App im Playstore
Pfeil rechts
38

Zitat von Malin2:
Dann sitz ich für den Rest meines Lebens vermutlich in der Wohnung. Die Möglichkeit nicht darüber nachzudenken gibt es nicht oder eben nur mit endgültig aufgeben, kompletten sozialen Rückzug.

Vom Prinzip ist das dann auch eine Entscheidung.

Danke!
In dem Fall, fange ganz klein wieder an. Ein bisschen raus, eine kurze Zeit jemanden treffen. Wenn du die Möglichkeit (= Menschen) dazu hast.

Zitat von Malin2:
raus gehe ich täglich aber nur zum Einkaufen, zu meinem Vater und sonst nur spazieren in einer Gegend wo ich niemanden treffe. Stadt oder so was ist der pure Stress.

Da bist du im Vergleich zu mir aber ziemlich viel unterwegs!

Ich hätte gar nicht die Zeit dazu, da ich meine Mutter pflege, muss immer da sein. Gehe nur drei Mal pro Woche in der Früh kurz raus (Friedhof), kombiniert mit einmal pro Woche kleiner Einkauf, alle drei Wochen ein Großeinkauf.

Keine Ahnung, was ich mache, wenn meine Mutter vor mir stirbt. Vielleicht das gleiche weiter - also daheim im Haus und Garten hocken und Haus- und Gartenarbeit machen.

A


Macht Depression unfähig Entscheidungen zu treffen?

x 3


Zitat von Malin2:
Irgendeine Hilfe von außen die mich mobilisiert gibt es nicht bzw. kann ich das nicht als solche annehmen.

Kenne ich!
Es gibt nur einen einzigen Menschen, den ich einmal pro Jahr besuche. Aber auch nur, weil er mich einlädt (= motiviert). Andere ev. Einladungen nehme ich nicht an, weil ich auch menschenscheu bin. Aber die Einladungen sind sehr selten geworden, weil ich sie sowieso nicht annehme.

@User_0815_4711 ist bei mir ziemlich ähnlich, Einladungen weich ich aus. Bei manchen Menschen ist das auch gut so und mehr Eigenschutz. Nur wenn ich mir dann wirklich etwas vornehme und nicht schaffe, wie gestern, dann macht mich das noch mehr kaputt. Das raubt die Hoffnung das es je wieder besser werden kann.

Durch deine Mutter hast du aber eine feste Aufgabe und Verantwortung, da wirst gebraucht. Ich glaube das ist ziemlich wichtig.

Zitat von Malin2:
Nur wenn ich mir dann wirklich etwas vornehme und nicht schaffe, wie gestern, dann macht mich das noch mehr kaputt.

Das ist natürlich nicht angenehm.

Bei mir ist das glücklicherweise nicht so, bzw. nehme ich mir gar nichts mehr vor.

Ich habe mir jetzt nicht alles durchgelesen, aber kann aus eigener Erfahrung sagen, dass mich die Depressionen völlig entscheidungsunfähig gemacht hatten. Ein wenig Selbstschutz ist das ja auch, so treffe ich wenigstens nicht die falsche Entscheidung, auch wenn es trotzdem lähmt und unangenehm ist.

Hallo Rick,

Zitat von Rick:
aber kann aus eigener Erfahrung sagen, dass mich die Depressionen völlig entscheidungsunfähig gemacht hatten.


Was Du hier beschreibst, werden viele Menschen kennen.
Um etwas zu verbessern, kann es in der Regel auch verständlicherweise besonders helfen,
wenn man versucht, folgendes zu erkennen.

Was scheint die eigentliche anfängliche Ursache gewesen zu sein? Und zu welcher Auswirkung
hat dies danach geführt?


Deswegen stellt sich immer wieder eine ähnliche Frage.

Führt die Angst, sich für etwas eindeutig zu entscheiden, manchmal in eine Angststörung? Oder.
Führt eine Angststörung mit der Zeit dazu, nicht mehr entscheiden zu wollen. Nicht mehr entscheiden zu können.

Führen starke Ängste und die Befürchtungen, für sich selbst eventuell Wesentliches falsch zu entscheiden,
mit der Zeit langsam in eine Depression hinein? Oder.

Ist eine Depression die unumkehrbare Störung, die angstfreies entscheiden mit der Zeit unmöglich macht?

Fragt man Menschen die davon betroffen sind, werden sie sich meiner Ansicht nach überwiegend dafür
entscheiden, das die Angststörung und die Depression fast immer zuerst da waren.

Aber ist das wirklich meistens so?

Zitat von Rick:
Ich habe mir jetzt nicht alles durchgelesen, aber kann aus eigener Erfahrung sagen, dass mich die Depressionen völlig entscheidungsunfähig gemacht hatten.


Du schreibst - gemacht hatten. Bedeutet das, es ist Dir gelungen, Dich wieder schneller und
besser entscheiden zu können?

Viele Grüße
Bernhard

Zitat von Hotin:
Du schreibst - gemacht hatten. Bedeutet das, es ist Dir gelungen, Dich wieder schneller und
besser entscheiden zu können?


Ich konnte die depressiven Phasen zum Glück immer wieder überwinden und all das, was ich in der schwierigen Zeit vermisst habe - wie Entscheidungsfähigkeit, Konzentration, Freiheit von Angst und Schlaf (um nur ein paar Beispiele zu nennen) - kam zurück.

@User_0815_4711 genau wie ich ! Es könnten meine Worte sein.

ich finde ja

Mein 2. Vorname ist Ich kann keine Entscheidung treffen. Hab ich mein ganzes Leben schon. Brauche ewig für eine Entscheidung und Umsetzung...

Derzeit fällt es mir verstärkt auf. Ich sehe/weiß was ich erledigen/entscheiden muss und was mache ich? Nichts. Eher freeze, weil wenn ich erstarre, mach ich nichts falsch. Völliger Blödsinn, weiß ich selbst. Komm nur noch nicht dagegen an.

Zitat von Greta__:
Mein 2. Vorname ist Ich kann keine Entscheidung treffen. Hab ich mein ganzes Leben schon. Brauche ewig für eine Entscheidung und Umsetzung... Derzeit fällt es mir verstärkt auf. Ich sehe/weiß was ich erledigen/entscheiden muss und was mache ich? Nichts. Eher freeze, weil wenn ich ...

Keine Entscheidung treffen ist auch eine Entscheidung ...

Zitat von DrSeltsam:
Keine Entscheidung treffen ist auch eine Entscheidung ...

Sehe ich im Grunde auch so, denn bei allem für und wider ist dann das nichts zu tun auch etwas, dessen eine Entscheidung vorausgeht. Das ist aber dann auch nicht schlimm, sofern es dadurch keine weitreichenden Konsequenzen mit sich bringt.

Ungünstig wäre es nur, wenn man etwas nicht tut und es hinterher so lange überdenkt, bis man es bereut, es nicht getan zu haben. Bestenfalls könnte man aber daraus auch lernen, es vielleicht bei einer neuen Möglichkeit doch zu tun und sieht dann hinterher, ob es gut oder richtig, oder zumindest nicht falsch war, es doch mal zu tun.

Zitat von Disturbed:
Ungünstig wäre es nur, wenn man etwas nicht tut und es hinterher so lange überdenkt, bis man es bereut, es nicht getan zu haben. Bestenfalls könnte man aber daraus auch lernen, es vielleicht bei einer neuen Möglichkeit doch zu tun und sieht dann hinterher, ob es gut oder richtig, oder zumindest nicht falsch war, es doch mal zu tun.

Genau. Eine Entscheidung nicht zu treffen bedeutet im Normalfall ja, den derzeitigen Status beizubehalten. Damit lasse ich mich also auf was bekanntes ein dass mir dadurch erstmal Sicherheit gibt.

Hatte @Greta__ ja auch so geschrieben:
Zitat von Greta__:
wenn ich erstarre, mach ich nichts falsch

Das ist aber eben eine der Alternativen die man hat und man trifft damit durchaus eine Entscheidung – auch wenn es sich wie nichts tun anfühlt.
Man hat ja seine Gründe und wenn man sich von dem ich tue nichts, ich bin wie gelähmt löst und erkennt, dass man damit durchaus eine Entscheidung trifft, fühlt es sich nicht mehr so mies an und man hat vielleicht den Mut sich doch mehr mit den Alternativen zu beschäftigen.

Hallo Greta,

Zitat von Greta__:
Derzeit fällt es mir verstärkt auf. Ich sehe/weiß was ich erledigen/entscheiden muss und was mache ich? Nichts.


was Du beschreibst, passiert vielen Menschen. Es ist nicht schwierig zu verstehen,
warum dies so funktioniert.
Ich habe Dir hier mal eine Grafik von mir angefügt.

Im Kopf haben wir zwei Bereiche mit denen wir denken.
Diese sind unser Unterbewusstsein und unser Bewusstsein.
Vereinfacht gesagt funktioniert das etwa so.

Unser Unterbewusstsein ist eigentlich nur ein Speicher dort wird entweder nichts entschieden
oder nur nach Gefühl entschieden. Der Vorteil davon ist. Die Natur hat es so eingerichtet,
dass Du keine Zeit dafür benötigst um zu handeln. Alles ist immer sofort zur Verfügung.
Nun ist es so, dass wir Menschen diesen Geschwindigkeitsvorteil leider auch manchmal
mit einem großen
Nachteil bezahlen müssen.
Unser Unterbewusstsein benötigt zwar keine Zeit um uns mit Informationen zu versorgen.
Aber es kann nicht sachlich denken und auch nicht Neues denken und somit auch
nichts zu unserem wirklichen Vorteil entscheiden.

Dies wiederum kann nur unser bewusstes Denken. Der Nachteil von unserem bewussten Denken ist.
Es funktioniert so schnell,wie eine Schnecke kriecht.

Was machen wir Menschen deshalb also meistens. Wir denken unterbewusst.
Wenn wir aber unser langsames bewusstes Denken nur noch selten benutzen, weil es sich sehr
langsam und auch anstrengend anfühlt, begehen wir einen wichtigen Fehler.
Wir verlieren teilweise die Kontrolle über unsere Gedanken.

Und dann will oder kann man auch nicht mehr entscheiden.

Das kann man immer wieder hier nachlesen, wie sich das anfühlt.
Noch schlimmer kann es werden, wenn jemand dann sein unterbewusstes Denken
versucht zu kontrollieren.
Weil das geht schon gar nicht.

Wer nun meint er tut sich etwas Gutes an, wenn er beginnt nach Gefühl zu entscheiden
(die sogenannte Bauchentscheidung), der liegt dann nicht nur oft falsch.
Derjenige öffnet auch die Tür für seine unterbewussten Ängste.

Und versteht dann aber nicht, was da nun passiert. Fühlt sich krank.

Ist das ungefähr zu verstehen, wie wir denken?

Hallo Hotin, ich habe das was du hier geschrieben hattest mal eine Zeit lang an mir selbst beobachtet. Ich glaube in vielen Situationen kann ich das aber nicht steuern, entweder entscheidet die Angst und damit das Bauchgefühl oder es bleibt dabei das ich jedes für und wieder ewig abwäge und trotzdem keine Entscheidung treffen kann.

Ich wollte umziehen, habe ich eine schöne Wohnung gefunden aber irgendwie sagt die innere Stimme, ein Umzug ist zu anstrengend, ich kann das nicht, was wenn dort auch wieder laute, unfreundliche Nachbarn sind, was wenn ich am Ende diese Entscheidung bereue. Ich verzweifel an mir selbst, weil ich wirklich nichts auf die Reihe bekomme. Ich will was ändern und kann es nicht. Mittlerweile glaube ich das es nicht die Depression ist sondern die Angststörung die überhaupt keine Veränderung im Leben ermöglicht.

Hallo Malin,

Zitat von Malin2:
ich habe das was du hier geschrieben hattest mal eine Zeit lang an mir selbst beobachtet.

das finde ich wunderbar, dass Du das mal länger und intensiv beobchtet hast.

Zitat von Malin2:
Ich glaube in vielen Situationen kann ich das aber nicht steuern, entweder entscheidet die Angst und damit das Bauchgefühl oder es bleibt dabei das ich jedes für und wieder ewig abwäge und trotzdem keine Entscheidung treffen kann.

Das kann gut sein, dass Du das genau immer so machst. Auch andere Menschen kommen aus den
gleichen Gründen hier ins Angstforum.

Du könntest natürlich mit der Zeit schon persönliche Entscheidungen treffen. Das wirst Du aber nicht wollen.
Denn dann müsstest Du auch die Verantwortung für Deine eigene Entscheidung übernehmen.
Das willst Du aber nicht. Du hast Angst, später das Gefühl zu haben. Ich habe mich falsch entschieden.

Für mich bedeutet das. Wenn Du nicht bereit bist immer die Verantwortung für Deine Entscheidung
zu übernehmen, baust Du Dir vermutlich selbst den Boden für eine Depression.

Zitat von Malin2:
Ich wollte umziehen, habe ich eine schöne Wohnung gefunden aber irgendwie sagt die innere Stimme


Zitat von Malin2:
was wenn ich am Ende diese Entscheidung bereue.


Was Du da als Deine innere Stimme beschreibst ist die Stimme Deiner unterbewussten Gefühle.
Dazu sagt Deine Angst oft frühzeitig Nein.
Das ist super-einfach. Wer immer gleich Nein sagt, der braucht nie befürchten falsch zu liegen.
Deine Angst will sich also nicht dafür entscheiden. Andererseits ist ist jede Antwort, die nicht
klar und deutlich ein Ja ist oder auch, Ich entscheide mich eindeutig für etwas, ebenfalls ein Nein.

Wenn Du dann immer alles ewig lange versuchst abzuwägen, verhält es sich auch hier genauso.
Immer alles ewig abwägen, bedeutet ebenfalls, nicht klar Ja zu etwas sagen. Auch hier
kommst Du immer zu dem gleichen Ergebnis. Ich entscheide mich für Nein.

Was Du auch immer tust. Wie ich das verstehe, bescheibst Du verschiedene Möglichkeiten oder
Wege in Deinem Kopf.
Und scheinbar kommst Du immer zu dem selben Ergebnis. Es ist Nein.
Und das nennt man eine Depression.
Wer sich für nichts mehr positiv entscheiden kann oder will, derjenige kann kaum noch etwas
Angenehmes, etwas Schönes im Leben sehen.

Zitat von Malin2:
Mittlerweile glaube ich das es nicht die Depression ist sondern die Angststörung die überhaupt keine Veränderung im Leben ermöglicht.

Das sehe ich genau wie Du. Ich teil Deine Meinung zu 100 %.

Und wenn wir beide Recht haben, dann beschreibst Du hier genau, dass Du die Zusammenhänge
die sich in unseren Köpfen abspielen inzwischen sehr gut erkannt hast.

Mit meinen Worten sage ich deshalb.
Auch ich vermute, dass der falsche Umgang mit unseren Gefühlen und mit unseren Ängsten,
die Grundlage ist, ob und wann wir in einer Angststörung oder sogar in einer Depression landen.

Vielen Dank für Deinen sehr aufschlussreichen Textbeitrag.

A


x 4






Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl
App im Playstore