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Einsamkeit
Ich nehme seit drei Wochen wieder ein Antidepressivum. Selbst verschrieben sozusagen...
Warum wirkt das nicht?
Ich wollte vermeiden, dass ich wieder in diesem Loch lande. Ich möchte das nicht mehr.
Ich habe gerade wieder Gedanken - zum kotzen.
Ich bin wertlos, es würde niemanden interessieren wenn ich tot wäre.
Ich frage mich, was der Auslöser für dieses Eintauchen in dunkle fiese traurige Gedanken war?!?
Gestern hatte ich ein kurzes Gespräch mit meiner Mutter. Sie zeigt wirklich wenig Interesse an mir. Sie liebt mich zwar, aber irgendwie kann ich es nicht sehen. Jedenfalls hat mich das Gespräch sehr wütend gemacht und heute bin ich wieder ganz unten.
Sie fragte mich, ob ich wieder diese Psychopharmaka nähme. Ihr ist aufgefallen, dass ich mich zurückziehe. Das mache ich schon seit zwei Monaten und seit 3 Wochen nehm ich den Kram. Ich kann mir in etwa vorstellen, wie das wäre hier tot in der Wohnung zu liegen. Vielleicht würden es meine Kommilitonen merken, vielleicht auch die anderen Mieter weils irgendwann stinken würde.

Kann mir mal irgendjemand eine Sache erklären, die ich mir zeitlebens wohl selbst nie erklären kann!?
Warum bin ich nur Makulatur im Leben meiner Mutter. Warum sind meine beiden Brüder wichtig, das Kind von Freunden meiner Mutter auf welches Sie früher immer aufgepasst hat(gehört irgendwie mit zur Familie), die anderen Kinder, auf die Sie aufpasst wo sie Haushälterin ist. Warum sind die beiden Enkel so wichtig. Warum bin ich nicht so wichtig? Warum habe ich das verdammte Gefühl am wenigsten wichtig im Leben meiner Mutter zu sein, die mir eigentlich so viel bedeutet? Warum ist das so?

Und jetzt noch kurz eine Erklärung am Rande. Meine Mutter hatte vier Kinder. Meine älteste Schwester starb ein Jahr vor meiner Geburt. Sie wurde von Nachbarn getötet. Meine Mutter wünschte sich so sehr eine Tochter, als das passiert ist und ich kam zur Welt und war weiblich. Warum aber merke ich nichts davon, dass ich das gewünschte und ersehnte Kind war in dem Moment?
Was ist da schief gelaufen? Was ist da los? Warum bin ich so aussen vor? Warum nur? Was kann ich tun um diese Wunde zu heilen?

19.12.2015 22:40 • 20.12.2015 #1


10 Antworten ↓


K
Zitat:
Warum bin ich nur Makulatur im Leben meiner Mutter. Warum bin ich nicht so wichtig? Warum habe ich das verdammte Gefühl am wenigsten wichtig im Leben meiner Mutter zu sein, die mir eigentlich so viel bedeutet? Warum ist das so?

Ich kenne das Phänomen, dass Fremde, Bekannte besser behandelt werden als Familienmitglieder.
Warum? Weil man es nicht muss.

Bei Fremden muss man sich nett verhalten, weil sie sonst den Kontakt abbrechen. Bei Familienmitgliedern muss man es nicht, weil sie ja nicht den Kontakt abbrechen.
Für mich ist es eine Art gehen lassen innerhalb der Familie.

Woran das liegt? Die Familienkultur ist hier einfach ziemlich kaputt.
Umgekehrt wäre nämlich sinnvoll(er).

Zitat:
Warum aber merke ich nichts davon, dass ich das gewünschte und ersehnte Kind war in dem Moment?
Was ist da schief gelaufen? Was ist da los? Warum bin ich so aussen vor? Warum nur? Was kann ich tun um diese Wunde zu heilen?

Ich denke, das liegt an der Depression.

Gehts einem total beschis.sen steigert man sich in Dinge hinein und macht zT den Fehler diese Dinge für das eigene Befinden verantwortlich zu machen.

Würde es dir besser gehen, würde dich das Verhalten deiner Mutter weit weniger tangieren. Es wäre komisch für dich, aber weiß Gott kein Grund darüber zu grübeln.
Die Depression macht, dass man beginnt über Dinge zu grübeln. Und dann treten die schwächsten Punkte im eigenen Leben zu Tage.

19.12.2015 23:00 • #2


A


Vielleicht sollte ich doch mal zum Therapeuten

x 3


Einsamkeit
Du hast so recht mit deiner zweiten Antwort. Das ist typisch für eine Depression.
Aber es ist immer Thema gewesen und wird es immer sein. Und jedes Mal in der Weihnachtszeit macht es mich fertig.
Letztes Jahr war ich nicht hier zu Weihnachten und hab die Familie vermisst. Ich merke, dass es besser ist, nicht da zu sein und Sehnsucht zu haben, als da zu sein und unerfüllte Sehnsucht zu haben.
Ich muss mich weiter abnabeln oder wie auch immer man das nennen will.
Irgendwann möchte ich woanders leben, irgendwo wo es schön ist. Meine Familie ist mir näher, wenn ich weiter weg bin.
Ein Teufelskreis.

19.12.2015 23:12 • #3


K
Zitat:
Ich muss mich weiter abnabeln oder wie auch immer man das nennen will.

Wenn deine Mutter wirklich böswilllig wäre, ok.

Ich kann die Situation und eure Beziehung nicht wirklich beurteilen, aber soweit ich es verstanden habe, hat sie kein Verständnis für dich und die Krankheit.

Es ist schwierig so etwas zu bewerten,aber solange sie nur gleichgültig ist, würde ich es nicht negativ bewerten. Würde sie dich angreifen und dir Dinge vorwerfen, wäre es etwas anderes.

Für die Krankheit Depression haben nun einmal nur Leute Verständnis, die wirklich Fachwissen haben oder selbst die Erfahrung haben machen müssen.
Es ist ungerecht, unfair, aber so ist es halt.

Selbst hier im Forum gibt es Betroffene, die kein Verständnis für diese Krankheit aufbringen. Wie sollen es dann erst Leute ohne Bezug..

20.12.2015 00:00 • #4


Icefalki
Einsamkeit, deine Überschrift, dass du vielleicht zum Therapeuten gehen solltest, würde ich unterstützen.

Depri sind echt schlimm und mit Zuwendung allein leider nicht zu heilen. Ich kam damals nur mit medis da raus.

Ratschläge alleine nützen da nix, das Loch ist sehr tief.

20.12.2015 00:10 • #5


Einsamkeit
@Kern12
Es geht mir weniger um die Krankheit, die auch selbst noch nicht so ganz akzeptiere, denn es ging lange ohne Rückschläge. Es geht mir darum, dass so wenig Interesse da ist. Ich bin so ein toller interessanter Mensch, ich hab so viel gutes in mir. Sie sieht es aber nicht. Sie ist so ein guter Mensch, einer der besten! Aber sie sieht mich nicht.
Je mehr ich merke, wie fehlerbehaftet ich selbst bin, desto mehr Verständnis habe ich für alle Menschen, die nicht mehr in der Norm der Gesellschaft sind.

@Icefalki
Ich weiß. Deswegen nehm ich ja Medis. Ich bin nicht dumm.
Und ich weiß auch, dass Ratschläge selten nützen, ausser sie kommen von Leuten, die sich auskennen. Dann hilft es doch schonmal.
Mir hilft am meisten besaufen und abwarten bis der Tag um ist. So zumindest heute

20.12.2015 00:16 • #6


Icefalki
Ich weiß ja, nur bei den depris fühle ich mich auch sehr hilflos. Kluge Sprüche klopfen und so.

Dein Problem mit der Mutter (bei mir waren es die Eltern) kenne ich nur zu gut.

Die trugen die Bilder anderer Kinder im Portemonnaie mit sich rum und nicht die der Enkel, die von mir stammen.

Ist manchmal einfach so, kannst dich abzappeln und auf den Kopf stellen, ich habe es nie kapiert.

20.12.2015 00:23 • #7


K
Zitat:
Sie ist so ein guter Mensch, einer der besten! Aber sie sieht mich nicht.
Je mehr ich merke, wie fehlerbehaftet ich selbst bin, desto mehr Verständnis habe ich für alle Menschen, die nicht mehr in der Norm der Gesellschaft sind


Ich denke, dass du dir da auch schon die Erklärung dafür geliefert hast.
Gerade weil sie sich als so gut ansieht, sieht sie andere nicht.
Gerade, wenn sie auch eigene Fehler und Schwäche sehen würde, könnte, könnte sie wahrscheinlich auch erst andere wertschätzen.

Es bringt dir nur nichts dich darüber aufzuregen.
Kannst du es irgendwie beeinflussen, ändern? Ich denke nicht.

20.12.2015 00:25 • #8


Einsamkeit
Aber Sie sieht andere. Nur mich nicht. Zu wenig.
Sie ist gut, das sage ich. Ich glaube aber auch, dass sie selbst das weiss.
Alle mögen Sie. Sie verdient nur gutes. Sie hat im Leben genug durchgemacht. Ich dürfte keine Ansprüche stellen.
Ich tu es ja auch meist nicht. Ich möchte doch nicht um Liebe bitten.
Ich verzichte ja die meiste Zeit.
Aber manchmal im Leben tut das so weh.....wie jetzt gerade....
Ich geh schlafen, ich kann nicht mehr für heute.

20.12.2015 00:31 • #9


R
Hallo,
das ist jetzt schwierig eine Depression nur auf das Missverständnis zwischen dir und deiner Mutter zurückzuführen. Für mich sieht es nach zwei Problemen aus, wobei natürlich die Missstimmung zur Mutter zusätzlich auf eine depressive Verstimmung drücken kann, ganz klar.
Ich weiß nicht, wie alt du bist @Einsamkeit, aber ich denke, daß du dich noch nicht von deiner Mutter 'abgenabelt' hast. Versteh das bitte nicht falsch, denn ich meine jetzt nicht, daß du ein 'Muttertöchterchen' wärst oder einen Mutterkomplex hättest. Ich meine das: jeder Mensch durchlebt in den Etappen seines Lebens immer neue Erkenntnisse. Das hört nie auf. In Bezug auf unsere Eltern, Geschwister, Ehepartner, Menschen, denen wir im Leben begegnen, nehmen wir zu jedem Einzelnen ebenfalls immer verschiedene Positionen ein. Wir altern mit ihnen und das entwickelt sich lebenslang fort.
So kann es passieren, daß der Vater, den wir als Helden erlebt haben, irgendwann von uns als alter Mann erkannt wird. Irgendwann kehrt sich das um und ein Vater erlebt seine/n Sohn/Tochter als Helden. Wenn wir als Kind unsere Hilflosigkeit gegen eine ungerechte Behandlung der Eltern erleben, wird auch das irgendwann umgekehrt der Fall sein können. Auch Eltern fühlen sich im Alter irgendwann ungerecht von uns Kindern behandelt und erleben eben auch dieses Gefühl. Die Kinder werden irgendwann auch vielleicht Eltern sein und der eine Kreis schließt sich und ein neuer beginnt. Dabei sage ich nicht, daß man Lebenskonflikte mit den Eltern verzeihen soll, sondern daß man besser darauf achtet, diese Lebenskonflikte nicht an seine Kinder weiterzugeben und es einfach besser zu machen.

Das mit deiner verstorbenen Schwester erinnert mich etwas an die beste Freundin meiner Mutter, die nur wenige Wochen vor meiner Geburt verstarb. Meine Mutter gab mir ihren Namen, um sie zu ehren und es hatte wohl auch für mich die Auswirkung, daß meine Mutter anders mit mir umging, als mit meinen Geschwistern. Bei mir nahmen meine Geschwister mich als das behütete 'Vorzeigepüppchen' wahr und sie haben ein komplett anderes Verhältnis zu meinen Eltern eingenommen, als ich. Aus meiner Sicht ist allerdings etwas ganz anderes passiert: sie sah in mir einen anderen Menschen und sah nicht, wie es in mir wirklich aussah.

Vielleicht ist eine Therapie gar nicht so schlecht. Denn durch meine Therapie war ich auch besser in der Lage, die o.g. Prozesse besser zu verstehen. Man kann sich einen Standpunkt auch erarbeiten, statt in einer langandauernden Wut zu verharren.

Grüße

20.12.2015 00:34 • #10


Einsamkeit
Hi Reenchen,

ja gestern war aber auch ein schlimmer Tag. Meist macht mir das ja gar nicht so zu schaffen aber wenn ich ganz unten bin, dann ist das Thema Nummer 1. Ich bin 36 und denke, dass ich mich sehr gut abgenabelt habe. Schon lange. Ich bin auch sehr selbständig und frage nie um Rat. Ich leide einfach nur immer mal wieder und mal mehr oder weniger unter der Tatsache, dass ich nicht so wichtig erscheine. Ich bin ja auch Sandwichkind, die laufen ja generell oft so nebenher. Das hab ich schon früh gemerkt. Manchmal frag ich mich, ob Sie sich nicht an mich heran traut. Jetzt hab ich ihr ja vorgestern gesagt, dass ich wieder Tabletten nehme und ich hör nichts von ihr. Sie hätte ja auch mal anrufen können und das Gespräch fortsetzen können, aber nein..... Ich weiß nicht, warum das so ist. Wenn es mir gut geht, kann ich das akzeptieren. Ich erinnere mich, dass immer wenn ich einen festen Partner hatte, das zeitweise Thema war....

Deinen letzten Satz finde ich gut. Das sollte mein Ziel sein.

20.12.2015 14:26 • #11


A


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Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl