allen Parteien bekannten Sprache, bzw. je nach Schwierigkeitsgrad noch eines dementsprechenden Verarbeitungsvermögens, damit Kommunikation zumindest potentiell klappen kann. Der Erwerb dieser Fähigkeiten wird bestimmt durch die biologische Entwicklung des Menschen bzw. durch Beobachten und Lernen von anderen Menschen, in der Regel vor allem den Eltern. Menschen, die völlig ohne andere Menschen aufwachsenen, nichtmals eine Sprache lernen, bleiben geistig in ihrer Entwicklung Menschen die in Gesellschaft aufwachsen deutlich zurück. Der Mensch ist ein soziales Wesen und bringt sich nicht alles selbst und alleine bei. Obgleich ihre Eltern naturgemäß auf einem sehr anderen Entwicklungsstand sind als die Kinder, ist es Kindern dennoch möglich von Eltern zu lernen, was nur über Kommunikation geschehen kann, sei es nun verbal oder non-verbal. Insofern muss Verständigung auch dann möglich sein und löst gerade im Kindesalter auch eine Entwicklung aus.

Auch habe ich mich gefragt, weshalb Verständigung über Sprache überhaupt etwas mit Einsamkeit zu tun haben muss. Ist man nicht in dem Moment nicht einsam in dem man sich nicht einsam fühlt? Das kann doch auch ohne Kommunikation der Fall sein, selbst ohne Präsenz anderer Menschen. Irgendwie klingt mir das alles wirklich danach als sei nicht einsam nur, wer quasi mit einem anderen Menschen verschmilzt und mit diesem eins ist. Das finde ich absurd. Ich habe überhaupt nicht den Wunsch, mit jemandem derartig eins zu sein, als einsam würde ich mich allerdings dennoch nicht bezeichnen.

Ich möchte mit dem Beitrag übrigens meine Verständnisschwierigkeiten bei der ganzen Idee zum Ausdruck bringen, nicht da irgendwie gegen angehen. Prizipiell finde ich es keinen schlechten Ansatz, diese Idee aufzugeben, dass alleine sein das schlimmste aller Übel sei.

23.08.2008 23:19 • #21


Marvin Gainsborough
Hallo Morticia,

danke schön für deine Antwort.
Hm. Ich glaub, Einsamkeit wäre mal zu definieren.
Ich meine damit nicht das Leid, dass ich zuwenig Kontakte hätte oder mich sozial isoliert, abgehängt etc. fühle und dergleichen.

Ich meine die menschliche Situation, dass man voneinander getrennt ist, dass sich Bedeutungen nicht übertragen, sondern jeder sie in sich selbst erzeugt.

Du sagst, dass man nicht einsam ist, wenn man sich nicht einsam fühlt. Da geb ich dir natürlich recht, das meine ich ja. Ich bin getrennt, aber nicht einsam. So vielleicht.
Aber bis dahin muss man erstmal kommen. Ich hab da zeitweise schon zu knabbern gehabt.

Und mit dem Stichwort Sprache will ich sagen, dass es aus oben genanntem Grund nicht möglich ist, über ein kurzes Gespräch jemanden zu erreichen, wenn der anders tickt und aus seiner Entwicklung heraus andere Zusammenhänge herstellt. Also z.B. sagt jemand was neutrales zu mir, und ich fühl mich angegriffen. Oder jemand meints gut, und ich kanns nicht annehmen.

Daraus sieht man aber, dass Kontakt wichtig ist, da man nur so (am Fehler) lernen kann und muss. Fehler sind so gesehen gar keine!

Einen schönen Satz finde ich: Missverstehen ist der Normalfall, Verstehen der Sonderfall

Tschüss.

24.08.2008 00:14 • #22


A


Einsamkeit als Situation des Menschen akzeptieren

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H
Hallo Marvin !

Nur im kontroversen Dialog mit anderen Menschen, kann ein Mensch wachsen, lernen und reifen (und Leben).

Ein gutes Beispiel hierfür, sind hier deine eigenen Beiträge, und die Antworten darauf.

In der Einsamkeit (Isolation) findet solch ein Dialog mit anderen Menschen nicht statt.

Liebe Grüsse,

Helpness

24.08.2008 11:04 • #23


M
Hallo Marvin,
ok, deine Schlussfolgerungen finde ich völlig vernünftig.
Die Idee mit der Bedeutungsübertrageung - gibt es eigentlich nicht, im Sonderfall aber doch, je nach Erfahrungsschatz - ist mir nach wie vor etwas unüberzeugend.

Rein praktisch gesehen, finde ich es nicht so problematisch wenn sich nicht immer jede Bedeutungseinheit 100% überträgt. Wie du sagtest, Missverständnisse muss es sicherlich geben, daher sollte man sie schlicht nicht überbewerten. Manchmal einigt man sich auch nicht, weil man unterschiedlicher Meinung ist, insofern versteht man vielleicht das Anliegen, jedoch nicht die Konsequenz die der andere daraus zieht. Da wird für mich eigentlich der Austausch mit anderen oftmals erst interessant. Was ich finde, weiß ich ja schon. Ich suche gar keine Leute die komplett so ticken wie ich. Ich finde deshalb, man braucht das gar nicht als sonderlich bedauerlich zu empfinden.
Gruß

24.08.2008 11:19 • #24


Marvin Gainsborough
@ Morticia: Genau.
@ Helpness: Genau.

Bloß: irgendwie... ich will eigentlich mehr auf die Erschauderung hinaus, die mir über den Rücken läuft, wenn ich merke, bewusst spüre, wie ich eigentlich hingeworfen bin ins Leben, so ohne sicheren Grund.

Es gibt nur die Beziehung, die mich formt, keine Wahrheiten. Wer bin ich ? Ein Knoten in einem Netz bin ich.

Diese Unsicherheit bewusst zu schultern, ist für mich eine Art Grundsicherheit, weil ich dann wunderbar meine Beschränktheit akzeptieren kann (ich muss mich nur im Netz halten) und andererseits die grenzenlose Freiheit erahne, die hinter der jeweils gerade herrschenden konkreten Form steht.

Die Strukturen, die unsere Gesellschaft hervorbringt, dienen der Sicherheit und Angstvemeidung.

Habt ihr eigentlich schon die zwei Pferde in meinem Logo entdeckt ?

24.08.2008 15:43 • #25


H
Hallo Marvin !

Irgendwo her kenne ich das schon.

SEIN ODER NICHTSEIN IST HIER DIE FRAGE ?

Liebe Grüsse,

Ham...äh...Helpness

24.08.2008 16:38 • #26


R
hallo, liebe leut!

man muß sich darüber im klaren sein, daß zu unserer existenz nunmal die einsamkeit dazugehört.

in jungen jahren ist es anders, logisch; man baut ein nest, man bekommt kinder, man hat einen beruf.

man wird älter. partner geht, beruf geht und die kinder verlassen ihr zuhaus.

alle ängste, depressionen, die eingepackt waren in täglichem tun, kommen jetzt so richtig raus.

man verändert sich, macht bögen um menschen und ist, ehe man sich versieht einsam. weil man es (ich) eigentlich ersteinmal so will - aus vielerlei gründen.

ja, nun muß mans aushalten. ja, und die einsamkeit kann ja auch etwas sehr wohltuendes sein, etwas befreiendes, man muß nicht funktionieren.

es gibt einen schönen satz: ein gutes leben hat gelebt, wer sich gut verborgen hat. es gäbe noch viele schöne sätze diesbezüglich.

allen einsamen, gewollt oder ungewollt eine leichte, gute zeit
und eine gute nacht
liebste grüsse
rose

24.08.2008 20:48 • #27


H
Hallo rose !

Theoretisch kann ich deinem Beitrag nur zustimmen.

Doch was ist mit den Menschen, die in ihreren jungen Jahren keine Familie aufgebaut, und Kinder gehabt haben. Die Einsamkeit ist für diese Menschen keine Erholung, sondern ein angstbesetzter Zustand, besonders im Hinblick auf die weitere Zukunft.

Liebe Grüsse,

Helpness

25.08.2008 13:34 • #28


R
hallo, helpness!

ich denke, es ist von fall zu fall verschieden.

es gibt ja menschen, die sich sehr wohlfühlen in ihrer gewollten
einsamkeit, und möchten sogar allein, im einklang mit der natur, leben.

liebe grüsse
rose

25.08.2008 14:45 • #29


H
Hallo rose !

Da gebe ich dir vollkommen recht.

Nur, diese Menschen sind glücklich damit, und wollen es auch so.
Wer einsam aber glücklich in der Natur lebt, wird bestimmt auch nicht hier im Forum schreiben.

Liebe Grüsse,

Helpness

25.08.2008 15:50 • #30


R
hallo, helpness!

genauso!!

liebe grüsse
rose

25.08.2008 18:26 • #31


Marvin Gainsborough
Stichwort keine Familie und keine Kinder in jungen Jahren..

Familie hilft sicher gegen die gefühlte Einsamkeit, aber - sie kann sie ja dennoch nicht aufheben. Man kann doch in der Familie genauso an Routine zugrunde gehen, an Stumpfheit und Gewohnheit.

Ich bleibe dabei: Es gibt kein Mittel, sich seiner Getrenntheit zu entledigen. Ich muss in mir ruhen, mich in meiner ganzen Unbehaustheit mögen, ein lachendes Gesicht machen, kämpfen, auch mal loslassen, traurig sein, und aus diesem Zentrum auf andere zugehen, und dabei wissend, dass Kontakt immer Stückwerk ist. Es geht jedem so.

Ohne Freunde ist Leben schal, ja, weil Freunde eben das oben gesagte in mir anregen, aber noch wichtiger ist der Ruhepol in sich. Das eine fördert wohl das andere, stimmt schon.

27.08.2008 00:12 • #32


R
guten morgen!

ja, es stimmt, was du schreibst.

die erfahrung und daß allgegenwärtige leben zeigt es uns ja.
mittlerweile wird jede zweite ehe geschieden.

wir wollen immer und wenn wir dann eine chance haben, klappt es nicht. der streit ist vorprogrammiert, die untreue evtl. auch und so macht man sich etwas wieder kaputt, wonach man sich doch so gesehnt hat.

der mensch ist eben ein hochkompliziertes wesen.

er will immer gerade daß, was er nicht hat.
ich glaube, die gefahr liegt darin, daß wir uns doch wirklich gar nicht richtig brauchen, oder?

liebe grüsse und für alle einen schönen tag
rose

27.08.2008 07:53 • #33


H
Hallo Marvin !

Auch vorübergehende Kontakte (Ehen) sind doch Kontakte, die einem das Leben Zeitweise verschönern können.

Zugrunde gehen kann man an allem, wenn man die Dinge immer nur negativ (auch wenn sie das leider meistens ja auch sind) sieht.

Liebe Grüsse,

Helpness

27.08.2008 11:34 • #34


M
Ich finde, das ist gar nicht so eine negative Sicht.

Im Resultat ist es viel negativer wenn man zum Beispiel nach einer Form von Zwei- oder Gemeinsamkeit sucht, die es gar nicht geben kann, indem man den/die anderen mit Ansprüchen auf Gleichheit und Verständnis überhäuft, die ein anderer Mensch nie erfüllen kann.

27.08.2008 14:34 • #35


H
Hallo MorticiaA !

Natürlich führen zu hohe Erwartungen an Freundschaften oder Beziehungspartner auch zu negativen Erlebnissen (durch mögliche Enttäuschung).

Aber man kann doch desshalb nicht allen menschlichen Begegnungen völlig aus dem Wege gehen. Ich habe dies in den letzten Jahren so getan, und dabei leider keine gute Erfahrung gemacht. Vielleicht bin ich aber auch die Sache nur mental falsch angegangen?

Liebe Grüsse,

Helpness

27.08.2008 15:02 • #36


M
Hallo,
wenn man es so sieht, dass man auf gewisse Weise immer seperat bleibt, bedeutet das ja nicht, dass man anderen Menschen aus dem Weg gehen muss. So wie ich das verstehe, trifft Einsamkeit nach dieser Definition auch zu in dem Moment wenn man umringt von Leuten, oder einer einzelnen Person ganz nahe ist und sich vielleicht sehr wohl fühlt. Das bedeutet demnach nicht, dass man deswegen ununterbrochen traurig und verzweifelt sein muss.

Na ja, ich selbst benutze das Wort Einsamkeit schon eher als Bezeichnung für ein Gefühl, weniger für einen Zustand, und bei mir hats auch diese Implikationen: traurig, verzweifelt, etwas vermissend. Wobei ich denke, dass sich jeder Mensch gelegentlich so fühlt, auch wenn er ansonsten sehr glücklich ist, und man demnach tatsächlich nie ein für allemal und für immer frei davon ist. Muss man aber ja auch nicht, denn andere Gefühle wie Freude oder Glück werden ebenfalls niemals für immer verschwinden und gehören genauso dazu.

Ich habe keine Ahnung was letztendlich die richtige oder falsche Herangehensweise ist, womöglich ist das ja auch bei verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich. Ich kann nur für mich sagen, dass es mir erst dann möglich war, eine erfüllende Partnerschaft einzugehen, nachdem das Alleinesein für mich den Schrecken etwas verloren hatte, ich das Gefühl Einsamkeit also nicht mehr verspürte und mich mit mir als womöglich alleiniger Gesellschaft ganz gut angefreundet hatte.
Das hat mich offenbar, von mir ganz unerwartet zum damaligen Zeitpunkt, befähigt, auch manchmal ein paar (wenigen) anderen Menschen zu vertrauen und nicht gleich vor ihnen Reißaus zu nehmen.

Liebe Grüße
Morticia

27.08.2008 15:29 • #37

Sponsor-Mitgliedschaft

H
Hallo !

Einsamkeit hat sehr viele Facetten. Obwohl ich wegen meiner Einsamkeit hier im Forum bin, und sehr darunter leide, bin ich auch manchmal sehr zufrieden damit, und brauche sie sogar. Es hört sich natürlich wie ein Wiederspruch in sich selbst an, ist aber keiner, nur schwer zu erklären.

Man sollte natürlich auch mit seiner Einsamkeit (zeitweise) umgehen und zufrieden sein können. Sonst klammert man sich an jeden (stacheligen?) Strohhalm, und das ist dann auch nicht so gut.

Liebe Grüsse,

Helpness

27.08.2008 16:06 • #38


Marvin Gainsborough
@helplness: was hält dich davon ab, Einsamkeit, so wie du sie definierst, zu überwinden?

Dann müsstest du nicht mehr leiden !

27.08.2008 22:48 • #39


Marvin Gainsborough
Zitat von Marvin Gainsbourough:
was hält dich davon ab, Einsamkeit, so wie du sie definierst, zu überwinden?

Dann müsstest du nicht mehr leiden !


Ihr versteht mich schon, ich meine die Einsamkeit als quälenden Mangelzustand überwinden, also geselliger werden, mit Leuten anknüpfen.

Dass ich damit meine meiner existentiellen Einsamkeit nicht entkomme, meine ich immer mit, auch wenn ichs nicht sage.

Rollo May hat mal gesagt: Das Gegenüber mildert meine Einsamkeit. Klar, weil ich Anregungen von außen erhalte.

27.08.2008 22:59 • #40


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