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H
Hallo zusammen,

ich hoffe euch gehts gut soweit. Ich habe lange Zeit überlegt, ob es überhaupt Sinn macht hier was zu schreiben, aber vielleicht kann doch der ein oder andere ja mit seiner Erfahrung aus etwas helfen. Es geht vorab um das Thema Leistungsangst/Depression.

Ich versuche es möglichst kurz zu halten.

Mein Beschwerden sind schlimmer geworden seitdem im Job erhöhte Erwartungen auf mich gekommen sind. Ich hatte diese Beschwerden am Anfang des Jobs teilweise auch. Sie verschwanden aber nachdem ich dort nach paar Jahren gemerkt habe, dass ich doch was kann. Es auch ausreichte was ich tat und das dies auch wertgeschätzt wurde. Zudem
fand ich dort Leute vor, die auch strauchelten und es entstanden Freundschaften. Nur jetzt ist es so, dass immer mehr und mehr gefordert wird und die meisten Leute dort längst weg sind und ihr Leben jetzt sogar besser scheint als vorher. Ich bin dort die ganze Zeit geblieben, weil ich nach den paar Jahren klar kam und wahrscheinlich auch Angst hatte in einem neuen Job wieder dieses Symptome zu bekommen und wie das dann auch auf dem Lebenslauf aussehen permanent die Jobs zu wechseln

Der Neurologe meinte es wären klassische Symptome einer mittelgradigen Depression und gab Mirtazapin, welches ich noch nicht nahm, da ich erst Laif 900 probiere. Nach Selbstedukation zweifele ich daran, dass Tabletten die waren Ursachen beseitigen können. Ich denke es ist eher eine Angststörung, die bei Leistungsdruck aufkommt und die in eine Depression gemündet ist. Das witzige ist, dass in den Phasen wo ich keinen Druck hatte ich am kreativsten war und auch die besten Lösungen mir immer ausgedacht habe. Aber sobald jemand etwas von mir erwartet, wo ich keinen Idee sofort habe wie ich es machen soll und ich keine Unterstützung merke, dann blockiert bei mir etwas.

Soweit ich mich erinnern kann bestand diese Angst bisher bei jedem Job/Praktika. Nur warum habe ich das so? In akuten Phasen der Depression/Leistungsangst habe ich Schlafstörungen (kann Einschlafen, aber schlecht durchschlafen), wache früh auf, fühle mich morgens schlapp, bin schnell erschöpft, habe vorallem morgens Übelkeit/Brechreiz, Zitterigkeit. Gab sogar Phasen, wo ich absolut keinen Appetit mehr hatte und nachts in Schweiß aufgewacht bin und dann Gewicht verloren habe. Das einzige wo ich dann daran denken ist, wie ich das nächste Essen runterbekommen soll damit ich nicht noch mehr Kraft verliere und nicht noch Schwindel dazukommt.

Meines Erachtens ist es absolut verständlich, wenn man mit solchen Symptomen kämpft, dass man den Spaß am Leben und den wahren Sinn am Leben verliert. Ich beneide die Leichtigkeit, die manche Menschen haben. Auch wenn sie etwas nicht können haben sie keine Symptome wie ich und wenn ich mich an meine Kindheit zurück erinnere dann war ich ein vollkommen anderer Mensch, der immer gelacht und keine Angst vor irgendwas hatte. Keine Zukunftsangst und vorallem nicht so negativ eingestellt wie jetzt.

Mittlerweile habe ich den Job gekündigt. Nach fast einer Dekade dort, da ich auch nicht denke, dass es die Firma in 10 Jahren noch aufgrund des technologischen Fortschritts geben wird. Ich denke auch nicht, dass ich noch der richtige dort bin für die Sachen, die gewünscht sind. Ich hätte mich weiter durchquälen können, aber ich denke nicht, dass nur wegen dem Geld es das richtige wäre. Zumal ich auch der Meinung bin, dass es mitte/ende 30 besser ist ne andere Firma zu finden als z.b. Mitte 40ern oder 50ern. Seit Jahren lerne ich dort nicht wirklich mehr was neues in meinem Tempo und es gab nie Schulungen. Alles habe ich mir alles dort selbst beigebracht. Aber gefühlt reichte das nicht aus. Als ich die Kündigung eingereicht habe ist es ist etwas besser mit den Symptomen gewesen, aber im Hinterkopf schwirrt jetzt wieder herum, dass mich das auch in jedem zukünftigem Job erwarten kann, wenn ich nicht irgendwas mit mir verändere und ich endlich weiter Bewerbungen schreiben müsste.

Trotz meines Studiums in der IT habe ich das Gefühl nichts wirklich zu können und ehrlich gesagt habe ich auf Computer auch immer weniger Lust. Privat ja ok, beruflich aber mehr merke ich, dass ich eigentlich zu wenig kann für mein Gefühl von Professionalität und den Anforderungen der Arbeitgeber. Jeder sucht nur Programmierer die Probleme lösen können. Die Symptome kamen das erste mal richtig zum Vorschein, als mein Studium endete und ich eigentlich keinen wirklichen Plan hatte, was ich jetzt machen will, da ich auch im Studium häufig die Sprachen angewandt habe, die ich auch schon vorher konnte und mir davor selbst beigebracht hatte. Alleine schon die Stellenanzeigen mit den gewünschten Kenntnissen bewirken bei mir Resignation und Frustration. Ich vermeide Aufgaben, die mir zu schwer erscheinen, wo ich nicht sofort weiß was zu tun ist oder wer mir dabei helfen könnte.

Vielleicht liegt das auch an meiner Einstellung möglichst alles selbst perfekt machen zu wollen. Nehme ich das Leben zu ernst? Erwarte ich zu viel von mir und vom Leben? Habe ich das falsche studiert, nur weil ich dachte mir liegt sowas?

Es ist wirklich schade, dass man in diesem Land nicht einfach so den Beruf wechseln kann ohne wieder von vorne anzufangen. Mir war Geld nie wirklich wichtig, aber wenn man so sieht was einen dann für die Rente erwartet dann sehe ich mich dramatisiert gesagt Flaschen sammeln als Rentner mit meinen Problem mit Anforderungen an mich umzugehen. Ich habe das Gefühl, dass man sogar fürs Diskoklo putzen ein Studium erwartet, aber man auch teilweise gesagt bekommt man wäre überqualifiziert.

Ich bin also hin und hergerrissen zwischen der Idee weiter in dem Beruf zu bleiben oder wirklich etwas vollkommen anderes zu suchen oder auch auch einfach so ein stupiden Job zu finden, der bei mir diese Symptome nicht auslösen würde. Alleine wenn ich jetzt schon daran denke, wie viel Kraft das wohl von mir brauchen wird, um mich woanders wieder einzufinden, dann fangen die Gedanken wieder an.

Ich kann noch froh sein, dass meine Eltern mir helfen, aber irgendwann werden diese nicht mehr da sein und bis dahin muss (ich hasse dieses Wort) ich irgendwie mit meinem Leben klar kommen. Ist jemand von euch auch mit Leistungsdruck/angst betroffen und hat solche Symptome? Wie kommt ihr damit klar?

08.08.2023 16:52 • 08.08.2023 #1


2 Antworten ↓


Vendetta1981
Zitat von hola:
Vielleicht liegt das auch an meiner Einstellung möglichst alles selbst perfekt machen zu wollen


Das wird eines deiner Hauptprobleme sein. Perfektionismus ist einer der Gründe überhaupt, warum man in eine Depression abrutschen kann. Eben weil sie nicht zu erreichen ist und das konstante Scheitern an diese unmöglichen Aufgabe über die Zeit seine Spuren hinterlässt.

Ich arbeite auch in der IT und bin Projektleiter einer großen Software. Ich kenne daher solche Situationen. Niemand erwartet perfekte Ergebnisse außer dir. Und sie eierlegende Wollmilchsau muss man auch nicht erfinden um gute Arbeit zu leisten.

08.08.2023 20:20 • x 1 #2


H
Perfekte Ergebnisse werden sicher nicht erwartet, aber wenn dein Chef erwartet, dass etwas umgesetzt werden soll obwohl es garnicht im aktuellen zustand funktionieren kann und dich so stehen lässt, als ob nur du das Problem selbst wärst dann ist das sicher auch nicht förderlich. Es ist ja auch nicht so, dass ich nicht Mal etwas so lassen sein lassen kann, wie es ist. Es sind die Erwartungen und das ständige Nachboren und nicht Akzeptieren der anderen, wenn etwas Mal nicht so ideal ist, das mir dermaßen auf den Keks geht, welches das bei mir wohl alles verursacht. Ja, manchmal geht's halt nicht anders. Nur manche Menschen können das nicht akzeptieren und denken sie wüssten alles besser ohne überhaupt irgendeinen Plan zu haben was geht und was nicht.

08.08.2023 22:24 • #3





Prof. Dr. med. Ulrich Hegerl